L-8 yours completely
Nachdenklich schnippte ich die Asche meiner Zigarette auf den Bürgersteig, beobachte dabei, wie einzelne Glutpartikel auf dem Weg nach unten erloschen und sich zu dem grauen Staub des Fußweges gesellten.
Ich wusste nicht genau, wie lange ich schon auf den Stufen vor der Kirche saß. Inzwischen war es dunkel geworden, folglich mussten schon mehrere Stunden vergangen sein. Meine nahezu leere Zigarettenpackung sprach ebenfalls dafür. Aber ich brauchte einfach Zeit zum Nachdenken. Irgendwie konnte ich mich aber auch nicht aufraffen und in die Kirche gehen. Denn ich wollte allein sein. Und da drin wäre Gott so allgegenwärtig, dass ich einfach das Gefühl gehabt hätte, die ganze Zeit unter seiner Beobachtung zu stehen. Und sicherlich wäre Pater Banner auch vorbeigekommen und hätte mich wieder in eine Unterhaltung verwickelt. Und so sehr ich ihn und seine Meinung auch schätzte, im Moment wollte ich lieber darauf verzichten. Ich würde zwar sicherlich später noch das Gespräch mit ihm suchen, denn ich musste wissen, was ihm alles über Bella bekannt war. Aber als Erstes musste ich mit mir und meinen Gedanken ins Reine kommen.
Hier draußen war ich für mich. Nur meine Gedanken und ich. Es störte sich auch keiner der spärlichen Passanten daran, dass ich hier saß. Die Menschen gingen achtlos an mir vorbei. Niemand kümmerte sich um mich, obwohl sich der Mann aus dem kleinen Obstladen genau gegenüber sicher fragte, was ich hier die ganze Zeit tat. Jedenfalls sprachen die Blicke, die er mir zuwarf, Bände. Aber vermutlich war ich noch nicht Grund genug, wirklich die Polizei zu rufen. Wobei ich meine Zweifel hatte, dass die Polizei dann auch kommen würde. In der ganzen Zeit hier, hatte ich in diesem Viertel noch nie einen Streifenwagen zu Gesicht bekommen. Man hatte fast den Eindruck, als würde die Polizei diesen Bereich weiträumig meiden.
Seufzend angelte ich mir eine neue Zigarette. Beim Anzünden gingen meine Gedanken fast automatisch wieder zu Bella. Wohin auch sonst? In der kurzen Zeit, in der ich hier war, hatte sie es geschafft, fast meine ganze Gedankenwelt in Beschlag zu nehmen. Ungefragt hatte sie sich einen Weg in meinen Kopf, und sicherlich auch irgendwo in mein Herz, geschlichen. Und es gab keine Möglichkeit für mich, das rückgängig zu machen. Bisher hatte ich allerdings geschafft, es erfolgreich zu leugnen. Mir selber etwas vorzumachen. Aber der Schmerz, den ich empfand, wenn ich daran dachte, WAS sie tun musste, hatte mich eines Besseren belehrt.
Es war für mich immer noch unbegreiflich, was Jasper mir erzählt hatte. Aber irgendwie... alles, was ich bisher von ihr wusste, passte zusammen. Es ergab ein schlüssiges Gesamtbild, in dem zwar noch einige Details fehlten, aber es passte einfach. Einen Moment lang hatte ich überlegt, ob Jasper vielleicht gelogen hatte, mich bloß erschrecken oder testen wollte. Allerdings sprach sein Blick, und auch der von Emmett, Bände. Auch erinnerte ich mich an eine Bemerkung, die Emmett zu Anfang gemacht hatte. Dabei hatte er irgendwas erwähnt, dass es hier auch Ausnahmen gab, dass nicht jede in dem Laden sich aus reiner Geldgier verkaufte. Jetzt wusste ich, was er gemeint hatte.
Und es erschütterte mich zutiefst. Warum? Warum musste sie das ertragen? War sie in ihrem Leben nicht schon mit genug Leid gestraft gewesen? Weshalb ließ Gott sie diesen Weg gehen?
Ich verstand es einfach nicht. Sie hatte nie etwas Böses getan, war vielleicht nicht unbedingt ein mustergültiges, junges Mädchen gewesen, aber mit Sicherheit hatte sie es nicht verdient hier zu enden. So zu enden.
Zum ersten Mal im Leben keimte in mir eine leise Stimme auf, die an der himmlischen Macht zweifelte.
Gottes Wege sind unergründlich...
Ja schon, aber das hier? Wo war da der Sinn?Denn es war einfach nicht fair. Nicht Bella... sie sollte so etwas nicht durchmachen müssen, sie hatte so viel mehr verdient... sie war einfach kein schlechter Mensch.
Vor allem die Sache mit der Prostitution machte mir wirklich zu schaffen. Ich wollte es mir nicht vorstellen, aber ungefragt schoben sich schreckliche Bilder in meinen Kopf, wie sie von irgendwelchen schmierigen Typen begrabscht wurde. Warum tat sie sich das nur an? Was wusste Aro? Oder hatte er gegen sie in der Hand? Irgendetwas musste es ja sein, denn sie würde sich sicher nicht ohne schwerwiegenden Grund dazu zwingen lassen. Und dass sie dazu gezwungen wurde, stand für mich ohne Frage fest.
