Freitag, 24. Juni 2011

SML - 40 - Another definition of fun

40 Another definition of fun








Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit, lenkte Jake den Hummer durch die Straßen und aus der Stadt heraus. Nebenbei telefonierte er, besser gesagt, brüllte Befehle ins Telefon. Aber trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass ich Angst haben müsste. Und selbst Jenny quietschte vergnügt.



„Wie sieht das Haus aus, in dem sich Emmett aufhält? Ich muss alle Einzelheiten genau wissen.“, fragte mich Bella plötzlich.



„Es ist ein dreigeschossiges Gebäude. Sechsundzwanzig Zimmer. Es ist wirklich riesig. Wann werden wir dort ankommen?“



„So gegen zehn, wieso?“, sie zog fragend die Augenbraun hoch.



„Gut, also dann wird er vermutlich im Fernsehzimmer sein. Um diese Uhrzeit ist er immer da zu finden, natürlich vor dem großen Flachbildschirm. Der Raum liegt im zweiten Stock und hat einen Balkon nach vorne raus. Hilft euch das?“



„Jep. Irgendwelche Sicherheitseinrichtungen? Alarmanlage oder so?“



„Ja, natürlich.“



„Mhm“, sie sah nachdenklich aus. „Die wird wohl nicht viel bringen, schätze ich. Hat das Ding einen Panicroom?“



Ich schüttelte den Kopf. „Das Haus ist einhundertfünfzig Jahre alt. Esme hat es zwar restauriert, aber daran hat sie natürlich nicht gedacht. Wir brauchen so was doch normalerweise nicht.“



„Mist“, fluchte sie leise. „Sonst hätten sie sich darin in Sicherheit bringen können, bis wir da sind. Es dauert mir einfach zu lange.“



„Sollten wir die beiden nicht vielleicht doch anrufen und vorwarnen?“, gab ich zu bedenken. So langsam wurde mir doch etwas mulmig zu mute.



„Nein“, sie schüttelte energisch den Kopf. „Nicht, das wir Emmett unnötig beunruhigen und er dann was Dummes tut. Den Helden spielen, zum Beispiel. Vielleicht schaffen wir es ja, da zu sein, bevor es wirklich losgeht.“



Plötzlich bogen wir in einen kleinen Waldweg ein und hielten neben einem baugleichen Hummer. Anscheinend hatte es eine 'Kauf Einen - nimm Zwei'- Aktion beim örtlichen Händler gegeben. Oder sie hatten einfach zwei geklaut.



„Okay“, begann Bella und sah uns ernst an. „Ihr fahrt jetzt mit Sam. Er und seine Leute werden gut auf euch aufpassen. Also keine Sorgen machen, bitte. Wir holen in der Zwischenzeit Emmett und Rosalie und anschließend stoßen wir wieder zu euch. OK?“



Alice nickte und nahm Jenny aus dem Sitz, den Jasper dann gleich aus der Isofix-Verankerung löste, um ihn in den anderen Wagen mitzunehmen.



„Kann... kann ich sie mal kurz nehmen?“, fragte Bella leise und Alice hielt ihr Jenny hin, die glucksend ihre Ärmchen nach ihrer Mutter ausstreckte. Mit einem Lächeln auf den Lippen, nahm Bella sie in die Arme und brachte sie hinüber in den anderen Wagen. Jake beobachtete das Ganze mit einem fetten Grinsen im Gesicht.



Auch ich freute mich sehr darüber, denn es war schön, dass Jenny so unbeschwert auf Bella reagierte. Ich hatte zwar noch keine Ahnung, wie ich ihr erklären sollte, dass sie ihre totgeglaubte Mutter war, aber irgendwie würden wir das schon hinbekommen. Vielleicht würde sie sich später auch gar nicht mehr daran erinnern können, dass ihre Mutter die ersten Monate ihres Lebens nicht dabei war.



„Edward?“, Bella stand in der offenen Wagentür und sah mich erwartungsvoll an. Anscheinend wartete sie darauf, dass auch ich endlich ausstieg. Aber da konnte sie lange warten. Freiwillig würde ich nicht rauskommen.



