Sonntag, 2. Oktober 2011

L³ - 7 - loosing control

L-7 loosing control

Ein paar Tage später startete unser Ausflug in das Tattoostudio.
Jasper und Emmett freuten sich schon vorher wie zwei kleine Kinder darauf. Ich erwartete fast, dass sie sich dazu dann auch Rucksäcke mit Verpflegung und eine Picknickdecke einpackten. Die zwei benahmen sich wirklich wie kleine Kinder, die auf den Weihnachtsmann warteten.

Auch verstand ich nicht, warum wir alle dahin mitkommen mussten, nur weil Emmett sich tätowieren lassen wollte. Er würde ja sicher niemanden zum Händchen halten brauchen. Wobei... er hatte eine sehr sensible Seite, da konnte man sich deshalb nicht wirklich hundertprozentig sicher sein. Als er sich zum Beispiel vor ein paar Tagen an einer Scherbe geschnitten hatte, war daraus auch ein halbes Drama geworden. Letztendlich hatte Jasper ihm tatsächlich ein Pflaster mit Dinosauriern auf die Wunde kleben müssen, damit er endlich Ruhe gab.

Aber es war eh unser gemeinsamer, freier Tag und ich hatte nichts Besseres zu tun. Außerdem war es immer lustig mit den Beiden. Also war ich dabei.

Und die Sonne meinte es dann auch gut mit uns. Die Temperatur hatte mittlerweile tatsächlich die Grenze zum Sommer geknackt. Aus diesem Grund entschied ich mich nur für eine Jeans und ein Muskelshirt. Zusammen mit den zwei fröhlichen Gesellen lief ich dann die Treppe herunter und erstarrte, als ich einen metallicblauen GTR erblickte, der am Bordstein parkte.

Bella lehnte lässig dagegen. Und sie sah wieder mal bildschön aus. Sie trug ein dunkelblaues Minikleid, das ihre helle Haut wie weiße Creme aussehen ließ. Unwillkürlich musste ich schlucken. Würde sie etwa auch mitkommen?

Seit unserem Kuss am letzten Wochenende, hatte ich erfolgreich ein Aufeinandertreffen mit ihr vermieden. Und jetzt? Konnte ich wohl nicht mehr ausweichen. Wenn ich jetzt doch noch einen Rückzieher machen würde, wäre Jasper und Emmett doch sofort klar, dass da was im Gange sein musste. Nein, diese Blöße durfte ich mir nicht geben. Ich musste das jetzt irgendwie überstehen. Auch wenn ich dazu mit Sicherheit Gottes Beistand brauchen würde.

Trotz des Gesprächs mit Pater Banner vor ein paar Tagen, war ich immer noch verwirrt über meine neuartigen Gefühle. Auch jetzt noch begann mein Herz schneller zu schlagen, und ich meinte förmlich ihre Süße zu schmecken. Die Erinnerung an den Kuss, ihre weichen Lippen, ihre Zunge, überrollten mich erneut völlig unvorbereitet und ich stöhnte genervt auf. Warum hatte sie nur solche Macht über mich? Dabei hatte sie jetzt noch nicht mal etwas getan, sondern stand einfach nur grinsend am Auto.
„Na, Großer“, begrüßte sie Emmett und küsste ihn flüchtig „Bereit?“

„Mehr als nur bereit“, erwiderte er lachend, nahm sie hoch und wirbelte sie im Kreis herum. „Und ich kann dich wirklich nicht dazu überreden, Dir auch was stechen zu lassen? Nur so was Klitzekleines? Jazzi sagt, es tut gar nicht so doll weh!“ Er hatte sie wieder abgesetzt und legte einen Arm um ihre Schulter. „Und bei Jake warst du doch auch mit dabei. Du kennst die Jungs also besser als ich.“ Er kicherte beim letzten Satz und irgendwie bekam ich den Eindruck, dass da mehr dahinter steckte, als mir lieb war.

Bella rollte mit den Augen und löste sich von ihm, um Jasper zu begrüßen. „Du weißt, dass es nicht geht. Aro würde mir den Kopf abreißen.“

Dann trat sie auch auf mich zu. Ich starrte sie einfach nur an, völlig unfähig mich zu rühren. Sie schob ihre Sonnenbrille in die Haare und ich verlor mich sofort wieder in ihren Augen. „Hey, Edward“ säuselte sie und es klang wie Musik in meinen Ohren. Dann zog sie meinen Kopf einfach zu sich herunter und küsste mich wieder. Allerdings nicht nur so kurz wie bei den anderen, sondern deutlich länger und intensiver.

Und ich ließ es einfach geschehen. Ich war viel zu überrascht, als dass ich irgendetwas hätte tun können. Mich wehren zum Beispiel. Oder einen Schritt zurück treten. Stattdessen stand ich einfach nur da, wie ein Idiot, und ließ es über mich ergehen. Wobei das der falsche Ausdruck war, denn ich genoss das Gefühl ihrer sanften Lippen auf meinen. Wieder mal.

„Ich habe den Eindruck, Du hältst dich von mir fern, Süßer“ murmelte Bella, als sie sich wieder von mir löste. Dann grinste sie teuflisch. „Aber du wirst mir nicht entkommen“, setzte sie leise hinzu, ehe sie sich umdrehte und lässig zum Wagen spazierte.
„Hey, wieso küsst du Edward länger als mich?“ maulte Emmett, als sie an ihm vorbei lief. Jasper blickte zu mir und zog fragend eine Augenbraue hoch, was ich mit einem Schulterzucken quittierte.

„Weil ER seine Zunge nicht in alles steckt, was weiblich ist und zwei lange Beine hat“, erwiderte Bella und lief zur Fahrertür. „Das mach ich doch gar nicht“, jammerte Emmett weiter. „Ich will meine Zunge höchstens …“

„Ich weiß gut genug, in wen du deine Zunge und diverse andere Körperteile stecken willst! Und jetzt steig endlich ein, sonst kommen wir noch zu spät zu deinem Termin!“, unterbrach Bella ihn lachend.

Grummelnd folgte er ihrer Anweisung und Jasper folgte ihm kichernd auf den Rücksitz. Ich nahm, mit gesengtem Blick und betend, nicht rot zu werden, auf dem Beifahrersitz Platz. An die Art, wie sie über eine solche intime Sache wie Sex redeten, würde ich mich wohl nie gewöhnen. Eigentlich versuchte ich bisher immer, solches Gerede einfach auszublenden. Außer bei Bella. Was ja nicht anders zu erwarten war.

Ihr Fahrstil am Tage war noch rasanter als nachts. In meiner Erinnerung waren zwar nur noch Fetzen von der Fahrt vorhanden, aber das hier konnte sie unmöglich auch nachts durchgezogen haben.

Ich kam mir vor, wie in einem Computerspiel. Bella nutzte jede Lücke im Verkehr, sprang von Reihe zu Reihe, wechselte die Fahrbahn oft, natürlich ohne zu blinken, überholte rechts und überfuhr zahlreiche Stoppschilder. Und auch wenn ihre Fahrweise sämtliche Verkehrsregeln missachtete, hatte ich eigenartigerweise keine Angst. Denn sie war eine sehr gute Fahrerin. Es wirkte fast professionell, so als wäre es ihr antrainiert worden. Diese Sicherheit, die sie auch bei den gewagteren Manövern hatte – und davon gab es jede Menge – wies auf Training hin. Sehr ausgiebiges Training. Ich fragte mich nur, wo sie das gelernt hatte und vor allem wofür. Sie konnte also folglich ganz unmöglich nur eine einfache Stripperin sein. Da musste mehr dahinter stecken und ich wusste nicht genau, ob das wirklich gut sein konnte und ob ich das wirklich wissen wollte. Denn undercover war sie mit Sicherheit nicht, also war sie schon mal nicht für die Seite der „Guten“ im Einsatz.

