my life before – part one
Prequel zu L³
Genre:
Drama
Inhalt: Isabella Swan lebt mit ihreme besten Freund Jake auf der Straße, bis ein Termin im Tattoostudio ihr Leben verändert ...
Stufe:
P18/AVL
Disclaimer
Alle Figuren und Schauplätze sind geistiges Eigentum von Stephenie Meyer; Mein ist nur der Mist, den sie so anstellen...
Hinweise:
All human, OOC, Gewalt, Lemons, kein Edward
Posting:
unregelmäßig
POV:
sehr wahrscheinlich nur BPOV
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„Jake“, ich versuchte seine Hand wegzuschieben, „Hör auf mich zu kitzeln.“
„Aber ich habe heute Geburtstag!“, tönte er fröhlich und machte einfach weiter.
„Das gibt dir noch lange nicht das Recht, mich zu ärgern“, knurrte ich und funkelte ihn böse an.
„Och, Bella“, er legte einen Arm um meine Schulter und zog mich an sich, „Man wird nur einmal im Leben einundzwanzig. Endlich richtig erwachsen.“ Sein rechter Arm vollführte eine ausladende, theatralische Geste.
„Auf den Papieren schon aber nicht im Kopf“, nuschelte ich gegen seine Brust.
Er lachte leise, was ein sanftes Vibrieren seines Brustkorbes auslöste. „Trotzdem ein Grund zu feiern.“
Sein Griff wurde fester. „Vielleicht kann ich jetzt doch irgendwo einen kleinen Job bekommen“, zärtlich küsste er mich auf meine Stirn. „In den letzten Wochen lief es doch schon gut. Ich hab mit den Drogen so viel Geld gemacht, dass wir sogar was zurücklegen konnten. Und du musstest nicht...“, er sprach es nicht aus, doch ich wusste auch so, was er meinte. Allein der Gedanke daran machte ihn so wütend, dass sein Griff um mich herum fester wurde.
„Was du heute gleich wieder ausgeben willst“, maulte ich, um ihn etwas abzulenken. Aber er hatte ja Recht. Es war schon eine ganze Weile her, dass ich meinen Körper verkaufen musste, damit wir überleben konnten.
„Ach Quatsch, so ein kleines Tattoo wird schon nicht so viel kosten. am hat mir ein Studio empfohlen, das wirklich gut sein soll“, tönte er fröhlich. Die Wechselhaftigkeit seiner Launen konnte einem manchmal ein Schleudertrauma verursachen, aber manchmal tat es auch gut, dass er innerhalb von Sekunden von nachdenklich zu fröhlich wechseln konnte.
„Ist ja okay“, seufzte ich. Seit Tagen lag er mir schon mit der Schnapsidee im Ohr, sich etwas stechen zulassen. Und er war im Moment auch derjenige, der das meiste Geld einbrachte. Mein Schnorren und klauen war lange nicht so lukrativ.
„Und jetzt komm“, übermütig zog er mich hinter sich her. „Sonst sind wir erst am Laden, wenn die Sonne untergeht. Und du weißt, ich hab Angst im Dunkeln.“
Lachend liefen wir die Stufen zur U-Bahn hinunter, sprangen geschickt über die Drehkreuze und sprinteten los, um noch die Bahn zu erreichen.
Schwungvoll rannten wir hinein und hielten uns japsend an der Stange fest.
Die übrigen Fahrgäste betrachteten uns abschätzig, aber wir hatten gelernt, diese Blicke zu ignorieren.
In den schwarzen, teils zerrissenen Klamotten fielen wir eh immer auf. Es war zwar nicht so, dass wir stanken, denn auf Hygiene achteten wir immer, aber man sah uns doch deutlich an, dass wir auf der Straße lebten. Irgendwann störte es uns nicht mehr, dass manche Menschen uns geringschätzige Blicke zuwarfen, ohne zu wissen, wie wir überhaupt in diese Situation gekommen waren , oder warum wir so lebten.
