Montag, 13. Juni 2011

L³ - 2 - Dancing in the dark

L2 Dancing in the dark






Ich versuchte mich zu erheben, wurde aber von zwei kräftigen Armen erfolgreich daran gehindert. „Nanananana Mr. Masen, brav sitzen bleiben“, kam es von Emmett.



Woher kannte er meinen Nachnamen? Bisher hatte ich ihm den doch noch gar nicht gesagt...



Er schien noch etwas hinter mir herumzufummeln, so dass meine Hände letztendlich am Stuhl befestigt waren. Eine Flucht wurde dadurch wirklich aussichtslos. Die Handschellen, und der Fakt, dass mir, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Stuhl am Hintern klebte, waren dabei das kleinere Übel.



Der Faktor, der es erst richtig schwierig machte, stand direkt hinter mir und wog satte 90 Kilo. Reine Muskelmasse, versteht sich.



Und Emmett war nicht leicht zu überwinden. Das hatte ich ja heute schon rausgefunden. Vor allem nicht in meinem derzeitigen Zustand.



Mir schwirrten mittlerweile tausend Dinge durch den Kopf. Hatte ich mich irgendwie verraten? War ich doch zu auffällig vorgegangen? Passte ich einfach nicht hier her und viel auf, wie ein bunter Hund?



Aber ich haderte nicht mit meinem Schicksal, denn wenn Gott diesen harten Weg für mich gewählt hatte, würde er seine Gründe haben.



„Also“, raunte mir Emmett plötzlich ins Ohr und stütze sich dabei wieder auf meinen Schultern ab. „Marcus hat mir da ein paar nette Dinge über dich erzählt...“



Marcus? Der Informant? Hatte er mich etwa verraten? Das wäre sehr schlimm, denn er wirkte so vertrauenswürdig und war tausendmal überprüft worden.



„Ich sag nur: Schmutzige Details aus deiner Vergangenheit“, fügte er noch leise hinzu und ein Schauer lief mir über den Rücken.



War das jetzt mein Ende? Hatte ich nicht mal vierundzwanzig Stunden undercover überstanden? Weswegen war ich dann hierher gesandt worden? Was für einen Sinn machte das Ganze?



„Und ich kann nur sagen…“, er machte eine theatralische Pause und kicherte dann diabolisch. „Herzlich Willkommen im Team.“



Anschließend löste er seine Hände von meinen Schultern, klopfte mir einmal aufmunternd drauf und schien den Raum zu verlassen.



Einige Sekunden herrschte Totenstille hinter mir und ich fragte mich ernsthaft, was er hiermit bezweckte, als ich plötzlich warmen Atem auf meinem Nacken spürte, der meinen ganzen Körper in Alarmbereitschaft versetzte. Auf meinem gesamten Oberkörper bildete sich Gänsehaut.



Wer war das?



Ich hatte hier oben niemanden bemerkt, alle Räume waren leer gewesen. Auch hatte ich keine Schritte, oder ähnliches vernommen.



„Mhmm“, machte es hinter mir und irgendetwas Glattes strich über meinen Hals. „Alice hatte Recht, du riechst wirklich gut. Warum ist mir das vorhin nicht selber aufgefallen?“ Dann folgte etwas Nasses der Spur, und mein ganzer Körper wurde von einem wohligen Schauer geschüttelt. „Fuck und schmeckst auch verdammt lecker.“



Queen „Another one bites the dust“ (http://www.youtube.com/watch?v=rY0WxgSXdEE)



Trotz der Tatsache, dass ich diese Stimme erst einmal gehört hatte, erkannte ich sie sofort. Nicht zuletzt an ihrer Wortwahl.



Bella... Was machte sie denn hier oben?



„Showtime“, hauchte sie dann in mein Ohr und blies sanft über meinen Hals. Zeitgleich setzte Musik ein und Bella lief hüftschwingend an mir vorbei. Sie trug eine dunkle Korsage und dazu ein Röckchen, das nicht einmal ihren Hintern komplett bedeckte, so dass ihre nackten Pobacken keck darunter hervor lugten. Dazu schwarze Netzstrümpfe und High Heels.



Unwillkürlich musste ich schlucken, denn ich war unfähig, meinen Blick von ihrer Kehrseite zu nehmen.



Was würde das jetzt werden? Warum war gerade sie hier? Und warum war ich gefesselt? Wurde das jetzt ein Verhör oder nicht?



Sie war mit Sicherheit nicht der Boss von dem ganzen Laden, denn älter als 22 oder 23 konnte sie nicht sein, also schied ein Verhör eigentlich aus.



Außer, sie war nebenberuflich Domina.



Während meine Gedanken sich weiter um meine vermeintliche Enttarnung drehten, bewegte sich Bella weiterhin sehr gewagt im Takt der lauten Musik. Sie lief bis zur Couch, drehte sich dort abrupt um und lief wieder genau auf mich zu. Ihre Bewegungen waren dabei sehr professionell und exakt auf die Musik abgestimmt.



Würde sie etwa jetzt für mich tanzen? Das würde ziemlich peinlich für mich werden.... Hoffentlich zog sie sich nicht wieder aus. Dank ihrer mehr als knappen Kleidung, hatte ich sowieso schon wieder ein stetig wachsendes Problem. Und keine Möglichkeit es zu überdecken.