„Du denkst doch nicht wirklich, dass ich dich alleine fahren lasse?“, ich verschränkte meine Arme bockig vor der Brust und versuchte, sie ruhig anzusehen. Ehrlich gesagt, hatte eine Scheiß-Angst und machte mir fast in die Hosen, wenn ich nur daran dachte, was uns vielleicht dort erwartete, aber ich würde sie nicht ohne mich wegfahren lassen. Ich würde vor Sorge umkommen. Das konnte sie wirklich nicht von mir verlangen. Nicht nach dieser langen Trennung.



„Baby, es wäre wirklich besser, wenn du hier bei den Anderen und in Sicherheit bleiben würdest. Jake und ich werden dort alle Hände voll zu tun haben. Ich kann nicht auch noch auf dich achtgeben. Bitte versteh‘ mich doch…“



„Das kann ich aber übernehmen“, hörte ich Jasper hinter ihr. Er war wohl wieder aus dem anderen Wagen ausgestiegen und hatte unser Gespräch mitbekommen.



Bella seufzte hörbar auf und gab sich geschlagen. „In Ordnung. Aber ihr zwei tut genau das, was ich euch sage, in Ordnung? Keine waghalsigen Manöver im Alleingang oder so, verstanden.“



Ich nickte erleichtert, während Jasper zackig salutierte und „Jawohl, Ma'm“ rief.



Bella schüttelte lächelnd den Kopf und für einen kurzen Moment fühlte ich mich in unsere gemeinsame Zeit in Texas zurückversetzt. Es erinnerte mich alles stark an den Morgen, an dem sie sich diesen mexikanischen Kerlen gestellt hatte. Ich dachte auch an Seth zurück, der uns durch sein Bellen verraten hatte und damit auch dafür gesorgt hatte, dass Bella die Typen erledigen konnte.



Seth....



Irgendwie wagte ich es gar nicht, sie nach ihm zu fragen. Einerseits wollte ich gerne Gewissheit über sein Schicksal haben, andererseits fürchtete ich mich vor der traurigen Wahrheit.



„Be.. Bella“, begann ich leise und sie sah mich fragend an. „Was... was ist eigentlich mit Seth passiert?“ Ich verzog das Gesicht in Erwartung ihrer Antwort, wurde aber überrascht, denn sie grinste breit.



„Der Dicke lässt es sich gut gehen.“



Erstaunt sah ich sie an. Bitte was?



„Er ist immer noch bei Sally. Und auch sie liebt ihn abgöttisch.“, fuhr sie fort. „Die Schussverletzung hatte, Gott sei Dank, keine lebenswichtigen Organe erwischt und war schnell geheilt.“



„Aber... aber...“, stotterte ich. Wer zur Hölle war diese Sally schon wieder? Und wo steckte sie? Und wie hatte sie den Hund an sich gebracht? Bella sah wohl das riesen Fragezeichen in meinen Augen, denn sie lächelte mich verständnisvoll an.



„Später, Baby, später“, sie tätschelte mir die Wange. „Erst Emmett und Rose raushauen, dann erkläre ich dir ausführlich alles, was du wissen willst.“



Drei Stunden später, lenkte Jake den Hummer an den Straßenrand vor Emmetts Ferienhaus. Obwohl Palast vielleicht das treffendere Wort dafür gewesen wäre. Das dreigeschossige Gebäude, im viktorianischen Stil, stand etwa 50 Meter von der Straße entfernt. Davor erstreckte sich eine große Wiese. Auf der Fahrt hatte ich Bella jede kleine Einzelheit über das Haus und seine Umgebung erläutern müssen, die mir eingefallen war. Sie und Jake, der mitgehört hatte, würden sich dort jetzt mit geschlossenen Augen zurechtfinden.



Die Sonne begann gerade unterzugehen und alles war in ein unwirkliches Orange getaucht. Lange Schatten lagen auf der Wiese, die nass glänzte, da der Gartensprenger nachmittags immer automatisch anging. Wie erwartet, waren mehrere Fenster im ersten Geschoss matt beleuchtet und dass blaue Flimmer ließ darauf schließen, dass ich mit meiner Vorhersage, dass Emmett natürlich vor dem Fernseher zu finden war, richtig gelegen hatte.



