18. LOVE HURTS
BPOV
Die nächsten Tage waren die bisher schlimmsten meines Lebens.
Angefangen mit Sonntag. Ich konnte kaum schlafen, ständig dachte ich über ihn nach.
Nach seiner Reaktion konnte ich nicht davon ausgehen, dass er noch etwas mit mir zu tun haben wollte.
So beschloss ich, ihn zu ignorieren, ihm auf gar keinen Fall zu zeigen, dass er mich wirklich verletzt hatte. Das Gespräch mit Jake hatte mich auch nicht weitergebracht...er fing plötzlich davon an, dass er dabei war, einen Kerl für seine Schwester zu suchen, und es sollte unbedingt ein Quileute sein. Aber vermutlich wollte er mich damit einfach nur ablenken. Und für diese Tatsache war ich ihm unendlich dankbar.
Ich blickte nicht hoch, als er zum Frühstück runter kam, auch erwiderte ich sein 'Guten Morgen' nicht. Verzweifelt versuchte ich ihn zu ignorieren, aber es gelang mir nicht vollständig.
Zu meinem Leidwesen musste ich mir eingestehen, dass ich mich wohl endgültig und unwiderruflich verliebt hatte. Mein Herz schmerzte so sehr, dass ich den Eindruck hatte, kaum Luft zu bekommen...
Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.
Ich MUSSTE ihn vergessen! Und ich WÜRDE ihn vergessen.
Beim Frühstück fragte ich Emmett, ob ich auf dem Rückweg im Jeep mitfahren könnte. Zu meiner Verwunderung bejahte er es nur mit einem knappen Nicken. Darüber war ich sehr erleichtert. Denn für irgendwelche Fragen hatte ich momentan einfach keine Kraft…
Die anderen unterhielten sich angeregt über die gestrige Party, anscheinend hatte ich den wirklich interessanten Teil verpasst.
Überhaupt benahmen sich die anderen irgendwie anders... distanziert... keiner redete mit oder über uns. Nicht, dass mir das etwas ausmachte – eher im Gegenteil, ich war eigentlich sehr froh darüber...
Als ich meine Sachen gepackt hatte, wartete ich, bis ich seine Tür klappen hörte. Dann ließ ich noch ein paar Minuten vergehen, um sicher zu gehen, dass er schon hinunter gegangen war.
Als ich die Treppe hinabstieg, hörte ich sein Motorrad anspringen, anscheinend fuhr er nicht mit uns gemeinsam los. Erleichtert schleppte ich meine Tasche zum Auto. Emmett schenkte mir nur einen mitleidigen Blick und verfrachtete meine Tasche im Kofferraum.
Ich stieg ins Auto, lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe und starrte sinnlos ins Grüne.
Nach ein paar Minuten trafen auch die anderen ein und wir fuhren dann auch schon endlich los. Um einem Gespräch zu entgehen, stellte ich mich die ganze Fahrt schlafend.
Anscheinend war ich wirklich eingeschlafen, denn plötzlich wurde ich sanft angerempelt.
„Bella, aufwachen!“, sagte Alice mit eigenartig tonloser Stimme. „Wir sind da!“
Langsam öffnete ich die Augen. Wir standen bereits neben meinem Truck. Und an meinem Truck lehnte...Jake. Er nickte Emmett kurz zur Begrüßung zu. Als sein Blick jedoch meinen traf, lächelte er zaghaft.
Ich stürmte sofort aus dem Jeep und landete schluchzend in seinen Armen. Die Tränen, die ich den ganzen Tag erfolgreich zurück gehalten hatte, flossen jetzt in Strömen.
„Shhhh.“, machte er nur, als er beruhigend meinen Rücken streichelte. „Ist schon gut, Bella, ich bin ja da, es wird alles wieder gut.“
Er ließ mich an der Beifahrerseite einsteigen. Ich bekam nicht mit, ob er meine Tasche holte, oder ob er mit den anderen sprach. Als er auf der Fahrerseite einstieg, rutschte ich nah an ihn heran und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Die Tränen liefen unaufhörlich über meine Wangen. Aber mir machte es in dem Augenblick nichts aus, denn bei ihm fühlte ich mich einfach wohl.
Ich weiß nicht, was er Charlie erzählte hatte. Der machte jedenfalls keine Anstalten, mich irgendetwas zu fragen. Vielleicht war er auch froh, nicht seine heulende Teenagertochter trösten zu müssen. Es schien für ihn auch völlig in Ordnung zu sein, dass Jake bei mir im Zimmer schlief. Er hielt mich die ganze Nacht im Arm, nachdem ich unter Tränen irgendwann eingeschlafen war – wir hatten uns nicht einmal ausgezogen.
Am Montag morgen erwachte ich eng an ihn geschmiegt, er schien aber schon länger wach zu sein.
„Na?“, fragte er leise. „Geht es dir etwas besser?“
Ich nickte kurz.
„Okay“, er streichelte sanft meine Wange. „Ich lass' mich von Leah abholen, denn wir schreiben heute einen Test, den ich leider nicht sausen lassen kann!“, entschuldigend lächelte er mich an.
„Ist… ist schon in Ordnung!“, meine Stimme klang etwas rau vom vielen Weinen. „Ich werd' schon klarkommen!“
„Wenn irgendwas ist, ruf' mich einfach an, ja? Ansonsten komme ich heute Nachmittag wieder vorbei!“
Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, und verließ dann mein Zimmer.