Herr, wie soll ich sie da nur wieder raus holen...? Du bringst sie in diese Lage und jetzt soll es meine Aufgabe sein, das wieder zu ändern?
Dabei war das Tanzen, ja selbst das Strippen, mittlerweile eine Sache, mit der ich klarkam. Irgendwie. Auch wenn mir die Vorstellung, dass Bella für andere Männer so tanzte, wie sie es für mich getan hatte, gegen den Strich ging. Es war einfach nicht richtig. So etwas ging einfach gegen den Anstand.
Aber dass sie ihren Körper hergab, um damit Männern in sexueller Weise zu dienen... das machte mich fuchsteufelswild. Jeder Mensch sollte über seinen Körper selber bestimmen können. Auch wenn Bella eine wirkliche sehr offene Art und Weise hatte mit ihrer Sexualität umzugehen, war ich mir sicher, dass sie nicht freiwillig ihren Körper verkaufte. Aber weswegen tat sie es dann? Was brachte eine so junge, hübsche Frau dazu? Und wie schaffte sie es, inmitten dieser ganzen Sache noch so fröhlich zu wirken? Denn bisher hatte ich noch nie erlebt, dass sie einmal schlechte Laune gehabt hatte oder ähnliches. Sie schien eigentlich immer gut drauf zu sein.
Diesbezüglich hegte ich allerdings einen Verdacht, über den ich aber gar nicht wagte, richtig nachzudenken. Denn dann würde es noch schwieriger werden. Nahezu unmöglich. Dann wäre sie wirklich verloren.
Kurzzeitig hatte ich mich auch gefragt, warum Jake eigentlich nichts dagegen unternahm. Wobei ich mir im Moment überhaupt nicht einmal sicher war, was er eigentlich für eine Rolle in ihrem Leben spielte. So eng, wie die Zwei miteinander umgingen, hatte ich immer an eine Liebesbeziehung geglaubt, aber jetzt war das eher unsicher. Das würde Aro nicht gestatten. Ob nun Jake oder dieser Chris. Er würde da sicher keine Unterschiede machen. Vielleicht waren sie auch nur eng befreundet, schließlich waren sie ja zusammen im Heim gewesen. So etwas konnte lebenslang zusammen schweißen. Möglicherweise waren sie füreinander so wichtig wie Bruder und Schwester, nur eben, dass sie nicht wirklich blutsverwandt waren. Aber eine Bindung war eindeutig da.
Unabhängig von seiner Position wurde mir allerdings schnell klar, dass er auch nichts tun konnte. Jedenfalls solange er an seinem Leben hing. Wenn dieser Chris, der mit Sicherheit nichts dagegen hätte, Bella wieder zu bekommen, sie nicht einmal dort herausholen konnte, wie sollte es dann Jake tun? Gegen Aro war er doch auch nur ein kleines Licht.
Da blieb also nur ich über. Aber wie sollte ich es tun? Konnte ich das überhaupt?
Ich konnte nur hoffen, dass ich es schaffen würde, Aro bald hochzunehmen. Dann würde Bella hoffentlich frei sein. Allerdings schwebte sie dann trotzdem noch in Gefahr. Denn wenn sie wirklich so nah an ihm dran war, wie ich vermutete, bestand das Risiko, dass sie bei einer Razzia verletzt oder gar getötet wurde. Ich hegte keinerlei Zweifel daran, dass Aro sie sogar als lebendes Schutzschild benutzen würde. Aber selbst, wenn sie alles unverletzt überstehen würde... das Gefängnis wäre ihr vermutlich trotzdem sicher. Denn so langsam bekam ich den Eindruck, dass sie mehr als nur bis zum Hals drin steckte. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, bisher nur die Spitze des Eisberges zu sehen. Und das machte mir eine riesen Angst.
Einerseits war es wichtig für mich, alle Details zu kennen. Jedes einzelne, mochte es auch noch so schmutzig sein. Andererseits waren mir die Infos über Bella schon fast zu viel des Guten. Ich war davon überzeugt gewesen, dass sie hier nur ein kleines Licht war, eine einfache kleine Stripperin, und jetzt erfuhr ich, dass sie die Geliebte vom Kopf der ganzen Organisation war. Wenn auch unfreiwillig und nur auf dem Papier.
Immerhin wusste ich jetzt, woher sie den teuren Wagen hatte. Sicher ein „Geschenk“ von Aro.
Seufzend fuhr ich mir durch die Haare.
So hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt. Ich hatte mich auch für diese Undercovermission gemeldet, weil es eigentlich eine ganz einfache Sache sein sollte. Ein Platz an der Basis, Infos an die Behörden weiterleiten und dann den Laden hochgehen lassen. Ende.