Ansonsten war alles ruhig. Hatten wir die Anderen etwa doch noch überholt?



„Die übliche Vorgehensweise“, sagte Jake plötzlich. „Zwei Mann für die Geiseln, bewaffnet. Weitere acht, die das Grundstück sichern. Sie haben uns bereits bemerkt.“ Ich stutzte und versuchte, im Halbdunkel etwas von dem zu erspähen, was Jake da gesehen haben mochte, konnte aber rein gar nichts entdecken. Für mich sah alles völlig ruhig aus. Nur auf der Wiese standen einige mannshohe Sträucher, die vielleicht als Deckung dienen könnten.



Jake kletterte mittlerweile schon über den Vordersitz zu uns und tauschte einen langen Blick mit Bella, die zufrieden grinste.



„Wie in alten Zeiten…?“, fragte sie ihn und ihre Augen leuchteten, wie bei einem Kind an Weihnachten.



„Wie in alten Zeiten“, entgegnete Jake zur Bestätigung. Auch seine Augen funkelten. Verwirrt sah ich zwischen den Beiden hin und her. Hatte ich jetzt was verpasst?



„Na denn“, Bella klatschte in die Hände. „Gib Jasper schon mal deine Waffe.“



Was?



Doch Jake zog, ohne zu zögern, seine Waffe aus dem Holster und reichte sie Jasper, während Bella mir ihre hinhielt. Zögerlich griff ich zu und sah sie fragend an. Wie sollte ich das jetzt verstehen? Sie brauchten sie doch selber, oder nicht?



„Was habt ihr vor?“, fragte nun Jasper, allerdings nicht eine Spur irritiert. Er klang einfach nur neugierig. Die Waffe wog er dabei bedächtig in seiner Hand, entsicherte sie sogleich und überprüfte das Magazin.



„Ihr zwei bleibt im Wagen. EGAL was passiert. Und wir zwei haben derweil etwas Spaß.“ Sie zog sich ihr Shirt über den Kopf und Jake begann zeitgleich, an seiner Hose rum zu nesteln.



ETWAS SPASS??? „Was wird das, wenn es fertig ist?“, fragte ich perplex.



Warum hatte sie mir ihre Waffe gegeben? Was meinte sie mit Spaß haben? Und warum zur Hölle, zog sie sich eigentlich dafür aus? Nicht, dass es mir nicht gefallen würde...aber wir waren schließlich nicht allein…und hatten gerade andere Sorgen…



Jake hatte sich inzwischen seiner Schuhe und der Jeans entledigt und zog sich gerade sein Shirt über den Kopf. Bella war ebenfalls nur noch in Unterwäsche und zog ein rotes Stückchen Stoff aus einer Tasche, die unter dem Sitz gestanden hatte und warf es zu Jake. Jasper sah währenddessen stur aus dem Fenster.



„Wir ziehen uns was bequemes an. Was denn sonst?“, sagte sie, als wäre es das Normalste der Welt und nahm etwas Weißes in die Hand.



Jake war inzwischen in das rote Teil, was sich als Hose entpuppt hatte, geschlüpft und scannte mit den Augen wieder die Gegend vor dem Haus ab. Ich sah immer noch nichts. Das war wirklich frustrierend.



Bella zog sich ebenfalls wieder was an. Es war eine Art Catsuit. Allerdings war das Oberteil ein Neckholder, so dass ihr Rücken frei blieb. Sie band ihn sich im Nacken fest zusammen und zog dann ihren störenden BH aus und warf ihn kichernd nach Jasper, der sie perplex anblickte. Anschließend wirbelte sie ihre Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen. „So, fertig…. Es kann losgehen.“, wand sie sich nickend an den wartenden Jake.



Was hatten die Beiden nur vor? Vor allem, wenn da schon jemand auf sie wartete, sollten sie doch nicht unbewaffnet da rausgehen. Und dabei nicht noch so fröhlich sein. Bella hatte mir doch erst vor fünf Minuten nochmal eindringlich erklärt, dass die Lage hier verdammt ernst war und ich mich nicht aus dem Auto weg bewegen sollte. Außer, jemand zielte mit einem Raketenwerfer drauf.