Ich bin echt froh, einen Freund wie Jake zu haben…
Eine halbe Stunde später saß ich – frisch geduscht, aber dafür mit leerem Magen – in meinem Truck auf dem Parkplatz der High-School. Ich brauchte geschlagenen fünf Minuten, um mich soweit zu beruhigen, dass ich aussteigen konnte.
Alice und er waren anscheinend schon da, der Volvo stand an der üblichen Stelle – ich hatte absichtlich in einer völlig anderen Ecke geparkt – aber von den beiden war Gott sei Dank niemand zu sehen.
Die ersten beiden Stunden verliefen recht ereignislos. Um nicht an ihn zu denken, schrieb ich akribisch jedes Wort mit, das die Lehrer sagten.
Dann machte ich mich auf zu meiner ersten Stunde mit ihm.
Du schaffst das! Ignorier' ihn einfach! Stell dir wieder sein wutverzerrtes Gesicht vor, als er dich fertig gemacht hat.
Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich den Klassenraum betrat. Sein Platz war noch leer.
Langsam ging ich zu meinem Stuhl, setzte mich auf ihn, packte meine Sachen aus und starrte dann stur nach vorne. Kurz vor dem Klingeln jedoch hörte ich neben mir einen Stuhl scharren. Augenblicklich roch ich seine Nähe, und kurzzeitig hatte ich wirklich mit meiner Fassung zu kämpfen. Aber irgendwie überlebte ich diese Stunde.
Da er mich genauso zu ignorieren schien, wie ich ihn, nahm ich an, dass es für ihn genauso vorbei war wie für mich.
Gut so! Das machte es um einiges leichter...
Denn mit einem netten Cullen hätte ich nicht umgehen können, meine mühsam aufrecht erhaltene Fassade wäre schlagartig zusammengefallen... Es war schon schwer genug, gegen den Herzschmerz anzukämpfen...
In der Cafeteria setzte ich mich an einen anderen Tisch, weit weg von ihm. Allerdings aber auch weit weg von Alice. Ich sah ihren traurigen Blick, und formte lautlos eine Entschuldigung mit den Lippen, sie nickte kurz und wandte sich dann, sichtlich mit den Tränen kämpfend, wieder ihrem Essen zu. In diesem Moment konnte auch ich meine Tränen nicht mehr ganz zurückhalten. Ich wollte nicht wegen ihm meine Freundschaft zu Alice auf's Spiel setzten, aber es war momentan einfach unmöglich, mit ihm an einem Tisch zu sitzen.
Unauffällig spähte ich kurz zu ihm herüber. Jessica besaß doch tatsächlich die Unverfrorenheit, sich zu den beiden an den Tisch zu setzten. Allerdings stand sie gleich wieder mit hochrotem Kopf auf, und verließ fluchtartig die Cafeteria, so wie es aussah, hatte er sie angebrüllt.
Ja, Edward Cullen sauer war nicht ganz ohne...
Den Rest des Tages überstand ich auch – …irgendwie. Selbst Bio, wo wir direkt nebeneinander saßen, ging irgendwann vorbei. Wir taten beide so, als wäre der Platz direkt neben uns leer...
Am Nachmittag kam Jake vorbei und ich heulte mal wieder eine Runde. Er nahm mich in seine Arme und versuchte mich so gut es ging zu trösten.
So verlief im Groben die ganze Woche. Vormittags in der Schule lief ich wie ein Zombie umher und versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren, nachmittags kam dann Jake vorbei und ich heulte hemmungslos. Nachts schlief ich äußerst schlecht, denn Jake fuhr abends zurück nach La Push.
Das schlimmste war, dass mir Alice WIRKLICH fehlte. Aber ich konnte mit ihr darüber nicht reden! Er war doch ihr Bruder! Außerdem erinnerte sie mich zu sehr an ihn und ich war jetzt schlicht nicht in der Lage, ihr gegenüberzutreten.
Der Freitag kam, und nach Sport freute ich mich wirklich auf mein Wochenende. Jake hatte vorgeschlagen, dass ich nach meiner Schicht bei den Newtons am Samstag zu ihm nach La Push kommen und dort bis Sonntag Abend bleiben sollte. Auf meine Frage hin, ob denn dann nicht Leah eifersüchtig werden würde, hatte er lachend irgendwas von „Leah ist ein Indianer, Schätzchen! Sie WEISS was Blutsbrüderschaft bedeutet!“ gefaselt.
Ich kam aus der Umkleide, als ich fast mit etwas Großem kollidierte. Ein vertrauter Geruch strömte mir entgegen. Augenblicklich versteifte ich mich.
„Hey, Kleines!“, Emmetts Stimme ließ mir sofort die Tränen in die Augen schießen. Er erinnerte mich einfach zu sehr an ihn...
Ich schluckte. „Hey, Emmett!“
Wortlos zog er mich an sich.
„Ich hätte den Scheisser doch verprügeln sollen!“, murmelte er vor sich hin. „Aber Alice meinte, er hätte schon genug...“, er stoppte abrupt, als hätte er etwas Falsches gesagt und schaute mir eindringlich in die Augen. „Hör zu Bella, egal was passiert, wenn du meine Hilfe brauchst, bin ich für dich da!“
Ich hob meinen tränennassen Blick und versuchte zaghaft zu lächeln. „Danke Emmett!“
Er konnte ja nun echt nichts dafür, dass... Er war sowieso ganz anders als...Gott, er fehlte mir auch...
Emmett drückte mich noch einmal fest und ließ mich dann stehen. Im Weggehen murmelte er noch etwas von „Tut mir wirklich leid!“, ich nickte ihm darauf aufmunternd zu.