Außerdem verstand ich nicht, warum ich gerade auf ihren Körper so heftig regierte. Überreagierte, wenn ich das so richtig sah. Sie war doch nicht anders, als die anderen Frauen da draußen, denen ich täglich begegnete. Aber ihr Anblick alleine, bewirkte es, mich dermaßen zu erregen, dass ich es kaum noch schaffte, mich auf irgendetwas anderes als sie zu fokussieren. So etwas war mir bei Victoria noch nie passiert. Totalausfall des Gehirns, aber volle Einsatzbereitschafft meines Unterleibs. Dabei wollte ich doch mit meiner Frau ein Kind zeugen.



Gut, Bella war hübscher als der Durchschnitt. Und auch als meine Frau, das musste ich wohl zugeben. Aber es kam mir ja nicht nur auf das Äußere an. Dachte ich bisher zumindest. Jetzt aber streckten mir meine Hormone gerade die Zunge raus und bewiesen mir das Gegenteil.



Mit einem Grinsen auf den Lippen und einer Hand in die Hüfte gestemmt, näherte sich Bella wieder. Kurz vor mir ging sie in die Hocke, legte ihre Hände auf meine Knie und spreizte mit einer ruckartigen Bewegung meine Oberschenkel. Jetzt hatte ich wohl definitiv verloren und konnte meine Erektion nicht mehr vor ihr verheimlichen. Das war mit so unangenehm. Ich fühlte förmlich die Hitze in meine Wangen steigen.



Trotz allem starrte ich weiter, wie gebannt, auf ihre dunkel geschminkten Augen, die in dem eigenartigen Licht fast zu glühen schienen. Sie warf gekonnt ein paar Mal ihre langen Haare im Takt hin und her, verlor dabei aber nie den Augenkontakt zu mir.



Ich rutschte ein wenig auf dem Stuhl umher, soweit es in meinem Zustand möglich war, und leckte mir nervös die Lippen.



Langsam beugte sie nun ihren Oberkörper vor und bewegte sich, ihre Hände weiterhin auf meinen Knien abgestützt, wie eine Schlange nach oben, ohne mich dabei zu berühren. Sie stoppte erst, als ihre Nasenspitze kurz vor meiner war.



„Wann hattest du deinen letzten guten Fick?“, fragte sie mich, ohne dabei eine Miene zu verziehen und bewegte ihre Schultern ruckartig, zum Takt des Liedes passend, hin und her.



„Meinen... wie... was?“, stammelte ich völlig überrumpelt.



Sie kicherte und biss sich auf die Unterlippe. „Wann du deinen Schwanz zuletzt in einer Pussy hattest…?“



Aufgrund ihrer vulgären Wortwahl, riss ich entsetzt die Augen auf und starrte sie mit offenem Mund an. Wie konnte sie nur solche Begriffe verwenden? Ich war es zwar gewohnt, dass außerhalb meiner Familie, niemand etwas von den korrekten anatomischen Begriffen hielt, aber irgendwie klang es aus ihrem Mund noch... schmutziger als sonst. Schon alleine, mir als völlig Fremden, diese intime Frage zu stellen, hätte ich von ihr nicht erwartet. Aber was hieß erwartet, ich kannte sie ja auch nicht. Allerdings schien es einfach nicht zu ihrer äußeren Erscheinung, mal von ihrer Kleidung abgesehen, zu passen. Ich konnte sie mir eher in einem langen weißen Kleid vorstellen. Das Ave Maria würde sich bestimmt wundervoll aus ihrem Mund anhören.



„Okay, keine Antwort ist auch eine Antwort“, entgegnete sie, nachdem ich ein paar Sekunden lang nicht reagierte, sondern meinen eigenen Gedanken nachhing. „Ist wohl schon eine ganze Weile her, was? Oder aber, es war so schlecht, dass Du nicht mehr dran erinnert werden willst.“ Schlagartig ließen ihre Hände meine Knie los und ihr linker Fuß landete auf dem Stuhl. Genau. Zwischen. Meinen. Beinen. Und damit viel zu nah an meiner, langsam schmerzhaft werdenden, Erektion.



Jetzt hatte ich nur noch eine Chance, das Ganze hier mit Würde zu überstehen.



Leise begann ich ein Gebet zu murmeln, konnte aber trotzdem nicht den Blick von ihrem Körper nehmen, der sich so aufreizend vor mir hin und her bewegte.



Bewahre mich, mein Herr,

von den irdischen Leidenschaften und Bindungen,

welche die Menschheit verblenden.



Gib mir innere Kraft,

der Versuchung zu widerstehen.



Ohne meine seelische Not zu bemerkten, drehte sich Bella, mit einer eleganten Bewegung, um einhundertachzig Grad, öffnete dabei gekonnt den Reißverschluss ihres Röckchens und zog es, den Oberkörper dabei graziös nach unten bewegend, so dass ihr Hintern nach oben zeigte, langsam hinunter. Und das direkt vor meinem Gesicht. Lieber Herrgott, steh’ mir bei…



Denn ich sah mich einem Hauch von Nichts gegenüber. Der schmale Streifen halbtransparenten Stoffes, der zwischen ihren Pobacken verschwand, konnte nicht wirklich als Unterwäsche bezeichnet werden.



Mir wurde schlagartig sehr heiß und das Problem in meiner Hose größer. Und auch wirklich unangenehm, denn die Jeans, die ich trug, saß sehr eng.



Bella schob das Röckchen mit einem Bein zur Seite, während sie sich wieder aufrichtete. Die ganze Zeit, bewegte sie dabei ihr Becken im Takt hin und her. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen verfolgten meine Augen ihre Bewegungen, bis sie plötzlich mit einer Hand auf ihre nackte Pobacke klatschte und sich wieder zu mir drehte.