Mit quietschenden Reifen hielt Bella plötzlich halb schräg vor einem Laden. Die Scheiben waren allesamt blickdicht, bis auf die Buchstaben „D“ „M“ „C“, die als Lochmuster in der Folie waren und den Blick ins Innere frei gaben. Wir waren gerade dabei auszusteigen, als plötzlich ein kräftiger Typ, der nicht gerade ungefährlich aussah, aus der Tür des Studios kam und direkt auf Bella zu stürmte. Fast automatisch ging mein Griff an die Hüfte, doch da war nichts. Und Bella reagierte auch nicht so, wie ich es erwartet hatte, denn sie war innerhalb weniger Sekunden abgeschnallt und aus dem Wagen.

„Hey Süße“, rief der fremde Typ laut und breitete einladend seine Arme aus. Bella sprang ihn daraufhin förmlich an, ihre Beine schlangen sich dabei um seine Hüfte, während sie ihn auf die Wange küsste. So umklammert trug er sie lachend in den Laden. „He, Edward…komm“, schubste Jasper mich an der Schulter und riss mich damit aus meiner Starre. „Sonst kommt Em nie zu seinem Tattoo“. Schnell löste ich den Gurt und stieg ebenfalls aus.

„Müssen wir nicht noch das Auto abschließen?“, rief ich Emmett und Jasper hinterher, als die sich schon in Richtung des Studios begaben.

„Nö“, kam es von Jasper, „Keine Sorge, da geht keiner ran. Und nun komm endlich!“

Hinter den Beiden betrat ich das Studio. Es war nicht sehr groß, aber dafür sehr exklusiv eingerichtet. Bella saß mittlerweile auf einer Art Tresen und baumelte fröhlich mit den Beinen in der Luft. Hinter ihr stand der Typ von draußen und hatte seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt, während seine Hände sich rechts und links neben ihr abstützten. Ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr mich, als ich die Beiden so sah. Als ob sich mein Magen verknoten würde. Schräg vor ihnen standen zwei schmalerer Typen in ziemlich merkwürdigen, bunten Klamotten. Sie begrüßten uns herzlich. Der Blonde, der sich als Dom vorgestellt hatte, wollte sich direkt um Emmett kümmern und setzte ihn in einen der schwarzen Stühle, die vor der Theke standen. Da das Motiv, ein Portrait von Rosalie, schon vorher abgesprochen war, konnte er gleich mit der Arbeit beginnen. Da sich Jasper in Stuhl neben Emmett fallen ließ, setze ich mich auf den daneben und begutachtete das Geschehen kritisch.

Denn so richtig wusste ich nicht, ob ich das mit dem Tattoo gutheißen sollte. Es war ja immerhin etwas Unvergängliches. Sicherlich konnte man so was heutzutage mit Laser schon entfernen, aber eine Narbe blieb doch immer zurück. Auch war ich mir nicht sicher, wie seine Angebetete darauf reagieren würde. Von heller Begeisterung bis zu Abscheu konnte alles dabei sein. Aber an sich, war das ja nicht mein Problem. Seufzend lehnte ich mich zurück und versuchte nicht auf Bella zu achten, die weiterhin leise kichernd mit dem Typen plauderte. Egal wer das war, sie schien ihn recht gut zu kennen, so vertraut wie die beiden miteinander umgingen.

„Na, auch ein Tattoo?“ fragte mich Dom, während er die Konturen auf Emmett’s Oberarm übertrug. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Danke nein, ich…“

„Aber Tattoos sind verdammt sexy“, unterbrach mich Bella, die auf einmal vor mir stand und es sich auch sofort ungefragt auf meinem Schoß bequem machte, obwohl neben mir noch ein Stuhl frei war. Und zu meinem Leidwesen reagierte natürlich ein Teil meines Körpers sofort, vor allem, da sie ihren Hintern nicht still halten konnte und sich im Takt der Musik, die im Hintergrund lief, bewegte.

Am liebsten hätte ich sie sofort wieder von mir runter geschoben, denn ihre unmittelbare Nähe machte mich ganz wuschig. Es war, als würde ich in einen Nebel geraten, der jeden anständigen Gedanken verhinderte. Alles, was ich wahrnahm, war ihr Duft und die Wärme ihres Körpers. Meine Knöchel traten weiß hervor, so sehr verkrampfte ich meine Hände um die Armlehnen des Stuhls. Aber hätte ich es nicht getan, wäre ich sicher in große Versuchung geraten, sie zu berühren.

„Matt“, rief Bella plötzlich, „ihr habt doch bestimmt auch Kreuze oder so als Vorlage.“ Der Angesprochene nickte und fing prompt an, in einem der Ordner zu blättern, während ich überlegte, was sie jetzt wieder vorhatte. Wollte sie sich jetzt etwa auch tätowieren lassen? Vorhin hatte sie doch gesagt, dass sie das wegen Aro nicht tun konnte. Oder kam sie etwa gerade auf die Idee, dass ich mich etwa...? NEIN…

„Was? Von Matt lässt du dich also tätowieren und von mir nicht?“ Der Typ, den sie vorhin so überschwänglich begrüßt hatte, schob schmollend seine Unterlippe vor und ich musterte ihn das erste Mal bewusst. Er war groß und ziemlich breit gebaut. Seine Kleidung war komplett schwarz und auf seinen Unterarmen waren Konturen von verschiedenen Tätowierungen zu erkennen. An sich sah er genau so aus, wie man sich einen typischen Kriminellen vorstellte.

„Chris“, kam es nun lachend von Bella, „ICH lass mich ja auch gar nicht tätowieren, aber wenn, dann würde ich es natürlich nur von dir machen lassen. Versprochen. Das Kreuz ist für ihn.“ Sie zeigte lässig mit dem Daumen auf mich.

Wie bitte? Also doch…

„Aber …nein…ich…“, fing ich sofort an zu protestieren, wurde allerdings von Bellas Fingern gestoppt, die sich auf meine Lippen legten.

„Keine Widerrede. Glaub mir, das wird heiß, Edward“, schnurrte sie fast.

„Ich kann das aber nicht tun…“, murmelte ich gegen ihre Finger. Wie sollte ich so etwas später meiner Familie erklären? Meine Mutter und Victoria hatten ja noch nicht einmal durchstochene Ohrläppchen. „Bitte…“, hauchte Bella in mein Ohr und ihre Fingerspitzen glitten dabei sanft über meine Wange. „Das wird bestimmt ganz toll. Es wird wahnsinnig sexy aussehen…“
Sie drehte sich herum, so dass sie rittlings auf meinem Schoß saß. Ich verkniff mir nur mit Mühe ein Stöhnen, während ich Jasper und Emmett hinter uns kichern hörte. „Es geht nicht! Wirklich…“, versuchte ich mich herauszureden. Ihre Finger glitten weiter über meinen Hals und meine Brust. Die Gefühle, die sie damit bei mir erzeugte, waren alles andere als angemessen und ich versuchte krampfhaft, sie zu verdrängen. „Bitte“, flehte sie förmlich und sah mich schräg von unten durch ihre dichten, dunklen Wimpern an.

„Verdammt“, fluchte Emmett neben mir. „Mich hast du nie so angebettelt!“

„Tja, Em“, kam es kichernd von Jasper. „Du musst dich wohl oder übel damit abfinden, dass sie Edward mehr mag als dich.“

Emmett grummelte noch etwas Unverständliches, hielt dann aber wieder den Mund. Während ich die ganze Zeit einfach nur hoffte, dass sich Bellas Tätowierungs-Pläne für mich einfach nur als Scherz entpuppen würden. Denn ich war mir absolut nicht sicher, ob ich überhaupt zu einem „nein“ fähig war. Jedenfalls nicht, solange Bella so auf mir saß.