Ich schlenderte aus dem Gebäude und steuerte eine der Parkbänke an, die halb verborgen vom Gebüsch kurz vor dem Parkplatz standen. In dieser Verfassung konnte ich unmöglich Auto fahren.
Ich hatte mich gerade hingesetzt und kramte in meiner Tasche nach Taschentüchern, als ich vor mir zwei Gestalten bemerkte.
Jessica und Lauren standen sichtlich gutgelaunt vor mir.
„Ooch!“, bemerkte Jessica süffisant. „Heult das kleine Liebchen etwa, weil ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hat?“
„Das war doch von Anfang an klar!“, erwiderte Lauren. „Mit so einer hätte er sich doch nie wirklich abgegeben, da war bestimmt irgendeine Wette am Laufen!“
Dann lachten die beiden laut los und ich konnte nichts tun, als den Boden vor meinen Füßen anzustarren.
___
EPOV
Die nächsten Tage waren die bisher schlimmsten meines Lebens.
Nicht einmal das Motorradfahren machte mir alleine Spaß. Es war, als fehlte ein Teil von mir.
Ohne dich ist alles nur halb so schön....
Ich beeilte mich, nach Hause zu kommen, denn ich wollte einfach nur alleine sein. Als ich jedoch dann Jake an ihrem Truck lehnen sah, musste ich mich wirklich beherrschen, nicht zu ihm zu gehen und mich sinnlos mit ihm zu prügeln. Ich fuhr die Maschine in die Garage und begab mich wütend in mein Zimmer.
Dort zog ich mir die Lederklamotten aus, drehte meine Anlage auf laut, und versuchte, nicht an sie zu denken.
Auf einmal wurde die Anlage ausgeschaltet und ich hörte hinter mir jemanden wütend schnaufen.
Als ich mich umdrehte, sah ich Emmett mit geballten Fäusten vor meinem Bett stehen. Er sah mächtig angepisst aus, und die Ader an seiner Schläfe pulsierte verdächtig.
Plötzlich schob sich Alice vor ihn. Es sah aus, als wollte sie ihn zurückhalten.
Wollte er mich etwa schlagen? Warum?
....Ach ja.... wegen ihr....
„Beruhige dich Emmett!“, sagte Alice leise. „Sieh ihn dir doch an!“
Langsam setzte ich mich auf und funkelte Emmett wütend an. „Komm doch!“, zischte ich leise.
Ich wollte mich prügeln! Ich brauchte irgendwas zum Abreagieren! Gegen Emmett würde ich zwar nicht den Hauch einer Chance haben, aber es würde mich von dem verdammten Schmerz in meiner Brust ablenken...
Emmett schnaubte. „Er hat es verdient Alice! Sie hat die ganze Zeit geweint! Wegen IHM!“
Meine Gesichtszüge entgleisten ohne Vorwarnung.
Sie hatte geweint? Wegen mir? Aber, sie wollte doch nichts mehr mit mir zu tun haben!
Alice schüttelte heftig den Kopf. „Lass ihn, er wird schon selber dahinter kommen, dass er Mist gebaut hat. Gib ihm eine Woche, wenn er dann nicht schlauer ist, kannst du ihn meinetwegen im Garten verbuddeln!“, sie sah mich durchdringend an, dann schob sie Emmett aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Seufzend schaltete ich meine Anlage wieder ein und warf mich wieder auf mein Bett.
Ich wollte nicht über sie nachdenken....aber jedesmal, wenn ich die Augen schloss, sah ich ihr entsetztes Gesicht vor mir.... Reiß dich zusammen Cullen! ES IST VORBEI! SIE WILL NCIHTS MEHR VON DIR WISSEN! DU HAST ES VERBOCKT!
Ich steckte den Kopf unter mein Kissen und begann im Takt der Musik mit den Füßen gegen die Bettkante zu schlagen.
Am Montagmorgen fuhr ich schweigend mit Alice zur Schule. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich ihr begegnen sollte.
Schlag' sie dir endlich aus dem Kopf! Es ist aus!
Bei jedem Gedanken an sie zog sich meine Brust schmerzhaft zusammen. Hätte ich gewusst, dass die Liebe so wehtun kann, hätte ich lieber auf sie verzichtet... Obwohl... die Stunden mit ihr würde ich gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen...
Als wir auf dem Parkplatz ankamen, war von ihrem Truck nichts zu sehen. Langsam stiegen wir aus und ich ging zögerlich zu meiner ersten Stunde. Alice wollte noch ein paar Minuten am Auto warten.
Gegen Ende der zweiten Stunde fing ich an, langsam nervös zu werden, weil ich die nächste Stunde mit ihr zusammen hatte.
Bleib ruhig! Ignorier' sie einfach. Du MUSST sie vergessen.
In der Pause lief ich extra langsam zum Matheraum. Sie saß schon da und starrte zur Tafel. Ihr Körper zuckte nicht im Geringsten, als ich mich neben sie setzte.
Die ganze Stunde über beobachtete ich sie aus den Augenwinkeln. Ihr Gesicht war starr, fast wie eine Maske, und es sah aus, als kämpfte sie mit sich selber.
Fühlte sie denselben Schmerz wie ich? Nein, bestimmt nicht! Sie liebte mich ja nicht... nicht mehr... vielleicht hatte sie mich auch nie wirklich geliebt...
Endlich ging die Stunde vorüber, ich raffte schnell meine Sachen zusammen und ging hastig in Richtung Cafeteria. Ich holte Salat für Alice und für mich nichts, denn ich verspürte keinen Hunger. Als ich mich zu Alice setzte, sah diese betrübt zu mir. Es schien so, als hätte sie heute morgen nicht mit ihr sprechen können.