Ihre Hände hatte sie dabei hinter ihrem Rücken und noch bevor ich mich überhaupt fragen konnte, was sie da eigentlich gerade tat, wusste ich es.



Oh nein...



Sie überkreuzte die Arme vor der Brust und presste die nun geöffnete Korsage an ihren Oberkörper. Dann zwinkerte sie frech und kehrte mir abermals ihren Rücken zu.



Ihren nackten, makellosen Rücken, über den ihr langes Haar in sanften Wellen fiel.



Wo die Korsage landete, bekam ich nicht mit, denn ich war viel zu sehr damit beschäftigt, Gott zu bitten, dass sie sich jetzt nicht umdrehen möge. Für diese Prüfung war ich einfach noch nicht bereit. Wobei ich mir im Moment nicht sicher war, ob ich dafür jemals bereit sein würde. Für mich war Bella wie die Schlange aus dem Paradies, die mir zischelt ihre Äpfel anbot. Im übertragenen Sinne.



Zu einem Teil wurde mein Flehen erhört. Aber nur zu einem klitzekleinen. Bella drehte sich zwar nicht herum, trat aber rückwärts an mich heran, stützte sich auf meinen Oberschenkeln ab und ließ ihren Hintern, nur Zentimeter über meinem Schoss, kreisen. Ihre Haare strichen dabei über den Stoff meines Shirts, und ich konnte nur mit Mühe ein Aufstöhnen unterdrücken.



Dann lehnte sie auch noch ihren Kopf nach hinten gegen meine Schulter, so dass ich freien Blick auf ihre nackten Brüste hatte. Und ich versuchte ehrlich nicht hinzusehen, aber sie war wie ein Magnet, der mich unwiderstehlich anzog. Ihre zartrosa Brustwarzen waren aufgerichtet und ihre perfekt geformten Brüste wippten hin und her.



Zischend atmete ich aus.



Es war einfach zu viel. Ihr Geruch. Ihr nackter Körper. Ihre Bewegungen. Das alles zusammen, entfesselte in mir etwas, was ich nicht mehr kontrollieren konnte. Und das machte mir ziemliche Angst.



Denn bisher hatte ich immer alles unter Kontrolle. Jede Situation. Aber dieses junge Mädchen brachte alles zum Einstürzen, was ich mir an Moralvorstellungen in meinem bisherigen Leben so angeeignete hatte und schaffte es, innerhalb von fünf Minuten, meine Selbstdisziplin völlig zu untergraben. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich das verhindern konnte. Es war, als würde ein kleines Monster in mir gerade zum Leben erwachen und Besitz von meinem Körper ergreifen.



Plötzlich erhob sie sich wieder, aber nur, um sich umzudrehen und sich dann rittlings auf meinen Schoß zu setzen. Stöhnend keuchte ich auf, als ihr Unterkörper meinen Schoß berührte. Es war, als würden Stromstöße durch meinen Körper gejagt werden. Mit jeder kreisenden Bewegung, die ihr Becken vollführte, wurden die Stromstöße heftiger. Mein Körper begann, ein Eigenleben zu entwickeln und mein Becken hob sich an, um ihren Bewegungen entgegen zu kommen.



Unerwartet ließ sie plötzlich ihren Oberkörper nach hinten fallen, so dass sie nun kopfüber hing. Dabei strichen ihren Hände provokant über ihren Hals und ihren Busen. Angespannt hielt ich die Luft an, denn ich hatte das Gefühl, dass ich gleich explodieren würde. Denn ein eigentümliches Gefühl überkam mich. In meinem Kopf waren es plötzlich meine Hände, die ihren Körper verwöhnten. Ein eigenartiger Laut kam über meine Lippen und ich schloss entmutigt die Augen.



Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater…



Doch der hatte das mit der Erlösung wohl völlig falsch verstanden, denn Bella richtete sich wieder auf und erhöhte so den Druck auf meinen Penis enorm. So würde ich das nicht mehr lange aushalten können.



..komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen...



Sie begann wieder, ihr Becken kreisend auf mir zu bewegen und obwohl ich die Augen fest geschlossen hatte, sah ich es nur zu deutlich vor mir. Ihr wunderschöner Körper, der sich so unsittlich auf mir bewegte und Gefühle in mir auslöste, die ich nicht kontrollieren konnte.



..und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde...



„Hör auf, dich dagegen zu wehren“, hauchte sie mir plötzlich ins Ohr. „Stell dir lieber vor, wie es wäre, wenn es nicht diese störenden Klamotten geben würde.....“ Dann biss sie mir, ohne Vorwarnung, sanft ins Ohrläppchen.



Abrupt riss ich die Augen auf und blickte direkt auf ihren blanken Busen. Kleine Schweißperlen waren auf ihrer seidigen Haut zu sehen, ihr Atem klang etwas abgehakt. Ihre Bewegungen hatten an Intensivität zugenommen und mein Körper begann, sich wieder automatisch, im Gleichklang mit ihrem zu bewegen.



„So ist es richtig, Süßer“, kam es rau über ihre Lippen. Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände und zwang mich, ihr in die Augen zu sehen. „Komm für mich“, säuselte sie und erhöhte den Druck und die Geschwindigkeit. „Komm für mich, Edward.“



In dem Moment, als mein Name ihre Lippen seufzend verließ, war mein Widerstand gebrochen. Meine Augen rollten zurück, als ich mich diesem unglaublichen Gefühl hingab. In diesem Moment konzentrierte sich all mein Fühlen nur auf einen einzigen Punkt und es war so ein intensiver Höhepunkt, dass ich ein lautes Stöhnen nicht verhindern konnte.