Bellas linker Zeigefinger glitt langsam weiter an mir hinab. „Und ich weiß auch die perfekte Stelle, wo es wirklich keiner sieht.“ Sie rutschte abrupt ein Stück zurück, öffnete mit einer schnellen, geübten Bewegung meine Hose und strich langsam mit dem Finger über meine Leiste. Ich war viel zu perplex, um überhaupt reagieren zu können.

„Biiiiiitte…hier sieht es doch nicht jeder und es sieht sooo sexy aus.“ Ich konnte nichts anderes tun, als sie wie ein hypnotisiertes Karnickel anzustarren. Außerdem vergrößerten ihre zärtlichen Berührungen das Problem in meiner Hose immens. Und jetzt, wo kein geschlossener Reißverschluss mehr den Weg versperrte, war es natürlich auch deutlich sichtbar. Und Bellas zufriedenem Grinsen nach zu urteilen, auch nicht unbemerkt. Wie unsagbar peinlich mir das war, und doch fühlten sich ihre Finger auf meiner Haut viel zu gut an. Zum Glück kam dieser Matt jetzt direkt, mit einem Blatt Papier in der Hand, auf uns zu. Bella zog ihre Hand zurück und drehte sich ein wenig herum, um sich anzuschauen, was er als Motiv vorschlug. Auf dem Blatt war eine Schwarz- Weiß- Zeichnung eines Kreuzes zu sehen, um das ein Rosenkranz hing. Und ich musste zugeben, dass es wirklich gut aussah, aber...

„Bella“, erinnerte ich sie „Ich habe aber noch nicht ja gesagt.“

„Aber es gefällt dir doch!“, entgegnete sie.

„Jaaaa… aber …“ seufzte ich. „Na also“, sie drehte sich wieder zu mir um und sah mir tief in die Augen. „Biiiiiiiitte!“

„Okay, aber nur unter einer Bedingung“, entgegnete ich und sie sah mich erstaunt an.

„Und die wäre…?“, sie runzelte verwirrt die Stirn.

„Du bekommst auch eins.“ Ich wusste, darauf konnte sie nicht eingehen. Die Aussage mit Aro vorhin, schien wirklich ernst gemeint zu sein. Und sie trug ja nicht mal Ohrringe. Wenigstens in manchen Dingen war ihr Körper noch jungfräulich und makellos. Und sollte es nach Aros Willen wohl auch bleiben. Wobei ich nicht verstand, welches Interesse er an einer kleinen Stripperin hatte.

Doch ich hatte mich getäuscht.

„Okay“, erwiderte sie zu meiner Verblüffung und erhob sich.
„Matt, du kannst bei ihm loslegen. Und Chris, ich brauche irgendetwas Kleines, was man nicht gleich sieht“, sie schaute grinsend in die Runde.

Oh je, jetzt hatte ich mich selbst festgenagelt. Mit offenem Mund sah ich zu, wie sie zu dem Typen rüber lief und eifrig begann, mit ihm in einem Katalog zu blättern.

„Na, dann wollen wir dich mal rasieren“, hörte ich Matts Stimme neben mir und bekam nur am Rande mit, wie er meine Leiste freilegte und dann von störenden Härchen befreite. Emmett neben mir murmelte etwas von „unfair“ in seinen nicht vorhandenen Bart, aber ich war viel zu perplex, um darauf zu reagieren. Denn ich verstand es nicht. Sie hatte einfach so zugestimmt, obwohl es ihr eine Menge Ärger einbringen würde. Höchst wahrscheinlich jedenfalls.

Aber wieso tat sie das? Wieso war ihr das so wichtig? Sie würde mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Ihre Reaktionen waren fast nie so, wie ich sie erwartete. Was mich ziemlich frustrierte. Irgendwie dachte ich in diesem Moment auch gar nicht wirklich darüber nach, welche Konsequenzen so ein Tattoo für mich haben würde. Ich war viel zu perplex.

Als Matt das Motiv bei mir fertig übertragen und dann schon mit der Kontur begonnen hatte, kam Bella endlich zurück und setzte sich in den freien Stuhl neben mir. Dieser Chris folgte ihr mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Was mir gar nicht gefiel. Überhaupt gar nicht. Irgendetwas an ihm störte mich extrem.

„So“, sagte er süffisant und stützte seine Arme links und rechts neben Bella auf dem Stuhl ab. „Wo willst du es denn hin haben?“
„Na irgendwo hin, wo man es nicht gleich sieht. Auch wenn ich beim Tanzen fast nichts anhabe…“, erwiderte Bella nachdenklich.
„Mhm“, er nahm die linke Hand vom Stuhl und ließ seinen Finger über ihr Schlüsselbein und ihr nacktes Dekolleté streichen. „Dann scheidet dieser Bereich ja leider aus.“

Als er sie so berührte, bildete sich wieder dieser Knoten in meinem Magen. Ich schaffte es aber auch nicht wirklich, wegzuschauen.

„Ja, leider“, seufzte Bella und leckte sich langsam über die Lippen, während er ihre Beine mit den Knien spreizte, so dass ihr Kleid dabei hoch rutschte und er direkt zwischen ihren bloßen Schenkeln stand.

„Hier wäre es aber möglich“, sein Daumen verschwand unter der Vorderseite ihres Slips und strich sanft darunter hin und her, während er ihr dabei tief in die Augen sah. Bella stöhnte wohlig und schüttelte aber trotzdem den Kopf.

„Nope. Denk dran, manchmal muss ich mich auch ganz ausziehen.“

„Sehr schade“, jammerte er, während er unablässig weiter streichelte.

„Ja, wirklich sehr schade“, seufzte Bella und schloss genießerisch die Augen.

Der Knoten in meinem Bauch wurde immer größer. Wie schon bei Jake wollte ich nicht, dass er sie anfasste. Obwohl das überhaupt keinen Sinn machte. Es ging mich ja schließlich nichts an.

Plötzlich betätigte Bella einen versteckten Hebel an dem Stuhl und die Rückenlehne ruckte nach hinten, so dass er halb auf ihr lag. Er zog seine Hand zurück und positionierte sich so, dass der Reißverschluss seiner Hose genau auf ihren Unterleib drückte.

„Wenn du mich so ablenkst, wird es schwer mich zu konzentrieren“, grinste er und beugte sich vor, um in die Mulde an ihrem Schlüsselbein zu küssen. „So viele schöne Stellen und alle nicht möglich“, seufzte er gegen ihre Haut und leckte die Kontur des Schlüsselbeins nach.

„Okay, Kontur ist drauf. Ich lege jetzt los“, riss mich Matt aus meinen Beobachtungen. Ich nickte ihm halbherzig zu und wand mich dann wieder nach links, absolut unfähig nicht hinzusehen.
In meinem Inneren begann es zu brodeln. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte diesen aufdringlichen Typ von ihr runter gezerrt. Und gegen die nächste Wand geklatscht, um ihm danach eine zu verpassen. Aber warum reagierte ich so heftig darauf? War ich etwa eifersüchtig? Nein, das konnte nicht sein. Sicherlich war es nur eine Art Beschützerinstinkt, weil der Typ, der sie in den Stuhl drückte, fast doppelt so groß und schwer war wie Bella. So musste es sein. Es konnte nicht anders sein.