Ich überlegte gerade, ob es vielleicht ratsam wäre, mich an einen anderen Tisch zu setzen, als Alice Blick sich auf etwas weit hinter mir richtete. Ihr Blick sprach Bände. Unglauben. Schmerz. Trauer. Ich sah eine Träne in ihren Augen glitzern und ihre Mundwinkel zuckten verdächtig. Sie nickte kurz und senkte dann den Kopf, ihre Tränen konnte sie jetzt nicht mehr zurückhalten.
So wie es aussah, hatte sie sich dazu entschlossen, nicht mehr bei uns zu sitzen.
Super Cullen, du hast es nicht nur geschafft, die erste ernsthafte Beziehung deines Lebens in rekordverdächtiger Zeit den Bach hinunter gehen zu lassen, nein, du hast es gleichzeitig noch fertiggebracht, deiner Schwester die Freundschaft zu ihrer besten Freundin zu zerstören!
In diesem Moment setzte sich dieses hirnverblödete Etwas an unseren Tisch. Verließ ihn dann aber gleich wieder fluchtartig, nachdem ich ihr unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sie an diesem Tisch nicht erwünscht war. Dass an diesem Tisch NIEMAND erwünscht war. Außer....
Noch immer wütend begab ich mich zu Bio. Ich sah nicht einmal zu ihr herüber, ich versuchte sie einfach so gut es ging zu ignorieren.
Nach der Schule legte ich mich wieder auf mein Bett und ließ mich von lauter Musik zudröhnen.
So verging die ganze Woche – in der Schule lief ich rum wie ein Zombie, versuchte sie zu ignorieren, nachmittags verkroch ich mich in meinem Zimmer. Und nachts schlief ich schlecht.
Ich freute mich noch nicht einmal auf das Wochenende. Jazz hatte vorgeschlagen, am Samstag um die Häuser zu ziehen, um mich auf andere Gedanken zu bringen, aber nicht einmal darauf hatte ich Bock. Den Gedanken an andere Mädchen fand ich einfach nur abstoßend.
Vielleicht ist das meine Strafe, für all' die Mädchen, mit denen ich gespielt habe...
Ich war gerade dabei, mich nach dem Sport am Freitag umzuziehen, als Emmett mit sichtlich bedrückter Miene in den Umkleideraum kam.
„Hey Großer, was ist los?“, fragte ich, während ich mir mein Shirt über den Kopf zog.
„Alles deine Schuld!“, knurrte er zu mir.
Hätte ich mir ja denken können, dass es wieder um sie ging...
„Hör zu Emmett!“, sagte ich leicht frustriert. „SIE hat mich am Sonntag komplett ignoriert! Ich wollte ja mit ihr reden!“
„Aber irgendwas musst du doch angestellt haben!“, erwiderte er säuerlich.
„Ja!“, stöhnte ich genervt. „Wir haben uns gestritten, und ich... ich hab' sie danach einfach gehen lassen! Mehr nicht!“
„Du musst sie wirklich verletzt haben!“, sagte er mit unbewegter Miene. „Es hat schon gereicht, dass sie mich – und ich hab ja mit der ganzen Sache gar nichts zu tun – gesehen hat, und sie ist in Tränen ausgebrochen! Du hättest sie mal am Sonntag während der Fahrt sehen sollen! Sie hat selbst im Schlaf geweint und ständig deinen Namen gemurmelt! Und jetzt sag mir noch einmal, dass du keinen Mist gebaut hast!“
Seufzend blickte ich zur Seite. Der Gedanke, dass sie wegen mir weinte, tat mir verdammt weh. So sehr ich auch versuchte, meine Gefühle zu ihr zu unterdrücken, sie waren immer noch da, brodelten stärker als jemals zuvor unter der Oberfläche.
Dann schoss mir ein Gedanke durch den Kopf – sie war doch nicht etwa weinend losgefahren?
Sie könnte sich umbringen, wenn sie in dem Zustand fuhr!
Hastig zog ich meine Hose und meine Schuhe an und stürmte aus der Turnhalle in Richtung Parkplatz.
Erleichtert stellte ich fest, dass ihr Truck noch auf dem Parkplatz stand. Aber wo war sie?
Nervös suchte ich den Parkplatz ab. Plötzlich hörte ich hinter mir ein hysterisches Lachen. Ich folgte dem Geräusch, bis ich hinter einem Strauch vor einer Parkbank Lauren und Jessica sah.
Ich wollte mich gerade abwenden, als ich erkannte, wer vor ihnen auf der Parkbank saß.
Zusammengekauert und mit hängenden Schultern.
Dort saß sie!
Meine Bella!
Doch was ich dann hörte, ließ meine Adern gefrieren...
Sunrice Avenue "Fairytale Gone Bad"
BPOV
Die nächsten Tage waren die bisher schlimmsten meines Lebens.
Angefangen mit Sonntag. Ich konnte kaum schlafen, ständig dachte ich über ihn nach.
Nach seiner Reaktion konnte ich nicht davon ausgehen, dass er noch etwas mit mir zu tun haben wollte.
So beschloss ich, ihn zu ignorieren, ihm auf gar keinen Fall zu zeigen, dass er mich wirklich verletzt hatte. Das Gespräch mit Jake hatte mich auch nicht weitergebracht...er fing plötzlich davon an, dass er dabei war, einen Kerl für seine Schwester zu suchen, und es sollte unbedingt ein Quileute sein. Aber vermutlich wollte er mich damit einfach nur ablenken. Und für diese Tatsache war ich ihm unendlich dankbar.
