Dienstag, 20. September 2011

SML - Outtake 4

4 – die besten Tage meiner glorreichen Existenz

Gott, ich liebte mein Leben!

Und den Boss!

Und Jazz!!

Seth sowieso.

Und sogar den Scheisser!

Innerhalb von ein paar Wochen zwei supergeile Einsätze. Es war wie Ostern und Weihnachten zusammen.

Als erstes Texas.

Scheiße, ich liebte Texas. Irgendwie hatte dort jeder eine Knarre und niemand wurde schief angeguckt, wenn man die auch benutze und jemanden damit abknallte.

Außerdem rannte Bella dort meistens in obercoolen Klamotten rum. Cowboyboots und natürlich einen Stetson.

Wenn es also nach mir ginge, wären wir schon lange nach Texas umgesiedelt.

Ich meine, sie war ja schließlich der Boss von dem Haufen. Also auf diesem Kontinent. Da war es doch scheißegal, ob sie ihren Stützpunkt nun in Anchorange oder Feuerland hatte.

Oder eben Texas.

Aber nein, Madame hing ja irgendwie an Chicago.

Erinnerte sie wohl vom Klima her an ihre Kindheit.

Wobei ich dann echt noch froh sein konnte, dass es sie nicht wirklich in ihre Heimat zurückgezogen hatte.

Forks.....

Alleine schon der Name. War da die weltweite Gabelproduktion, oder was?

Und dann das Wetter!

Regen! Regen! Regen! Super…

Wenn wir da hinziehen müssten, würde meine Farbe vermutlich mehr ins rotbraun wechseln. Vor Rost.

Kein Wunder, dass Jake seine Waffe kaum benutzte. Er war es vermutlich eher gewöhnt, mit Pfeil und Bogen zu schießen.

Aber zurück zum Hauptgeschehen.

Etwa zwei Wochen nach unserer Ankunft, wurde ich plötzlich nachts von ihr geweckt. So, wie ich am liebsten jeden Morgen geweckt werden würde:

Sie betätigte den Entsicherungshebel.

Langsam.

Und mein Adrenalinspiegel explodierte. Ich roch förmlich den Ärger, der in der Luft lag.

Und es war auch wirklich so.

Mein Boss zog sich rasch an, OHNE mich aus der Hand zu legen. Das konnte nur heißen, dass sie jederzeit mit einem Angriff rechnete.

Ihr ganzer Körper stand unter Spannung, auch wenn sie nach außen hin ruhig erschien. Sie atmete langsam und gleichmäßig, auch ihr Herz schlug ganz normal. Aber das zeugte nur von ihrer Professionalität. Sie musste ruhig bleiben, um schnell reagieren zu können. Um wirklich jedes Geräusch wahrzunehmen.

Nachdem auch der Scheißer geweckt und angezogen war, verließen wir leise den Raum. Seth hatte sie schon vorgeschickt. Verstärkung ordern oder so. Wobei... wer braucht schon Verstärkung? Sie hatte doch mich und zehn Magazine in der Hosentasche.

Was sollte da schon schiefgehen?

Gespannt wartete ich darauf, dass es losging.

Und endlich...gerade als wir im Flur waren, tauchte irgendjemand hinter uns auf. Mein Boss rannte – den Scheißer im Schlepptau – den Flur entlang. Uns flogen die Kugeln nur so um die Ohren.

Im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn es gab nicht einen Treffer. Also richtigen Treffer.

Die Typen schossen wohl extra so, dass sie uns nicht ernsthaft verletzen würden. Allerdings erwischte es den Liebling vom Boss am Arm.

Ein tiefes, aber sehr leises, Knurren entwich ihrer Kehle, was bei mir eine Gänsehaut verursachte. Wütend mochte ich sie am liebsten. Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie sie dann trotz der Wut noch so klar und präzise denken, beziehungsweise schießen konnte. Das Mädel war einfach ein Naturtalent.

Sie wirbelte den Scheißer gegen die Wand und stellte sich als lebendes Schutzschild davor. Noch bevor sie richtig stand, begann sie zu schießen und ich hätte am liebsten laut geschrien.

Vor Freude natürlich.

Ohne eine Pause einzulegen, verballerte sie das ganze Magazin, ließ das Leere hinausrutschen, lud nach und schoss weiter.

Scheiße, war das geil!

Am liebsten hätte ich gar nicht mehr aufgehört. Munition hatte sich der Boss ja genügend eingesteckt. Aber dummerweise waren nach den zwei Magazinen, keiner von den beiden Typen, die da im Flur rumstanden, mehr am Leben. Dabei hatte ich genau gemerkt, dass sie absichtlich so geschossen hatte, dass die Typen nicht sofort zu Boden gingen, sondern wie nasse Säcke hin und her geschleudert wurden.

So eine kleine, sadistische Ader zeigte sich bei ihr des Öfteren...

In der Zwischenzeit war auch mein persönlicher Held angekommen und durfte gleich noch eine Vorstellung seines unnachahmlichen – also für einen Kerl – Talents geben.