Und nun? Ich kam vor lauter Gedanken an Bella gar nicht dazu, meine polizeiliche Arbeit richtig zu machen. Wobei sie ja auch Teil meiner Arbeit war. An sich sollte es mir von Nutzen sein, dass sie offensichtlich ebenfalls eine Schwäche für mich hatte. Wenn man das so bezeichnen konnte. Sie hatte mich zwar geküsst, aber nach der Enthüllung heute konnte ich mir nicht sicher sein, was das zu bedeuten hatte. Vielleicht war sie dafür auch bezahlt worden. Dagegen sprach aber, dass laut meinem Kenntnisstand, Küsse auf den Mund in diesem Milieu eigentlich nicht üblich waren.
Emmett und Jasper hatten ja auch schon mehrfach angedeutet, dass sie mich mögen könnte. Und vorhin zur Begrüßung hatte sie mich ja auch wieder geküsst.
Grundgütiger... in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Versuchte ich etwa zu verstehen, was Bella wohl fühlte. Was ich wohl fühlte. Es war alles so verwirrend für mich. Bisher war mein Leben in geraden, gut durchdachten Bahnen verlaufen. Aber seit ich nur einen Fuß in diese Stadt gesetzt hatte, war nichts mehr wie zuvor. Im Augenblick war ich mir nicht einmal sicher, ob ich so einfach zurückkehren konnte.
Denn ich hatte mich tätowieren lassen. Hatte meinen Körper beschmutzt. In meiner Gemeinde zu Hause galt die Reinheit des Körpers als heilig. Es gab keine durchstochenen Ohrläppchen oder Piercings. Und schon gar keine Tattoos. Das galt fast als Ketzerei. Und vor Victoria konnte ich es einfach nicht auf Dauer verbergen. Irgendwann würde sie es bemerken. Und dann sehr enttäuscht von mir sein.
Was hatte mich nur dazu getrieben? Hatte mein Verstand denn völlig ausgesetzt? Das konnte doch Bella nicht einfach so schaffen?
Frustriert zog ich an meiner Zigarette.
Jetzt saß ich hier schon seit Stunden und war eigentlich nicht wirklich weitergekommen. Wie eine Katze schlich ich um den heißen Brei. Was mich aber nicht weiter brachte. Ich musste es endlich schaffen, wieder klar zu denken und zu funktionieren.
Was nicht so einfach werden würde.
Eigentlich hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie ich das schaffen sollte. Vor allem mit Bella in meiner Nähe, würde es so gut wie unmöglich werden. Sie hatte mich in gewisser Weise völlig in ihrer Gewalt.
Mich.
Den Cop, der nie die Kontrolle verlor, sondern immer genau wusste, was er tat. Sich nie von seinen Gefühlen leiten ließ. Immer sachlich blieb und Privates strikt vom Beruflichem trennte.
In Punkto Bella zählte das aber alles nicht. Und wenn ich jetzt an sie dachte, dann... dann schlich sich jetzt immer ein eigenartiges Gefühl in meinen Bauch. So, als wäre mir ein klein wenig schlecht. Und das konnte einfach nichts Gutes bedeuten.
Denn ich hatte den Verdacht, dass ich begann mehr für sie zu empfinden, als gut für mich war. Definitiv mehr, als mir erlaubt war. Denn wenn mich jetzt sofort jemand fragen würde, ob ich lieber hier in Bellas Nähe bleiben würde, oder sofort zurück zu Victoria gehen wollte, wäre die Antwort leider eindeutig.
Und sie würde mit Sicherheit nicht zu Gunsten meiner Frau ausfallen.
Und das machte mir schwer zu schaffen. Ich durfte so nicht denken. Ich durfte nicht so empfinden, das war einfach nicht richtig. Denn auch wenn es keine Liebe war, die ich für Victoria empfand, hegte ich tiefen Respekt für sie. Und sie hatte es verdient, dass meine Gedanken nur bei ihr waren.
Aber ich musste mir eingestehen, dass mir Bellas Belange näher gingen, als ich es wollte. Sie ging mir förmlich unter die Haut. Brachte Seiten an mir zum Vorschein, die ich noch nie erlebt hatte. Die ich auch eigentlich nie erleben wollte.
Das Schlimme an der Sache war, dass es sich nicht grundsätzlich falsch anfühlte. Im Gegenteil, in gewisser Weise fühlte ich mich sehr wohl in ihrer Nähe. Eben zu wohl. Und an sich war der Nachmittag auch schön gewesen. Ich hatte ihre Nähe genossen.
Seufzend drückte ich die Zigarette auf der Treppenstufe aus und schnipste sie dann auf die Straße.
Wieder so etwas Untypisches für mich. Ich hasste es eigentlich, wenn andere ihren Müll einfach in der Gegend rumwarfen. Heute aber, hatte ich eine ganze Packung Zigarettenkippen auf den anderthalb Quadratmetern Straße direkt vor mir verteilt.
Aber davon würde die Welt sicher nicht untergehen.