Während der vier Stationen, die wir fahren mussten, hielt Jake mich fest im Arm. Seid wir einmal fast überfallen worden waren, hatte er seinen Beschützerinstinkt verdreifacht. Er bedachte jeden Kerl, der sich auch nur mehr als einen Meter näherte mit einem bösen Blick und manchmal knurrte er sogar leicht.
Hand in Hand schlenderten wir in Richtung des Tattoostudios. Jake wurde immer nervöser, ob er sich so freute ,oder doch etwa Schiss bekam, wusste ich nicht genau. Ich kannte ihn zwar sehr gut, aber manchmal gab es Momente, in denen ich ihn einfach nicht einschätzen konnte.
Ohne anzuhalten, öffnete er die Tür zum Studio und zog mich hinter sich in den Raum. Ich hatte nicht einmal genug Zeit, um die Außenansicht des Ladens näher zu betrachten. Drinnen schlug uns stickige Luft entgegen, es war recht dunkel und satte Bässe erfüllten den Raum.
Sofort entspannte ich mich etwas. Der Laden war genau nach meinem Geschmack.
Ein schlanker, blonder Kerl, Ende zwanzig, war gerade dabei, einem bierbäuchigen Typen mit Vollbart eine nackte Frau auf den Unterarm zu stechen. Er blickte kurz auf und rief dann laut „Kundschaft“, ehe er sich wieder seinem Motiv widmete.
„Komme gleich“, rief eine raue Stimme von hinten.
Ein paar Sekunden später kam ein schlaksiger Typ mit knallrotem Haaren vor und lief auf uns zu. Bevor er uns erreichte, trat eine zweite Person in den Raum.
„Lass gut sein, Matt, ich mach das schon“, kam es von dem Zweiten.
Der Rothaarige grinste uns an und blieb stehen, um einen dunkelhaarigen, kräftig gebauten Kerl durchzulassen. Im Gegensatz zu den anderen Beiden, die in leuchtend bunten Klamotten gehüllt waren, trug er schwarz, genau wie wir, was ihn mir auf Anhieb sympathisch machte.
Mit strahlendem Lächeln kam er auf uns zu und gab erst mir, dann Jake die Hand. „Hallo. Ich bin Chris, was kann ich für euch tun?“
„Hi. Ich bin Jake, das ist Bella. Ich wollte mich gerne tätowieren lassen“, sprudelte Jake fröhlich vor.
„Okay. Hast du schon eine genaue Vorstellung? Motiv und Lage?“, hakte Chris nach.
„Yeah“, Jake zog ein sorgfältig gefaltetes Blatt Papier aus seiner Hosentasche. „Ich hab hier mal was skizziert. Auf der Oberarmkugel könnte ich mir das gut vorstellen.“
Der Typ nahm ihm das Blatt Papier ab und betrachtete es nachdenklich. Dabei hatte er seinen Finger zwischen den Lippen. Aus Gewohnheit lehnte ich mich an Jake, der seinen Arm um meine Taille legte.
Nach ein paar Sekunden nickte er und sah wieder auf. „Ich denke, das wird kein Problem.“ Sein Blick ging an meinen Konturen hinab.
„Und die junge Dame? Auch eine kleine Verschönerung?“, er zwinkerte mir zu.
Entsetzt schüttelte ich den Kopf. Nie im Leben würde ich solche Höllenmaschine an meinen Körper lassen. ( Team Bella)
„Damit wirst du wohl keine Chance haben“, lachte Jake. „Sie steht nicht so auf Nadeln. Eigentlich hat sie totalen Schiss davor.“
Er hob eine Augenbraue hoch. „Und trotzdem begleitest du deinen Freund hier her? Respekt!“ Dabei hielt er den Kopf leicht schräg und rief dann „Matt, ich hab was für dich“, ohne seinen Blick von mir zu nehmen.
Wie hypnotisiert starrte ich zurück. Jake bekam davon nichts mit, er sah sich lediglich aufgeregt um.
