Montag, 20. Dezember 2010

DEJAVU - 62 - Do you love me?

62 Do you love me?

EPOV

Als Bella mich berührte, durchschoss es mich wie ein Stromschlag. Nur ohne die Zuckungen.

Es war eher lähmend.

Ich brachte einfach kein Wort mehr raus. Zwar hörte ich, wie sie mich ansprach, aber eigenartigerweise schaffte es mein Gehirn nicht, Signale an meine Lippen zu senden. Irgendwie war ich total überwältig.

So oft hatte ich mir ausgemalt, wie sie jetzt wohl aussehen würde. Ob sie sich viel verändert hätte.

Auf eine Art, sah sie aus wie früher. Ihre Gesichtszüge, die Haare, alles unverändert. Aber andererseits wirkte sie erwachsener. Und auch irgendwie... anders. Auf den ersten Blick fiel es gar nicht auf, aber bei näherem Hinsehen...

Sie wirkte ausgemergelt. Das konnte auch das dezente Make Up nicht verdecken. Einem Fremden würde es vermutlich nicht auffallen, aber ich hatte schon so oft in ihr Gesicht gesehen. Sie war blass. Noch blasser als sonst. Auch wenn ihr äußeres Erscheinungsbild augenscheinlich so aussah, als würde es ihr gut gehen, näher betrachtet, sah es etwas anders aus.

Plötzlich stand ein Typ neben Bella. Ziemlich jung und mit indianischen Wurzeln. Irgendwie kam er mir bekannt vor, aber ich konnte ihn nicht zuordnen. Anscheinend wollten die beiden mich zurück ins Hotel bringen.

Als mir Bella ihre Hand reichte, griff ich einfach zu und erhob mich. Mittlerweile hatte ich mich so weit gefangen, dass ich meine Umwelt wieder klar wahrnahm und mich hätte artikulieren können, aber ich beschloss, mich weiterhin still zu verhalten. Vielleicht würde Bella dann Dinge sagen, die sie mir gegenüber nicht direkt erwähnen würde.

Wir liefen los und der Typ murmelte irgendetwas Unverständliches. Ich grübelte immer noch, woher ich ihn kannte, bis er Bella plötzlich ansprach und nachfragte, wie sie sich fühlte.

Ihre Antwort verwirrte mich nur noch mehr.

Sie hatte gewusst, dass ich herkam? Aber woher?

Ein eigenartiges Gefühl machte sich in mir breit, als er sagte „Er hat ein Recht auf seine Kinder.“

Es waren wirklich meine Kinder.

Ich war Vater.

Von Zwillingen.

Auf der einen Seite freute ich mich, aber auf der anderen Seite war ich total überfordert.

Warum hatte sie sich nie gemeldet?

Wir hätten das doch schon irgendwie hinbekommen....

Oder.... hatte sie etwa jemand anders? Liebte sie mich wirklich nicht mehr? Hatte sie ihr Herz weiterwandern lassen? War der Typ vielleicht ihr Freund? Oder gar ihr Ehemann?

Tausend Gedanken wirbelten durch meinen Kopf, ich hörte kaum noch, über was die beiden weiter sprachen. Bis auf ein Wort, dass sich direkt in mein Gehirn brannte.

Seth...

Der Typ war tatsächlich der kleine Indianerjunge, dem sie mal das Leben gerettet hatte. Was tat er hier? Woher wusste er, dass Bella hier war? Wenn er es wusste, wusste auch Jake Bescheid? Hatten sie es vielleicht die ganze Zeit über gewusst?

Nachdem wir die Strasse überquert hatten, liefen wir nicht auf den Haupteingang des
Hotels zu, sondern auf einen Seiteneingang.

Wie wollten sie da reinkommen? Meines Wissens waren die Zugänge nur für das Personal und im Brandfall als Rettungswege gedacht. Wenn sie die Tür einfach öffneten, würde es bestimmt einen Alarm auslösen oder so...

Zu meinem Erstaunen hielten wir an und Bella zog eine Keycard aus ihrer Tasche und reichte sie Seth, der damit die Tür öffnete.

In meiner Grübelei hätte ich fast überhört, dass der Nama Jake fiel.

Also wusste er wirklich, wo sie war. Und mich hatte er geschlagen. Blödmann.

Wir hätten uns von Anfang an mehr auf Jake konzentrieren sollen, vielleicht hätten wir so ihren Aufenthaltsort herausbekommen. Aber hinterher war man ja immer schlauer.

Wir fuhren mit dem Lift nach oben und landeten genau vor meiner Suite.