Als ich in die gemeinsame Wohnung zurückkehrte, verloren Jasper und Emmett kein Wort darüber, dass ich mehrere Stunden einfach wortlos verschwunden war. Emmett stellte mir lediglich einen Teller mit Nudeln vor die Nase und drückte mir dazu ein Bier in die Hand. Gierig verschlang ich das Essen und trank dazu das Bier, welches zu meiner Verwunderung gar nicht mal so übel schmeckte.
Jasper gab mir eine Creme, die ich auf mein frisches Tattoo machen sollte und hielt mir dabei einen ellenlangen Vortrag über die richtige Pflege, obwohl mir das schon im Studio alles erläutert worden war. Aber ich ließ ihn machen, trank dabei noch ein Bier und schaffte es tatsächlich, für eine Weile mal alle Gedanken an Bella über Bord zu werfen. Vor allem, als er begann mir seine Tattoos zu zeigen. Ich hatte ihn bisher noch nie mit freiem Oberkörper gesehen, aber jetzt sah ich mehr von ihm, als mir lieb war. Und bei all den empfindlichen Stellen, auf denen er überall tätowiert war, bekam ich manchmal schon Phantomschmerzen nur vom Hinsehen.
Die Zusammentreffen mit Bella waren da eine ganz andere Sache. Jedes Mal, wenn ich sie sah, stieg in mir wieder die Wut über das, was sie durchmachen musste, hoch. Was aber einen positiven Nebeneffekt hatte, denn so bekam ich wenigstens keine unerwünschten Erektionen mehr. Egal was auf der Bühne passierte oder wie nah sie mir kam. Dieses flaue Gefühl im Magen war zwar leider immer noch da, aber ich hatte mich halbwegs unter Kontrolle.
Und es gab auch eigentlich noch Wichtigeres zu tun, als sich ständig nur mit ihr zu beschäftigen. In der darauffolgenden Woche sollte ein Treffen im Club stattfinden und ich hatte es bisher nicht geschafft, mir die benötigte Technik zu besorgen, geschweige denn vorzubereiten, dass ich irgendwie heimlich etwas davon installieren konnte.
Folglich stürzte ich mich in den folgenden Tagen darauf. Es war wirklich von Vorteil, dass weder Emmett noch Jasper sonderlich neugierig waren, was meine Person betraf. Wenn ich sagte, dass ich was besorgen fahren wollte, bekam ich höchstens den Einkauf aufgebrummt, oder sollte Schokolade mitbringen.
Was sich obendrein auch als sehr praktisch erwies, denn so konnte ich die Dinge, welche nicht unbedingt für ihre Augen bestimmt waren, ungesehen in der Tüte mit dem Gemüse rein schmuggeln, denn darum machten beide immer einen großen Bogen.
Durch die Kontakte, die uns vom Informanten genannt wurden, hatte ich innerhalb von einigen Tagen alles zusammen, was ich benötigte.
Die Vorbereitungen liefen auch relativ glatt. Es war zwar recht anstrengend und zeitaufwendig, von Hand all die Löcher für die Mikrofone und Kameras zu bohren, aber wenn ich mit der Bohrmaschine herumhantiert hätte, würde das sicher den Argwohn meiner Mitbewohner wecken. Es dauerte so zwar wesentlich länger, aber ich musste sowieso langsam machen, sonst würde es der Putzfrau vom Club sicher irgendwann auffallen, wenn im VIP-Bereich plötzlich überall kleine Häufchen mit Putz und Sägespänen waren.
Es war sowieso schon ein gewaltiges Glücksspiel, und es erforderte höchste Konzentration von mir, damit mir kein Fehler unterlief.
Die Löcher durften nicht so groß sein, dass sie auffielen, und dann noch möglichst weit in der Ecke. Natürlich standen die Wände des Clubs und der darüber liegenden Wohnung nicht exakt übereinander, so dass ich schon mal in der Wand, anstatt im Raum landete. Aber ich ließ mich nicht entmutigen und eigenartiger Weise schaffte ich es, mich auf meine Arbeit zu fokussieren, auch wenn ich dabei immer ziemlich müde war. Denn die einzige Zeit, in der ich das erledigen konnte, war etwa eine Stunde nachdem der Laden geschlossen wurde. Das Reinigungsteam kam immer erst gegen sechs Uhr morgens, so dass es in den wenigen Stunden dazwischen, menschenleer dort unten war.
Problematisch war auch die richtige Positionierung meiner Wanzen, denn ich hatte leider keine Ahnung, in welchem Raum das Treffen eigentlich stattfinden würde. Ich konnte ja nicht alle Räume bestücken, sondern nur den, der genau unter meinem lag. Deswegen hatte ich extra empfindliche Mikrophone besorgt, die selbst das Piepsen einer Maus auffangen konnten.
Natürlich wäre es ein Glücksfall, wenn das Treffen dann tatsächlich in dem präparierten Raum stattfinden würde, denn dann könnten die Kameras zusätzlich auch noch brauchbare Bilder liefern. Zwar nur von oben, aber das konnte manchmal schon ausreichen, um jemanden zweifelsfrei zu identifizieren.