Der Typ mit den roten Haaren kam angeschlurft. „Hier“, der Typ bekam den Zettel in die Hand gedrückt.
„Der Kleine möchte das auf den Oberarm“, informierte ihn Chris und starrte mich weiterhin an. So langsam wurde das etwas unangenehm.
„Geht klar“, antwortete der Typ und deutete Jake mit dem Kopf an, ihm zu folgen.
Ich wollte ebenfalls hinterher gehen, wurde aber am Arm zurück gehalten. Fragend blickte ich von seiner Hand in sein Gesicht.
„Wenn dir die Nadeln nicht so behagen, kannst du dich raus in den Hinterhof setzen. Dort in der Sonne ist es wirklich angenehm“, er lächelte mich an und irgendwie war sämtlicher Argwohn, den ich hatte, wie weggeblasen. Ich konnte es mir selber nicht erklären, eben noch war mir sein Blick unangenehm, jetzt versank ich fast in seinen dunklen Augen.
Ich nickte langsam und sein Gesicht hellte sich auf. „Gut, dann komm mit.“
Chris drehte sich herum und rief den Jungs zu, dass er nach hinten gehen würde. Beide kicherten daraufhin und Jake winkte mir fröhlich.
„Komm“, hauchte er mir plötzlich ins Ohr und legte seine Hand auf mein Steißbein, um mich sanft vorwärts zu schieben. Ein angenehmes Kribbeln durchfloss mich an der Stelle, die seine warme Hand berührte.
Durch einen schmalen Gang kamen wir in den lichtdurchfluteten Innenhof. Dieser war ringsherum von Mauern umgeben, sodass niemand hinein sehen konnte.
„Setz dich“, bot er mir an und ich nahm auf der einladend aussehenden Hollywoodschaukel Platz. „Möchtest du was trinken?“
„Öhm. Wasser wäre gut“, antwortete ich unsicher. So ganz alleine mit ihm war mir doch etwas mulmig zumute. Allerdings stand die Tür zum Studio offen, und wenn ich schreien würde, könnte das Jake hundertprozentig hören.
„Wasser“, erwiderte er zerstreut und lief auf einen Kühlschrank zu, den er öffnete und dann begann, darin herum zu suchen. „Bier, Bier, Whisky, Bier“, murmelte er dabei vor sich hin. „Kann ich dich zu einem Bier überreden? Ich glaube Wasser haben wir gar nicht,“ er blickte mich über die geöffnete Tür an.
„Bier ist okay“, entgegnete ich schüchtern und begann, an den Ärmeln meiner Lederjacke herum zu nesteln.
Ich verstand gar nicht, warum ich so nervös war. Normalerweise)war es für mich nichts Ungewöhnliches, mit irgendwelchen älteren Typen abzuhängen. Jakes Kumpel Sam, für den er die Drogen vertickte, war auch schon Mitte zwanzig und verbrachte oft Zeit bei ihm oder seiner Freundin, wenn Jake unterwegs war.
Aber trotzdem war es irgendwie anders. Meine Gefühle schwankten auch hin und her. Auf der einen Seite war ich vorsichtig, auf der anderen hatte ich das Gefühl, als ob man ihm vertrauen könnte.
Unruhig strich ich meine Haarsträhnen zurück, die mir ins Gesicht hingen.
Chris kam mit zwei Flaschen Bier zurück, öffnete sie an der Tischkante und reichte mir lächelnd eines, das ich mit zitternden Händen abnahm.
Um mich abzulenken, nahm ich einen Schluck und hörte auf die Musik, die bis hier raus schallte.
Automatisch begann ich mir Bewegungen dazu vorzustellen und ruck zuck hatte ich eine kleine Choreografie im Kopf. „Magst du die Musik“, fragte er mich plötzlich und ich blickte ertappt zu ihm. Er hatte sich eine Zigarette angezündet, die er lässig in der einen Hand hielt, während er mit der anderen die Bierflasche leicht hin und her bewegte.