Augenblicklich stoppte Bella ihre Bewegungen und schlang ihre Arme um mich. Schwer atmend ließ ich meinen Kopf gegen ihre Schulter sinken. Mein Blut rauschte unnatürlich laut in meinen Ohren und ich hörte meinen eigenen Herzschlag. Noch nie hatte ich etwas Derartiges erlebt. Ich hatte das Gefühl, dass mich drei Vierzigtonner hintereinander überfahren hatten, aber gleichzeitig schien ich von Endorphinen überschwemmt zu werden.



„Fuck, das war heiß“, hörte ich Bella leise murmeln und sie massierte sanft meinen Kopf. „Noch ein bisschen länger, und ich hätte dich losgemacht, damit wir richtig vögeln können. Aber erzähl das nicht weiter, ja? Sonst tickt Emmett aus.“



Ich nickte stumm, auch wenn ich im Moment nicht wirklich mitbekam, was sie eigentlich von sich gab. Langsam beruhigte sich mein Herzschlag wieder und das Rauschen in meinen Ohren ebbte ab. Mit geschlossenen Augen atmete ich tief ihren Geruch ein. Doch plötzlich ließ sie von mir ab und wollte sich erheben. „Nicht“, rief ich schnell. „Nur noch einen Moment, ja?“ Zögerlich bittend sah ich zu ihr auf. Was war nur mit mir los? So kannte ich mich gar nicht.



Bella zog eine Augenbraue hoch, ehe sie sich grinsend wieder auf meinem Schoß niederließ. „Okay, dann kuscheln wir noch eine Runde. Mit Dir tue ich das ja gerne.“ Ihre Hände wanderten zielsicher unter mein Shirt und begannen meinen Rücken zu streicheln, während ich meinen Kopf wieder bei ihr anlehnte. So gut, wie sich das jetzt anfühlte, hätte ich am liebsten laut geschnurrt. Zum Glück konnten mich meine Eltern oder Victoria jetzt nicht sehen …



An einen Stuhl gefesselt, auf dem Schoß eine, so gut wie nackte, Frau und Ejakulat in der Hose. Reife Leistung für den ersten Tag undercover. Ich glaube das war etwas, was definitiv keinen Eintrag in meinen Bericht nötig machte.



Aber irgendwie machte ich mir in diesem Moment gar nicht allzu viel Gedanken darum. Ich war wie in einer Seifenblase gefangen. Alles drum herum war mir im Moment egal und ich fühlte mich einfach nur fantastisch. Bellas Nähe, ihr warmer Körper, der unglaubliche Duft ihrer Haut. Das alles zusammen, rief in mir eine Art Wohlgefühl hervor, wie ich es bisher noch nie erlebt hatte. Zwischenzeitlich hatte ich echt Probleme, nicht einfach an ihrer Schulter einzuschlafen, so entspannt war ich.



„Emmett kommt“, riss mich ihre Stimme sanft aus meiner Döserei. Schlaftrunken öffnete ich die Augen und sie stand kichernd auf.



„Na, alles klar?“, dröhnte seine Stimme auch schon durch den Raum und ich sah, wie er grinsend eintrat. Als sein Blick auf mich viel, runzelte er allerdings missmutig die Stirn.



Ich strahlte ihn trotzdem wie blöde an.



„Och nö“, murrte er verdrossen. „Bella, du solltest ihn nur lange quälen. Von Happy Ending war nie die Rede!“ Mist, er hatte tatsächlich sofort mein kleines Missgeschick bemerkt.



Die Angesprochene zuckte mit den Schultern, trat, immer noch fast nackt, auf ihn zu und zog eine Packung Zigaretten aus seiner Gesäßtasche. Dabei kam sie ihm so nah, dass ihre Brustwarzen sicherlich sein Shirt berührten. Aber ihn schien das nicht wirklich zu interessieren. Mir aber gefiel es gar nicht, dass sie so nackt vor ihm herumlief, aber ich war nicht wirklich hundertprozentig anwesend. Der Begriff 'Jemandem das Hirn rausvögeln' machte jetzt plötzlich Sinn für mich. Ich fühlte mich wie betrunken. Oder wie ein Junkie, nach einer Dosis.



Fasziniert beobachtete ich, wie sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen klemmte. Emmett gab ihr sofort Feuer und sie zog genüsslich den Rauch ein. „Er hat mich provoziert“, murmelte sie entschuldigend zwischen zwei Zügen.



„Provoziert?“, hakte Emmett nach und sah verwirrt zwischen ihr und mir hin und her. „Der da? Wie denn?“



„Jaha“, machte sie gedehnt und hob ihre Korsage auf. „Er hat sich dagegen gewehrt. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt.“ Mit einer Hand hielt sie ihr Oberteil fest, während Emmett es wie selbstverständlich verschloss. „Ich musste einfach seinen Widerstand brechen.“



Emmett brummelte etwas Unverständliches, während Bella leise auflachte. „Ich geh dann mal, Jake wartet bestimmt schon.“ Sie zog Emmett am Kragen zu sich herunter und rieb ihre Nase an seiner. „Gute Nacht, Großer!“ Dann lief sie noch rasch zu mir, packte mich am Kinn und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Träum schön, Edward.“ Grinsend drehte sie sich um und lief winkend hinaus. Emmett klatschte ihr im Vorbeigehen noch auf ihren nackten Hintern, woraufhin sie laut lachte und ihn mit der flachen Hand gegen die Brust schlug.