Ein weiteres Problem stellte das Testen der Mikrophone und Kameras dar. Denn wenn sich garantiert niemand oben in der Wohnung aufhielt und ich so dazu ungestört wäre, war ich ja eigentlich immer mit unten und hatte Dienst. Aber das würde ja auch so sein, wenn das Treffen mit Aro anstand. Aus diesem Grund musste ich mir sowieso etwas einfallen lassen. Ich verkabelte deshalb alles so, dass ich es über eine unauffällige kleine Fernbedienung aktivieren konnte.
Und ein Test war ja auch unabdingbar. Erstens war es wichtig, dass ich mich hundertprozentig darauf verlassen konnte, dass alles reibungslos funktionierte. Zweitens musste ich Interferenzen ausschließen. Es wäre sonst nicht die erste Überwachung, die aufflog, weil es irgendwelche verräterischen Töne durch die Mikrophone gab. Früher passierte so etwas selten, aber durch die ganzen Handys war es heute manchmal wirklich schwierig, es hundertprozentig auszuschließen. Gerade, weil viele die Angewohnheit hatten auf Lautsprecher zu telefonieren. Wenn dann plötzlich eines der Mikrophone einen schrillen Rückkopplungston auslöste, wäre ich geliefert und alles umsonst.
Zum Glück war der VIP-Bereich meist auch in der Woche gut besucht. Es war zwar nicht wirklich angenehm, was ich da zu hören und zu sehen bekam, aber ich konnte mir wenigstens sicher sein, dass alles perfekt funktionierte.
Die ganze Vorbereitung lenkte mich zum Glück auch wirklich ein wenig von Bella ab.
Aber leider immer nur zeitweise, denn sobald ich sie sah, traf es mich wieder wie ein Hammer. Noch schlimmer war es mit den Aufnahmen aus dem VIP-Bereich. Aus Tanya, oder Irina, wurde in meinem Kopf, ruckzuck Bella. Sie war es dann plötzlich, die dort ihren Körper einem fremden Mann hingab und ihm als Spielzeug diente. Denn was dort ablief, war für mich einfach nur abartig. Die Frauen schienen ihren freien Willen an der Tür abzugeben und machten für Geld einfach alles, was von ihnen verlangt wurde.
Natürlich wusste ich, rein vom Ablauf her, was da vor sich ging, aber es zu hören und teilweise auch zu sehen, war einfach nur schockierend für mich. Meine Ansicht, dass der sexuelle Akt immer ausschließlich mit Zuneigung und gegenseitigem Respekt verbunden sein sollte, wurde dadurch nur noch mehr gefestigt. Ich konnte nicht einmal sagen, dass sie sich wie Tiere benahmen, denn selbst Tiere gingen nicht so miteinander um.
Wie vor dem Besuch im Tattoo Studio versuchte ich, Bella so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Es klappte nicht immer hundertprozentig, manchmal wechselten wir ein paar Worte, aber irgendwie schien sie doch zu bemerken, dass ich in ihrer Nähe so meine Probleme hatte. Mich überkam jedes Mal eine Riesenwut, wenn ich durch ihre Anwesenheit wieder an alles erinnert wurde. Sie schien allerdings auch irgendwie nachdenklicher als sonst zu sein. Keine Ahnung wie ich darauf kam. Man merkte ihr auch auf den ersten Blick nicht wirklich etwas an, ihre Auftritte waren atemberaubend wie immer und selbst ihr Lachen klang echt. Aber manchmal, wenn keiner hinsah, außer mir vielleicht, dann huschte ein merkwürdiger Ausdruck über ihr Gesicht. Nachdenklich und in gewisser Weise traurig.
In diesen Momenten wäre ich am liebsten sofort zu ihr gegangen und hätte sie gern in den Arm genommen, um ihr Trost zu spenden. Aber ich traute mich ehrlich gesagt nicht. Einerseits wusste ich nicht, wie ich sie darauf ansprechen sollte, und andererseits wusste ich ja auch nicht, wie sie reagieren würde. Vielleicht würde sie mich abwehren und gar nicht erst mit mir darüber sprechen wollen.
Natürlich fürchtete ich auch, dass ich mich über ihre Probleme so maßlos aufregen würde, dass es meine Wut nur weiter schürte.
Aber das Schlimmste war eigentlich ihre körperliche Nähe.
Denn ganz tief in mir, hatte ich immer wieder die Befürchtung, dass ich endgültig die Kontrolle verlieren würde. Das mich die Gefühle, die ich nun mal für sie hatte, einfach überrennen würden.
Mit so etwas umzugehen, war eben völliges Neuland für mich.
Mit ihr. Der ganzen Situation. Meinen Gefühlen.
Zu gern hätte ich irgendeinen Schalter in mir, den ich einfach umlegen und damit meine Gefühle eliminieren könnte. Das würde alles sehr viel einfacher machen.
Aber das gab es leider nun mal nicht. Mein Herz ließ sich da auch nicht wirklich überzeugen, selbst wenn meine Vernunft laut schrie, dass es nicht richtig war, dass ich nichts Derartiges fühlen durfte. Und sogar ein schlechtes Gewissen bekam, obwohl ja gar nichts weiter passiert war, weswegen ich eins haben müsste.
