46 Sometimes even blond ones have a light moment
EPOV
Als ich aus Bellas Truck stieg und zurück zu meinem Wagen ging, grinste ich über das ganze Gesicht. In dem flackernden Licht der Leinwand wirkte ich wahrscheinlich wie Joker aus Batman. Aber ich glaubte kaum, dass mich jemand hier beachtete.
Die einen waren in den Film vertieft – diese Leute gab es wirklich – die andere waren... nunja... andersweitig beschäftigt. Ich war heilfroh, dass Bella einen Truck fuhr, es war zwar trotzdem recht eng gewesen, aber in einem normalen Auto wäre es noch schwieriger gewesen. Außerdem hatte er sich durch die hohe Eigenmasse nicht so aufgeschaukelt, wie es bei Kleinwagen manchmal passierte.
Auf dem Weg zum Auto knöpfte ich mir das Hemd wieder zu und stopfte es wieder zurück in die Hose. Es war zwar zerknittert und sah unordentlich aus, aber das war mir egal. Im Notfall wäre ich auch nackt zu meinem Auto gelaufen. Das wäre es mir wert gewesen.
Kurzzeitig hatte ich ja die Befürchtung, Bella würde mitspielen, warten bis ich meine Hosen runtergelassen hatte und mich dann rausschmeißen. Was Gott sei Dank nicht passierte.
Während ich mein Auto umrundete, in dem immer noch ein Mädchen saß, dessen Namen ich komplett vergessen hatte, überlegte ich, ob ich eine rauchen sollte. So als Zigarette danach. Allerdings würde es wahrscheinlich den süßen Geschmack von Bella vertreiben. Und das wäre wirklich schade.
Seufzend öffnete ich die Fahrertür und ließ mich auf den Sitz fallen.
„Wo warst du so lange?“, wurde ich sofort von der Seite angekeift. Und wenn ich etwas nicht leiden konnte, dann so was.
„Hab ich dir doch gesagt, mal pinkeln und eine rauchen!“, knurrte ich, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Stattdessen starrte ich auf die Leinwand.
Da lag gerade meterhoch der Schnee. Von dem Haus war fast nichts mehr zu sehen. Ich überlegte gerade, ob die dann bei einem zweiten Take der Szene jedes Mal den Schnee irgendwie wieder ’jungfäulich’ gemacht hatten, als das Gekeifere weiterging.
„Du riechst gar nicht nach Rauch!“
„Kann sein.“
Oder hatten die große Schneekanonen, mit denen sie immer wieder alles überdeckten? Bei Take zehn wäre das Haus dann komplett verschwunden...
„Du warst doch nicht eine halbe Stunde pullern, oder? Wieso ist eigentlich dein Hemd so knorkelig?“ Sie fing an, an meinem Hemd rumzunesteln. „Und es ist falsch zugeknöpft!“
Oh verdammt...
Langsam wandte ich den Kopf nach rechts und blickte in zwei wässrig graue Augen. Der Blick sollte wohl wütend sein. Machte aber höchstens einer Mücke Angst. Sie sollte mal Bellas Augen sehen, wenn sie die zu Schlitzen formte und wütend funkelte. Davor konnte man wirklich Angst bekommen.
„Und deine Haare sind verwurschelt!“
Ich antwortete nichts und überlegte krampfhaft, warum zum Teufel ich dieses blöde wasserstoffblonde Weibsbild mitgenommen hatte.
Ach ja, weil ich ein Idiot bin.
Und weil es mich tierisch angekotzt hat, dass Bella bei Jake geschlafen hatte. Am liebsten wäre ich hingefahren und hätte nachgesehen, was die beiden da so trieben, aber ich hatte ja keine Ahnung wo der Typ wohnte. Also wälzte ich mich die ganze Zeit im Bett hin und her.
Gegen drei Uhr war ich dann noch mal in die Küche gegangen was trinken, und war dort auf Jazz gestoßen. Nur mit Boxershorts bekleidet.
„Kannst wohl nicht schlafen?“, hatte er mich angegrinst und sein Glas ausgetrunken.
„Mhmm“, hatte ich ihn angebrummt, während ich mir was zu Trinken eingoss.