„Mhm“, Bella zog mit einer eleganten Bewegung ihr eines Bein hoch und legte es auf seiner Schulter ab. „Wie ist das?“
Er schnurrte wie ein Kater, der Katzenminze gefunden hatte. „Viel besser“. Erneut beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie diesmal auf den leicht geöffneten Mund. Ich sah, wie seine gepiercte Zunge ihr dabei zärtlich über die Unterlippe strich. In diesem Moment musste ich wirklich an mich halten, um nicht drohend knurrend aufzuspringen. Wenn Matt nicht gerade dabei gewesen wäre, das Motiv zu tätowieren, hätte ich es sicherlich getan.

„Du denkst auch nur ans Pimpern, oder?“, kicherte Bella und biss ihm leicht in seine Unterlippe.

„Bei dir doch immer“, schnurrte er und bekam von Bella eine an den Kopf.

„Ich bezog das aber auf das Tattoo“, sie wackelte mit dem Fuß neben seinem Ohr.

„Oh, das“, er drückte sich wieder etwas hoch und strich mit den Fingern an der Innenseite ihres Schenkel entlang. Dann drehte er den Kopf und küsste ihren Knöchel. „Wäre sicher sehr sexy, aber wenn du nur High Heels trägst, leider ebenfalls sichtbar.“

„Stimmt auffallend“, erwiderte Bella, nahm das Bein wieder herunter und verschränkte dann die Beine über seinem Steißbein.

„Ich glaub, ich weiß aber noch was“, murmelte er, beugte sich vor und strich ihr das Haar zurück. Dann küsste er sich einen Weg von ihrem Hals bis hinter ihr Ohr. Mit jedem einzelnen Kuss stieg mein Verlangen, ihn zu schlagen noch weiter. Wenn ich jetzt eine Waffe gehabt hätte, wäre sie sicher schon entsichert an seinem Kopf gelandet. Aber Gott sei Dank, hatte ich keine bei mir. Ich verstand auch gar nicht, wieso ich so heftig auf die Turtelei der Beiden reagierte.

„Genau hier“, er hob den Kopf wieder an, um sie anzusehen. „Du trägst dein Haar eh meist offen, da fällt das nicht weiter auf. Und wenn wir es dir nicht zu bunt machen, sieht man es auch nicht gleich, selbst wenn du sie mal hochsteckst.“

„Okay“, kam es von Bella und sie drehte sich zu mir. „Was sagst du, Edward? Einverstanden?“

Ich nickte lautlos, unfähig etwas zu sagen. Der Typ grinste mich frech an, ehe er sich Bella wieder zuwandte. „Oh Baby, lass mich dein Stecher sein.“

Selbst ich verstand mittlerweile, dass er das nicht allein auf das Tattoo bezog. Normalerweise würden mich solch obszöne Bemerkungen abstoßen, doch diesmal fachte es meine Wut nur noch mehr an.

„Chris“, sie rollte mit den Augen und knuffte ihn feste gegen die Brust. „Nein, ernsthaft“, er küsste ungerührt ihr Dekolleté, „lass uns nur kurz nach hinten verschwinden. Mit deinem Teil bin ich dann ruck zuck fertig, die anderen brauchen länger.“

Ich hatte eigentlich gehofft, dass irgendjemand der Anwesenden auf seine eindeutige Einladung zum Sex etwas sagen würde, aber ich wurde enttäuscht. Emmett hüstelte zwar etwas, hielt aber wohlweislich seinen Mund.

„Du weißt, dass es nicht geht. Aro würde ausflippen!“, antwortete ihm Bella und verdrehte die Augen.

„Ach, manno“, schmollte er und bewegte sein Becken wieder etwas, was Bella erneut leise aufstöhnen ließ. „Er muss es doch nicht erfahren! Die Jungs hier schweigen wie ein Grab.“

Jetzt schüttelte Bella kichernd den Kopf, tat aber nichts, um sich aus dieser Lage heraus zu bringen. Ich war mittlerweile so weit, dass ich liebend gern seinen Kopf schütteln oder am besten gleich direkt mit Schmackes gegen die Wand schlagen wollte.
„Du bist wirklich süß, aber es geht nicht.“, erwiderte sie grinsend und küsste ihn auf die Nasenspitze.

„Bitte“, bettelte er leise. Ich verdrehte die Augen.

„Nein“, zischte sie. „Denn beim letzten Mal sind wir nur lebend davon gekommen, weil wir beide sturzbetrunken waren. Sonst hätte uns Aro da schon den Kopf abgerissen oder dich kastriert.“

Beim letzten Mal? Hieß das etwa, sie hatte mit dem Kerl schon mal geschlafen?

Ich versuchte standhaft, mir das nicht vorzustellen, aber da die Zwei sich schon halb in eindeutiger Position befanden, war das nahezu unmöglich. Unwillkürlich musste ich schlucken. Der Typ war so breit gebaut und Bella so zart. Irgendwie hatte ich Angst, dass er sie zerquetschen könnte. Oder ihr wehtun.

„War aber trotzdem ein schöner Geburtstag. Der beste sogar“, murmelte er grinsend und küsste ihren Hals.

„War es“, grinste sie. „Bis Aros Leute mich aus deinem Bett geholt haben. Wir hätten gleich zu dir fahren und nicht schon auf der Party anfangen sollen.“

„Aber es war doch ein Geburtstagsgeschenk. Ich hatte sogar eine Schleife um“, wiedersprach er.

„Oh ja, ich erinnere mich. Das hattest Du“, sie legte lachend eine Hand über ihre Augen und schüttelte den Kopf, so als würde sie eine unliebsame Erinnerung abschütteln wollen. „Nach der Nummer in der Küche kann ich mich allerdings an nichts mehr erinnern. Mir ist bis heute unklar, wie wir es genau geschafft haben, deinen Wohnzimmertisch zu zerlegen.“

Bei dieser Erwähnung schoss der Blick von Chris für einen Moment zu mir. Und ich konnte mir nicht helfen, aber aus irgendeinem Grund kam ich dadurch auf die Idee, dass der zerstörte Tisch nichts mit Bella zu tun hatte. Es steckte irgendetwas anderes dahinter. Was er ihr wohlweislich bis heute verschwiegen hatte.

Allerdings verging dieser Moment so schnell, wie er gekommen war. Sein Blick ging zurück zu Bella und er lächelte sie an, auch wenn dieses Lächeln für mich mittlerweile gekünstelt wirkte.
Ungewollt schlichen sich weitere unliebsame Bilder in meinen Kopf. Etwa, wie er auf ihr lag oder sie auf ihm saß. Frustriert schloss ich die Augen, aber auch das half mir da nicht wirklich.
„Ich glaub, dein Kumpel ist sexuell frustriert. Ihr habt doch so viele Mädels im Laden. Ist denn keine dabei, die ihm Erleichterung verschaffen kann?“, tönte er plötzlich in meine Richtung.

„Es ist halt nicht jeder so sexbesessen, wie du und vögelt alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist“, antwortete Bella verteidigend. „Ich hab übrigens gehört, du hast erst letztens eine deiner Kundinnen flachgelegt? Eine verheiratete Frau?“

Ich öffnete meine Augen wieder und sah, wie er entschuldigend mit den Schultern zuckte und irgendwas murmelte, das wie „Mhmm Katja, war nen heißer Feger…“ klang und schelmisch grinste. „Ich hab übrigens bald Geburtstag“, fiel ihm auf einmal ein.

„Das gibt dir auch keinen Freibrief bei mir“, entgegnete Bella und schlug ihm auf die Brust. „Aro kastriert dich trotzdem. OHNE Narkose.“

„Das wäre es wert“, flötete er und Matt schüttelte kichernd den Kopf, während Emmett sich stöhnend die Hand vors Gesicht schlug.

