Dienstag, 20. September 2011

SML - 54 - rollercoaster

54 rollercoaster



Den Weg bis ins Gebäude und damit zu Bella, legten wir rasch und ohne weitere Vorfälle zurück. Wie ich richtig angenommen hatte, waren sie und Jake bereits dort und hatten ebenfalls ein paar kleinere Kämpfe mit gegnerischen Parteien gehabt.

Gott sei Dank, war Jasper nicht mit in dieser Gruppe, denn die umherliegenden Toten sahen nicht gerade gut aus. Selbst mir wurde es kurzzeitig etwas flau im Magen, als ich durch die Tür trat und den hell erleuchteten Raum dahinter betrat. Anscheinend war in diesem Bereich mal ein Lager gewesen, denn es standen noch immer mehrere leere Paletten und Kisten herum.

Bella hatte wohl, um neue Überraschungen auszuschließen, ein paar Wachen aufgestellt. Sie standen zu zweit am anderen Ende des Raumes und spähte dort in den weiterführenden Gang. Zwei andere hielten die Tür in Augen, durch die wir gerade den Raum betreten hatten. Jake stand neben Bella und grinste über das ganze Gesicht.

Was Bella selber gerade tat, erkannte ich erst auf den zweiten Blick und spontan wollte ich mich wirklich übergeben.

Denn etwa zehn Meter vor mir hockte sie auf dem Boden neben einem der übel zugerichteten Toten. Wobei „neben“ nicht die exakte Beschreibung war, denn sie stand mit einem Fuß direkt auf der Brust des Mannes, trat energisch dagegen und war wohl gerade dabei, ihm das Messer aus der Brust zu ziehen. Was anscheinend nicht so einfach ging, denn sie runzelte angestrengt die Stirn.

„Oops…hat sich sicher zwischen den Rippen verklemmt…kann passieren, wenn man zu heftig wird…“, murmelte Ahab leise neben mir, gerade, als sich das Messer endlich mit einem laut schmatzenden Geräusch löste und Bella sich erhob.

Mit wohl etwas entsetztem Blick sah ich mich weiter im Raum um. Ich braucht nur etwas Ablenkung, dann würde ich nicht kotzen. Das musste ich mir nur immer wieder sagen. Bleib stark, Edward…

Nur war der Anblick um mich herum auch nicht wirklich dazu geeignet, meine aufwallende Übelkeit zu unterdrücken. Eher im Gegenteil. Mehrere Typen in dunklen Klamotten lagen auf dem Boden im gesamten Raum verteilt. Sie wiesen alle mehrere Stichverletzungen auf, Blut war auf ihren Sachen und dem Boden verteilt. Vielleicht war es ganz gut, dass ich das hier nicht selber gesehen hatte. Denn die einzigen, die Messer bei sich hatten, waren nun mal Jake und Bella. Und ich wollte mir nicht wirklich vorstellen, wie es aussah, wie die zwei mit ihren Messern um sich schlugen. Und da die Verletzungen der Toten wirklich massiv waren, aber zum großen Teil erst mal nur schmerzhaft und nicht tödlich, hatte ich den Verdacht, dass die Zwei ihre Art von Spaß gehabt hatten, bevor sie ihre Angreifer endgültig getötet hatten.

„Alles okay mit Dir, mein Schatz?“, fragte Bella mich, während sie sich ihr blutiges Messer am Stoff ihrer Hose abwischte und es zurück in die Halterung steckte. Ein paar Strähnen hatten sich, wohl im Kampf, aus ihrem Zopf gelöst und umspielten nun ihr Gesicht mit den leicht geröteten Wangen. Sie sah einfach nur hinreißend aus und ich fragte mich, was mit mir nicht stimmte. Ich wusste genau, dass sie nur ein paar Minuten zuvor, mehrere Menschen getötet hatte und das erste, was mir auffiel, war, wie hübsch sie war. Liebe machte eben doch blind.