Auf dem Weg nach draußen hatte er mir kurz die Hand auf die Schulter gelegt. „Wenn du dir Gedanken wegen Bella und Jake machst, ich kann es dir gerne nochmal sagen. Da läuft nichts. Und da wird auch nie was laufen. Grübele lieber welchen anderen Grund sie gehabt haben könnte, dich zu verlassen!“
Ich hatte dann noch eine Weile in der Küche rumgestanden, ehe ich wieder hoch gegangen war und doch endlich einschlafen konnte.
Außerdem hatte mir Alice die Karten besorgt. Sie wusste, ich mochte alte Klassiker. War zwar peinlich, aber ich konnte nicht anders. Weihnachten zogen wir uns mit Emmett zusammen immer die Sissi-Triologie rein. Wobei Emmett als erster heulte.
Jedenfalls hatte ich gewusst, dass sie mit Alice hier sein würde und wollte sie mit meiner kindischen Art eifersüchtig machen. Als Rache für die Aktion mit Jake gestern. Allerdings war Alice gar nicht hier, und meiner Begleitung war auch nicht wirklich klar, dass ich keinen Bock hatte, mit ihr zu schlafen.
Scheiße, hätte ich das eher gewusst, hätte ich doch niemanden mitzunehmen brauchen.
Aber zurück zu meiner Begleitung, die mich immer noch kritisch musterte und dann die Arme vor der Brust verschränkte.
Naja, wenn man als Anmachspruch ’Hey Honey, Lust auf Autokino mit mir, nur du und ich’ benutzte, könnte man das vielleicht auch in den falschen Hals bekommen... könnte... musste man aber nicht...
„Du hattest Sex!“
Ah! Der erste intelligente Gedanke am heutigen Tag.
„Yepp“, machte ich und grinste.
Ihre Augen weiteten sich und ich bekam fast Angst, dass sie herausfallen würden.
„Drei Autos weiter, falls es dich interessiert“, fügte ich noch an, um sie weiter zu provozieren.
Ist vielleicht doch gar nicht so schlecht, dass sie hier ist, so hab` ich noch etwas Spaß.
„Du. Fährst. Mit. Mir. Hier. Her. Und. Fickst. Dann. Eine. Andere?“ Sie spuckte die Worte förmlich aus.
„Sieht wohl so aus“, entgegnete ich immer noch grinsend.
„Und jetzt, jetzt willst du wohl auch noch mit mir...“
„Och, nöö, lass mal“, unterbrach ich sie. „Ich bin eigentlich voll und ganz befriedigt. Was heißt eigentlich... ich BIN voll und ganz befriedigt.“
Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
„Und ich soll das jetzt einfach akzeptieren, dass du erst mich mitnimmst und dich dann entscheidest, eine andere flachzulegen?“, keiferte sie wieder.
Ich holte tief Luft. „Also erstmal, flachlegen ist das falsche Wort, sie saß nämlich auf mir – was ziemlich heiß war übrigens – und ich hatte nie vor, mit dir zu schlafen, ich wollte in aller Seelenruhe hier mit dir den Film gucken. So ein Autoticket gilt nun mal für zwei Personen. Und es wäre doch schade gewesen, eines verfallen zu lassen, oder?“
Sie blickte mich total verwirrt an. „Du wolltest den Film gucken, und nicht vögeln?“
„Mhmm“, machte ich und grinste weiter. Sie hatte wirklich ihre hellen Momente.
„Wer geht denn ins Autokino zum Film gucken?“, fragte sie und ihr ganzes Gesicht glich einem riesengroßen Fragezeichen.
„Ich. Und meine Schwester. Mit ihrer Freundin.“, erwiderte ich leicht angepisst.
Als ob es unnormal wäre, nicht im Autokino zu vögeln. Pah!
„Und warum hast du dann jetzt mit einer gevögelt?“
Leise seufzend wandte ich mich wieder der Leinwand zu. „Weil in dem Auto da drüben das Mädchen sitzt, das ich über alles liebe, das aber mit mir Schluss gemacht hat. Allerdings jetzt eingewilligt hatte, eine Arte Fick-Beziehung mit mir zu führen.“
„Das ist ein Scherz, oder?“
„Ich wünschte, es wäre einer“, sagte ich leise.
Eine Weile lang herrschte Stille, ich hatte schon Angst, sie würde überlegen, ob sie mich erwürgen oder mir eine runterhauen wollte.
„Warum hat sie Schluss gemacht?“, fragte sie leise.
„Weil sie jemanden anders mehr liebt als mich.“ Ich nahm den Blick nicht von der Leinwand.