Ich blickte nicht hoch, als er zum Frühstück runter kam, auch erwiderte ich sein 'Guten Morgen' nicht. Verzweifelt versuchte ich ihn zu ignorieren, aber es gelang mir nicht vollständig.
Zu meinem Leidwesen musste ich mir eingestehen, dass ich mich wohl endgültig und unwiderruflich verliebt hatte. Mein Herz schmerzte so sehr, dass ich den Eindruck hatte, kaum Luft zu bekommen...
Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.
Ich MUSSTE ihn vergessen! Und ich WÜRDE ihn vergessen.
Beim Frühstück fragte ich Emmett, ob ich auf dem Rückweg im Jeep mitfahren könnte. Zu meiner Verwunderung bejahte er es nur mit einem knappen Nicken. Darüber war ich sehr erleichtert. Denn für irgendwelche Fragen hatte ich momentan einfach keine Kraft…
Die anderen unterhielten sich angeregt über die gestrige Party, anscheinend hatte ich den wirklich interessanten Teil verpasst.
Überhaupt benahmen sich die anderen irgendwie anders... distanziert... keiner redete mit oder über uns. Nicht, dass mir das etwas ausmachte – eher im Gegenteil, ich war eigentlich sehr froh darüber...
Als ich meine Sachen gepackt hatte, wartete ich, bis ich seine Tür klappen hörte. Dann ließ ich noch ein paar Minuten vergehen, um sicher zu gehen, dass er schon hinunter gegangen war.
Als ich die Treppe hinabstieg, hörte ich sein Motorrad anspringen, anscheinend fuhr er nicht mit uns gemeinsam los. Erleichtert schleppte ich meine Tasche zum Auto. Emmett schenkte mir nur einen mitleidigen Blick und verfrachtete meine Tasche im Kofferraum.
Ich stieg ins Auto, lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe und starrte sinnlos ins Grüne.
Nach ein paar Minuten trafen auch die anderen ein und wir fuhren dann auch schon endlich los. Um einem Gespräch zu entgehen, stellte ich mich die ganze Fahrt schlafend.
Anscheinend war ich wirklich eingeschlafen, denn plötzlich wurde ich sanft angerempelt.
„Bella, aufwachen!“, sagte Alice mit eigenartig tonloser Stimme. „Wir sind da!“
Langsam öffnete ich die Augen. Wir standen bereits neben meinem Truck. Und an meinem Truck lehnte...Jake. Er nickte Emmett kurz zur Begrüßung zu. Als sein Blick jedoch meinen traf, lächelte er zaghaft.
Ich stürmte sofort aus dem Jeep und landete schluchzend in seinen Armen. Die Tränen, die ich den ganzen Tag erfolgreich zurück gehalten hatte, flossen jetzt in Strömen.
„Shhhh.“, machte er nur, als er beruhigend meinen Rücken streichelte. „Ist schon gut, Bella, ich bin ja da, es wird alles wieder gut.“
Er ließ mich an der Beifahrerseite einsteigen. Ich bekam nicht mit, ob er meine Tasche holte, oder ob er mit den anderen sprach. Als er auf der Fahrerseite einstieg, rutschte ich nah an ihn heran und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Die Tränen liefen unaufhörlich über meine Wangen. Aber mir machte es in dem Augenblick nichts aus, denn bei ihm fühlte ich mich einfach wohl.
Ich weiß nicht, was er Charlie erzählte hatte. Der machte jedenfalls keine Anstalten, mich irgendetwas zu fragen. Vielleicht war er auch froh, nicht seine heulende Teenagertochter trösten zu müssen. Es schien für ihn auch völlig in Ordnung zu sein, dass Jake bei mir im Zimmer schlief. Er hielt mich die ganze Nacht im Arm, nachdem ich unter Tränen irgendwann eingeschlafen war – wir hatten uns nicht einmal ausgezogen.
Am Montag morgen erwachte ich eng an ihn geschmiegt, er schien aber schon länger wach zu sein.
„Na?“, fragte er leise. „Geht es dir etwas besser?“
Ich nickte kurz.
„Okay“, er streichelte sanft meine Wange. „Ich lass' mich von Leah abholen, denn wir schreiben heute einen Test, den ich leider nicht sausen lassen kann!“, entschuldigend lächelte er mich an.
„Ist… ist schon in Ordnung!“, meine Stimme klang etwas rau vom vielen Weinen. „Ich werd' schon klarkommen!“
„Wenn irgendwas ist, ruf' mich einfach an, ja? Ansonsten komme ich heute Nachmittag wieder vorbei!“
Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, und verließ dann mein Zimmer.
Ich bin echt froh, einen Freund wie Jake zu haben…
Eine halbe Stunde später saß ich – frisch geduscht, aber dafür mit leerem Magen – in meinem Truck auf dem Parkplatz der High-School. Ich brauchte geschlagenen fünf Minuten, um mich soweit zu beruhigen, dass ich aussteigen konnte.
Alice und er waren anscheinend schon da, der Volvo stand an der üblichen Stelle – ich hatte absichtlich in einer völlig anderen Ecke geparkt – aber von den beiden war Gott sei Dank niemand zu sehen.
Die ersten beiden Stunden verliefen recht ereignislos. Um nicht an ihn zu denken, schrieb ich akribisch jedes Wort mit, das die Lehrer sagten.