Dann setzte meine Erinnerung aus…



Als ich wieder erwachte, lag ich in meinem Bett und hatte keine Ahnung, wie ich da hingekommen war. Frustriert fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare und setzte mich auf. Im ersten Moment hatte ich echt Probleme, mich überhaupt an den gestrigen Abend zu erinnern, aber nach einem kurzen Moment, kam alles wieder.



Bella tanzend...



Wie ich sie auffing...



Emmett, der mich in den VIP Bereich brachte und dann an einen Stuhl kettete...



Bella, die für mich tanzte und strippte...und dann…



Mein Missgeschick…oh je.



Zögerlich sah ich an mir herunter und stellte fest, dass ich immer noch dieselbe Kleidung trug, wie am gestrigen Abend. Inklusive der Sauerei, die ich in meiner Hose verursacht hatte. Ein wenig von mir selbst angeekelt, schwang ich mich aus dem Bett und lief in Richtung Bad. Aus den anderen Räumen war kein Mucks zu hören, Jasper und Emmett schliefen sicherlich noch tief und fest.



Im Bad angekommen, schlüpfte ich aus meinen Sachen, was zum Teil ein wenig unangenehm war und stieg unter die Dusche.



Als das warme Wasser auf meinen Körper prasselte, dachte ich über all das nach, was gestern geschehen war. Warum Bella ausgerechnet für mich einen Lap Dance vorgeführt hatte, verstand ich ja. Nicht aber meine Reaktion darauf. Wenn Victoria das wüsste. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie sie darauf regieren würde. Sicherlich wäre sie vor allem enttäuscht und tief verletzt. Und wieso konnte ich mich nicht daran erinnern, was danach geschah? Ich schlief doch sonst nicht ohne Grund einfach irgendwo ein.



Dann traf es mich wie ein Schlag.



Jasper hatte mir was zu trinken gegeben, kurz bevor Bella auf die Bühne kam. Meine eigenartigen Reaktionen traten alle danach auf. Hatte er mir etwas ins Getränk getan? Irgendeine kleine Dosis, die bei drogengewöhnten Leuten nicht viel bewirkte, aber meinen, in dieser Hinsicht, noch jungfräulichen Körper völlig umhaute?



Eigentlich kam in diesem Fall nur GHB in Frage. Geringer Rauscheffekt, aphroditische Wirkung und Müdigkeit. Die Symptome passten perfekt zusammen. Ich hatte den dümmsten aller Anfängerfehler begangen und ein Getränk zu mir genommen, bei dem ich nicht gesehen hatte, was genau darin war. Frustriert schlug ich mir mit der Hand gegen die Stirn. Ich musste mich dringend sammeln, neu fokussieren und wieder zu mir selbst finden, sonst würde ich den gesamten Auftrag gefährden. Oder mein eigenes Leben. Wenn das häufiger passierte, musste ich außerdem achtgeben, dass ich nicht abhängig werden würde. Ich hatte es in der Vergangenheit schon ein paar Mal bei Kollegen erlebt, die nach einem Undercovereinsatz erst mal zum Entzug mussten. Damals hatte ich mich verwundert gefragt, wie erfahrenen Männern so etwas passieren konnte. Jetzt wusste ich es.



Nach dem Duschen zog ich mich rasch an, kniete mich für ein kurzes Morgengebet vor mein Bett und beschloss dann, als Trost und Stütze nach diesem Reinfall, eine Kirche aufzusuchen. Es war recht frisch draußen, aber ich hatte schon vorsorglich meine neue Lederjacke angezogen. Fröstelnd schlug ich den Kragen hoch und fischte eine Zigarette aus meiner Jackentasche, die ich mir gleich ansteckte.



Genüsslich nahm ich einen tiefen Zug und entspannte mich schon ein wenig.



Das Rauchen war, neben Schokolade und einem guten Glas Rotwein, eines der wenigen Laster, dem ich verfallen war. Ich war auch kein sehr intensiver Raucher, es diente eher dazu, mich in bestimmten Situationen zu beruhigen.



Tief in meine düsteren Gedanken versunken, lief ich los. Obwohl ich hier fremd war, fanden meine Füße, wie von allein, den Weg in Richtung der Kirche, deren goldenes Kreuz ich schon bei meiner Ankunft gestern, von weitem gesehen hatte. Es war nicht sehr weit. Kurz vor dem Eingang drückte ich die Zigarette an einem Mülleimer aus und sprintete die Stufen zur Eingangstür hoch. Knarrend öffnete ich die schwere Holztür und spähte hinein. Sofort schlug mir dieser unnachahmliche Geruch nach Holz und Weihrauch entgegen.



Eine einzelne Dame saß in der hintersten Reihe, tief in einen Rosenkranz versunken, ansonsten war niemand zu sehen. Ich schlüpfte hinein und schloss die Tür leise hinter mir.



Sofort spürte ich, wie ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit mich übermannte. Eine Kirche zu betreten, war für mich immer, wie ein Stück weit nach Hause kommen. Hier war ich sicher und geborgen. Alle Anspannung fiel von mir ab. Fasziniert betrachtete ich den herrlichen Altar, auf dem die schon hochstehende Sonne bunte Flecken durch die bleiverglasten Fenster malte.