Denn die beiden Motherfucker waren nicht die einzigen Eindringlinge gewesen.

Kaum rührte sich wieder was im Flur, fingen mein Boss und Jazz, nahezu synchron, an zu schießen.

Gemeinsam mit meiner Schwester machte ich den Typen den Garaus. Und das war verdammt cool. Hoffentlich hatte ich später die Möglichkeit, das irgendwie gebührend mit ihr zu feiern. Privat versteht sich. Damit ich doch noch ergründen konnte, wie das mit den Blumen und Bienen bei uns so funktionierte. Denn irgendwo mussten doch die Baby Eagles herkommen, oder?

Leider waren die Typen auch zu schnell erledigt. Schade eigentlich. Wenn es nach mir ginge, hätten da ruhig noch zehn bis zwanzig dazu kommen können. Wobei wir dann Probleme gehabt hätten, über die toten Typen zu steigen, um zurück ins Schlafzimmer zu kommen. Wäre also auch doof gewesen.

So verschwanden wir durch das nächste Fenster nach draußen und positionierten uns dort strategisch günstig. Nämlich dort, wo die Munition lag.

Allerdings übergab mich mein Boss dann an den Scheißer und schnappte sich ihre Glocks.

Was mich ein wenig mürrisch machte.

Okay, die blöden Glocks waren schneller.

Aber ich war präziser...

Besser eben...

Aber in einen Kleinkrieg kam es auf Schnelligkeit an.

Leider.

Aber an sich....

Der Scheißer war ihr ja jetzt das Liebste. Jedenfalls unter den menschlichen Wesen.

Und auf den DURFTE ich aufpassen.

Eigentlich der wichtigste Job überhaupt.

Sie konnte ja auf sich selber aufpassen, aber er benötigte dringend Schutz. Professionellen Schutz. Und dafür war ich der Richtige.

Der Beste.

Der Einzige.

Okay, Seth und Jazz ließ sie auch noch da. Als Rückendeckung.

Nur für den Fall der Fälle.

Als es dann ernst wurde, ließ ich dann Berta den Vortritt. Ich war ja schließlich ein Gentleman.

Nach dieser Aktion war erst mal ne Weile Ruhe. Wir kehrten daher ins Hauptquartier zurück.

Allerdings mit diesem schmierigen James im Schlepptau.

Irgendwas war mit dem. Der rannte immer mit Sonnenbrille rum. Und irgendwie... weiß auch nicht, mein Boss war angespannt in seiner Nähe.

Nicht so richtig nervös. Eher vorsichtig. Ich hatte den Eindruck, dass sie in erhöhter Alarmbereitschaft war, sobald er in ihre Nähe kam. Nach einer Weile begann sie schon, mich zu entsichern, wenn er nur im Raum war. Natürlich so, dass er es nicht merkte.

Und eines Tages war es dann soweit.

Showdown…

Der Typ kam rein, schloss hinter sich ab, richtete seine Weichei-Baretta auf meinen Liebling und verkündete, dass dieser ein Cop sei. Undercover…

Pah.

Alter Tobak.

Wussten wir doch schon lange. Und dem Boss war es egal.

Oder so. Jedenfalls brachte sie ihn deswegen nicht um die Ecke. Wäre ja auch schade gewesen.

Jedenfalls machte der Typ einen riesen Aufriss.

Jazz und der Scheißer waren natürlich geschockt. Wobei nicht ganz klar war, ob es der Umstand war, dass James es wusste, oder mein Boss schon lange vor ihm. Wahrscheinlich beides.

Sie stellte sich schützend neben ihren Liebling – mich hatte sie ja bereits entsichert, als James auf der Bildfläche erschien.

Der Arsch war total daneben, weil sie es schon wusste. Vermutlich hatte er gedacht, er bekäme jetzt nen Orden dafür oder so.

Und er hatte immer noch seine Waffe auf Jazz gerichtet.

Bella hatte die Arme verschränkt und ihre Fingerkuppen strichen langsam über den Stahl meines Griffes.

Was nichts anderes bedeutete, als das sie bereit war, mich auch zu benutzen. Eine falsche Bewegung und sie würde James abknallen. Daran gab es keinen Zweifel. Sie würde es nicht zulassen, dass Jazz was passierte. Dafür mochte sie ihn viel zu sehr. Da spielte es keine Rolle, dass er ein Cop war.

Nur nebenbei lauschte ich auf das Gespräch, was geführt wurde. Ich achtete vielmehr auf Isabellas Reaktionen. Ihr Herzschlag, der einen Tick schneller wurde. Ihr Atem, den sie absichtlich ruhig hielt. Sie war wie ein Raubtier. Bereit jederzeit zuzuschlagen. Es ging nur noch darum, den passenden Moment abzuwarten.

Denn James hatte sein Leben definitiv verspielt. Mit diesem pikanten Wissen über Jazz‘ Identität, konnte sie ihn nicht leben lassen.

Von den anderen unbemerkt – selbst der Loser mit der Waffe bekam es nicht mit – hatte sie Seth herbei gerufen. Er schlich sich Schritt für Schritt unter dem OP-Tisch heran.