„Yeah“, ich nickte. „Klingt gut. Wer ist das?“
„Die Rocket Baby Dolls“, er machte eine kleine Pause. „Meine Band.“
„Du hast eine Band?“, fragte ich ungläubig und hörte genauer hin.
„Yepp. Mit den zwei Typen da drinnen. Dom ist der Drummer, ich der Bassist und Matt macht den restlichen Scheiß.“
„Wow“, entfuhr es mir. „Das ist cool!“
„Findest du?“, er nahm einen Schluck aus seiner Flasche. „Wir haben morgen Abend einen Gig in dem alten Theater hier um die Ecke. Hast du Lust zu kommen?“
„Sicher“, entgegnete ich begeistert. Ich liebte Konzerte.
„Gut“, er strahlte. „Ich sag dem Türsteher Bescheid, du nennst einfach deinen Namen und sagst, du wärst mit mir da, dann lässt er dich rein. Kannst deinen Freund ruhig mitbringen. Ich kann dir auch meine Handynummer geben, dann meldest du dich, wenn du da bist und ich komme raus.“
„Ich … ich habe kein Handy“, antwortete ich betreten und trank einen Schluck, um ihn nicht ansehen zu müssen.
„Hey“, er hockte plötzlich vor mir und legte eine Hand auf mein Knie. „Kein Grund sich zu schämen. Hat dein Freund eins?“
„Nein“, antwortete ich langsam und sah nicht auf, sondern betrachtete eingehend die Löcher in meiner Hose. „Und er ist auch nicht mein Freund. Wir sind bloß… befreundet.“
Plötzlich waren seine Finger an meinem Kinn und er zwang mich, ihn anzusehen. Schüchtern starrte ich in seine großen, braunen Augen. „Auch nicht schlimm. Du wirst schon reinkommen. Ich kann auch immer mal gucken, ob du schon da bist, okay?“ Ich nickte, unfähig meine Augen von ihm zu lassen.
„Und jetzt lächle mal wieder ein wenig. Dann siehst du viel hübscher aus.“ Er ließ mein Kinn los und strich eine Haarsträhne, die sich gelöst hatte, hinter mein Ohr. Dabei verweilte seine Hand etwas länger als notwendig an meinem Kopf. „Du bist wunderschön, weißt du das?“ flüsterte er leise.
Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich fing an, auf meiner Unterlippe zu kauen.
„Nicht“, mit seinem Daumen befreite er meine Lippe aus meinen Zähnen. „Sonst blutest du nachher noch.“
Mit großen Augen sah ich ihn an und spürte, wie meine Wangen sich langsam erhitzten. Sein Gesicht war jetzt so nah, dass ich seinen warmen Atem spüren konnte. Er roch nach Bier und Rauch.
„Verdammt“, fluchte er auf einmal, erhob sich und schloss frustriert die Augen. Dann schnappte er sich die Zigarette, die er auf dem Aschenbecher abgelegt hatte und nahm einen tiefen Zug.
Ich senkte wieder die Augen. Hatte ich was verkehrt gemacht? Plötzlich fühlte ich mich sehr unwohl. Natürlich begann ich wieder damit, auf meiner Unterlippe herum zu kauen. Ich schlang meine Arme um mich herum und versuchte, mich auf die Musik zu konzentrieren.
„Wie alt bist du?“, fragte Chris nach einer Weile. Zögerlich sah ich auf. Er hatte sich auf einen Stuhl mir gegenüber gesetzt, dabei lehnte er sich nach vorn, die Unterarme auf seinen Oberschenkeln abgestützt. Mein Blick fiel automatisch auf seine durchtrainierten Unterarme.
„Achtzehn“, antwortete ich leise.
Er atmete hörbar auf. Anscheinen hatte er mich für jünger gehalten. Aber das war nichts Neues. Ich sah immer noch aus wie sechzehn, was beim Schnorren echt ein Vorteil war.