Woher zur Hölle wussten sie, welches meine Zimmernummer war? Und in welchem Hotel ich wohnte? Hatte sie auf meine Keycard gesehen?

Bella zog sie mir aus der Tasche und öffnete damit die Tür. Dann führte sie mich hinein und setzte mich auf die Couch. Ich verhielt mich immer noch still.

Fasziniert beobachte ich, wie sie hin und her lief. Sie legte ihren Blazer ab und trat dann an das Fenster, wo ich heute bereits gestanden hatte.

Als ich sie dort stehen sah, hielt ich es nicht mehr aus, ich musste zu ihr.

Leise erhob ich mich und schlich mich hinter sie. Tief inhalierte ich ihren Geruch, er hatte sich nicht verändert. Frisch, rein und... erdbeerig

„Bella“, hauchte ich leise.

Sie fuhr erschrocken herum und stammelte meinen Namen.

Ich konnte nicht anders, ich musste sie einfach berühren, mich vergewissern, dass sie kein Traum war.

Zärtlich ließ ich einen Finger über ihre weiche Haut streichen. „Warum“, fragte ich, ohne nachzudenken und legte meine Hand an ihre Wange.

Seufzend schloss sie die Augen und schmiegte sich hinein.

In meinem Bauch ging ein Feuerwerk los. Sie so nah zu spüren, war einfach überwältigend. Meine Liebe zu ihr war unverändert stark und ich kämpfte mit dem Verlangen, sie zu küssen. Aber ein Teil von mir war auch einfach nur verletzt und verstand nicht, warum sie sich nie gemeldet hatte.

Einerseits war ich so verdammt froh, sie zu sehen, zu spüren. Andererseits würde ich sie am liebsten übers Knie legen und ihr den Hintern versohlen.

„Es ist kompliziert“, flüsterte sie leise.

„Ich bin sicher, ich kann dir folgen.“

Unendlich langsam öffnete sie ihre Augen und ich versank fast in ihnen. Sie sahen so traurig aus. Ich verstand es nicht. Sollte sie nicht glücklich sein? War sie nicht auch deswegen gegangen? Damit jeder von uns auf seine Weise glücklich wurde? Oder bereute sie es, dass sie mich angesprochen hatte? Hatte sie Angst, dass ich mich in ihr Leben einmischen würde?

„Du hast mir damals sehr wehgetan“, flüsterte sie fast unhörbar.

Als ob mir das nicht klar war. „Ich weiß“, gab ich ebenso leise zurück und sah sie intensiv an. „Aber das ist doch kein Grund...“

Sie fing an auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Das hatte sie sich anscheinend nicht abgewöhnen können.

„Ich.. ich brauchte Zeit alleine. Um nachzudenken. Und irgendwie ist das aus dem Ruder gelaufen.“

Was war das denn für eine gequirlte Scheiße? Aus dem Ruder gelaufen?

„Das nennst du aus dem Ruder laufen?“, erwiderte ich lauter als beabsichtigt und spürte, wie sie sich versteifte. „Ich habe zwei Kinder, von denen ich bisher nichts wusste. Und erzähl mir nicht, sie wären nicht von mir, ich habe gehört was Seth gesagt hat. Bella... ich... zwischenzeitlich habe ich schon geglaubt du wärst tot! Weißt du eigentlich, was du mir damit angetan hast?“

Bella senkte den Blick und nickte.

In diesem Moment wirkte sie so zerbrechlich. Ein krasser Gegensatz zu dem Bild, was ich von ihr hatte, als ich sie vorhin im Park erblickte. Da war sie selbstbewusst. Stark. Glücklich.

Und jetzt? Ein Häufchen Elend.

Instinktiv nahm ich sie fest in meine Arme, genoss die Wärme, die von ihr ausging. Tränen kämpften sich in meine Augen. „Gott, ich habe dich so vermisst“, schluchzte ich haltlos. „Jeden verdammten Tag habe ich an dich gedacht.“
All die aufgestauten Emotionen kamen aus mir heraus. Ich war einfach so verdammt glücklich, sie zu sehen. In diesem Moment war es egal, was passiert war. Sie war hier. Mit mir. Nur das zählte.

„Ich auch, Edward, ich auch“, kam es leise von ihr. „Mehr als du dir vorstellen kannst.“

Jetzt verwirrte sie mich noch mehr.

Wenn sie mich vermisst hatte, warum war sie dann nicht einfach zu mir zurückgekommen? Ich hätte sie mit offenen Armen empfangen, auch mit zwei Babies. Und meine Familie sicherlich ebenso. Gott, wenn Alice das erfuhr... sie würde bestimmt loskreischen. Und Emmett? Der wäre bestimmt auch heilfroh sie wieder zu haben.