Ich nickte in ihre Richtung und sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln. „Sehr gut. Hab dir doch gesagt, dass du dich auf ihn verlassen kannst.“

Sie kam auf mich zu und aus der Nähe erkannte ich, dass sie lauter Blutspritzer im Gesicht hatte. Sicherlich war auch Blut auf ihren Sachen, aber das konnte man aufgrund der dunklen Farbe nicht genau erkennen. Unwillkürlich musste ich schlucken, zwang mich aber, ruhig zu bleiben. Denn es war ja nicht ihr Blut…

„Du hast …. da was im Gesicht“, murmelte ich leise, als sie vor mir stand, zog meine Hand in den Ärmel meines Shirts zurück und wischte ihr damit vorsichtig die Spritzer aus dem Gesicht.

„Danke…“, murmelte sie sichtlich verlegen und küsste mich sanft, ehe sie sich wieder zu Jake und den wartenden Jungs herum drehte. „Okay, weiter geht es, mal sehen was für Überraschungen uns noch erwarten.“

Professionell gab Bella weitere Anweisungen, wie unsere Truppe sich weiter auf splitten und verteilen sollte und wir drangen in Zweiergruppen dann weiter in das weitläufige Gebäude vor.

Ich sollte natürlich bei Ahab bleiben. Oder eher, er bei mir. Und so blieb ich dicht hinter ihm, als er den uns zugewiesenen Gang hinunter schlich und versuchte, dabei einfach nur genauso leise zu sein. Teilweise hörte ich von ihm nur das leise Schmatzen, wenn er die Position seines Lollis, den er immer noch im Mund hatte, änderte. Es war das einzige Geräusch, neben dem lauten Schlagen meines Herzens, das in meinen Ohren widerhallte.

Meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Entfernte, leise Schreie und ab und zu, gedämpfte Kampfgeräusche waren die einzigen Hinweise, dass sich tatsächlich noch mehr Angreifer hier im Gebäude versteckten.

Es war wirklich unheimlich, so durch die Dunkelheit zu laufen. Durch die Fenster fiel zwar in regelmäßigen Abständen, etwas Licht herein, erhellte die Umgebung aber nur ziemlich notdürftig. Ich fragte mich wirklich, wie Ahab es schaffte, sich in dem Wirrwarr aus dunklen Gängen, Treppen und kleinen Räumen, nicht zu verlaufen.

Plötzlich blieb er stehen und legte warnend seine flache Hand an meine Brust. „Bleib stehen und kein Ton…“, murmelte er mir leise zu und verschwand durch eine der angrenzenden Türen.

Nun stand ich also völlig alleine im Flur in einer dunklen Ecke und horchte angestrengt auf die Geräusche um mich herum. Ich meinte, das Geräusch von leise quietschenden Sohlen auszumachen und gleichzeitig etwas, was mich an knirschenden Sand erinnerte. Und die Erkenntnis traf mich wie ein Rammbock. Denn irgendjemand kam auf mich zu.

Mir wurde schlagartig heiß und kalt gleichzeitig.

Die Waffe in meiner Hand wog tonnenschwer. Glücklicherweise hatte ich sie schon vorhin entsichert, denn das Geräusch des Hebels hätte mich jetzt sicher verraten.

Ich atmete leise durch die Nase aus und ein, versuchte mich zu konzentrieren, hob meine Waffe an und zielte wage in die Dunkelheit vor mir.

Zielen und abdrücken. Zielen und abdrücken. Zielen und abdrücken. Nicht zögern, nicht zittern…

Ich wiederholte lautlos mein Mantra und spürte, wie mir der Schweiß auf die Stirn trat. Wo zum Teufel war Ahab? Ich brauchte ihn hier.

