Sonntag, 12. Dezember 2010

DEJAVU - 61 - Love is worth

61 Love is worth

BPOV

Als ich Edward erblickte, blieb mein Herz fast stehen. Mein ganzer Bauch zog sich krampfartig zusammen, aber ich versuchte nach außen hin ruhig zu bleiben.

Ihn hier zu sehen, kam doch etwas überraschend. Ich wusste zwar, dass er schon in der Stadt war, aber ihm auf diesem riesigen Areal über den Weg zu laufen war wirklich überraschend.

Vor allem, was würde jetzt passieren?

Wie würde er reagieren?

Was würde er sagen?

Würde er mich überhaupt anhören?

All die Jahre hatte ich mir vorgestellt, wie es wäre, ihn zufällig zu treffen. Und seid der Termin unseres Aufeinandertreffens feststand, war ich die Szene schon tausende Male im Kopf durchgegangen. Jedes verdammte Wort, das ich sagen wollte, hatte ich mir überlegt.

Und jetzt?

Herrschte komplette Leere in meinem Kopf. Dafür spielte mein Bauch verrückt.

Ein heftiges Gefühl der Sehnsucht erfasste mich, als ich ihn auf der Bank sitzen sah und er mich mit diesem undefinierbaren Blick fixierte.

Ob er beim Anblick von Jane und Alec die richtigen Schlüsse zog? Es war ja eigentlich nicht zu übersehen, wer ihr Vater war.

Ich hockte mich kurz hin und flüsterte den Beiden zu, dass sie sich zu Onkel Embry begeben sollten. Es war besser, wenn ich erstmal alleine mit ihm sprach, er würde mir bestimmt Vorwürfe machen. Einen eventuellen Streit durften die beiden auf keinen Fall mitbekommen. Momentan konnte ich nicht einschätzen, wie er reagieren würde. Der Knoten in meinem Bauch wurde immer fester, mir wurde langsam richtig übel.

Aber an sich hatte ich es ja auch nicht besser verdient, ich hatte unser beider Leben zerstört. Heftige Zweifel plagten mich, denn ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich hier das Richtige tat. Ehrlich gesagt, konnte ich mir gerade überhaupt nicht vorstellen, dass er mir jemals verzeihen würde. Es war soviel passiert, von dem er noch gar nichts wusste.

Ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war ihn herzuholen? Wäre es vielleicht doch nicht besser gewesen, er hätte es nur erfahren, wenn ich....

Seufzend drückte ich den versteckten Knopf an meinem Blazer.

„Seth?“

„Mhmmm“, hörte ich ihn in meinem Ohr. Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich wusste, er würde nicht weit entfernt sein.

„Kannst du die beiden mit Embry nach Hause schicken?“

„Geht klar.“

Eine Sache, die ich an ihm mochte war, dass er keine unnötigen Fragen stellte. Ich war mir sicher, dass er Edward gesehen hatte. Jake hätte mir jetzt wieder einen Vortrag gehalten.

Nachdem meine Beiden abgedüst waren, schritt ich langsam auf Edward zu und betrachtete ihn dabei eingehend.

Die Fotos, die ich von ihm hatte, wurden seiner Erscheinung nicht gerecht. Er war einfach immer noch atemberaubend. Die Jahre hatten ihn vom achtzehnjährigen Heißsporn, zu einem unglaublich attraktiven jungen Mann heranreifen lassen und ich bekam kaum Luft, weil er trotz der langen Zeitspanne die hinter uns lag, nichts von seiner Wirkung auf mich eingebüßt hatte. Er trug die Haare etwas kürzer, aber sie standen immer noch in alle Richtungen ab. Seine Gesichtszüge waren etwas markanter geworden, männlicher. Edward war erwachsen geworden.

Schmetterlinge begannen in meinem Magen herumzufliegen.

Alice hatte recht gehabt.

Ich liebte ihn, ohne jeden Zweifel. Hatte nie aufgehört es zu tun.

Verdammt.

Wie oft hatte ich die Entscheidung damals schon bereut und tat es heute noch. Ich war so entsetzlich dumm gewesen, aber das hatte ich erst erkannt, als es kein Zurück mehr gab.