„Es tut mir leid“, fuhr er fort. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
„Schon okay“, gab ich zurück. In meinem Mund bildete sich ein metallischer Geschmack, ich hatte es tatsächlich geschafft, meine Lippe blutig zubeißen. Verdammt.
„Könntest du bitte aufhören auf deiner Lippe herum zu kauen? Es macht mich wahnsinnig.“
„Oh“, schuldbewusst hörte ich auf. „Tut mir leid.“
Er schloss kurz die Augen. „So habe ich das nicht gemeint. Nicht negativ. Aber so lenkt es meinen Blick immer auf deine Lippen.“
Verwirrt sah ich ihn an. „Und es bringt mich dazu, darüber nachzudenken, wie es wohl wäre, sie zu küssen.“ Ein paar Sekunden herrschte Stille. „Du tust es schon wieder“, seufzte er frustriert und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
Schuldbewusst presste ich meine Lippen aufeinander.
„Vielleicht ist es besser, wenn ich gehe“, flüsterte ich und stellte die Bierflasche ab.
„Nein“, er nahm die Hände vom Gesicht und sah mich durchdringend an. „Bitte, geh nicht. Ich… es tut mir leid, wenn du dich meinetwegen unwohl fühlst. Du hast sicher einen Freund…“
„Nein“, antwortete ich.
„Nein?“, fragte er mit ungläubigem Blick.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, kein Freund.“
„Das ist gut, oder eher schlecht. So habe ich keinen Grund mehr, mich von dir fernzuhalten.“
„Dann… dann tu es doch nicht“, antwortete ich mutiger, als ich es erwartet hätte. Ich hatte keine Ahnung, warum ich das zu ihm sagte, ob es das Bier war oder eine Hormonschwankung, aber Fakt war, dass ich nichts dagegen hätte, ihn zu küssen. Überhaupt nichts.
Einen Moment später stand er direkt vor mir, drückte mich langsam nach hinten, sodass ich der Länge lang auf der Schaukel lag. Und er halb auf mir drauf.
Genießerisch schloss ich die Augen, als er sanft seine Lippen auf meine legte. Der Kuss war zart, fast keusch. Meine Arme umfassten seine starken Schultern, als er mit seiner Zunge in meinen Mund eindrang.
Er liebkoste förmlich meine Zunge mit seiner. So einen Kuss hatte ich noch nie erlebt. Wenn Freier mich küssten, rührten sie fast brutal mit ihrer Zunge in meinem Mund herum.
Aber das hier war komplett anders. Und es gefiel mir. Sehr sogar.
Und ihm anscheinend auch, denn ich spürte mehr als deutlich, dass es ihn erregte. Seine Hände strichen an meinem Oberschenkel entlang und ich schlang mein Bein um seine Hüften. Sofort schob er seine Hand unter mein Shirt und begann sanft meine Brust zu kneten.
Ich ließ es einfach geschehen und genoss es, zu meiner Überraschung, auch sehr. Es war komplett anders, als wenn es ein Freier tun würde. Mein Körper reagierte absolut positiv auf seine Berührungen. Wenn er mehr wollen würde, und davon ging ich aus, würde ich vermutlich nicht nein sagen können.
Ein Hüsteln ließ uns aufschrecken. Oder besser gesagt mich, denn Chris löste sich nur sehr zögerlich von mir und ließ sich neben mir nieder . Ziemlich hektisch und mit geröteten Wangen setzte ich mich ebenfalls gerade hin und zog mein Shirt wieder hinunter.
Der blonde Typ von vorhin lehnte grinsend an der Hauswand. „Matt ist fast fertig. Was soll er kassieren?“
„Mach 25 $“, antwortete ihm Chris. Ich war ziemlich verwundert. Ich hatte mit viel mehr gerechnet.
Dem Typen ging es anscheinend ebenso, denn er sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an.