Aber irgendwie war für mich allein der Gedanke, dass ich jemanden meiner eigenen Frau vorziehen würde, eine andere Frau mehr mögen könnte, schon in gewisser Weise Ehebruch.
Darum ging ich ihr, so gut es eben ging, aus dem Weg und hielt unsere Gespräche, wenn es dann doch mal zu einem Aufeinandertreffen kam, so kurz und oberflächlich wie möglich.
Die darauffolgenden Tage vergingen fast wie im Flug. Ich hatte mich wirklich erstaunlich schnell an meinen neuen Tagesrhythmus gewöhnt. Manchmal fühlte sich dieses Zusammenleben mit Emmett und Jasper schon fast realer an, als mein wahres Leben. Auch die Arbeit im Club. Teilweise kam es mir vor, als hätte ich vorher nie etwas anderes getan.
So rückte auch das Treffen von Aro und seinen Leuten immer schneller näher, und ehe ich mich versah, war es dann soweit. Aber meine Vorbereitungen waren abgeschlossen, meine Technik stand, alles war einsatzbereit. Jetzt kam es nur noch auf das Quäntchen Glück an, das man immer benötigte.
Trotz des wichtigen Treffens lief der Club auf Normalbetrieb. Es gab lediglich ein paar zusätzliche Rausschmeißer, die in der unteren Etage des Clubs nach dem Rechten schauen sollten, während Emmett und ich für den VIP-Bereich eingeteilt waren. Ich würde also mitten im Geschehen sein. Das sollte mich eigentlich zufrieden stellen, denn so würde ich aus nächster Nähe mitbekommen, was genau dort ablief. Die Informationen, die ich dort erhalten würde, könnten vielleicht ausschlaggebend für den erfolgreichen Verlauf der gesamten Mission sein.
Aber dennoch gab es einen schalen Beigeschmack.
Denn auch Bella würde dort sein. Nicht zum Tanzen, oder gar zum Strippen, sondern als Püppchen von diesem Aro. Jasper hatte mir vorab erklärt, dass die Frauen, die dort von den Teilnehmern mitgebracht wurden, zum größten Teil als reines Aushängeschild dienten. Je jünger und hübscher die Frau, desto höher das Ansehen des Typen.
Dieses „zur-Schau-stellen“ seiner Partnerin, wobei diese Personen die Frauen sicher nicht als Partnerin bezeichneten, machte mich schon von vornherein sehr wütend. Es würde sicher sehr schwierig für mich werden, dabei ruhig zu bleiben. Vor allem, wenn ich das dann auch noch bei Bella sehen würde. Aber ich musste mich einfach zusammenreißen, musste einhundert Prozent Profi sein, sonst würde ich schneller auffliegen, als mir lieb war. Und das mitten in einer Ansammlung der wichtigsten und gefährlichsten Drogendealer von ganz Seattle. Das würde ich dann wohl sicher nicht überleben.
Um mich deshalb etwas zu beruhigen ging ich, etwa eine Stunde bevor es losgehen sollte, in den Innenhof des Clubs. Ich hatte recht schnell festgestellt, dass ich dort, von vereinzelten Ratten mal abgesehen, so gut wie nie unerwünschte Gesellschaft hatte. Folglich war es die perfekte Rückzugsmöglichkeit, um nachzudenken oder einfach nur zu beten. Und zu Rauchen. Denn leider ich musste zugeben, dass ich im Moment viel mehr rauchte als üblich. Ich kannte natürlich all die Gefahren, war mir dem Risiko für meine Gesundheit bewusst, aber ohne Zigaretten ging leider im Moment gar nichts. In Punkto Entspannung brachten sie zurzeit einfach mehr als ein Gebet. Auch wenn es mir schwerfiel das einzugestehen, aber irgendwie war hier mein Kontakt zu Gott... gestört.
Ich wusste nicht, wie ich es anders ausdrücken sollte, aber ich fühlte mich ihm hier nicht so nah, wie ich es zuhause gewohnt war, selbst wenn ich in der Kirche war. Irgendwie spürte ich natürlich seine Präsenz, seine Macht, aber wenn ich die Menschen und ihre Schicksale um mich herum betrachtete, fragte ich mich manchmal, wo da Gott gewesen war. Warum er nichts für diese Leute tat. Für Bella zum Beispiel. Oder für Jake.
Sicher, es waren größtenteils Ungläubige. Menschen, die sich von der Kirche abgewandt hatten, aber sollten vor Gottes Augen denn nicht alle gleich sein? War nicht jeder Mensch eins seiner Schäfchen, egal an was oder wen er glaubte? Galt es nicht als oberste Pflicht des Allmächtigen, sich auch und gerade um solche verlorenen Menschen zu kümmern? Und waren es nicht angeblich gerade die verlorenen Schafe, die ihm besonders wichtig waren? Wo war er jetzt, hier?