„Okay, wenn irgendjemand sich dem Auto nähert, knallt ihr ihn ab. Kein Zögern…“, sie sah abwartend zwischen mir und Jasper hin und her. Jasper nickte kurz. „Jake und ich gehen eben mal gucken, ob sie schon bis zu deinem Bruder vorgedrungen sind und holen ihn und seine Freundin, wenn nötig, da raus.“ Erneutes Nicken.



Sie wollte also tatsächlich, dass wir hier im Auto blieben wie die Idioten, während sie sich, unbewaffnet, dem Feind stellten?



Ich öffnete den Mund um zu protestieren, aber sie legte beschwichtigend den Finger drauf. „Ist alles okay, Baby. Hab keine Angst. Mir passiert schon nichts. Unkraut vergeht nicht. Das machen wir nicht zum ersten Mal.“



„Viel Glück“, kam es nur von Jasper, der jetzt, mit erhobener Waffe, gespannt aus dem Fenster blickte. Er war wohl schon wieder in seinem Bullen-Modus. Ich seufzte tief.



„Danke. Wir beeilen uns.“, sie drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, gab Jake ein Zeichen und die beiden stiegen aus.



Ich rückte rüber auf die andere Seite und ließ das Fenster ein Stück herunter. Jake hatte, Gott sei Dank, den Motor laufen lassen. Ich starrte den Beiden durch die mittlerweile einbrechende Dunkelheit hinterher. Sie liefen einträchtig nebeneinander, so als würden sie spazieren gehen. Der mittlere Teil von Bellas Tattoo hob sich deutlich von ihrem Rücken ab, während das von Jake nur schwach zu erkennen war.



„Red Dragon und White Tiger“, murmelte Jasper neben mir plötzlich. „Habe ich es doch geahnt!“



„Red Dragon und White Tiger? Was soll das bedeuten?“, fragte ich irritiert ohne den Blick von den Beiden abzuwenden. Sie liefen weiter, bis in die Mitte der Wiese und blieben dann stehen.



„Vor ein paar Jahren, war ich eine Weile undercover in Hong Kong“, fing Jasper an zu erzählen. „Während dieser Zeit, gab es ziemlich üble Machtkämpfe im dortigen Untergrund. Ein Killerkommando ging um und tötete einige der selbsternannten Untergrundbosse. Die Überlebenden - es wurden immer nur die Angreifer und die höchsten Vertreter getötet, Kinder und Frauen taten sie grundsätzlich nichts – berichteten immer etwas über ein junges Pärchen, die unbewaffnet auftraten und alle vernichteten, die sich ihnen in den Weg stellten. Sie wurden ehrfürchtig Red Dragon und White Tiger genannt.“



„Du meinst...“



„Genau, Bella ist ohne Zweifel, White Tiger und Jake... Red Dragon. Sieh doch selbst.“



„Ist das gut, oder schlecht?“



„Gut für uns, schlecht für die anderen.“ Jasper grinste und verengte plötzlich die Augen. „Es geht los!“ Mein Blick fuhr herum und klebte an Bella.



Denn plötzlich waren die beiden von acht dunkel gekleideten Gestalten umringt.



Unwillkürlich musste ich schlucken. Ich hatte ehrlich eine scheiß Angst um Bella. Ich wusste zwar, dass sie sich wehren konnte, aber Himmel, es waren viermal mehr als sie. Und wahrscheinlich alles Männer, die ihr Kräfte massig eh überlegen waren.



„Jasper, sehe ich das jetzt richtig...? Die Beiden prügeln sich jetzt mit denen da, bis die alle am Boden liegen. Dann hauen sie die zwei anderen K.O. und kommen mit Emmett und Rose wieder her?“, fragte ich vorsichtig.



„Nicht ganz, Edward. Die Beiden kämpfen, bis kein Gegner mehr am Leben ist. Dann töten sie die anderen zwei und danach kommen sie mit Emmett und Rosalie her.“



„OH!“ JETZT wurde mir wirklich ganz anders.