Ich löste mich von ihr und nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Warum bist du nicht zurückgekehrt?“

Ihr Blick glitt unsicher im Zimmer hin und her. „Ich konnte nicht“, flüsterte sie. „Es ist wirklich kompliziert.“ Sie sah mich wieder direkt an. „Ich werde es dir erklären, aber nicht jetzt, okay? Du hattest genug Aufregung für heute.“

„Versprichst du mir, dass du mir alles erzählst?“, fragte ich seufzend. Ich brannte darauf, alles zu erfahren, aber irgendwie hatte ich auch Angst davor. Angst zu erfahren, dass sie einen anderen hatte. Sich neu verliebt hatte.

„Natürlich“, entgegnete Bella.

Eine Frage ließ mich aber doch nicht los. „Jane und Alec?“ Ich konnte ein Lächeln nicht verhindern. Allein der Gedanke an diese beiden süßen Geschöpfe ließ meine Brust vor Stolz schwellen.

Bella kniff die Lippen zusammen und machte ein zustimmendes Geräusch. Irgendwas war komisch... als ob sie etwas vor mir verbarg. Aber dem würde ich jetzt nicht auf den Grund gehen können.

„Hört sich gut an“, sagte ich ehrlich. „Kann ich sie sehen? Es muss ja nicht gleich heute sein. Ich habe morgen früh ein Vorstellungsgespräch. Können wir uns nicht danach sehen?“ Ich wollte sie so schnell wie möglich wiedersehen, aber heute Abend wäre sicher zu früh. Sie musste die beiden bestimmt darauf vorbereiten ihren Daddy zu sehen, und ich musste dringend mit Alice telefonieren. Sie lebte schon seit vier Monaten hier und würde bestimmt ausflippen, wenn sie erfuhr, dass ihre Nichte und ihr Neffe in der Selben Stadt wohnten.

Bella nickte langsam. „Wir könnten zusammen Mittag essen“, schlug sie vor.

„Klingt gut, wo wollen wir uns treffen?“

„Ich kenne ein nettes kleines Lokal in der Sechsunddreissigsten. Da ist es relativ ruhig um die Zeit.“

„Hört sich gut an. Ich habe morgen ein Vorstellungsgespräch bei der A.M.C. Company, die ist auch dort.” Mir wurde jetzt schon schlecht, wenn ich an das Gespräch dachte. In dieser Nacht würde ich sicherlich kaum Schlaf finden, aber so ein gutes Angebot wollte ich mir eigentlich nicht durch die Lappen gehen lassen.

„Ja, die Firma ist nur einen halben Block entfernt.“

Plötzlich kam mir ein Gedanke. „Was wirst du... unseren Kindern sagen, wer ich bin?“

„Die Wahrheit“, entgegnete sie ohne zu zögern. „Sie kennen dich von Fotos und wissen, dass du ihr Vater bist.“

Einen Moment lang war ich unfähig etwas zu sagen.

Meine Kinder wissen, wie ich aussehe.... sie wissen, dass ich ihr Vater bin...?

„Du hast ihnen Fotos gezeigt? Aber... aber was hast du ihnen erzählt?“

„Dass sich Mama und Papa getrennt hätten. Sie sind sehr verständig für ihr Alter“, erwiderte Bella mit sichtlichem Stolz in der Stimme.

In diesem Moment gab ich mich einfach meinen Gefühlen hin. Ich hatte solche Sehnsucht danach, sie zu berühren, zu spüren.

„Ich würde gern etwas probieren“, sagte ich leise. „Halt ganz still.“

Zärtlich legte ich meine Lippen auf ihre. Ganz sanft. Mein Körper schrie zwar nach mehr, wollte sie richtig spüren, aber ich hielt mich zurück.

Ich wusste ja nicht, ob sie überhaupt noch etwas für mich fühlte.

Sie hatte mich vermisst, ja, aber das hieß ja nicht, dass sie mich auch noch liebte.

Es war schließlich lange her, dass sie sich von mir getrennt hatte. Und sie hatte mir geschrieben, dass ich mein Herz weiterwandern lassen sollte – vielleicht hatte sie das getan...

Vorsichtig löste ich mich wieder von ihr und sah sie unsicher an. Sie hatte mich zwar nicht von sich gestoßen, aber die Gefahr einer Ohrfeige bestand immer noch.