Wie blöd war ich nur gewesen, zu glauben, dass ich ihn vergessen könnte? Alleine schon der Anblick von Alec erinnerte mich täglich an ihn und ließ mein Herz schmerzen.

Allerdings hatte er mich damals wirklich verletzt. Dass er mich betrogen hatte, traf mich wirklich tief. Wobei, wenn ich es genau nahm, war es ja eigentlich kein Betrug gewesen, denn wir waren ja getrennt. Mir wurde nur eben klar, dass wir kein Märchentraumpaar waren, bei dem alles rosarot glitzerte. Und das tat weh. Genauso, wie die Tatsache, dass er mir nicht vertraute.

Ich wollte damals einfach nur weg und dachte nicht im Geringsten an die Konsequenzen.

Und jetzt?

Er war sicher nicht gut auf mich zu sprechen, gerade weil er ja jetzt auch die Kinder gesehen hatte...

Aber ich habe mir die Suppe ja selber eingebrockt, nun musste ich sie auch auslöffeln.

Er wird mich sicherlich hassen, für das, was ich ihm angetan habe. Was ich uns angetan habe.

Aber es nützt nichts in der Vergangenheit herumzuwühlen. Ich sollte die sicherlich wenigen Augenblicke, die ich mit ihm haben würde, genießen.

Wer weiß wie viele es sein werden, bevor er die Flucht ergreift...

Tief einatmend nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, den ich noch zusammenkratzen konnte und trat auf ihn zu. Unsicher ging vor ihm in die Hocke und erschauerte, als ich in seine wundervollen Augen blickte. Sein Blick klebte dabei an meinem Gesicht. Automatisch legte ich meine Hand auf seine.

Es fühlte sich so vertraut an.

Und verdammt gut.

„Edward“, sprach ich mit ruhiger Stimme, obwohl in mir ein Orkan wütete. „Ich hätte nicht damit gerechnet dich heute schon zu sehen.“

Mist, jetzt wusste er, dass du was geplant hattest...

Erwartungsvoll und mit dickem Kloß im Hals, sah ich ihn an, aber er sagte keinen Ton.

Blinzelte nicht einmal. Starrte mich einfach nur an.

Scheiße, er hatte doch nicht etwa einen Schock?

„Edward…Edward…bitte sag doch was!“, flehte ich ihn an und drückte seine Hand ein wenig stärker. Immer noch zeigte er keine Reaktion, sondern war irgendwie in eine Art katatonische Starre verfallen. Er sah mich an, und doch sah er durch mich hindurch, das machte mir jetzt fast schon Angst. Ich brauchte Hilfe, unbedingt, denn Edward war überhaupt nicht ansprechbar.

„Seth?“, murmelte ich leise.

„Yepp“, kam es zurück.

„Ich glaube, er hat einen Schock.“

„Einen Schock? Wovon?“

„Davon, dass er mich und die Kinder gesehen hat vermutlich. Wovon denn sonst?“, flüsterte ich ärgerlich und fixierte Edward besorgt. „Er rührt sich gar nicht mehr.“

Er gluckste. „Einen Schock, weil er dich gesehen hat? Also eigentlich, siehst du ganz passabel aus. Morgens um sechs, ohne Kaffee und bevor du im Bad warst – der Anblick könnte einen vielleicht schocken, aber doch nicht jetzt.“

„Dummschwätzer“, gab ich zurück, denn mir war gar nicht nach Scherzen zumute. Ich hatte wirklich mit vielem gerechnet, mit Schreien, mit Tränen, mit Vorwürfen, aber dass er einfach durch mich hindurch sah, als wäre ich gar nicht vorhanden, machte mich total fertig. Das war nicht der Edward den ich kannte. Was hatte ich ihm nur angetan, das mein Anblick ihn derart verstörte? Ich versuchte mich ein bisschen in den Griff zu kriegen und drückte wieder auf den Knopf. „Wir sollten ihn ins Hotel bringen.“

„Jumeirah Essex House, Suite 712, richtig? Hast du deine Keycard dabei?“

„Ja….ja….ich habe alles bei mir“, flüsterte ich leise und strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er zuckte nicht mal.