Angestrengt blickte ich in die Dunkelheit. In einem matten Lichtstreifen, der von einer entfernten Straßenlaterne auf den Fußboden gemalt wurde, erkannte ich plötzlich einen Schuh. Einen Moment später wurde eine Gestalt sichtbar. Ich hielt die Luft an…aber mein laut klopfendes Herz würde mich bestimmt verraten. Also, was sollte ich jetzt tun? Angreifen oder mich verstecken?

Ehe ich überhaupt reagieren konnte, war schon alles wieder vorbei.

Ahab erschien wie aus dem Nichts hinter dem Typen und brach ihm, mit einer einzigen Bewegung, fast lautlos, das Genick. Das leise Knacken, als die Wirbelsäule nachgab und das Geräusch des toten Körpers, als er auf den Boden aufschlug, verursachte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper.

Unfähig mich zu rühren, starrte ich den Toten einen Moment lang einfach nur an.

„Komm“, Ahab bedeutete mir leise, weiterzugehen, „Aber pass auf, hinter der Biegung liegen noch zwei.“

Wie in Trance folgte ich ihm weiter durch den dunklen Flur und versuchte, dabei nicht die beiden Toten anzusehen, die nach ein paar Metern auf dem Boden lagen, sondern stieg einfach nur drüber. Ich durfte das alles nicht so nah an mich heran kommen lassen, sondern musste es einfach ausblenden. Anders machten es Bella, Jake und auch Ahab sicher auch nicht. Wenn sie jedes Mal, wenn sie jemanden getötet hatten, daran denken würden, dass er auch Vater, Bruder und Sohn von irgendjemandem waren, würden sie sicherlich daran verzweifeln.

Langsam drangen wir weiter in das Innere des Gebäudes vor, trafen aber auf niemanden weiter.

Plötzlich war ein Lichtschein am Ende des Flurs zu erkennen. Ahab drückte sich sofort reflexartig flach an die Wand und drückte mich mit seinem Oberarm ebenfalls dagegen. Sofort stieg mein Adrenalinspiegel wieder in ungeahnte Höhen, hörte ich das Echo meines Herzens laut in meiner Brust. Ich fragte mich, ob Ahab das auch spürte, denn sein Arm lag ja direkt darüber. Und er tat es.

„Ganz ruhig…“, zischte er mir leise zu und bewegte sich langsam seitwärts, mit erhobener Waffe, in Richtung der offen stehenden Tür. Ich imitierte einfach seine Bewegungen und folgte ihm mit möglichst wenig Abstand. Dicht bei ihm, war zurzeit immer noch der sicherste Platz.

Als wir uns der Tür näherten, waren gedämpfte Stimmen zu hören. Eindeutig männliche. Und eindeutig, sehr testosterongeladene. Kurz gesagt, es klang nach Ärger. Und da dies die letzte Tür in diesem Gang war, mussten wir sicherlich genau da durch.

Kurz vor der Tür blieb Ahab stehen und legte mir kurz seinen Finger auf den Mund, ehe er seinen Kopf kurz ruckartig vor bewegte, um in den Raum zu spähen.

„Verdammt“, kam es leise von ihm, als er die Lage gecheckt hatte.

Wie 'verdammt'? Das klang nicht gut, gar nicht gut. Vor allem nicht aus seinem Mund.

„Was ist los?“, flüsterte ich, so leise wie möglich.

Er bewegte seinen Kopf in meine Richtung, so dass er jetzt direkt in mein Ohr sprach. „Drei Mann, die aussehen, als hätten sie ein Jahresabo für Steroide und Anabolika. Das blöde ist, sie stehen direkt vor den Gasleitungen. Das heißt, ich kann sie nicht einfach erschießen. Ein Querschläger, oder Durchschuss und uns fliegt die ganze Bude um die Ohren.“

„Und jetzt?“, fragte ich erschrocken.

„Jetzt…“, er nahm seinen Lolli aus dem Mund, „müsstest du DEN mal halten, denn ich brauch dafür beide Hände.“

Mit zittrigen Händen nahm ich ihm den Lolli ab, den er mir hinhielt.