Tief aufatmend tauchte ich meine Finger in das Weihwasserbecken neben der Tür und bekreuzigte mich.



Ehrfürchtig lief ich danach in Richtung des Altares, sank neben einer Bank davor auf ein Knie und bekreuzigte mich abermals. Dann setzte ich mich in die zweite Reihe und versank ebenfalls in einem Gebet, in dem ich versuchte, erst mal wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Tat mein Möglichstes, um die Erinnerungen an Bellas‘ nackten Körper, ihren einzigartigen Geruch, meine Erregung und das Gefühl ihrer weichen Lippen auf meinen zu verdrängen.



Warum hatte sie mich nur geküsst? Es war zwar nur ein unschuldiger Kuss gewesen, so wie ich ihn meiner Frau am Tage unserer Hochzeit gegeben hatte, aber meine Lippen prickelten immer noch seltsam, wenn ich an ihn zurückdachte.



Mir war auch noch nicht ganz klar, warum Gott mich mit dieser Prüfung bedachte. Wollte er die Treue zu meiner Frau testen, bevor er uns ein Kind schenkte? Das erschien mir die einzig mögliche Erklärung. Was für einen Sinn sollte das Ganze sonst haben? Denn mein Weg hatte mich hierher und damit auch zu Bella geführt. Jetzt musste ich diese Aufgabe bewältigen. Auch wenn sie mir gewaltig erschien.



Vielleicht war es auch ein Hinweis darauf, dass ich mich besser auf meinen Auftrag konzentrieren sollte. Möglicherweise wollte mir Gott damit die Gefahren des Einsatzes, geballt vor Augen führen. Eine Art Schocktherapie sozusagen. Funktioniert hatte es jedenfalls. Ich würde mich in Zukunft nicht mehr überrumpeln lassen.



Und die Reaktionen meines Körpers auf ihren mussten ausschließlich auf die Droge zurückzuführen sein, anders war es nicht möglich. Also müsste es mir keinerlei Probleme bereiten, ihr demnächst zu widerstehen.



Müsste es.



Tat es aber nicht.



Denn jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich sie vor mir. Ihre weiche, verschwitzte Haut. Spürte förmlich ihren warmen Atem, wurde von ihrem Geruch benebelt. Das alles löste eine wohlige Wärme in mir aus, die ich so bisher nicht kannte. Die Erinnerung an gestern Abend, als sie auf meinem Schoß gesessen hatte und mein Gesicht von ihren Haaren umhüllt war – es hatte sich gut angefühlt, auf eine eigenartig richtige Weise. Es war ein ähnliches Gefühl, wie bei Alice und Rosalie gestern. Nur noch viel intensiver. Und ich wusste nicht, ob dieses Gefühl auf das GHB zurückzuführen war. Vor allem, da ich es immer noch fühlte. Irgendwie.



Frustriert strich ich mir durch die Haare. Das alles verwirrte mich. Und das machte mir Angst. Sonst war in meinem Leben immer alles so klar strukturiert gewesen. Und jetzt schien alles wie durcheinandergewirbelt.



„Guten Morgen, junger Freund“, hörte ich plötzlich jemanden neben mir. Ich war so vertieft in meine Gedanken, dass ich sein Herankommen gar nicht bemerkt hatte. Langsam hob ich den Kopf und sah einen freundlich dreinblickenden, schon etwas älteren Pfarrer im schwarzen Talar vor mir stehen. „Ich bin Pater Banner und Sie sehen aus, als könnten Sie ein Gespräch gebrauchen. Kann ich Ihnen dabei vielleicht behilflich sein?“



Erstaunt sah ich ihn an. War mein inneres Dilemma etwa so leicht zu erkennen? Es musste so sein.



„Wenn in dieser Gegend jemand in die Kirche kommt, dann ist immer davon auszugehen, dass er Probleme hat“, fuhr er erklärend fort. „Wegen der schönen Kirche kommen die Wenigsten her.“ Er zwinkerte und lächelte mich breit an.



Ich konnte nicht anders, als zurück lächeln. Der Pater schien ein sehr netter Zeitgenosse zu sein. „Nun“, setzte ich hüstelnd an, „da haben Sie ganz Recht. Ich wäre Ihnen wirklich sehr verbunden, wenn Sie mir die Beichte abnehmen würden.“



„Mit dem größten Vergnügen“, entgegnete er und klatschte in die Hände. „Kommen Sie, kommen Sie, eine Beichte abgenommen habe ich schon seit ein paar Monaten nicht mehr. Selbst die Kriminellen kommen nicht mehr so häufig. Höchstens, wenn sie mal jemanden umgebracht haben.“ Er lachte leise. „Aber Sie sehen nicht so aus, als hätten Sie solche Probleme.“ Dann verschwand er leise kichernd im Beichtstuhl.



Langsam öffnete ich die kleine Holztür und begab mich ebenfalls hinein. Mich bekreuzigend, setzte ich mich auf den kleinen Hocker. „Im Namen des Vaters. Des Sohnes. Und des Heiligen Geistes. Amen.“



„Gott, der unser Herz erleuchtet“, begann der Pater, „schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit. Amen.“ Er machte eine kleine Pause. „Nun sag mir, was du auf dem Herzen hast, mein Junge.“



Seufzend überlegte ich, wo ich anfangen sollte. „Ich arbeite seit gestern in dem Club, drei Straßen weiter.“



„Mhm“, machte der Pater. „Dem „Bloody Nights“? Als was arbeitest du da?”



