Samstag, 25. Juni 2011

SML - 46 - party crasher

46 party crasher

„Ich nehme doch an, dass es nicht geplant war, dass sie jetzt hier ist?“, fragte ich vorsichtig und Bella schüttelte langsam den Kopf.

„Nicht wirklich, aber wenn Aro ebenfalls hier wäre, hätte sie uns bestimmt doch noch irgendwie gewarnt. Sie kann sich sicher denken, dass wir hier aufkreuzen. Jake hat zwar nicht direkt was zu ihr gesagt, um sie nicht zu gefährden, aber sie kennt uns ja.“

„Aber warum hat sie euch dann nicht auch Bescheid gegeben, dass sie hier sein würde?“, fragte nun Jasper.

„Ich denke mal, es war eine relativ spontane Entscheidung und das letzte Mal hatten wir vor knapp einer Woche Kontakt. Außerdem hat sie uns ja gewarnt“, Bella machte eine bedeutungsschwere Pause.

Verwirrt sah ich sie an. „Wie, sie hat euch doch gewarnt? Wann denn das?“

„Ihr Auto parkt so, dass man es nicht übersehen kann, egal von welcher Seite man sich nähert“, ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Und sie weiß, wie wir arbeiten.“

Nun gut, ich würde das jetzt nicht wirklich als Warnung betrachten, aber wenn Bella das so sah, war es sicher in Ordnung. Und Jake widersprach ja auch nicht, sondern zog nur die Stirn in Falten, so konzentriert scannte er die Lage.

„Allerdings wird das hier nicht so ein Spaziergang werden, wie erhofft“, ernst sah sie zwischen mir und Jasper hin und her. „Ihr zwei haltet euch im Hintergrund, keine waghalsigen Manöver, verstanden?“

Wir nickten synchron.

„Jazz“, sie deutete mit dem Finger auf ihn. „Du bist für Edward verantwortlich. Halte ihn aus der Schusslinie und achte drauf, dass er keine Dummheiten macht und sich überschätzt. Das ist kein Spiel. Und egal was passiert, bleib mit ihm im Hintergrund!“

„Ja, Ma’m“, antwortete Jasper brav und Bella lächelte zufrieden, ehe sie sich dann weiter an mich wandte.

„Baby…“, begann sie und atmete einmal tief ein. „Das da drin könnte, sagen wir mal, ein wenig unschön werden. Achte drauf, dass du nicht zu nah ans Hauptgeschehen kommst, ja? Wenn jemand auf dich zielt, knall ihn ab, oder lass Jazz es tun, okay? Und egal, was mit mir ist. Bleib. Bei. Jazz!“ Eindringlich blickte sie mich an. „Vertrau mir und Sally. Wir wissen, was wir tun. Also hab keine Angst, wenn mir die Kugeln um die Ohren fliegen.“

Kugeln um die Ohren fliegen?

„Meinst du etwa, dass sie auf dich schießen wird? So richtig?“, erwiderte ich entsetzt.

„Yepp“, nickte Bella. „Und ich auch auf sie.“

„Aber.. aber..“, begann ich zu stottern.

„Es ist okay so, Edward. Sie muss ihre Rolle dringend weiter spielen. Es darf auf gar keinen Fall herauskommen, dass sie mit uns unter einer Decke steckt. Also egal, was wir zwei uns gegenseitig antun, vergiss nie, dass sie auf unserer Seite steht. Der gesamte Erfolg der Mission und unser gesamtes restliches Leben hängt daran. Und kleine Wunden heilen…“

Ich nickte mit zusammengepressten Lippen. Ich hatte verstanden. Und ich würde ihre Tarnung nicht auffliegen lassen. Aber die Vorstellung, dass jemand wirklich ernsthaft auf Bella schießen könnte, ließ meinen Magen zu einem Bleiklumpen werden. Was, wenn diese Sally sie aus Versehen doch traf? Oder die Seiten gewechselt hatte?

„Okay“, Bella drehte sich wieder nach vorne und zog etwas Schwarzes aus dem Handschuhfach, was sie uns direkt weiter nach hinten warf. „Zieht die Westen drunter, nur für den Fall der Fälle.“

Jasper hatte sie geschickt aufgefangen und reichte mir nun meine Weste. Es war eine dieser superleichten, schusssicheren Kevlar-Westen, und ich machte mir gar nicht erst die Mühe, zu überlegen, wie sie an diese gekommen war. Schnell schlüpfte ich aus meinem Jackett, zog sie über und zog mich wieder an. Man spürte sie kaum. Gut, dann war ich auch nicht in meinen Bewegungen eingeschränkt.