„Und jetzt ist sie mit dem Anderen zusammen?“
Langsam schüttelte ich den Kopf. „Er hat eine Freundin.“
„Also hat sie es bei ihm versucht, es hat nicht geklappt und nun bist du der Notnagel?“
Zögerlich lenkte ich meinen Blick wieder in ihre Richtung. Keine Ahnung warum ich ihr das alles erzählte... aber irgendwie tat es gut, mit jemanden zu reden, der außen vor war. Und eigenartigerweise hatte ich den Eindruck, dass sie mich verstand. Dass sie nicht so 'blond' war, wie ihr Äußeres suggerierte.
„Nein... ja...ich weiß auch nicht.“ Ich seufzte leise. „Der Typ... er ist ihr bester Freund, sie kennen sich schon ihr ganzes Leben... und jetzt hat sie gemerkt, dass sie auf ihn steht... die ersten vier Wochen nach unserer Trennung haben sie auch zusammen verbracht. Ich dachte schon, sie wären ein Paar, aber er ist immer noch mit seiner Freundin zusammen.“
Einen Moment lang betrachtete sie – wenn ich mich doch nur an ihren Namen erinnern könnte – mich nachdenklich. „Sie hat nicht versucht, ihn rumzukriegen?“
„Nicht, dass ich wüsste, ich hab` zwar mal gesehen, wie sie ihn auf den Mund geküsst hat, aber das könnte auch rein freundschaftlich gewesen sein, die beiden sind wirklich sehr eng befreundet, Blutsbrüder und so was.“, entgegnete ich schulterzuckend.
„Blutsbrüder?“
„Yeah, er ist ein Indiander!“
„So ein richtiger? Mit langen schwarzen Haaren, Lendenschurz und Tippi?“
Ich schloss kurz die Augen. Manchmal kam eben doch die Blondine durch. Obwohl ich bezweifelte, dass die Haarfarbe echt war. „Nein“, ich konnte ein Grinsen nicht verhindern. „Er trägt ganz normale Klamotten, hat kurze schwarze Haare und wohnt in einem Haus. Letzte Woche haben sie auch fließend Wasser bekommen.“
„Echt?!“ Sie sah mich irritiert an und ich rollte mit den Augen.
„Jahaaa. Also bis auf das mit dem Wasser. Die Indianer sind ganz normale Leute, was denkst du denn? Warst du noch nie in La Push? Am First Beach unten?“
Zögerlich schüttelte sie den Kopf.
„Dann solltest du das aber mal dringend nachholen!“
Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Werde ich. Aber nun zurück zu dir. Sie hat also nicht versucht, ihn rumzukriegen?“
Ich hob wieder die Schultern. „Sieht so aus.“
„Mhmm“, sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Lippen. „Also wenn ich so richtig verliebt wäre, und dafür sogar so einen süßen Typen wie dich abservieren würde... ich würde kämpfen, mir wäre es egal, dass er eine Freundin hat. Ehrlich.“ Eine kurze Pause entstand. „Meinst du, das wäre bei deiner... äh... Exfreundin anders?“
Ich überlegte einen Moment. Eigentlich war Bella auch immer ein kleines bisschen eifersüchtig gewesen, wenn ich mit irgendwelchen anderen Mädels gesprochen hatte. Obwohl, wenn ich an Hoquiam und Heidi dachte, war kleines bisschen deutlich untertrieben.
Aber würde sie eine Beziehung zerstören, um glücklich zu sein? Ehrlich, ich hatte keine Ahnung.
Anscheinend gab es eine menge Dinge, die ich nicht über sie wusste. So im Nachhinein betrachtet, hatte sie viele kleine Geheimnisse vor mir gehabt. Ich allerdings auch vor ihr.
Scheiße, hatten wir uns überhaupt richtig gekannt? Ich hatte sie nie nach ihrer Kindheit gefragt, oder mich mit ihr über ihre Lieblingsfilme unterhalten.
Ihre Lieblingsfarbe? – Keine Ahnung.
Was aß sie am liebsten? – Dem Schulessen nach Nudeln, aber das war oft auch das einzige Genießbare.
Welche Musik mochte sie am liebsten? – Ich kannte ihre Klingeltöne, aber das war es auch schon.