„Dummschwätzer. Schieß los, was wünscht du dir?“, fragte Bella ungerührt.

„Mhm“, er wackelte wieder mit den Hüften und mein Verlangen, ihn eigenhändig zu erwürgen stieg wieder an. „Einen Lapdance?“

„Unter einer Bedingung“, sie tippte ihm auf die Brust und er sah sie mit großen Augen an.

„Kein Betatschen, kein Saugen an meinen Nippeln, kein Küssen“, rasselte sie sofort herunter.

„Okay“, seufzte er tief. „Aber dann mit Happy Ending?“

„Mal gucken, eigentlich hättest du es eher verdient, zu leiden. Und jetzt fang endlich mit dem Tattoo an.“

Grummelnd erhob er sich und Bella legte sich auf die Seite, so dass sie mit dem Gesicht zu mir lag.

„Und nimm die Hand von meinem Hintern“, brüllte sie Chris noch kurz an, der sich auf die Unterlippe biss und ihren entblößten Po streichelte. Dann legte sie ihre Hand an meine Wange und flüsterte „Warum können nicht alle Männer so sein wie du, Edward?“


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Nachdem Bella uns zwei Stunden später nach Hause gebracht hatte, setzten Emmett und ich uns unisono stöhnend auf die Couch.

Ich konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass ich mir tatsächlich ein Tattoo hatte verpassen lassen. Irgendwie war es, als würde ich komplett neben mir stehen.

Ich musste wahnsinnig gewesen sein, dem zu zustimmen. Wenn das heraus kommen würde. Die Reaktionen meiner Eltern oder gar die von Victoria, wollte ich mir lieber gar nicht ausmalen. Zuerst wären sie sicher entsetzt und dann später, maßlos enttäuscht. Es war ein Gebot Gottes, sich rein zu halten und nun hatte ich meinen Körper, in gewisser Weise, beschmutzt. Nur gut, dass es wenigstens ein Symbol meines Glaubens war und nicht irgendwelcher Mist.

Und irgendwie gefiel es mir auch. So ein wenig.
Vor allem, wenn ich an Bellas Reaktion dachte, als sie das fertige Werk betrachtet hatte. Sie war vollkommen begeistert gewesen. Und das hatte in mir, ein bisher völlig unbekanntes Stolz-Gefühl ausgelöst, auch wenn das ziemlich irrational war. Aber daran musste ich mich wohl gewöhnen. Mit Bella in meiner Nähe war einfach nichts normal. Da verabschiedete sich bei mir wohl einfach sämtliches rationales Denken.

Und ehrlich gesagt wollte ich im Moment auch nicht über die Konsequenzen meines Handelns nachdenken. Denn im Moment war nur eins wichtig: Das nichts diese gereizte Stelle berührte, denn das war mehr als unangenehm.

Da Emmett den Ärmel seines Shirts hochgerollt hatte, warf ich sämtliche Scham über Bord und öffnete meine Hose und schob den Stoff so zu Seite, so dass die Tätowierung nur noch vom dünnen Stoff meiner Boxershorts bedeckt wurde. Das war definitiv schon besser! Am liebsten hätte ich mir ja zusätzlich einen Beutel Eis in meine Hose gekippt, aber vor den anderen wollte ich auch nicht als totales Weichei dastehen. Es war schon peinlich genug gewesen, dass ich beim Tätowieren manchmal gezuckt hatte, während Emmett und auch Bella es sich kommentarlos geschehen ließen. Wobei ich jawohl mit Abstand die empfindlichste Stelle gewählt hatte. Das war meine einzige Ausrede.

Das Tattoo von Bella war auch wirklich hübsch geworden. Es war winzig, wirklich winzig, so dass ich fast schon rummeckern wollte, aber es war definitiv hübsch. Direkt hinter ihrer Ohrmuschel war nun ein kleiner Schmetterling. Die Farben waren nicht zu grell gewählt, so dass er nicht gleich auffiel, aber er war fantastisch gearbeitet. Eins musste man diesem Chris lassen. Er verstand sein Handwerk. Auch nach ihrer deutlichen Abfuhr, hatte er nicht rumgezickt oder ähnliches, sondern einfach exakt seine Arbeit getan. Allerdings, nicht ohne weiterhin mit ihr zu schäkern. Die beiden schienen sich schon eine ganze Weile zu kennen, so vertraut wie sie miteinander umgingen. Und irgendwie löste der Name Chris bei mir etwas aus. So, als würde da irgendetwas sein, an das ich mich gerade nur nicht erinnern konnte. Was mich verdammt wuschig machte. Ich hasste es, wenn mir irgendwas direkt vor der Nase herumtanzte, ich es aber nicht zu fassen bekam. Es frustrierte mich. Total.

Jasper verschwand in der Küche und kam wenig später mit zwei Gläsern Wasser und Schmerztabletten zurück. „Hier“, er reichte uns beiden je zwei Tabletten. „Emmett, du solltest versuchen, auf dem Rücken zu schlafen, oder auf der anderen Seite. Edward, du solltest auf Sex die nächsten zwei Wochen verzichten. Aber ich schätze mal, das stellt kein Problem für dich dar. Und auf dem Rücken schlafen, wäre vermutlich auch ganz gut.“

„Außer, Bella springt ihn kurzfristig doch noch an“, kicherte Emmett und boxte gegen meinen Oberarm, worauf hin ich zusammenzuckte. „Ich glaube, bei dir würde sie sogar das Risiko eingehen. Irgendwie hat sie ein Auge auf dich geworfen, nimm dich also lieber in Acht. Und Chris hat sie ja heute ganz schön auflaufen lassen. Ich glaube, damit hat er nicht gerechnet. Sonst bekommt er jede rum. Und Bella sowieso.“

Jasper nickte. „Ich glaube, ihr hat das Palaver vom letzten Mal gereicht. Aro war ziemlich sauer. Mehr auf ihn, aber sie hat sich auch was...ähm... anhören dürfen und du weißt, sie mag Chris wirklich. Wenn Aro ihn deswegen einen Kopf kürzer gemacht hätte, hätte sie sich das niemals verziehen.“ Irgendwas an seinem Tonfall ließ mich stutzig werden. Meine Instinkte waren sofort auf Alarmbereitschaft. Jasper verschwieg etwas. Etwas Wichtiges. Und genau das musste ich herausfinden. Vielleicht würde mich das einen großen Schritt weiter bringen.

„Yeah“, seufzte Emmett, „Bella hat ein viel zu gutes Herz! Tanja hätte nicht nein gesagt, egal was ihm dann für Konsequenzen blühen würden. Und ihr. Auch wenn sie nicht eine große so Rolle spielt, Aro würde bei ihr nicht so milde sein, wie bei Bella.“
Nicht eine große so Rolle? Was meinte er denn damit? Und wie konnte ich ihm das entlocken, ohne mich dabei zu enttarnen oder mein gesteigertes Interesse an Bella deutlich zu machen? Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und innerhalb von Sekunden legte ich mir eine Taktik zurecht, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob sie funktionieren würde. Aber auf einen Versuch kam es an.

„Kennt Bella diesen Chris eigentlich von früher?“ fragte ich, ohne allzu neugierig zu klingen. Eher ein wenig gelangweilt, aber Emmett konnte ich nicht täuschen.