Vor Gottes Augen waren doch alle gleich... hieß es so schön, aber manchmal wurde ich den Eindruck nicht los, dass auch er oft einfach die Augen davor verschloss.
Trotzdem ließ ich mich nicht beirren, tankte auch weiterhin meine Kraft im täglichen Gebet und führte Zwiegespräche mit ihm. Denn auch wenn ich ihn hier nicht so deutlich spürte, wusste ich doch genau, dass er doch da war.
Wie immer saß ich auf dem Paletten Stapel im Hof, lehnte meinen Kopf zurück und schloss etwas entspannter die Augen. Ich war erst eine knappe Viertelstunde hier draußen und rauchte bereits meine vierte Zigarette, aber so langsam zeigten sie Wirkung.
„Du weißt aber schon, dass das echt ungesund ist?“, sprach mich plötzlich jemand von der Seite an und ich zuckte erschrocken zusammen.
Reflexartig rutsche ich weg und öffnete schnell meine Augen.
Neben dem Paletten Stapel stand, eine Zigarette in der Hand und breit grinsend, Chris.
„Das kann ich nur zurückgeben“, murmelte ich ertappt und drückte schnell die Kippe aus. Was wollte der bloß hier? Konnte er nicht, wie jeder andere auch, draußen vor dem Club rauchen?
Er lachte kurz auf. „Ehrlich, ich hatte es ernsthaft mit Schokolade probiert“, grinsend strich er über seinen Bauch, „aber wenn man ständig mit so einer aktiven Person wie Bella zu tun hat, ist ein Waschbärbauch wirklich sehr unpraktisch.“
Bella... da war sie wieder…
Meine sorgfältig erlangte Ruhe war schlagartig wieder weg und es brodelte in mir. Und ich hatte wieder diese Bilder von ihr im Kopf, die ich doch eigentlich lieber verdrängen wollte. Angestrengt versuchte ich, wenigstens meine Atmung gleichmäßig zu halten. Anscheinend machte ich aber dabei so ein komisches Gesicht, dass Chris mich sofort darauf ansprach.
„Du siehst jetzt ehrlich geschockt aus“, er grinste immer noch, „Hat dir denn bisher noch keiner hier erzählt, dass sie mal meine war?“
Eigentlich hasste ich es abgrundtief, wenn jemand seinen Partner, oder seine Partnerin, als „seins“ bezeichnete. Es klang dann immer so, als würde derjenige die Person besitzen, als wäre sie eine Art von Eigentum des anderen. Aber bei Chris hatte es einen anderen Klang gehabt. Er war nicht wie Gollum, der das „Mein Schatz“ meist mehr zischte als er es sprach. Bei ihm hatte es einen ganz anderen Unterton gehabt. Irgendwie hatte es fast zärtlich geklungen.
Als angedeutete Antwort wiegte ich den Kopf etwas hin und her. Ich wollte ihn nicht anlügen müssen, wollte ihm aber auch nicht einfach auf die Nase binden, dass ich es schon wusste. Dann würde ich ja erst Recht meinen eigenartigen Blick erklären müssen. Und das wollte ich ganz sicher nicht. Also tat ich lieber so, als ob ich unwissend wäre und hoffte, er würde es mir abkaufen. Und die Chancen dafür waren ja gar nicht mal so schlecht, schließlich wusste er ja kaum was über mich. Vielleicht war ihm nicht einmal bekannt, dass ich mit Emmett und Jasper in einer Wohnung wohnte.
„Das war, bevor dieser Wichser Aro sie sich gekrallt hat. Da war sie mein Mädchen“, sein Gesicht verzog sich, so als würde er eine große Wut unterdrücken, und ich atmete erleichtert auf, da er anscheinend nicht misstrauisch geworden war.
„Und sie wäre es sicher auch heute noch…wenn nicht…“, mit einer schnellen Bewegung, warf er die halb aufgerauchte Zigarette in die Ecke und steckte seine Hände in die Hosentaschen. „Na ja, aber das Leben hat halt oft andere Pläne, als man selber. Frustrierend ist da leider nur, dass man nichts dagegen tun kann.“
Ich entschied mich, auch hierbei weiterhin auf unwissend zu machen und versuchte, einen etwas verwirrten Blick aufzulegen.
„Weißt du, Edward – so heißt du doch, oder?“, ich nickte kurz, „der ganze Laden hier hat mal mir gehört. Früher, vor Aro. Hab ihn persönlich in jahrelanger Arbeit aufgebaut. Aber vorher hab ich auch mal so angefangen wie du, als einfacher Rausschmeißer. Also genau begonnen, hab ich mit dem verticken von Stoff auf der Straße. Irgendwann hab ich dann hier angefangen und hab mich hochgearbeitet, bis ich schließlich alles übernommen hatte. Und es lief eine ganze Weile echt gut, wirklich.“
Sein Blick war nachdenklich in die Ferne gerichtet und für einen Moment schien er in seinen Erinnerungen versunken zu sein. Währenddessen blieb ich einfach ruhig sitzen und wartete darauf, dass er weitersprach. Ich hatte schon des Öfteren die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen mehr von sich verrieten, wenn man sie einfach in Ruhe reden ließ. Ihnen Zeit gab. Bei vielen bewirkte das, dass sie von ganz alleine begannen zu erzählen, sich viel mehr öffneten, als wenn man ständig drängte und nachbohrte.