„Gut.“ Seth stand plötzlich neben mir und grinste. „Muss ich ihn über die Schulter werfen, oder schafft er es alleine, was meinst du?“

„Ich hoffe er packt das alleine, ich will nicht unnötig Aufsehen erregen.“ Mir war so schon unwohl bei der ganzen Sache. Morgen, da wäre ich ihm auf halbwegs neutralem Boden begegnet. Und vor allem ohne Zuschauer. Aber hier? Bestimmt fragten sich schon einige, was wir hier eigentlich taten.

„Stimmt, wenn ich mit ihm über der Schulter durch die Lobby laufe, denken die vielleicht wir haben ihn abgemurkst“, kicherte er jetzt.

Ich seufzte. Seth und sein Humor. Selbst in der blödesten Situation fiel ihm noch ein Witz ein. Er war manchmal wirklich ein Kindskopf, aber wenn es hart auf hart kam, konnte ich mich auf ihn verlassen.

Ich nahm Edwards Hand und stand auf. Unglaublicher Weise tat er es mir gleich.

„Ein Problem weniger“, murmelte Seth. „Six Two One, begebe mich mit Six Four Three zum Jumeirah Essex House.“

„Geht klar“, hörte ich Sam antworten. „Benötigt ihr Hilfe?“

„Negativ, alles in Ordnung“, gab Seth durch und wir setzten uns in Bewegung. Edward trottete einfach neben mir her. Seth lief auf meiner anderen Seite.

„Wie fühlst du dich?“, fragte er nach einer Weile.

„Beschissen“, antwortete ich ehrlich. „Ich hab keine Ahnung, was ich ihm sagen soll.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Aber du wusstest doch, dass er kommt.“

„Ja, schon. Aber die Wirklichkeit ist doch immer noch etwas anders als meine Vorstellungen.“ Ich seufzte leise. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee war.“

Seth schnaubte leise.

„Du hättest das schon vor Jahren tun sollen. Er hat ein Recht auf seine Kinder.“

Er war der Einzige, der mir das immer wieder vor Augen hielt. Jake hatte mich unterstützt, egal was ich tat, aber Seth? Er warf mir an den Kopf, dass ich egoistisch wäre, die Arschbacken zusammen kneifen und dazu stehen sollte, was ich für Mist verzapft hatte.

Und trotzdem – oder gerade deswegen – stand er mir im Moment am Nächsten. Die Kinder liebten ihn abgöttisch, auch wenn sie sehr wohl wussten, dass er nicht ihr Vater war.

„Ich weiß, ich weiß. Aber es ist alles nicht so einfach, weißt du?“ Ich fuhr mir mit meiner freien Hand durch die Haare.

„Nicht einfach? Du liebst ihn, dass weiß ich. Auch wenn du es selber nicht einsehen willst. Und ich verwette meinen Hut, dass er dich ebenfalls noch liebt. Umsonst war er nicht die ganzen Jahre allein.“

„Du hast keinen Hut, Seth“, gab ich zurück.

„Dann kaufe ich mir einen“, konterte er. „Leihst du mir deine Kreditkarte?“

Ich knuffte ihn spielerisch in die Seite.

Was hätte ich nur die letzten Jahre ohne ihn getan? Sein sonniges Gemüt und der grenzenlose Optimismus hatten mich oft aus meiner Lethargie gerissen. Er war der Einzige, der an mich heran kam, wenn ich mal wieder im Selbstmitleid zerfloss. Vermutlich, weil er nicht auf die „arme, arme Bella“-Tour kam, sondern mir gerade in diesen Momenten vor Augen hielt, dass ich es mir selber ausgesucht hatte und verdammt noch mal dazu stehen sollte.

Wir erreichten das Ende des Parks und überquerten die Straße. Seth steuerte zielstrebig den Seiteneingang an.

„Kann ich mal deine Card haben, meine hat nicht genug Rechte“, nuschelte er kurz vor der Tür.

Ich fischte die Karte aus der Tasche und reichte sie ihm. „Warum hab ich mehr Rechte als du?“

„Weil Jake mich ärgern will“, knurrte er leise und steckte die Karte in den unauffällig angebrachten Kartenleser neben der Tür. Die Lampe sprang auf grün und die Tür glitt geräuschlos auf. „Vermutlich denkt er, so würde ich eher an dir dran bleiben.“

Gegenüber der Tür war ein Lift, mit dem wir in die Etage der Suite fuhren. Vor dem eigentlichen Eingang der Suite befand sich ein kleiner Vorraum, der gegebenenfalls von einer Empfangsdame oder Sicherheitspersonal genutzt werden konnte.