„Na, Eddi“, er schubste mich mit seiner gesunden Schulter, „Stehst wohl doch auf das Prinzesschen, was? Aber lass lieber die Finger davon, sonst verbrennst du dich“, er strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

Jasper grinste bloß. „Lass ihn, Em. Vermutlich gibt es dort, wo er herkommt, keine so hübschen Frauen. Und Bella ist eh einmalig. Die wenigsten Kerle, die ich kenne, würden zu ihr nein sagen.“
Emmett beugte sich vertraulich zu mir und flüsterte: „Wenn du was Genaues wissen willst, frag den Knacker Jazzi da drüben. Als ich herkam, war Bella schon da. Aber er kennt sie von Anfang an. Außerdem ist er ziemlich neugierig. Er weiß immer alles über jeden. Typisch Barmann eben…“

„Emmett“, Jasper verdrehte die Augen, setzte sich aber dann und sah neugierig zu mir rüber. „Also, was genau willst du wissen?“
„Alles!“, erwiderte mein Nebenmann an meiner statt und verschränkte die Arme wartend vor der Brust. Fluchte dann aber leise, da er mit dem frischen Tatoo dabei gegen meinen Arm gekommen war. „Ich kenne nämlich die komplette Geschichte auch noch nicht.“

„Edward?“, hakte Jasper nach.

„Ich glaube, das wäre okay“, antwortete ich. Innerlich bebte ich schier vor Neugier, versuchte aber, es mir nicht anmerken zu lassen. Denn natürlich wollte ich gern alles über Bella wissen, und das leider nicht nur aus rein beruflichen Interessen. Und zu Recht hatte ich auch eine Heidenangst, was wohl bei rauskommen würde. Was, wenn sie doch tiefer drinsteckte, als ich es bisher angenommen hatte? Wie sollte ich es dann bloß schaffen, sie wieder auf den rechten Weg zu führen? Gott hatte mir hier wahrlich keine leichte Aufgabe gegeben, aber seine Wege waren ja bekanntermaßen unergründlich. Und es musste einfach einen Grund für mein Hiersein und mein Aufeinandertreffen mit Bella geben. Ganz abgesehen von dem Undercover-Einsatz. Auf irgendeine Weise waren unsere Schicksalsstränge miteinander verknüpft worden. War mein weiterer Weg von ihrem abhängig. Leider musste ich zugeben, dass sie meinen Weg im Moment eher negativ beeinflusst hatte. Gut, das Tattoo ließ sich sicherlich verbergen, aber eigentlich war es ein Zeichen meiner Schwäche.

Vielleicht war es aber auch als genau dieses gedacht. Ein Zeichen. Ein Mahnmal, was mich daran erinnern sollte, stark zu bleiben und zu widerstehen.

Unverhohlen sah ich Jasper an. Ich wollte unbedingt wissen, was es mit ihr auf sich hatte. Vielleicht würde ich sie dann besser verstehen können.

„Nun“, Jasper holte tief Luft. „Ich habe Chris kennengelernt, als ich mir vor Jahren mein Tattoo stechen ließ“, er schlug sich auf sein rechtes Schulterblatt. An einem der ersten Tage hier, hatte ich seine Tätowierung bereits gesehen. Es war eine Hommage an seine Heimat Texas: Ein Cowboy zu Pferd, ein Rind und im Hintergrund die texanische Flagge. Es sah wirklich beeindruckend aus. Und es wirkte fast wie ein Foto. Dieser Chris und seine Leute schienen ihr Handwerk echt zu verstehen. Gespannt hörte ich weiter zu.

„Ich war damals neu in der Stadt und ein Kommilitone hatte mir das Studio wärmstens empfohlen. Wir kamen dabei etwas ins Plaudern und ich erzählte ihm, dass ich dringend einen Job suchte. Und so bin ich hier gelandet“, er machte eine ausschweifende Geste mit den Händen.

Ich verstand zwar nicht, was das jetzt mit Bella zu tun hatte, fand es aber trotzdem gut, zu erfahren, wie er hier hinein geraten war. So in etwa hatte ich es mir auch vorgestellt. Er brauchte natürlich Geld, um sein Studium zu finanzieren. Und was bot sich da besser an, als abends in einer Bar zu arbeiten? Das kreuzte sich zeitlich wenigstens nicht mit den Vorlesungen. Aber was hatte das Studio denn mit dem Laden hier zu tun? Gehörte es etwa auch Aro?

„Damals war ich 19. Zu meiner Entschuldigung. Ich hab tatsächlich geglaubt, das wäre ein anständiger Laden. War es aber zu dem Zeitpunkt auch noch, jedenfalls wochentags. Als ich dann, an meinem ersten Wochenenddienst, hier meinen ersten Strip gesehen habe, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf“, Jasper schüttelte lachend den Kopf.

Emmett kicherte leise. „Waren es etwa Stefan und Vladimir?“

„Nein, Gott sei Dank nicht, sonst wäre ich wohl schreiend davon gelaufen. Damals gab es so was wie sie hier nicht. Jedenfalls so lange Chris noch den Club leitete. Aro hat das erst später eingeführt, als er hier Teilhaber wurde. Und seitdem läuft einiges anders, das kann ich euch sagen…“

Ok, jetzt kamen wir der Sache schon näher. Dieser Chris und Aro waren also mal Geschäftspartner gewesen? Dann war er also ganz gewiss kein einfacher Tätowierer. Aber warum hatte er Aro den Laden dann ganz überlassen? Der war doch eine wahre Goldgrube. War es vielleicht eher so, dass Aro ihn sich einverleibt hatte? Eine feindliche Übernahme sozusagen. Bei den Kämpfen um die Monopolstellungen gab es in diesem Gewerbe öfter mal solche „Besitzerwechsel“. Und dabei endete der alte Geschäftsinhaber nicht selten auf den Seziertischen im örtlichen Leichenhaus. Aber dem war dieser Chris wohl so gerade entgangen. Wobei er den Laden definitiv an Aro verloren hatte. Und das nicht gerade auf die freundliche Tour.

„So ein wenig neidisch war ich am Anfang schon auf Chris, denn er hatte immer die hübschesten Mädels dabei. Ich war ein ziemlich hormongesteuerter Kerl in dem Alter, konnte nie genug bekommen, hatte aber weniger Glück bei den Frauen als er“, lachte Jasper. „Und irgendwann brachte er dann Bella mit.“

Chris hatte Bella also hierher mitgebracht? Ob er wohl da schon geahnt hatte, was er ihr damit auf Dauer antun würde? Dass sie in diesem Gewerbe quasi hängen bleiben würde? Aber sie hatte mir doch neulich erzählt, dass sie mit Jake auf der Straße gelebt hatte, bevor sie hier anfing. Wie kam sie da bitte zu Chris?

„Sie fing dann hier als Tänzerin an, um sich ein wenig dazu zu verdienen. Das Strippen kam erst später hinzu. Ich war damals schon fast drei Jahre hier und ich hatte trotzdem noch nie jemanden so ausdrucksstark tanzen sehen, wie Bella. Sie war da gerade mal 18, aber trotzdem riss sie die Leute reihenweise vom Hocker. Ihre Bewegungen waren einfach... ach, aber das wisst ihr ja selber. Sie ist halt eine Göttin auf der Tanzfläche.“

„Wie lange ist das jetzt her?“ fragte ich nach.

„Fünf Jahre“, kam es von Jasper.

Fünf Jahre! Und das in diesem Milieu. Dann war sie jetzt also 23. Genauso, wie ich es geschätzt hatte... und trotzdem noch viel zu jung...

„Ehrlich! Ich sage euch, beim ersten Mal stand ich da wie ein Depp und starrte sie mit offenem Mund an. So, als ob ich vorher noch nie ein weibliches Wesen gesehen hatte“, fuhr Jasper lachend fort. Bei der Vorstellung dran musste ich jetzt sogar schmunzeln.