Plötzlich zielte der Typ mit der Waffe auf den Scheißer, und augenblicklich stellten wir uns vor ihn. Jazz wurde auch gleich hinter uns in Sicherheit gebracht.

Tja Alter, wenn du den Zweien was antun willst, musst du erst an uns vorbei.

Langsam ging mein Boss so richtig in den Kampfmodus über. Ich gab James noch ein paar Sekunden.

Aber es kam etwas anders, als gedacht.

Vielleicht sogar besser.

Also genau betrachtet, viel besser!

Denn James nahm seine Sonnenbrille ab. Das erste Mal in unserem Beisein.

Und mein Boss zuckte für einen Moment zusammen. Ich würde behaupten, ihr Herz setzte einen Moment aus, ehe es anfing wie ein Schnellfeuergewehr zu schlagen. In ihrem Inneren schien es zu brodeln. Keine Ahnung wieso. In einem solchen Zustand hatte ich sie noch nie erlebt. Das war nicht nur wütend. Das war SEHR wütend. Also mehr wütend ging eigentlich nicht.

Sie gab Seth ein Zeichen, und er sprang los. Und erwischte James am Handgelenk. Der Bastard schaffte es, noch irgendwie einen Schuss abzugeben, der als Querschläger im Bein vom Boss landete. Aber sie gab einen Scheiß darauf.

Mit eiskalter Stimme forderte sie ihn auf, wieder aufzustehen. Er brabbelte irgendwas davon, dass es ihm Leid tat, aber es schien sie nicht wirklich zu interessieren. Wie ein Jäger seine Beute, drängte sie ihn in eine Ecke und zertrümmerte ihm, mit zwei gezielten Schüssen, seine beiden Patella und einen Teil des linken Femurs.

Der Penner sackte natürlich gleich zu Boden.

Danach sorgte eine Kugel für eine saubere Milzruptur.

Hätte ich Hände gehabt, hätte ich vor Wonne geklatscht. Ging aber nicht, also freute ich mich leise.

Als nächstes nahm sie sich den Magen und die Leber vor. Dabei schoss sie nur ein paar Zentimeter an der vena portae vorbei. Er sackte weiter zusammen.

Ihre Präzision erstaunte mich immer wieder. Gepaart mit ihren medizinischen Kenntnissen, war sie einfach unschlagbar. Da war ich froh, nicht zu ihren Gegnern zu zählen, denn sie konnte auch jede Waffe innerhalb von Sekunden komplett zerlegen.

Um James wieder etwas aufzurichten, schoss sie ihm in die Schulten, ohne dabei die Venen subclavia und vena sinistra zu verletzten.

Danach landete je eine Kugel in den Lungenflügeln, die Aorta und vena pulmonalis umging sie dabei.

Und ich fühlte mich einfach nur geil.

Ehrlich.

Das war bisher das Allerbeste, was ich erlebt hatte. Sie machte den Typen so richtig fertig. Und ich liebte sie dafür.

Wenn der Loser nicht so schreien würde, hätte der Boss mich vielleicht sogar jubeln hören.

Drei Kugeln landeten in seinem Bauchraum. Eine zerfetzte die Galle, eine die Bauchspeicheldrüse, die Letzte den Appendix.

Wenigstens hörte James jetzt auf zu schreien. Ging einem ja auf den Keks das Gejaule.

Allerdings hielt die Ruhe nicht lange an, da Isabella ihn an den Haaren wieder hochriss.

Ich hatte echt keinen Schimmer, weshalb sie so wütend war – alleine das mit Jazz war nicht wirklich Grund genug, ihn so zu quälen – aber es gefiel mir. Könnte ruhig öfter passieren.

Dann zielte sie auf seinen Schritt und mir wurde heiß. Irgendwie. Ich meine, ich hatte ja solche Teile nicht, aber irgendwo war ich ja doch ein Kerl. DAS würde definitiv wehtun.

Da machte ich lieber die Augen zu.

Drei Schüsse knapp hintereinander.

Ich hörte förmlich das Platzen der Skroti. Erst links, dann rechts. Wohin der dritte Schuss ging, wollte ich lieber gar nicht wissen. Mir war so schon schlecht genug. Irgendwie tat mir das auch weh, am Magazin oder so.

Scheiß Phantomschmerzen.

Als ich wieder wagte die Augen zu öffnen, war ich direkt auf das Herz von dem Wichser gepresst.

Was noch schlug.

Keine Ahnung, warum der noch lebte, war aber so.

Auch nach den Schüssen, die sie jetzt direkt in sein Herz abgab, aber erfolgreich die wichtigen Adern verfehlte.

Zum Abschluss setzte sie mich an seine Stirn und drückte ab. Ich fühlte förmlich, wie das Leben aus ihm wich.

In meinem Lauf war Blut und Hirnmasse, aber Scheiße, das war es wert. Und wenn ich mich in Natronlauge baden müsste, nichts nahm mir jetzt dieses Hochgefühl.

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