„Sam hat ihn geschickt“, sagte Chris. „Da ist das schon okay, Dom.“
„Du bist der Boss“, entgegnete er und hob die Hände. „Wenn du das sagst, wird es schon okay sein.“
Dann drehte er sich herum und verschwand wieder.
Ein wenig unschlüssig erhob ich mich. „Danke für das Bier“, sagte ich schüchtern und schickte mich an ebenfalls zurück in den Laden zu gehen, doch Chris erhob sich und stellte sich mir in den Weg.
„Bleibt es dabei, dass du morgen kommst?“
Ich nickte ohne aufzusehen.
„Hey“, er hob sanft mein Kinn an. „Versteck dich nicht immer vor mir. Du musst auch nicht kommen, wenn du nicht willst. Ich hatte zwar den Eindruck, dass dir das gerade eben gefallen hat, aber vielleicht ist dir das auch alles zu schnell. Oder du hältst mich für ein Arschloch, oder so.“
„Nein“, antwortete ich leise. „Es… es war wirklich schön. Und ich freue mich wirklich auf morgen.“
Seine Hand wanderte von meinem Kinn zu meinem Nacken und er zog mich zu sich, um mich erneut zu küssen. Ich verkrampfte meine Finger in seinem Shirt. Nach ein paar Minuten löste er sich seufzend von mir. „Bis morgen“, lächelte er mich an.
„Bis morgen“ erwiderte ich und stolperte fast über meine eigenen Beine, als ich hinein lief.
Drin erwarteten mich ein sichtlich gutgelaunter Jake und zwei süffisant grinsende Kerle.
Jake zeigte mir stolz sein Tattoo, bevor es verklebt wurde. Er war viel zu aufgeregt, um den viel zu geringen Preis zu bemerken.
Den kompletten Heimweg erzählte er mir, dass es ja gar nicht so doll wehgetan hätte. An ein oder zwei Stellen vielleicht. Und das Matt und Dom total cool wären und zig Tattoos besäßen, die er mir dann noch in allen Einzelheiten beschrieb.
Irgendwann ließ ich ihn einfach reden und hing meinen eigenen Gedanken nach.
Ich wurde aus diesem Chris nicht so richtig schlau. Warum hatte er mich geküsst? Oder eher gesagt, warum hatte er mich so geküsst? Männer, die auf eine schnelle Nummer aus waren, küssten anders. Fordernder. Meist landeten zeitgleich mit der Zunge auch ein anderes Körperteil in einem.
Gut, er wusste ja nicht, dass ich käuflich war. Vielleicht dachte er, er müsse mich langsam verführen. Aber so wie seine Kollegen reagiert hatten, schien es keine Seltenheit zu sein, dass er mit jemandem dort rum machte.
Wobei mir das ja egal sein konnte. Ich würde morgen mit Jake auf das Konzert gehen und mich einfach von ihm fernhalten. Wenn er mitbekommen würde, dass ich auf der Straße lebte, würde er eh nichts mehr von mir wissen wollen.
Und auf Mitleid hatte ich echt keinen Bock.
Wenn das Konzert vorbei wäre, würde ich ihn und seine Küsse einfach vergessen.
Falls Jake sich noch mal etwas stechen lassen wollte, würde ich einfach nicht mitgehen. Ich durfte es nicht zulassen, dass ich anfing einen Typen zu mögen. Das würde nur ausgenutzt. Ich hatte einmal den Fehler gemacht, mir den Kopf zu verdrehen, nur, um mich danach als Hure und Miststück bezeichnen zu lassen.
Jake hatte den Typen dermaßen verprügelt, dass er für eine Weile komplett von der Bildfläche verschwand.
Und ich wollte nicht, dass er auch noch Chris verprügelte. Denn der war ein ganzes Stück größer als er.
Das redete ich mir jedenfalls ein.
Fakt war, dass in meinem Bauch Schmetterlinge tanzten, wenn ich an ihn dachte.
Verdammte Scheiße!
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