Irgendwie hatten wir immer nur Sachen gemacht, die ich mochte. Hatte ihr das alles eigentlich gefallen? Oder hatte sie das nur wegen mir mitgemacht?
Offenbar war unsere Beziehung doch nicht so perfekt gewesen, wie ich mir das eingeredet hatte.
War sie vielleicht aus unserer Beziehung geflüchtet? Und hatte mir das nur erzählt, um mir nicht sagen zu müssen, dass ich ein Loser war? Um mich nicht zu sehr zu verletzen? Sie hatte ja immerhin nicht gesagt, dass sie mich nicht liebte, sondern nur, dass sie jemanden mehr liebte. Eigentlich die ganze Schuld an der Misere auf sich genommen.
„Würdest du jemanden, den du liebst, anlügen, nur um ihm nicht wehzutun? Oder nicht zu sehr wehzutun?“, fragte ich auf einmal.
„Wie?“, erwiderte sie völlig überrumpelt.
„Anders. Könntest du dir vorstellen, jemanden zu verlassen, obwohl du ihn liebst, es aber eben Probleme gibt. Kleinigkeiten, die dich aber zu dem Schluss bringen, dass es besser wäre es zu beenden. Du sagst dabei aber nichts von den Problemen, sondern nimmst die Schuld am Scheitern komplett auf dich.“
„Ja“, sagte sie, ohne zu zögern.
Scheiße!
Was, wenn Bella genauso dachte? Besser gesagt gedacht hatte? Wenn es irgendeinen Grund gab, weswegen sie die Sache zwischen uns zum Scheitern verurteilt sah?
„Du denkst, dass es möglich wäre, dass sie dich angelogen hat? Das sie den Typen doch nicht liebt?“, fragte sie vorsichtig.
Ich sah an ihr vorbei in Richtung von Bellas Truck. „Irgendwie kam mir jetzt der Gedanke.“
Aber warum dann dieses kalte Verhalten als die Schule wieder losging? Und dann dieses Provozieren mit den sexy Klamotten? Oder war das einfach der Einfluss von Alice?
War ihr Verhalten vielleicht auch nur ein Schutzmantel, um ihre wahren Gefühle zu verbergen? So wie bei mir?
Taten wir uns in den letzten Monaten einfach nur gegenseitig weh, obwohl man es mit einem vernünftigen Gespräch vielleicht lösen könnte?
Der Gedanke war – obwohl einerseits auch schmerzlich – irgendwie tröstlich. Er gab mir Hoffnung, dass ich mich vielleicht täuschte und sie mich doch noch liebte. Und nicht Jake. Jedenfalls nicht so.
Aber ich konnte ja schlecht zu ihr gehen und sagen: 'Hey Bella, ich weiß, dass du mich noch immer liebst und gar nichts von Jake willst. Ich liebe dich auch. Willst du mich heiraten?'
Käme bestimmt nicht so gut an. Und es bestand ja immer noch die Möglichkeit, dass ich mich irrte.
Vor diesem blöden Bowlingturnier würde ich das nicht mit ihr klären können, wenn ich Unrecht hätte, würde sie vielleicht nicht mitspielen wollen. Und dann würde mir Angela den Kopf abreißen, sie war so schon sauer genug, weil ich ihr nicht erzählt hatte, dass Bella ein As im Bowlen ist.
Mhmm, Freitag sollte das Turnier stattfinden. Danach war eine große Party angesagt. Bella würde bestimmt wieder bei uns schlafen, vielleicht könnte ich es ja da mal probieren.
Den Rest des Filmes verbrachten wir schweigend. Ich brachte sie nach Hause und sie gab mir ihre Handynummer. Nein, nicht damit ich sie wegen einem Date anriefe. Sie wollte tatsächlich wissen, wie das mit Bella ausgehen würde. Anscheinend war sie wirklich ein nettes Mädchen.
Muse mit „Can’t take my eyes of you“
http://www.youtube.com/watch?v=q6EA67xHj4w&feature=fvw
You're just to good to be true
Can't take my eyes off of you
You'd be like heaven to touch
I wanna hold you so much
At long last as love has arrived
And I thank God I'm alive
You're just to good to true
Can't take my eyes off of you
I love you baby
And if it's quite all right
I need you baby
To warm my lonely night
I love you baby
Trust in me when I say
Oh pretty baby
Don't bring me down to pray
Oh pretty baby
Now that I found you...stay
And let me love you
Oh baby
Let me love you
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