Dann machte ich mich auf zu meiner ersten Stunde mit ihm.
Du schaffst das! Ignorier' ihn einfach! Stell dir wieder sein wutverzerrtes Gesicht vor, als er dich fertig gemacht hat.
Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich den Klassenraum betrat. Sein Platz war noch leer.
Langsam ging ich zu meinem Stuhl, setzte mich auf ihn, packte meine Sachen aus und starrte dann stur nach vorne. Kurz vor dem Klingeln jedoch hörte ich neben mir einen Stuhl scharren. Augenblicklich roch ich seine Nähe, und kurzzeitig hatte ich wirklich mit meiner Fassung zu kämpfen. Aber irgendwie überlebte ich diese Stunde.
Da er mich genauso zu ignorieren schien, wie ich ihn, nahm ich an, dass es für ihn genauso vorbei war wie für mich.
Gut so! Das machte es um einiges leichter...
Denn mit einem netten Cullen hätte ich nicht umgehen können, meine mühsam aufrecht erhaltene Fassade wäre schlagartig zusammengefallen... Es war schon schwer genug, gegen den Herzschmerz anzukämpfen...
In der Cafeteria setzte ich mich an einen anderen Tisch, weit weg von ihm. Allerdings aber auch weit weg von Alice. Ich sah ihren traurigen Blick, und formte lautlos eine Entschuldigung mit den Lippen, sie nickte kurz und wandte sich dann, sichtlich mit den Tränen kämpfend, wieder ihrem Essen zu. In diesem Moment konnte auch ich meine Tränen nicht mehr ganz zurückhalten. Ich wollte nicht wegen ihm meine Freundschaft zu Alice auf's Spiel setzten, aber es war momentan einfach unmöglich, mit ihm an einem Tisch zu sitzen.
Unauffällig spähte ich kurz zu ihm herüber. Jessica besaß doch tatsächlich die Unverfrorenheit, sich zu den beiden an den Tisch zu setzten. Allerdings stand sie gleich wieder mit hochrotem Kopf auf, und verließ fluchtartig die Cafeteria, so wie es aussah, hatte er sie angebrüllt.
Ja, Edward Cullen sauer war nicht ganz ohne...
Den Rest des Tages überstand ich auch – …irgendwie. Selbst Bio, wo wir direkt nebeneinander saßen, ging irgendwann vorbei. Wir taten beide so, als wäre der Platz direkt neben uns leer...
Am Nachmittag kam Jake vorbei und ich heulte mal wieder eine Runde. Er nahm mich in seine Arme und versuchte mich so gut es ging zu trösten.
So verlief im Groben die ganze Woche. Vormittags in der Schule lief ich wie ein Zombie umher und versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren, nachmittags kam dann Jake vorbei und ich heulte hemmungslos. Nachts schlief ich äußerst schlecht, denn Jake fuhr abends zurück nach La Push.
Das schlimmste war, dass mir Alice WIRKLICH fehlte. Aber ich konnte mit ihr darüber nicht reden! Er war doch ihr Bruder! Außerdem erinnerte sie mich zu sehr an ihn und ich war jetzt schlicht nicht in der Lage, ihr gegenüberzutreten.
Der Freitag kam, und nach Sport freute ich mich wirklich auf mein Wochenende. Jake hatte vorgeschlagen, dass ich nach meiner Schicht bei den Newtons am Samstag zu ihm nach La Push kommen und dort bis Sonntag Abend bleiben sollte. Auf meine Frage hin, ob denn dann nicht Leah eifersüchtig werden würde, hatte er lachend irgendwas von „Leah ist ein Indianer, Schätzchen! Sie WEISS was Blutsbrüderschaft bedeutet!“ gefaselt.
Ich kam aus der Umkleide, als ich fast mit etwas Großem kollidierte. Ein vertrauter Geruch strömte mir entgegen. Augenblicklich versteifte ich mich.
„Hey, Kleines!“, Emmetts Stimme ließ mir sofort die Tränen in die Augen schießen. Er erinnerte mich einfach zu sehr an ihn...
Ich schluckte. „Hey, Emmett!“
Wortlos zog er mich an sich.
„Ich hätte den Scheisser doch verprügeln sollen!“, murmelte er vor sich hin. „Aber Alice meinte, er hätte schon genug...“, er stoppte abrupt, als hätte er etwas Falsches gesagt und schaute mir eindringlich in die Augen. „Hör zu Bella, egal was passiert, wenn du meine Hilfe brauchst, bin ich für dich da!“
Ich hob meinen tränennassen Blick und versuchte zaghaft zu lächeln. „Danke Emmett!“
Er konnte ja nun echt nichts dafür, dass... Er war sowieso ganz anders als...Gott, er fehlte mir auch...
Emmett drückte mich noch einmal fest und ließ mich dann stehen. Im Weggehen murmelte er noch etwas von „Tut mir wirklich leid!“, ich nickte ihm darauf aufmunternd zu.
Ich schlenderte aus dem Gebäude und steuerte eine der Parkbänke an, die halb verborgen vom Gebüsch kurz vor dem Parkplatz standen. In dieser Verfassung konnte ich unmöglich Auto fahren.
Ich hatte mich gerade hingesetzt und kramte in meiner Tasche nach Taschentüchern, als ich vor mir zwei Gestalten bemerkte.
Jessica und Lauren standen sichtlich gutgelaunt vor mir.