„Ich bin einer der Rausschmeißer“, antwortete ich schnell und hoffte, er würde keine weiteren Fragen darüber stellen. Sicherlich war ihm das, was in diesem Etablissement passierte, nur zum Teil bekannt.



„Oh, dann passt du auf die Tänzer auf, oder? Und sorgst drinnen für Ordnung.“



„Ja, genau“, so langsam kam mir alles leichter über die Lippen. „Gestern war mein erster Abend und irgendwie muss mir der Barmann was untergemischt haben. Vielleicht als Willkommensgeschenk oder so, ich weiß es nicht. Und dann kam diese Tänzerin auf die Bühne. Und... und...“, stotterte ich. Es war mir so peinlich, es laut auszusprechen. Ich kam mir vor, wie ein pubertierender Jugendlicher. Neben mir saß jemand, der seit Jahrzehnten im Zölibat lebte. Und ich wollte ihm von meinen moralischen und sexuellen Ausrutschern erzählen. Er würde doch sicher schlecht von mir denken?



„Sprich es ruhig aus. Du weißt, dass ich niemandem etwas sagen werde“, kam es ruhig von meinem Gegenüber.



Unsicher fuhr ich mir durch die Haare. „Ich... ich bekam eine Erektion.“ Das letzte Wort sprach ich sehr leise aus. Es kam mir fast wie Gotteslästerung vor, in diesen heiligen Hallen überhaupt an so etwas zu denken, geschweige denn, es laut auszusprechen.



Aber Pater Banner fing daraufhin an zu lachen. „Du meinst, der Anblick einer halbnackten, schönen, tanzenden Frau hat dich scharf gemacht? Das würde ich nicht unbedingt als Sünde betrachten. Eher als Naturgegeben.“



„Aber ich bin verheiratet“, platze es, ohne Nachzudenken, aus mir heraus. Ich war so überrumpelt von seinen Worten, dass es einfach so rausrutschte.



„Ok. Du trägst aber keinen Ring“, kam es leise vom Pater.



„Ich...äh.... ja...also“, stotterte ich zurecht. So langsam bekam ich den Eindruck, als hätte ich meinen Verstand am Ortseingangsschild abgegeben. Schon wieder so ein Patzer. Das durfte wirklich nicht zur Gewohnheit werden, oder ich war schneller wieder zuhause, als ich UNDERCOVER sagen konnte.



„Ist ja auch jetzt nicht wichtig.“, er bemerkte wohl mein Zögern. „Und es ist sicher löblich, wenn du deiner Frau in jeder Situation treu sein willst, aber sich Appetit holen ist erlaubt, so lange zu Hause gegessen wird.“



Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Eigentlich hätte er mir jetzt schon eine geeignete Maßnahme als Buße auftragen müssen, stattdessen nahm er es sehr locker. Es war kein Vergleich, zu meinem Beichtvater zu Hause. Der hätte mich sicherlich schon, mit donnernder Stimme, zur Reue aufgefordert.



„Naja...“, nervös spielte ich mit dem Ärmel meiner Jacke. „Das war ja noch nicht das Schlimmste.“ Ich atmete tief ein und fuhr dann leise fort. „Ein weiterer Teil des Begrüßungsgeschenkes war ein privater Lap Dance. Ich war dabei leider gefesselt und konnte mich deshalb überhaupt nicht wehren. Protestieren alleine hatte nichts genutzt. Außerdem hatte ich ja auch die Drogen im Blut. Darüber habe ich noch gar nicht so genau nachgedacht. Also über die Konsequenzen. Ich muss mir den Barmann deshalb ja noch vorknöpfen. Und dieses Zeug soll ja eine aphrodisierende Wirkung haben. Sagt man jedenfalls. Und ich kann ja auch eigentlich gar nichts dafür, das war alles eine Verkettung unglücklicher Umstände. Ich habe in der Vergangenheit nie, auch nur an eine andere Frau gedacht, dass müssen sie mir glauben, Pater...“



„Versuchst du mir gerade zu erklären, dass du einen Höhepunkt während des Tanzes hattest?“, unterbrach mich mein Gesprächspartner mit ruhiger Stimme.



Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke. „Ähm, ja. Irgendwie schon.“ Vorsorglich zog ich schon mal, in Erwartung eines nun wirklich folgenden Donnerwetters, die Schultern ein.



Aber statt harscher Worte drang ein leises Kichern zu mir herüber. „Junger Freund, deinen Anstand in allen Ehren, aber du hast ja nicht mit der Tänzerin geschlafen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es schwierig sein kann, seinen Körper nicht unter Kontrolle zu haben, wenn eine wohlgeformte, junge Dame halbnackt für einen tanzt. Oder war es einer der Jungs?“



„Bitte WAS?“, erwiderte ich total entsetzt und sein Lachen erfüllte wieder den kleinen Raum.



„War nur ein Scherz, nur ein Scherz. Wobei das auch schon vorgekommen ist. Aber ich vermute mal, dass es Isabella war, die dich aus der Reserve gelockt hat, oder?“



„Sie kennen Bella?“, fragte ich verblüfft. Woher kannte ein Mann Gottes eine Stripperin?



„Ja“, antwortete er und sein Lächeln war förmlich zu hören. „Recht gut sogar. Wenn sie es einrichten kann, kommt sie ab und zu zur Sonntagsmesse. Sie hat eine wunderbare Stimme. Sie sollten hören, wenn sie hier singt. Einfach wunderbar.“



„Sie kommt hierher zur Heiligen Messe und singt?“ Vielleicht waren meine Vorstellungen von ihr in einem schlichten, weißen Kleid doch nicht so weit her geholt.