Auf der Wiese begannen die acht Gegner, Jake und Bella langsam zu umkreisen. Und die Beiden stellten sich Rücken an Rücken.



Jetzt fiel mir wieder ein, wie sie mir damals erzählte hatte, dass Jake und sie erst durch die Tätowierungen gelernt hatten, richtig eng Rücken an Rücken zu kämpfen. Doch ich hatte bisher geglaubt, sie meinte es so, wie es die Securityleute in den Discotheken in Notfall taten. Einen halben Meter Abstand vom Rücken des anderen. Sie hatte das natürlich anders gemeint. Die beiden standen so dicht, dass sie im Halbdunkeln zu einer Person verschmolzen. Jake hatte seine Beine etwa schulterbreit auseinander und war etwas in die Knie gegangen, so dass sein Kopf auf Bellas Kopfhöhe war. Es sah aus, als würde er auf einem Pferd sitzen.



„Warum halten sie ihre Hände so komisch?“, fragte ich Jasper, ohne weg zu sehen. Es sah aber auch wirklich eigenartig aus. Bella hielt ihre Handflächen nach vorne, die Finger gespreizt und leicht gekrümmt. Jake die Handflächen nach oben, so als würde er etwas halten.



„Tiger- und Drachentechnik“, murmelte Jasper erklärend. „Bellas Hände erinnern an die Krallen einer Raubkatze, während Jake die Hände so hält, als würde er eine Kugel in der Hand halten. So wie die Drachen auf alten chinesischen Darstellungen.“



Plötzlich stürzte sich einer der schwarz gekleideten Gestalten auf Bella, und ich hielt unwillkürlich den Atem an. Sie lieferte sich mit ihm ein kurzes Gefecht, bis sie ihn auf einmal am Arm packte und herumwirbelte, so dass er mit dem Rücken zu ihr stand. Ihre Arme schlossen sich um seinen Hals, so als würde sie ihn liebkosen und in der nächsten Sekunde hing sein Kopf in einem ungünstigen Winkel seitlich herab. Bella ließ ihn los und gab ihm einen kleinen Schubs. Er fiel leblos zu Boden wie ein nasser Sack.



Heilige Scheiße!



Jake hatte sich in der Zwischenzeit nicht eingemischt. Allerdings hatte er sich mit Bella synchron

mitbewegt. Machte sie einen Schritt nach vorne, so folgte er. Trat sie zurück, trat er nach vorne. Wich sie einem Schlag aus, bewegte sich sein Oberkörper in dieselbe Richtung. Es war so, als wären sie ein und dieselbe Person und könnten jede Bewegung des Partners vorher schon erfühlen. Es war grandios.



Ein paar Sekunden lang rührte sich niemand. Dann aber rannten die restlichen Angreifer, vereint auf die Beiden zu. Automatisch legte sich meine Hand auf den Türgriff. Ich wollte raus, musste ihr einfach helfen. Doch Jasper hielt mich zurück.



„Lass sie machen!“, sagte er eindringlich.



„Aber.. aber...“, stotterte ich los.



„Die Beiden machen das schon, vertrau’ mir“, er deutete in die Richtung des Kampfgeschehens.



Und so blieb mir nichts weiter, als ungläubig das Kampfgeschehen auf der Wiese zu verfolgen. Bella und Jake kämpften gegen alle auf einmal. Ich konnte gar nicht richtig erkennen, was eigentlich genau passierte. Es war wie ein schwarzer Wirbelsturm, in dem etwas Weißes und etwas Rotes tobte.



„Yeah, Jake hat einen erwischt“, Jasper deutete auf eine Gestalt, die sich taumelnd aus der Menge löste und nach ein paar Schritten leblos zu Boden sank.



Nach etwa zehn Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, standen nur noch zwei der Angreifer. Bella bewegte ihren Kopf etwas, so als würde sie Jake etwas zu flüstern. Er nickte kurz. Einen Moment später stoben die Beiden auseinander und separat auf ihre Gegner zu. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hingucken sollte. Bella sprang auf ihr Gegenüber zu und holte ihn mit einer gekonnten Schere von den Beinen. Ließ dann aber nicht locker, sondern umklammerte ihn weiter. Er schrie kurz auf, bevor sie seinen Kopf packte und ihm mit einem Ruck das Genick brach. Ich konnte das gruselige Knacken bis zu uns hören.