„Ooch!“, bemerkte Jessica süffisant. „Heult das kleine Liebchen etwa, weil ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hat?“
„Das war doch von Anfang an klar!“, erwiderte Lauren. „Mit so einer hätte er sich doch nie wirklich abgegeben, da war bestimmt irgendeine Wette am Laufen!“
Dann lachten die beiden laut los und ich konnte nichts tun, als den Boden vor meinen Füßen anzustarren.
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EPOV
Die nächsten Tage waren die bisher schlimmsten meines Lebens.
Nicht einmal das Motorradfahren machte mir alleine Spaß. Es war, als fehlte ein Teil von mir.
Ohne dich ist alles nur halb so schön....
Ich beeilte mich, nach Hause zu kommen, denn ich wollte einfach nur alleine sein. Als ich jedoch dann Jake an ihrem Truck lehnen sah, musste ich mich wirklich beherrschen, nicht zu ihm zu gehen und mich sinnlos mit ihm zu prügeln. Ich fuhr die Maschine in die Garage und begab mich wütend in mein Zimmer.
Dort zog ich mir die Lederklamotten aus, drehte meine Anlage auf laut, und versuchte, nicht an sie zu denken.
Auf einmal wurde die Anlage ausgeschaltet und ich hörte hinter mir jemanden wütend schnaufen.
Als ich mich umdrehte, sah ich Emmett mit geballten Fäusten vor meinem Bett stehen. Er sah mächtig angepisst aus, und die Ader an seiner Schläfe pulsierte verdächtig.
Plötzlich schob sich Alice vor ihn. Es sah aus, als wollte sie ihn zurückhalten.
Wollte er mich etwa schlagen? Warum?
....Ach ja.... wegen ihr....
„Beruhige dich Emmett!“, sagte Alice leise. „Sieh ihn dir doch an!“
Langsam setzte ich mich auf und funkelte Emmett wütend an. „Komm doch!“, zischte ich leise.
Ich wollte mich prügeln! Ich brauchte irgendwas zum Abreagieren! Gegen Emmett würde ich zwar nicht den Hauch einer Chance haben, aber es würde mich von dem verdammten Schmerz in meiner Brust ablenken...
Emmett schnaubte. „Er hat es verdient Alice! Sie hat die ganze Zeit geweint! Wegen IHM!“
Meine Gesichtszüge entgleisten ohne Vorwarnung.
Sie hatte geweint? Wegen mir? Aber, sie wollte doch nichts mehr mit mir zu tun haben!
Alice schüttelte heftig den Kopf. „Lass ihn, er wird schon selber dahinter kommen, dass er Mist gebaut hat. Gib ihm eine Woche, wenn er dann nicht schlauer ist, kannst du ihn meinetwegen im Garten verbuddeln!“, sie sah mich durchdringend an, dann schob sie Emmett aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Seufzend schaltete ich meine Anlage wieder ein und warf mich wieder auf mein Bett.
Ich wollte nicht über sie nachdenken....aber jedesmal, wenn ich die Augen schloss, sah ich ihr entsetztes Gesicht vor mir.... Reiß dich zusammen Cullen! ES IST VORBEI! SIE WILL NCIHTS MEHR VON DIR WISSEN! DU HAST ES VERBOCKT!
Ich steckte den Kopf unter mein Kissen und begann im Takt der Musik mit den Füßen gegen die Bettkante zu schlagen.
Am Montagmorgen fuhr ich schweigend mit Alice zur Schule. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich ihr begegnen sollte.
Schlag' sie dir endlich aus dem Kopf! Es ist aus!
Bei jedem Gedanken an sie zog sich meine Brust schmerzhaft zusammen. Hätte ich gewusst, dass die Liebe so wehtun kann, hätte ich lieber auf sie verzichtet... Obwohl... die Stunden mit ihr würde ich gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen...
Als wir auf dem Parkplatz ankamen, war von ihrem Truck nichts zu sehen. Langsam stiegen wir aus und ich ging zögerlich zu meiner ersten Stunde. Alice wollte noch ein paar Minuten am Auto warten.
Gegen Ende der zweiten Stunde fing ich an, langsam nervös zu werden, weil ich die nächste Stunde mit ihr zusammen hatte.
Bleib ruhig! Ignorier' sie einfach. Du MUSST sie vergessen.
In der Pause lief ich extra langsam zum Matheraum. Sie saß schon da und starrte zur Tafel. Ihr Körper zuckte nicht im Geringsten, als ich mich neben sie setzte.
Die ganze Stunde über beobachtete ich sie aus den Augenwinkeln. Ihr Gesicht war starr, fast wie eine Maske, und es sah aus, als kämpfte sie mit sich selber.
Fühlte sie denselben Schmerz wie ich? Nein, bestimmt nicht! Sie liebte mich ja nicht... nicht mehr... vielleicht hatte sie mich auch nie wirklich geliebt...
Endlich ging die Stunde vorüber, ich raffte schnell meine Sachen zusammen und ging hastig in Richtung Cafeteria. Ich holte Salat für Alice und für mich nichts, denn ich verspürte keinen Hunger. Als ich mich zu Alice setzte, sah diese betrübt zu mir. Es schien so, als hätte sie heute morgen nicht mit ihr sprechen können.
Ich überlegte gerade, ob es vielleicht ratsam wäre, mich an einen anderen Tisch zu setzen, als Alice Blick sich auf etwas weit hinter mir richtete. Ihr Blick sprach Bände. Unglauben. Schmerz. Trauer. Ich sah eine Träne in ihren Augen glitzern und ihre Mundwinkel zuckten verdächtig. Sie nickte kurz und senkte dann den Kopf, ihre Tränen konnte sie jetzt nicht mehr zurückhalten.