„Aber nicht ansabbern“, grinste er und zog aus seiner Weste ein ähnliches Paar Handschuhe, wie Bella sie gerade auch trug.

„Was bringt der Quarzsand?“, flüsterte ich fast lautlos. Das hatte ich eigentlich schon Bella fragen wollen.

„Schützt deine Hand, aber verstärkt die Durchschlagskraft. Vor allem, wenn noch Metallspäne beigemischt sind. Wie bei diesen hier…“



Er grinste mich noch kurz an, ehe er sich mit einer fließenden Bewegung von der Wand abstieß und den Raum förmlich stürmte. Es war wie ein Ein-Mann-Himmelfahrts-Kommando.

Schnell machte ich einen kleinen Schritt nach vorne, um zu sehen, was da drin jetzt ablief.

Ahab rannte bereits auf den mittleren der drei riesigen Typen zu. Und er hatte mit seiner Beschreibung wirklich nicht übertrieben. Die drei konnten sich vor Muskelbergen kaum bewegen und waren sicherlich fast doppelt so breit wie er. Wenn sie ihn allerdings einmal zu fassen bekommen hatte, dann würde es sicherlich unschön für ihn werden. So ein wenig machte ich mir dann doch Sorgen, aber zur Not hatte ich ja immer noch meine Waffe, falls einer dieser Typen zu mir raus kommen sollte.

Ohne abzubremsen, näherte sich Ahab dem Kerl, der ihn einfach nur perplex anstarrte. Kurz vor ihm sprang Ahab ab, so dass er ihm sein Knie mittig auf die Brust rammte und schlug seine Faust von oben herab auf seine Nase. Dem knackenden Geräusch und dem Blut nach zu urteilen, was sofort heftig anfing zu spritzen, hatte er ihm gerade die Nase gebrochen.

Doch da ihm der Kontakt mit Ahabs Knie sämtliche Luft aus der Lunge genommen hatte, hatte der Typ keine Möglichkeit mehr zu schreien, sondern ging, mit einem gurgelnden Geräusch, direkt in die Knie.

Ahab stieß sich sofort wieder von ihm ab und sprang zurück. Keine Sekunde zu früh, denn der Typ rechts von ihm hatte auch bereits ausgeholt. Seine Faust ging nur Zentimeter an Ahabs Gesicht vorbei. Der Bewegung des Angriffs folgend, schnappte sich Ahab den Arm seines Gegners, brachte seinen Körper geschickt vor den Körper des Angreifers und warf ihn, im hohen Bogen, über seine Schulter. Begleitet von einem lauten Fluchen landete der massige Körper auf dem harten Beton. DAS hatte sich nicht gut angehört…

Doch kaum hatte Ahab den zweiten Typen abgewehrt, kam auch schon der letzte angestürmt, legte seinen massigen Armen um ihn und hob ihn einfach aus. Der Fleischklops grinste hämisch, als er ihn in der Luft hielt. Er meinte doch, siegessicher zu sein und den dreisten Angreifer voll im Griff zu haben. Doch er hatte sich geirrt. Denn Ahab zögerte nicht lange, sondern schlug ihm mit voller Wucht, seinen Stirn auf die Nase. Augenblicklich jaulte der Typ auf und ließ ihn fallen, wie eine heiße Kartoffel.

Und Ahab nutze diese Chance. Er stand noch nicht einmal richtig, da attackierte er den Kerl, der sich seien schmerzende Nase hielt, mit gezielten Faustschlägen mittig auf seine Brust. Seine Hände verschwammen fast vor meinen Augen, so schnell bewegte er sie dabei. Und es hatte den erwünschten Erfolg. Keuchend sackte sein Gegner etwas zusammen und Ahab verpasste ihm einen letzten Kinnhaken, der den Mistkerl schließlich zu Boden beförderte.