Jake hatte in der Zwischenzeit seinen Gegner auch erledigt und kam auf Bella zu gerannt.



Während ich versuchte, das eben Gesehene irgendwie in meinen Kopf zu bekommen.



Meine süße Bella...war ein Killer…das war an sich nichts Neues, aber trotzdem...



Zwar hatte ich schon mehrmals mitbekommen, wie sie jemanden erschossen hatte - und bei der Sache in Texas damals hatte ich auch gewusst, dass sie schon mehrere Männer getötet hatte - aber es live vor sich zu sehen, wie sie jemanden einfach so umbrachte...mit bloßen Händen…und es auch noch als Spaß bezeichnete...



In diesem Moment wurde mir erst so richtig bewusst, wie tief sie eigentlich drinsteckte. Es war mir zwar immer theoretisch klar gewesen, dass sie mehrere Menschen auf dem Gewissen hatte, aber ich hatte das irgendwie immer verdrängt. Es so vor Augen geführt zu bekommen, hatte eine deutlich andere Qualität. Denn auf dem Rasen stand nicht die Bella, die ich über alles liebte, sondern Isabella, eine überdurchschnittlich trainierte Kampfmaschine im Tötungs-Modus.



Gott, ich war sogar bisher so verblendet gewesen, zu glauben, sie könnte ein normales Leben an meiner Seite führen... aber normal hatte für sie wohl eine andere Bedeutung, als für mich. Und dennoch liebte ich sie mehr, als jemals zuvor. Ehrlich gesagt, hatte mich ihr Anblick in dem engen Catsuit schon irgendwie erregt. Außerdem war ich irgendwo auch stolz auf sie... auch wenn das komplett Hirnrissig war...



„Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt freuen soll, dass die alle tot sind“, flüsterte ich Jasper zu.



Er hob eine Augenbraue und sah mich verwundert an. „Sieh es doch so, es bedeutet ein paar Verbrecher weniger auf der Welt.“ Dann wandte er seinen Blick wieder ab.



Ich machte große Augen. Es wunderte mich wirklich manchmal, wie er das mit seinem Gewissen als Polizist vereinigen konnte, aber anscheinend funktionierte das prima. Na wenigstens was...



Bella und Jake gingen jetzt gemeinsam auf das Haus zu. Vor dem Balkon blieben sie stehen. Jake drehte sich mit dem Rücken zum Haus und hielt Bella seine gefalteten Hände wie einen Steigbügel entgegen. Sie trat zwei Schritte zurück, sprang mit Anlauf auf seine Hände und war eine Sekunde später oben.



Nach ein paar Sekunden sah ich, wie sie die Balkontür geknackt hatte und lautlos im Haus verschwand.



Eine endlose Minute lang passierte gar nichts. Dann wurde plötzlich etwas durch das Fenster neben der Tür geworfen. Es war ein schwarz vermummter Kerl. Er hatte so viel Schwung drauf, das er gegen das Geländer flog und darüber stürzte. Jake nahm ihn unten in Empfang und brach ihm, ohne zu zögern, das Genick.



Kurze Zeit später öffnete sich im Erdgeschoss die Eingangstür und Bella, dicht gefolgt von Emmett mit Rosalie auf dem Arm, traten heraus. Jake nahm Emmett vorsichtig seine Frau ab und alle drei kamen zum Auto gejoggt.



Schon kurz bevor sie uns erreichten, öffnete ich die Wagentür und stürmte auf Bella zu. Sie grinste mich an, nahm mein Gesicht in ihre Hände - mit denen sie noch kurz vorher so haarsträubend brutal getötet hatte - und gab mir einen sanften Kuss. In ihrem Gesicht waren Blessuren des Kampfes zu sehen und einige Haarsträhnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst. Aber ansonsten sah sie heil und unversehrt aus. „Ich habe dir doch gesagt, dass mir nichts passiert!“



Ich schloss sie erleichtert in meine Arme.









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