„Ich habe immer versucht, den Laden halbwegs sauber zu halten“, begann er nach einer Weile wieder, „keine Drogen, keine Prostitution. Nur die Tänzer eben. An Wochenenden auch mal nen Striptease. Natürlich gab es auch damals schon den VIP-Bereich, wo auch ab und an mal der ein oder andere private Tanz ablief, aber ich hab nie zugelassen, dass eines der Mädchen sich dort verkauft hat. Jedenfalls nicht im Laden, was sie allerdings privat machten, war etwas anderes und ging mich nichts an“, er seufzte und zog eine neue Zigarette hervor.
„Und du siehst ja selber, was nun daraus geworden ist“, mit eigenartigem Blick sah er zur Hintertür des Clubs, „ich habe wirklich nie gewollt, dass das so endet, wie es jetzt ist, aber gegen Aro hatte ich keine Chance. Sich mit ihm anlegen, kommt einem Todesurteil gleich. Das solltest du genau bedenken.“
„Was?“, ich sah ihn jetzt wirklich verwirrt an. Was meinte er denn damit? Ahnte er wohl etwas…?
„Du magst Bella“, stellte er trocken fest und zündete sich seine Zigarette an. „Glaub mir, das war nicht zu übersehen. Du frisst ihr förmlich aus der Hand“, er lachte kurz auf, „Oder hättest du im Normalfall sonst jetzt auch ein Tattoo?“
Ich schüttelte den Kopf. Nein, das hätte ich jetzt definitiv nicht, das war ganz alleine auf Bellas Mist gewachsen.
„Na siehst du. Deshalb wird dir auch gar nicht gefallen, was du nachher zu sehen bekommst. Ich kann dir nur den Tipp geben, dich dann extrem zusammenzureißen. Sollte Aro das nämlich spitz bekommen, dass dir das nicht passt, bist du geliefert. Du wärst nicht der erste, der deswegen seinen Kopf verliert.“
„Den Kopf verliert?“, hakte ich vorsichtig nach. Das wollte ich jetzt genauer wissen.
„Beim ersten Treffen, bei dem Aro Bella als seine“, er spie das Wort aus, als sei es eine Beleidigung, „vorstellte, hat einer der anwesenden, kleineren Wichtigtuer wohl gedacht, er dürfe sie einfach so auch mal antatschen. Er hatte nicht mal Zeit es zu bereuen. Aro hat ihm gleich den Kopf weggeschossen. War nicht so schön anzuschauen…das sag ich dir.“
Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Dieser Aro schien wirklich unberechenbar zu sein. Das musste ich mir merken.
„Aber du wirst dich wohl auch schon so ein wenig vor ihm in Acht nehmen müssen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er steht nämlich auf große, schlanke Männer.“, jetzt grinste er wieder.
Kaum hatte er das angedeutet, verschluckte ich mich fast an meinem eigenen Speichel. Mir war zwar bekannt, dass Aro eigentlich schwul war, aber ich hatte keine Sekunde daran gedacht, dass ich deswegen Probleme bekommen könnte. Dass er vielleicht sogar auf mich stehen könnte…
Allein der Gedanke daran, war schon Grund genug mich zu schütteln. Was sollte ich denn dann bitte nur tun? Wenn er vielleicht sogar versuchte, mich anzufassen. Konnte ich dann nein sagen, ohne zu riskieren, dass ich dafür bestraft wurde?
Seufzend rieb ich mir mit beiden Händen über das Gesicht. Dieser Auftrag verlangte so langsam wirklich alles von mir. Aber das hatte ich mir ja auch so gewünscht. Richtig gefordert werden und nicht nur im Büro versauern. Dass es dann so enden würde, hatte ich vorher ja nicht ahnen können. Aber Fakt war, wenn ich das hier heil und erfolgreich überlebte, dann würde ich danach wirklich alles andere problemlos meistern können. Es gäbe in Zukunft vermutlich nicht eine Situation, mit der ich dann nicht klarkommen würde.
„Aber das wusstest du doch wenigstens, oder? Dass Aro schwul ist und Bella nur als Alibifreundin benutzt?“, fragte Chris nach einem kurzen Moment des Schweigens.
„Äh ja“, antwortete ich abwesend, denn ich war jetzt gerade viel zu sehr in meinen Gedanken versunken. Und ohne groß weiter darüber nachzudenken, fragte ich das, was mir wohl im Moment am meisten auf der Seele brannte. „Liebst du Bella eigentlich?“
Einen Moment lang sah er mich verdutzt an, ehe er seine Kippe fallen ließ und mit dem Schuh austrat.
„Natürlich“, antwortete er schlicht und mir schnürte sich der Hals zusammen.
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