„Den dir Chris aber vermutlich schnell wieder geschlossen hat, oder?“ warf Emmett ein
.
„Oh ja“, nickte Jasper. „Er stand plötzlich neben mir und flüsterte mir ins Ohr, dass ich es ja nie wagen sollte, sie auch nur anzufassen.“

„Warum denn das?“, fragte ich, ohne nachzudenken. Ich hatte jetzt gar nicht mehr genau zugehört und war in Gedanken schon wieder dabei, all die losen Informationsfäden zu verknüpfen.

„Na, weil sie sein Mädchen war. Ist doch logisch…“, brummte es neben mir. „Und er obendrein verdammt besitzergreifend ist.“

„Sein Mädchen?“, wiederholte ich perplex. Plötzlich war ich hellwach. „Heißt das … heißt das etwa...dass sie…?“

„Willst du jetzt ehrlich fragen, ob sie mal miteinander Sex gehabt haben? Das war doch mehr als offensichtlich. Wo hast du denn deine Augen gehabt?“, grinste Emmett mich frech an und meine Gesichtsfarbe wechselte langsam ins rötliche. Ich spürte förmlich, wie meine Ohren rot anliefen. „Ähm... na ja…also…es geht mich ja eigentlich nichts an…“, stotterte ich vor mich hin. Man Edward, ermahnte ich mich gedanklich dabei. Erst denken, dann reden. Schalt doch mal dein Gehirn ein…wie sonst auch.

„Klar! Sie war sein Betthäschen, Freudenspender, Freundin. Nenn es, wie du willst“, kam es trocken von Jasper. „Fakt war, nur er durfte sie anfassen und vögeln.“

Sie war also mal fest mit ihm zusammen gewesen? Jetzt war ich total baff.

„Aber er ist doch bestimmt zehn Jahre älter als sie“, gab ich verwirrt von mir. Wieso war ein so junges Mädchen, mit einem so viel älteren Mann zusammen? Und was war mit Jake?

Jasper zog eine Augenbraue hoch „Zehn Jahre sind doch nichts. Ich kenne sechzigjährige Knacker, die mit fünfundzwanzig Jahre alten Mädels poppen. Und ehrlich gesagt, hatte Bella es wirklich gut bei ihm. Sonst wechselte Chris alle paar Wochen seine Freundin. Glaub mir, dass war manchmal nicht lustig für uns, wenn er schon eine Neue im Club halb trocken vögelte und die zukünftige Ex reinmarschiert kam, ohne dass sie von ihrem „Glück“ wusste. Er hat da echt nichts anbrennen lassen und war nicht gerade nett zu den Mädels, wenn es für ihn vorbei war. Bella ist da echt die Ausnahme. Mit ihr war er fast drei Jahre zusammen und getrennt haben sie sich auch nicht freiwillig. Ich will jetzt nichts beschönigen, Liebe war da wahrscheinlich nie im Spiel, aber die beiden kamen halt gut klar. Ich kann mich nur wiederholen, sie hatte es gut bei ihm“ Jasper beugte sich vor und nahm einen Schluck aus meinem Wasserglas. Trotzdem hatte ich irgendwie wieder den Eindruck, dass da mehr war, als er uns erzählte. Dass er noch eine entscheidende Information zurück hielt. Da musste ich unbedingt drauf zurückkommen.

„Aber wie haben die beiden sich denn kennen gelernt? Sie hatte ja bis heute keine Tattoos, also scheidet das Studio aus“, hakte ich nach. Jetzt wollte ich es ganz genau wissen.

„Aber Jake ist tätowiert, schon vergessen?“, warf Emmett ein. „Und wo Jake steckt, ist Bella nicht weit. Also jedenfalls meistens.“

Jasper nickte. „Das stimmt. Sie haben sich kennen gelernt, als Jake sich das auf der Schulter hat stechen lassen. Und so wie Matt es mir mal erzählt hat, haben die zwei nichts anbrennen lassen.“

„Du hast Chris ja heute selber erlebt“, ergänzte Emmett. „Wenn er ein Mädel will, dann bekommt er es auch. Meistens jedenfalls. Ausnahmen bestätigen die Regel“, er lachte laut auf. „Man, ich kann es immer noch nicht fassen, dass Bella heute tatsächlich „nein“ gesagt hat. Aro hätte es doch nie erfahren.“

„Hat sie … hat sie“, begann ich stotternd, bekam es aber nicht über die Lippen.

„Ob sie ihm normalerweise die Sachen vom Leib gerissen und ihn an Ort und Stelle gevögelt hätte?“, fragte Emmett kichernd und ich spürte, wie meine Ohren erneut ganz heiß wurden. „Jepp. Liegt im Bereich des Möglichen. Sehr wahrscheinlich sogar. Vor ein paar Wochen waren wir wegen meinem Motiv da. Ich musste das Stechen lassen nur zeitlich nach hinten verschieben, weil ich da eine Verletzung am Arm hatte. Bella entschuldigte sich damals ziemlich schnell mit fadenscheinigen Entschuldigungen und war für zwei Stunden verschwunden. Und Chris dann ebenfalls“, er blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir. „Und die zwei haben sicher keine Karten gespielt…“

Okay, es nur zu ahnen war schon übel, aber es jetzt und hier bestätigt zu bekommen, dass sie vor relativ kurzer Zeit mit diesem Kerl definitiv was gehabt hatte, gab mir einen Stich. Ich mochte es nicht. Ganz und gar nicht. Vor allem, wenn ich an diesen Typen nur dachte und mir ihre zarte Gestalt im Gegensatz zu seinem massigen Körper, vorstellte.

„Warum ist sie dann denn nicht mehr mit ihm zusammen, wenn sie ja bis heute doch nicht die Finger voneinander lassen können?“, fragte ich verwundert. „Und was hat Aro damit zu tun?“
Ich hatte schon eine Befürchtung, hoffte aber inständig, dass sie sich nicht als wahr entpuppen würde. Denn das konnte einfach nicht sein. Es durfte nicht sein. Nicht Bella.

„Weil sie jetzt Aros Mädchen ist…“, kam es leise von Jasper.

„Wieso Aro‘s Mädchen? Der Typ ist ja viel älter als sie! Wieso macht sie denn nur so was?“, rief ich entsetzt aus.

Ich hatte im Vorfeld Fotos von dem Typen gesehen. Der sah aus, wie eine wandelnde Leiche. Wie konnte sie mit so jemandem zusammen sein? Liebe war da auf keinen Fall im Spiel. Aber hatte Jasper nicht vorhin auch gesagt, sie hätte sich nicht freiwillig von Chris getrennt? Was war da nur vorgefallen?

„Keine Angst, Edward“, mischte sich Emmett jetzt wieder ein. „Mit dem poppt sie ganz bestimmt nicht.“

Verwundert sah ich ihn an. Woher wusste er denn das nun wieder?

„Na, schau nicht so. Der Kerl ist schwul, Edward. Schwuler geht es nicht. Nicht mal bi. Stockschwul eben. Er hasst es sogar, Frauen auch nur anzufassen“, erklärte er mir zufrieden grinsend
.
„Warum hat er dann eine Freundin?“ fragte ich perplex.

„Weil es niemand wissen soll. Dabei weiß es eigentlich jeder. Naja, ein paar sind ein wenig verwirrt, seit Bella da ist“, Emmett hob die Hände. „Und was weiß denn ich, warum er sie haben will. Als Prestigeobjekt vielleicht auch.“

„Verwirrt? Hatte er denn vorher keine andere Alibifreundin?“, entgegnete ich zögerlich. Irgendwie war mir das gerade alles zu hoch. Ich verstand nur Bahnhof.