Seth ging auf den dort stehenden Sessel zu und ließ sich hineinfallen. „Ich warte hier, wenn was ist, ruf mich.“

Ich nickte. „Wenn es zu lange dauern sollte, ruf dir eine Ablösung, okay?“

Er schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall. Und wenn du die ganze Nacht da drin verbringst, das geht niemanden was an.“

„ Außer mich vielleicht“, ergänzte er zwinkernd.

Ich lächelte ihn an und öffnete mit meiner Keycard die Zimmertür. Behutsam führte ich Edward hinein und brachte ihn dazu sich auf die Couch zu setzen.

Noch immer hatte er keinen Ton gesagt und schien durch mich hindurch zu sehen.

Scheiße, was machte ich jetzt bloß?

Ob ich Jasper anrufen sollte? Er wüsste bestimmt was zu tun ist.

Unschlüssig lief ich im Zimmer auf und ab. Zog meinen Blazer aus und hängte ihn an einen Haken. Dann stellte ich mich ans Fenster und sah einen Moment lang nach draußen.

„Bella“, hörte ich es plötzlich leise hinter mir. Erschrocken drehte ich mich herum und sah direkt in Edwards Augen. Er war aufgestanden und hatte sich direkt hinter mich gestellt.

„Ed... Edward“, stammelte ich. Zu mehr war ich nicht fähig. Die ganze Zeit hatte ich mir versucht einzureden, dass er mir nicht fehlen würde, aber ich hatte mich selbst belogen. Mein Herz fing an mit doppelter Geschwindigkeit zu schlagen und mein Mund wurde trocken.

Er hob langsam seine Hand und ließ seinen Zeigefinger über meine Wange gleiten. „Warum?“, hauchte er leise und legte seine Hand an meine Wange.

Ich schmiegte mich hinein und schloss seufzend die Augen.

„Es ist kompliziert.“

„Ich bin sicher, ich kann dir folgen.“

Langsam öffnete ich die Augen. „Du hast mir damals sehr wehgetan.“

„Ich weiß“, flüsterte er. „aber das ist doch kein Grund...“ Er ließ den Satz unbeendet.

Nervös begann ich auf meiner Unterlippe herumzukauen. „Ich.. ich brauchte Zeit alleine. Um nachzudenken. Und irgendwie ist das aus dem Ruder gelaufen.“

„Das nennst du aus dem Ruder laufen?“ Seine Stimme nahm einen leicht scharfen Ton an. „Ich habe zwei Kinder, von denen ich bisher nichts wusste. Und erzähl mir nicht, sie wären nicht von mir, ich habe gehört was Seth gesagt hat. Bella... ich... zwischenzeitlich habe ich schon geglaubt du wärst tot! Weißt du eigentlich, was du mir angetan hast?“

Nickend senkte ich den Blick. Der Kloß in meinem Hals wurde immer dicker. Es würde nicht lange dauern, bis ich in Tränen ausbrach. Dabei hätte er ja eigentlich allen Grund dazu.

Plötzlich waren seine Arme ganz fest um mich geschlungen. „Gott, ich habe dich so vermisst“, schluchzte er in meine Haare. Automatisch strichen meine Hände beruhigend über seinen Rücken. „Jeden verdammten Tag, habe ich an dich gedacht.“

„Ich auch, Edward, ich auch“, murmelte ich leise. „Mehr als du dir vorstellen kannst.“

Er nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mich mit tränenverschleiertem Blick an. „Warum bist du nicht zurückgekehrt?“

„Ich... ich konnte nicht“, flüsterte ich. „Es ist wirklich kompliziert. Ich werde es dir erklären, aber nicht jetzt, okay? Du hattest genug Aufregung für heute.“

„Versprichst du mir, dass du mir alles erzählst?“, fragte er mit großen Augen.

„Natürlich.“

Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. „Jane und Alec?“

„Mhmm“, machte ich mit zusammengekniffenen Lippen. Er hatte mich anscheinend rufen hören. Das die beiden nicht Swan mit Nachnamen hießen, musste ich ihm ja nicht unbedingt gleich auf die Nase binden.