„Das…. war schön“, flüsterte sie und mein Herz machte einen Sprung. Es hatte ihr gefallen.

Zärtlich küsste ich sie auf die Stirn und trat einen Schritt zurück. Ich musste etwas Abstand zwischen uns bringen, sonst würde ich noch über sie herfallen. Soll ich dich anrufen, wenn ich morgen fertig bin?“

„Ja, sagte sie und holte ihr Handy aus der Tasche. „Hast du noch deine alte Nummer?“ Fragend blickte sie mich an.

„Ja“, entgegnete ich verblüfft. „Weißt du die etwa noch?“

Anstatt einer Antwort tippte sie auf ihrem Handy herum und ich hörte das vertraute Geräusch meines Klingeltons.

„Jetzt hast du meine“, sagte sie lächelnd und schlüpfte in ihren Blazer.

Eine Stimme in mir schrie, sie festzuhalten. Dass ich sie nicht gehen lassen dürfte. Aber stattdessen fragte ich nur, ob wir uns morgen wirklich sehen würden.

„Du hast doch jetzt meine Telefonnummer“, entgegnete sie aufmunternd. „Wir sehen uns morgen. Ich verspreche es dir.“

Nachdenklich sah ich sie an. Es wollte noch nicht so richtig in meinen Kopf, dass sie real war. Das sie wirklich hier war.

„Irgendwie kann ich immer noch nicht glauben, dass du kein Traum bist“, sprach ich meine Gedanken aus.

Bella kam auf mich zu und legte ihre weiche Hand an meine Wange.

„Ich bin hier, Edward“, flüsterte sie, ehe sie sich auf die Zehenspitzen stellte und mich sanft küsste.

„Wir sehen uns morgen“, versprach sie mir erneut, bevor sie durch die Tür verschwand.

In mir verspürte ich den unbändigen Wunsch, ihr hinterher zu laufen. Sie zurück zu holen. Aber ich wollte es nicht überstürzen.

Stattdessen ging ich zum Fenster und sah auf die Straße hinunter.

Nach ein paar Minuten sah ich Bella, zusammen mit Seth das Hotel verlassen und wieder in Richtung Park gehen. Die zwei liefen nicht Hand in Hand, also konnte ich schon mal ausschließen, dass er ihr Freund war. So wie er sich gab, wirkte er eher wie eine Art Beschützer. Wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass es etwas gab, wovor Bella beschützt werden müsste.

Seufzend schnappte ich mir mein Handy und speicherte ihre Nummer ein. Danach rief ich meine Schwester an.

„Na, Edward, alles klar bei dir?“, ging sie fröhlich ans Telefon. Sie war schon immer ein sehr sonniger Typ gewesen, aber in letzter Zeit war es irgendwie noch extremer. „Schon aufgeregt wegen morgen?“ - „Ja, ein wenig. Aber das ist es nicht, weswegen ich anrufe.“ – „Nein? Weswegen denn dann? Hast du dich im Bad eingesperrt und kommst nicht mehr raus?“ - „Nein.. ich.... ich habe heute jemanden getroffen.“ – „Jemanden getroffen?“ Ihre Stimme klang plötzlich eigenartig. „Wen denn?“ - „Bella“, flüsterte ich ins Telefon. „Sie ist hier in New York und sie hat Zwillinge, die sehen aus wie ich. Du glaubst nicht, wie sehr ich mich erschrocken habe.“

Stille am anderen Ende.

Kein Kreischen. Eigenartig...

„Du hast Bella schon heute getroffen?“

Irgendwas an ihrer Wortwahl machte mich stutzig.

Sie erinnerte mich an..... Bella.

„Mary Alice Cullen“, fauchte ich ins Telefon. „Willst du mir gerade erzählen, dass du wusstest, dass Bella hier lebt?“

Ein leises „Ja“ ertönte.

„Wie lange?“ – „Was?“ - „Wie lange weißt du es schon?“ – „Vier Monate.“, kam es kleinlaut. - „Du weißt es seid vier verdammten Monaten und hältst es nicht für nötig, es mir zu sagen?“ – „Bella wollte es nicht.“, sagte sie leise. „Bitte Edward, sei nicht böse...“- „Weiß es Jasper?“ – „Ja, bitte, hör mir...“- „Nein Alice, ich muss jetzt erstmal nachdenken.“

Frustriert klappte ich das Handy zu und feuerte es wütend in die nächste Ecke.

Das durfte doch alles nicht wahr sein!





Das Lied zum Chap Queen mit „Too much love will kill you“ http://www.youtube.com/watch?v=EceOhfqYQhw&feature=related

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