„Ja, ich weiß. Es ist ziemlich schwer vorzustellen, wenn man sie dort im Club bei der Arbeit sieht, oder? Als ich sie das erste Mal außerhalb der Kirche, in einem von ihren winzigen Kostümchen gesehen habe, verschlug es mir auch die Sprache. Ich hätte sie fast nicht erkannt. Aber sie ist wirklich ein liebes Mädchen. Sie hat eine gute Seele, die sie leider nicht so oft zeigen kann. Ein Engel, gefangen in der Hülle einer Kreatur der Sünde. Wenn in ihrer Vergangenheit manche Dinge anders gelaufen wären, vielleicht wäre sie heute ein anderer Mensch. Verheiratet. Ein anständiger Job, ein paar Kinder. Aber Gottes Wege sind unergründlich. Er hat nun mal diesen Weg für sie gewählt.“ Er seufzte leise.



„Was ist denn in ihrer Vergangenheit passiert?“, fragte ich nach einigem Zögern. Er hatte mich neugierig gemacht. Was war an ihr so besonders? Andererseits sollte es aber auch nicht so wirken, als würde es mich brennend für sie interessieren.



„Das ist nicht meine Geschichte. Sie hat es mir im Vertrauen erzählt und ich werde mich hüten, das zu missbrauchen. Es war schon schwierig genug, sie überhaupt dazu zu bekommen, mit mir darüber zu reden. Fragen Sie sie selber, wenn Sie sie etwas besser kennen. Vielleicht erzählt sie es Ihnen. Immerhin hat sie für Sie getanzt. Und soweit ich weiß, ist das nicht gerade selbstverständlich. Aber vielleicht ist es etwas tröstlicher für Sie, dass auch ich von ihrer Wirkung auf Männer nicht ganz verschont geblieben bin.“



„Sie haben sie tanzen sehen?“



„Nein, Nein“, er hüstelte. „Das hätte ich bestimmt nicht überstanden. Ihr Anblick in diesen sehr knappen Sachen genügte schon. Es war wirklich nur meinem starken Willen zu verdanken, dass ich es geschafft habe, nur einen kurzen Blick zu riskieren und ihr danach nur in die Augen zu sehen.“



„Kann ich das ebenfalls schaffen? Ihren Körper nicht zu beachten? Durch die Drogen gestern, klebte mein Blick natürlich förmlich an ihrem Körper. Das will ich nicht noch einmal zu lassen. Ich denke auch, dass ich es schaffe, aber ich habe leider immer noch die Bilder von gestern im Kopf.“



„Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“, sinnierte der Pater. „Junger Freund, Sie sind im besten Mannesalter. Bereit Nachwuchs zu zeugen. Da ist es nicht verwunderlich, dass Sie, vor allem unter Drogeneinfluss, auf ein junges, weibliches Wesen reagieren, welches augenscheinlich paarungsbereit erscheint. Noch dazu, wenn es sich um so ein hübsches Mädchen handelt. Üben Sie sich in Geduld und wenn ein paar Tage vergangen sind, sieht die Sache vielleicht schon ganz anders aus. Ihre Wirkung auf Ihren Körper wird nachlassen. Günstig wäre es vermutlich, wenn Sie sich stets in ein kurzes Gebet vertiefen, so lange sie auf der Bühne ist. Sie müssen es sich ja nicht unnötig schwer machen. Vielleicht ist es auch nur eine kleine Schwärmerei, die ruck zuck wieder beendet ist. Gottes Prüfungen sind mannigfaltig, aber ich denke, Sie werden diese gut überstehen. Sie sind einfach neu hier, und am Anfang ist immer alles ein wenig schwierig. Glauben Sie mir, als ich hier anfing, war es für mich auch nicht einfach, ständig den Blick auf die aufreizenden Sachen der Prostituierten werfen zu müssen. Jetzt macht es mir mittlerweile nichts mehr aus. Geduld ist eine Tugend, mein Junge.“



„Ich verstehe, Pater“, erwiderte ich leise. „Was soll ich als Wiedergutmachung leisten?“



„Mhmm“, er machte eine kleine Pause. „Mrs. Cope wird in ein paar Minuten ihren Rosenkranz beenden. Ich denke, es wird genügen, wenn sie der Dame ihre Einkäufe nach Hause tragen. Darüber wird sie sich sehr freuen.“



Einkäufe nach Hause tragen? Mir war zwar bekannt, dass auch der Akt der Nächstenliebe als Wiedergutmachung für kleinere Sünden Gang und Gebe waren, aber ich persönlich hatte es noch nie erlebt. Meist hatte ich Gebete gesprochen, oder Geld in die Kollekte gegeben.



„Da Sie den gestrigen Vorfall zutiefst bereuen und auch für Sie klar ist, dass es nie wieder vorkommen wird, sehe ich keinen Grund zu einer schärferen Wiedergutmachung.“



Ich nickte verstehend, auch wenn er es sicherlich nicht sehen konnte. „Ich bereue, dass ich Böses getan und Gutes unterlassen habe. Erbarme Dich meiner, o Herr.“



„Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Er seufzte erneut. „Danket dem Herrn, denn er ist gütig.“



„Sein Erbarmen währt ewig.“



„Der Herr hat dir die Sünden vergeben. Geh hin in Frieden.“



„Amen.“

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