„Hört sich gut an.“ Er atmete tief ein. „Kann ich sie sehen? Es muss ja nicht gleich heute sein. Ich habe morgen früh ein Vorstellungsgespräch, können wir uns danach sehen?“

Ich nickte langsam. Das ungute Gefühl in meinem Bauch wurde wieder stärker. Wie wird er wohl auf sie reagieren? Was werden die beiden zu ihm sagen? Jane wird ihm vermutlich gleich um den Hals fallen, sie ist immer sehr emotional. Und Alec? Er wird sehr wahrscheinlich eher vorsichtig sein.

„Wir könnten zusammen Mittag essen“, fügte ich mit rauer Stimme hinzu.

„Klingt gut, wo wollen wir uns treffen?“ Er schien begeistert zu sein.

„Ich kenne ein nettes kleines Lokal in der Sechsunddreissigsten. Da ist es relativ ruhig um die Zeit.“

„Hört sich gut an, ich habe morgen ein Vorstellungsgespräch bei der A.M.C. Company, die ist auch dort.”

„Ja, die Firma ist nur einen halben Block entfernt.“

Auf einmal runzelte er die Stirn. „Was wirst du... unseren Kindern sagen, wer ich bin?“

„Die Wahrheit“, antwortete ich. „Sie kennen dich von Fotos, und wissen, dass du ihr Vater bist.“

Jetzt starrte er mich perplex an. „Du hast ihnen Fotos gezeigt? Aber... aber was hast du ihnen erzählt?“

„Dass sich Mama und Papa getrennt hätten. Sie sind sehr verständig für ihr Alter.“

Einen Moment lang schwiegen wir, sahen uns einfach in die Augen.

„Ich würde gern etwas probieren“, kam es plötzlich von ihm. „Halt ganz still.“

Im nächsten Moment lagen seine weichen Lippen auf meinen, und ich schloss die Augen. In seinem Kuss lag kein Verlangen, keine Leidenschaft, einfach nur Sehnsucht.

Ein paar Sekunden später löste er sich wieder von mir und sah mich unsicher an.

Hatte er etwa Angst, dass ich ihn nicht küssen wollte?

„Das…. war schön“, lächelte ich ihn an. Ich konnte nicht fassen, dass er mich nicht anschrie und so ruhig blieb. Doch ich war weit davon entfernt, mich darüber zu beschweren. Nach all den einsamen Jahren, hatte ich wieder sowas wie Hoffnung. Vielleicht…wenn er die ganze Wahrheit kannte und sie sogar verstand…mir vergab…vielleicht gab es doch eine Chance für uns. Irgendwann…ich hoffte es so sehr.

Er drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn, eher er ein Stück zurück trat. „Soll ich dich anrufen, wenn ich morgen fertig bin?“

„Ja“, ich holte mein Handy aus der Hosentasche. „Hast du noch deine alte Nummer?“ Eigentlich wusste ich, dass er sie hatte, aber ich musste ja die Scharade aufrecht erhalten. Vorerst.

„Ja“, er sah überrascht aus. „Weißt du die etwa noch?“

Anstatt einer Antwort wählte ich seine Nummer, und sein Handy fing an zu klingeln. „Jetzt hast du meine.“ Ich nahm meinen Blazer und schlüpfte hinein.

„Und wir sehen uns wirklich morgen Mittag?“, fragte er mit Unglauben in der Stimme. „Ich würde dich am liebsten gar nicht gehen lassen, weil ich Angst habe, dich nicht wiederzusehen.“

„Du hast doch jetzt meine Telefonnummer. Wir sehen uns morgen. Ich verspreche es dir, Edward“, lächelte ich ihn aufmunternd an.

Er legte den Kopf schief und betrachtet mich. „Irgendwie kann ich immer noch nicht glauben, dass du kein Traum bist.“

Langsam trat ich auf ihn zu, bis ich direkt vor ihm stand, und legte meine Hand an seine Wange.

„Ich bin hier, Edward.“ Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Wir sehen uns morgen.“ Anschließend drehte ich mich herum und verließ sein Zimmer.





Das Lied zum Chap O.A.R. „Love is worth the fall“ http://www.youtube.com/user/TheUratoh?feature=mhum#p/c/7A640DDC795742B4/24/XENm4uKsONw

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