Inzwischen aber, hatte sich der erste leider wieder aufgerappelt und stürzte sich mit einem wilden Aufschrei auf ihn. Aber Ahab blockte geschickt seine Schläge und landete mehrere gute Treffer, die bei dem Typen eine geplatzte Lippe und mehrere Cuts unter den Augen verursachten. Auf einmal machte Ahab einen Ausfallschritt nach hinten, drehte sich um seine eigene Achse und schlug dem Kerl seinen Fuß voll an die empfindliche Schläfe, was ihn augenblicklich zusammenbrechen ließ. Blut und Zähne spuckend ging er zu Boden. Ich jubelte innerlich. Der würde so schnell nicht mehr aufstehen.

Auch der zweite Angreifer lag nach Ahabs Wurfmanöver immer noch auf dem Rücken und rührte sich nicht. Anscheinend war er genauso ungünstig aufgekommen, wie es sich für mich angehört hatte, denn er lag einfach nur da und atmete flach.

Allerdings schafften es die anderen zwei, sich doch wieder zu erheben und gingen nun gemeinsam auf Ahab los. Das war ganz schlecht. Ich sah nur noch ein Wirrwarr aus Fäusten und Füßen, die durch die Gegend wirbelten. Ahab musste mittlerweile auch ein paar Treffer einstecken, ließ sich aber davon nichts anmerken. Wurde es Zeit, dass ich mich einmischte? Aber wie sollte ich ihm zu Hilfe kommen. Die Waffe schied ja nun mal wegen der Gasleitung aus und im direkten Nahkampf hatte ich keine Chance gegen auch nur einen von denen.

Doch er kam klar. Es war jetzt auch sehr gut für mich zu sehen, dass er sich definitiv beim Üben mit Bella zurückgehalten hatte. War der schnell! Und präzise. Und wenn er traf, dann aber richtig. Und man sah sehr deutlich, dass er es gewohnt war, alleine zu kämpfen. Er drehte nie einem der Typen, länger als den Bruchteil einer Sekunde den Rücken zu, sicherte sich ständig selber ab. Was komplett anders bei Bella war, denn die hatte ja immer Jake hinter sich.

Plötzlich setzte Ahab bei einem der Typen einen derart harten Kinnhaken, woraufhin dessen Kopf zurückflog und Ahab seine Faust gleich mehrfach auf seinen Kehlkopf knallen ließ. Es gab ein eklig knackendes Geräusch, gefolgt von einem üblen Gurgeln, als der Betroffene sich panisch an den Hals fasste. Augenblicklich traten seine Augen aus den Höhlen und er torkelte, langsam bläulich anlaufend, nach hinten.

Der Verbliebene sah wütend zwischen seinen verletzten Kumpanen hin und her.

Der eine lag, für mich immer noch unverständlich, einfach auf dem Rücken und rührte sich, bis auf kleine Zuckungen, nicht mehr. Der andere war inzwischen auch zu Boden gegangen, hielt sich den verletzten Hals und röchelte nur noch.

Ein eiskalter Schauer überlief mich, als mir endlich klar wurde, dass er über kurz oder lang, qualvoll ersticken würde. Keine wirklich angenehme Art zu sterben.

Jetzt richtete der Typ seinen wütenden Blick wieder auf Ahab, der in Kampfposition ein paar Meter vor ihm stand. Kurz ließ dieser die Schultern kreisen und legte seinen Kopf kurz nach links und rechts, um sich locker zu machen, ehe er ihn mit seinem Zeigefinger, zu sich winkte.

Mit einem wütenden Knurren stürzte der Typ wie eine Dampfwalze nach vorne. Mit seinen Fäusten versuchte er Ahab immer wieder zu treffen, beziehungsweise, ihn irgendwie festzuhalten, aber dieser tänzelte nur um ihn herum und wich geschickt seinen Angriffen aus.