„Doch…schon“, Jasper kratzte sich am Kinn. „Aber er hat sie nie angefasst. Hat sich davor geekelt oder so.“

„Na toll, und Bella kann er anfassen?“ Bei der Vorstellung schüttelte es mich. Die Hände von diesem ekligen Kerl auf Bellas zarter Haut, das war einfach... widerlich

„Ja leider“, er nickte. „Frag mich nicht warum. Sie hat mal gesagt, sie erinnere ihn wohl an seine Mutter oder so. Jedenfalls darf sie auf seinem Schoß sitzen und er tut dann so, als würde er sie dabei begrabschen. Großes Kino also.“

„Und deswegen hat sie sich von diesem Chris getrennt? Nur zu Showzwecken?“, ich konnte es nicht glauben.

„Nicht ganz. Also nicht ganz freiwillig. Irgendwann ist Aro mal im Club aufgetaucht. Er ließ Chris die Wahl. Mit ihm kooperieren oder untergehen. Das kennst du ja sicher. Und der versuchte dann natürlich, halbwegs gut und vor allem lebend dabei weg zu kommen. Aber vor Aro hatten alle diese „Geschäftsleute“ zu dem Zeitpunkt schon Angst. Der war zwar erste ein paar Monate im Geschäft, mischte aber bereits ganz oben mit. Und hatte sich nebenbei schon den Ruf erworben, skrupellos zu sein. Er ging, im wahrsten Sinne des Wortes, über Leichen. Ich war gerade oben und habe Drinks gemixt, als Bella auf die Bühne kam. Aro wollte dann sofort wissen, wer das ist und sie sofort kennen lernen. Ich glaube, hätte Chris gewusst, was ihm blüht, hätte er sie an dem Abend sicherlich vor ihm versteckt. Als sie schließlich hoch kam, sah Aro sie mit einem ganz merkwürdigen Blick an. Er begrüßte sie direkt mit einem Handkuss, was sie ihn anlächeln ließ.
Nachdem sie sich auf Chris Schoß gesetzt hatte und klar war, dass sie zu ihm gehörte, kam Aro auch gleich mit seiner nächsten Forderung.“

„Und die hieß Bella“, fuhr Emmett seufzend fort. „Ich hatte damals gerade im Club neu angefangen und war mit oben, zur Sicherheit eben. Und du hättest Chris‘ Gesicht sehen sollen. Er wollte Bella natürlich nicht hergeben. Aber Aro ließ ihm keine Wahl. Kein Mädchen, hieß keine Zusammenarbeit. Und keine Zusammenarbeit, hieß übersetzt, Betonfüße und ein Besuch bei den Fischen. Und das wahrscheinlich umgehend…“

Ich schluckte. Ich hatte schon öfter davon gehört, dass Frauen ein Teil von Übereinkünften oder Fusionen sein konnten. Dass sie nicht mehr wert waren, als ein Stück Vieh. Aber zu wissen, dass Bella so ein Tauschobjekt gewesen war … und das auch noch gegen ihren Willen … zerriss mir das Herz. Sicherlich war das einer der Punkt in Bellas Vergangenheit, auf die Pater Banner neulich hingedeutet hatte. Selbst, wenn sie diesen Chris nicht wirklich geliebt hatte, gab es niemandem das Recht, sie gegen ihren Willen zu trennen. In diesem Moment verabscheute ich dieses ganze Milieu mehr denn je. Und es bestärkte meinen Wunsch, diesem Aro endgültig das Handwerk zu legen. Vor allem wäre dann auch Bella wieder frei.

Emmett seufzte. „Es wäre wirklich besser gewesen, Aro hätte Bella nie gesehen. Chris hätte dann irgendwann einen Erben mit ihr gezeugt und die zwei hätten nebeneinander her gelebt, wie ein altes Ehepaar. Selbst, wenn er sich irgendwann eine Neue genommen hätte, wäre sie für immer abgesichert gewesen. Du hättest sehen sollen, wie er mit ihr umgegangen ist. Er hat sie auf Händen getragen. Und für ihn hätte sie niemals strippen müssen.“
„Aber wenn Aro sie eh nur als Alibi-Freundin hat, geht es ihr doch jetzt besser, oder? Sie kann sich dann doch aussuchen, mit wem sie schläft. Irgendwie ist sie dann doch freier, oder?“, fragte ich vorsichtig, auch wenn ich schon den Eindruck hatte, dass es wohl nicht so war.

„Nicht wirklich“, Jasper verzog angewidert das Gesicht. „Aro bestimmt, wer sie wann und wo anfasst. Sie ist SEIN Mädchen und bei ihm heißt das, sein Eigentum. Sie hat ihm aufs Wort zu gehorchen. Wenn sie es nicht tut, muss sie mit einer drastischen Bestrafung rechnen. Schlimmstenfalls mit dem Tod. Und glaube mir, als er vor ein paar Monaten heraus bekommen hatte, dass da an ihrem Geburtstag was mit Chris lief, war das auch für sie kein Zuckerschlecken. Drei Tage lang war sie komplett verschwunden und Chris hatten seine Schläger wirklich übel zugerichtet. Als sie wieder auftauchte, war sie so zu gedröhnt, dass sie sich an nichts mehr erinnern konnte. Ist vielleicht auch besser so.“

„Aber warum versucht er sie dann trotzdem wieder zu verführen, wenn er doch genau weiß, was ihnen dann droht?“, in mir brodelte es. Einmal wegen diesem Aro, der es wagte, einem unschuldigen Mädchen so etwas anzutun. Und dann wegen diesem Chris, der es anscheinend in Kauf nahm, sie immer wieder aufs Neue so zu gefährden.

„Weil er ein sexbesessenes Arschloch ist“, grummelte Emmett. „Und er sich sicher war, dass wir ihn nicht verraten würden. Von den vorherigen Malen weiß Aro ja auch nichts. Gott sei Dank. Sonst könnte sich Chris mittlerweile die Radieschen von unten betrachten.“

„Aber warum geht Bella nicht einfach weg? Oder zur Polizei oder so?“, fragte ich.

„Ich weiß es wirklich nicht“, Jasper zuckte mit den Schultern. „ Aber ich frage mich das auch schon länger. Irgendwas scheint da noch zu sein, aber ich weiß nicht genau was es ist. Denn wenn sie in einen anderen Bundesstaat abhauen würde, wäre sie eigentlich so gut wie sicher. Bis dahin reichen Aros Verbindungen dann doch nicht.“

Irgendwas schien sie hier zu halten, aber was? Jake? Der würde sicher mit ihr gehen. Dieser Chris? Der womöglich auch.

„Glaub mir Edward, irgendwas ist da. Irgendeinen Grund gibt es, warum sie sich das schon so lange antut. Ich meine, das mit Chris war ja relativ okay. Er hat sie von der Straße geholt und so, aber das mit Aro jetzt…“, Jasper seufzte tief.

„Was ist so schlimm an Aro?“, fragte ich mit zitternder Stimme. Was war da noch?

„Na ja, seit er den Club leitet, ist der Verkauf von Drogen hier rapide angestiegen. Und die Prostitution ebenso“, kam es leise von Emmett.

„Was hat das mit Bella zu tun? Sie strippt doch bloß, oder?“, fragte ich vorsichtig.

Was wollten die beiden mir denn nur damit sagen? Eine dumme Ahnung machte sich in mir breit. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht so genau, ob ich wirklich eine Antwort darauf haben wollte.

„Ok, hast du es immer noch nicht geschnallt? Aro verkauft Bellas Körper“, erwiderte Jasper. „Zwar nur an seine besten Freunde, aber im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass sie für ihn anschaffen muss...“



Das Lied zum Chap Muse mit MK Ultra – Sally pass auf deinen Lautsprecher auf *lach (http://www.youtube.com/watch?v=_d4ZFcMazvg&feature=related)

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