So wie es aussah, hatte sie sich dazu entschlossen, nicht mehr bei uns zu sitzen.
Super Cullen, du hast es nicht nur geschafft, die erste ernsthafte Beziehung deines Lebens in rekordverdächtiger Zeit den Bach hinunter gehen zu lassen, nein, du hast es gleichzeitig noch fertiggebracht, deiner Schwester die Freundschaft zu ihrer besten Freundin zu zerstören!
In diesem Moment setzte sich dieses hirnverblödete Etwas an unseren Tisch. Verließ ihn dann aber gleich wieder fluchtartig, nachdem ich ihr unmissverständlich klar gemacht hatte, dass sie an diesem Tisch nicht erwünscht war. Dass an diesem Tisch NIEMAND erwünscht war. Außer....
Noch immer wütend begab ich mich zu Bio. Ich sah nicht einmal zu ihr herüber, ich versuchte sie einfach so gut es ging zu ignorieren.
Nach der Schule legte ich mich wieder auf mein Bett und ließ mich von lauter Musik zudröhnen.
So verging die ganze Woche – in der Schule lief ich rum wie ein Zombie, versuchte sie zu ignorieren, nachmittags verkroch ich mich in meinem Zimmer. Und nachts schlief ich schlecht.
Ich freute mich noch nicht einmal auf das Wochenende. Jazz hatte vorgeschlagen, am Samstag um die Häuser zu ziehen, um mich auf andere Gedanken zu bringen, aber nicht einmal darauf hatte ich Bock. Den Gedanken an andere Mädchen fand ich einfach nur abstoßend.
Vielleicht ist das meine Strafe, für all' die Mädchen, mit denen ich gespielt habe...
Ich war gerade dabei, mich nach dem Sport am Freitag umzuziehen, als Emmett mit sichtlich bedrückter Miene in den Umkleideraum kam.
„Hey Großer, was ist los?“, fragte ich, während ich mir mein Shirt über den Kopf zog.
„Alles deine Schuld!“, knurrte er zu mir.
Hätte ich mir ja denken können, dass es wieder um sie ging...
„Hör zu Emmett!“, sagte ich leicht frustriert. „SIE hat mich am Sonntag komplett ignoriert! Ich wollte ja mit ihr reden!“
„Aber irgendwas musst du doch angestellt haben!“, erwiderte er säuerlich.
„Ja!“, stöhnte ich genervt. „Wir haben uns gestritten, und ich... ich hab' sie danach einfach gehen lassen! Mehr nicht!“
„Du musst sie wirklich verletzt haben!“, sagte er mit unbewegter Miene. „Es hat schon gereicht, dass sie mich – und ich hab ja mit der ganzen Sache gar nichts zu tun – gesehen hat, und sie ist in Tränen ausgebrochen! Du hättest sie mal am Sonntag während der Fahrt sehen sollen! Sie hat selbst im Schlaf geweint und ständig deinen Namen gemurmelt! Und jetzt sag mir noch einmal, dass du keinen Mist gebaut hast!“
Seufzend blickte ich zur Seite. Der Gedanke, dass sie wegen mir weinte, tat mir verdammt weh. So sehr ich auch versuchte, meine Gefühle zu ihr zu unterdrücken, sie waren immer noch da, brodelten stärker als jemals zuvor unter der Oberfläche.
Dann schoss mir ein Gedanke durch den Kopf – sie war doch nicht etwa weinend losgefahren?
Sie könnte sich umbringen, wenn sie in dem Zustand fuhr!
Hastig zog ich meine Hose und meine Schuhe an und stürmte aus der Turnhalle in Richtung Parkplatz.
Erleichtert stellte ich fest, dass ihr Truck noch auf dem Parkplatz stand. Aber wo war sie?
Nervös suchte ich den Parkplatz ab. Plötzlich hörte ich hinter mir ein hysterisches Lachen. Ich folgte dem Geräusch, bis ich hinter einem Strauch vor einer Parkbank Lauren und Jessica sah.
Ich wollte mich gerade abwenden, als ich erkannte, wer vor ihnen auf der Parkbank saß.
Zusammengekauert und mit hängenden Schultern.
Dort saß sie!
Meine Bella!
Doch was ich dann hörte, ließ meine Adern gefrieren...
Sunrice Avenue "Fairytale Gone Bad"
This is the end, you know,
Lady, the plans we had went all wrong
We ain't nothing but fight and shout and tears
We got to a point, I can't stand
We got to a point, I can't stand
I've had it to the limit; I can't be your man
We can't find a need to stay
I slowly realize there's nothing on our side
Out of my life, Out of my mind,
Out of my life, Out of my mind,
Out of the tears, we can't deny,
We need to swallow all our pride,
And leave this mess behind,
Get out of my head, Out of my bed,
Out of the dreams we had, they're bad,
Tell them it's me, who made you sad,
Tell them the fairytale gone bad!
Another night and I bleed,
They all make mistakes and so did we,
But we did something we can never turn back right.
Find a new one to fool, Leave and don't look back.
I won't follow, We have nothing left,
It's the end of our time.
We can't cry the pain away,
We can't find a need to stay,
There're no more rabbits in my hat, to make things right.
Out of my life, Out of my mind,
Out of the tears we can't deny,
We need to swallow all our pride, And leave this mess behind,
Out of my head, Out of my bed,
Out of the dreams we had, they're bad,
Tell them it's me who made you sad,
Tell them the fairytale gone bad, Tell them the fairytale gone bad...
Tell them the fairytale gone bad...
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