Es war wie ein Katz- und Mausspiel. Der Typ wurde mit jedem Schlag, der daneben ging und jedem Treffer, den er kassierte, wütender. Seine Bewegungen unüberlegter. War am Anfang noch ein System hinter seinen Angriffen erkennbar, war es jetzt mittlerweile einfach nur noch ein wildes Draufschlagen. Was allerdings noch weniger zum Erfolg führte, denn er traf Ahab fast so gut wie nie, und wenn, dann auch nur an Stellen, wo es nicht sonderlich wirksam war.

Doch irgendwann schien Ahab genug mit ihm 'gespielt' zu haben. Urplötzlich war er hinter ihm, sprang förmlich auf seinen Rücken und drehte mit einer ruckhaften Bewegung seinen Kopf zur Seite. Es gab wieder ein knackendes Geräusch und der Typ ging zu Boden, als hätte man ihm die Luft rausgelassen.

Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, machte Ahab einen langen Schritt über seine Leiche und ging zu dem, immer noch am Boden liegenden, letzten Typen. Und ich begriff plötzlich, warum der sich die ganze Zeit nicht bewegte. Denn ihm steckte ein Messer bis zum Heft seitlich im Oberkörper. Genau in der Lunge. Das war sicher nicht gut.

Ahab hockte sich neben ihn und zog, während ein leichtes Lächeln sein Gesicht zierte, mit einer langsamen Bewegung, sein Messer wieder aus dem Typen.

Auch hatte ich vorhin gar nicht bemerkt, dass Ahab sein Messer überhaupt gar nicht mehr am Bein gehabt hatte. Und wann hatte er es gezogen und dem Typen verpasst? Während er ihn über sich geworfen hatte? Das ging doch alles viel zu schnell.

Die Augen des Typen weiteten sich entsetzt, als Ahab die Klinge langsam entfernte und es klang fast so, als würde er darum betteln, dass er es nicht tat. Denn kaum war die Klinge komplett draußen, krümmte sich der Kerl zusammen und stöhnte auf, während er mit flehentlichem Blick zu Ahab aufsah. Der seufzte kurz auf, drehte das Messer schnell in seiner Hand und rammte es dem armen Tropf direkt ins Herz. Zuckend bäumte er sich ein letztes Mal auf, ehe er leblos zurücksank.

Ahab erhob sich mit stoischem Gesichtsausdruck, wischte das Messer wieder an der Hose ab und befestigte es an seinem Bein.

In diesem Moment verstand ich wirklich, warum Bella ausgerechnet ihn zu meinem Schutz ausgewählt hatte.

Er kannte keine Gnade! Jeder, der sich ihm in den Weg stellte, wurde erledigt. So oder so. Und es schien ihm fast Freude zu bereiten, sie alle zu töten.

Plötzlich riss er mich aus meinen Gedanken. Denn er stand vor mir uns streckte auffordernd seine Hand aus. Es dauerte einen Moment, ehe ich begriff, dass er seinen geliebten Lolli wieder haben wollte. Rasch reichte ich ihm seine Süßigkeit, die er sich spitzbübisch grinsend wieder in den Mund steckte. Dann bedeutete er mir, ihm weiter zu folgen.

Ohne auf die drei toten Männer zu blicken, durchquerte ich den Raum. Dahinter schloss sich wieder ein kurzer Flur an, hinter dem sich allerdings ein größerer Raum befand, der hell erleuchtet war.

Vorsichtig näherten wir uns dem Durchgang und beim Hereinblicken stellte ich allerdings mit großer Freude fest, dass sich darin bereits Bella und die anderen befanden. Sicher und unverletzt. Ich atmete erleichtert auf.

In einer Ecke standen, dicht zusammen gedrängt, einige Männer, die sehr nach Mafiosi aussahen und von Jasper mit der Waffe in Schach gehalten wurden.

Mitten im Raum stand ein großer, blonder Kerl, bei dem es sich sicher um Caius handelte. Unsere Leute standen in einem großen Kreis um ihn herum. Bella war natürlich ganz vorne, wurde aber, wie immer, von Jake gesichert.

„Ach, dein Haustier schleppst du also auch mit hierher. Ich hatte ja schon davon gehört, wollte es aber nicht so recht glauben…die harte Isabella hat also die Liebe gefunden…“, kam es höhnisch von Caius, als er mich erblickte. Er schien nicht einsehen zu wollen, in welch misslicher Lage er sich gerade befand. Wahrscheinlich war er auch einfach nicht daran gewöhnt, zu verlieren.

Bella drehte sich in unsere Richtung und formte ein lautloses „Alles klar“, welches wir nickend erwiderten.

„Warum bringst du es nicht einfach hinter dich und erschießt mich, kleine Bella? Hast du etwa Angst? So wie deine Mutter, die so nett gebettelt hat um ihr Leben und um deins?“, Caius lachte laut auf und ich bekam eine Gänsehaut. Das würde sich Bella sicher nicht lange gefallen lassen. Auf dieses Thema reagierte sie völlig allergisch. Und zu Recht.

„Weil das keinen Spaß macht“, antwortete sie aber sehr ruhig und sah wieder in seine Richtung. „Ich möchte, dass du leidest. Genau wie dein Abschaum von Sohn. Hast du gewusst, dass er auch gebettelt hat, als ich ihm drei Kugeln in sein Allerheiligstes gejagt habe?“

„Was?“, schrie Caius, mittlerweile weniger gelassen, „Ich dachte, der Scheiß-Cop hätte James auf dem Gewissen!“ Er wies mit dem Kinn dabei in Jaspers Richtung.

„Irrtum“, entgegnete Bella ruhig und zog ihre Waffe, „ICH habe ihm PERSÖNLICH ein ganzes Magazin verpasst. Und das schön langsam. Erst in die Knie, dann ein paar unwichtigere innere Organe, so dass er sich schön quält....“ Ich musste nicht ihr Gesicht sehen, um zu wissen, dass sie bei diesen Ausführungen lächelte.

„Du elende Schlampe“, brüllte Caius, „er hätte dich damals auch töten sollen. Es wäre kein Verlust gewesen. Aber nein, DICH mussten wir ja verschonen…Mist Balg! Hast uns nichts als Ärger gebracht…“

Jake machte sofort einen warnenden Schritt nach vorne und knurrte vernehmlich, während Ahab neben mir, sogar kurz aufhörte auf mit seinem Lolli rum zu lutschen.

„Hat er aber nicht..., böser, böser Fehler, sag ich da nur…“, Bella zog ihr Messer aus der Scheide und reichte es, zusammen mit ihrer Pistole, Jake, der es mit grimmigem Gesicht in Empfang nahm.

Was zum Teufel hatte sie vor? Warum entwaffnete sie sich?

„Ahab“, sprach sie ihn an, ohne sich umzudrehen. „Du passt auf, dass er keine fiesen Tricks versucht.“ Er brummte nur als Erwiderung und zog seine Waffe, die er entsicherte und auf Caius richtete.

„Edward“, sie drehte ihr Gesicht zu mir und schenkte mir ein Lächeln, „Stell dich bitte neben Jake und bleib beim ihm, egal was passiert, okay? Ich liebe Dich, Baby. Vergiss das nicht…“

Ich lächelte sie liebevoll an, berührte kurz mit den Fingerspitzen ihre Wange und ging dann zu Jake, der mich bereits freudig angrinste.

„Was soll das denn jetzt werden? Nerv uns hier nicht mit deinen Gefühlsduseleien“, kam es verwirrt von Caius.

„Jetzt…“, Bellas Stimme nahm einen dunklen, gefährlich klingenden Ton an, und sie ließ ihre Fingergelenke warnend knacken, „ist es Zeit für meine Rache…“

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