Jasper, Jake und Bella hatten in der Zeit dasselbe getan. Zusätzlich steckten sich Jake und Bella noch irgendwelche kleinen, undurchsichtigen Plastikbeutel in verschiedene Anzugtaschen. Aber ich kam nicht dazu, danach zu fragen, da wir bereits etwas abseits auf dem Parkplatz anhielten und dann ausstiegen. Dabei mieden wir das Licht der Parkplatzbeleuchtung und stellten uns alle im Dunkeln neben den Fahrzeugen auf.

Bella gab noch einige kurze Instruktionen, ehe wir uns, in Zweiergruppen, auf den Weg zum Lieferanteneingang machten. Ich blieb dicht bei Jazz, der mit todernster Miene den Ausführungen von Bella gefolgt war. Er hatte, im Gegensatz zu mir, schon Erfahrungen mit solchen Einsätzen, auch wenn die noch auf der Seite des Gesetzes stattgefunden hatten.

Innerhalb von ein paar Minuten stand unsere Gruppe nun komplett vor der hinteren Tür, deren Schloss Jake gerade knackte und geschickt den Alarm überbrückte. Als er sie vorsichtig öffnete, gab Bella uns das Zeichen, die Waffen zu ziehen und die Stille wurde nur kurz von mehreren leisen Durchladegeräuschen unterbrochen. Auch ich zog die Glock, welche mir Bella gegeben hatte und entsicherte sie leise.

Augenblicklich raste mein Adrenalinspiegel nach oben. Ich wusste, dass hier war ernst - verdammt ernst. Ich versuchte, meine nun aufsteigende Angst um Bella, zu unterdrücken. Denn auch, wenn ich eigentlich wusste, dass sie für genau so was hier trainiert war, dass es ihr wortwörtlich im Blut lag, so konnte ich nicht verhindern, dass ich sie beschützen wollte. Auch, wenn sie schon hunderte solcher Aufträge erfolgreich ohne mich durchgezogen hatte.

Allerdings blieb mir nicht viel Zeit zum Überlegen, da wir nun leise das Gebäude betraten. Dabei liefen Jazz und ich fast ganz hinten, so dass ich Bella nicht richtig sehen konnte. Sie hatte natürlich mit Jake die Spitze übernommen.

„Ruhig, Edward“, zischte mir Jasper leise zu. „Sie weiß, was sie tut.“

Ich nickte seufzend, meine Pistole mit schweißnassen Händen fest umklammert.

Wir liefen schweigend den Flur entlang, bis wir an eine Treppe kamen. Dort schlich sich Sam alleine kurz nach oben, um die Lage zu checken. Bella hatte uns vorhin erklärt, dass es hier eine kleine Empore gab, von der aus man den gesamten Saal überblicken konnte. Das war wohl grundlegend für Bellas Plan.


Als er endlich zurückkam, diskutierte er kurz mit Bella, die dann flüsternd kurze Anweisungen an alle Anwesenden verteilte. Daraufhin trennten sich ein paar von uns, so dass wir zum Schluss nur noch mit zwei anderen hinter Bella her, bis zu einer großen Flügeltür liefen.

Dort blieb Bella stehen und legte den Finger auf den Mund. Mein Herz schlug mir mittlerweile bis zum Hals. Das Blut rauschte laut in meinen Ohren. Doch ich versuchte, mich ganz auf meine Trainingsanweisungen zu konzentrieren. Alles andere schob ich einfach weg. Und es klappte.

Mit einem gewaltigen Fußtritt öffnete Jake die Tür und wir stürmten hinein. Wie von Bella gefordert, blieben Jasper und ich nahe der Tür stehen und ließen erst mal die Profis machen.

Zeitgleich mit uns, stürmten die anderen aus den seitlichen Türen. Die Tische im Saal waren zu einer festlichen, u-förmigen Tafel angeordnet, in deren Mitte das Brautpaar tanzte.

In dem Moment, als wir hineinplatzten, erstarb augenblicklich die Musik und vereinzelt waren leise Schreie von Frauen zu hören. Ansonsten herrschte gespenstische Stille.

Das Brautpaar verharrte, wie vom Blitz getroffen, in ihrer Tanzposition und starrte uns ungläubig an. Was ich gut nachvollziehen konnte, denn wer hatte schon vor, seinen großen Tag im Leben, von einer Gruppe Guerillakämpfer crashen zu lassen.

Bella lief, ohne anzuhalten, bis sie direkt vor dem Brautpaar stand, welches sie immer noch entgeistert anstarrte. Der Bräutigam allerdings, schien sie zu kennen und anhand seines sauren Gesichtsausdrucks, konnte ich folgern, dass er sie nicht besonders gern hier sah. Mit großer Erleichterung bemerkte ich dann, dass Jake ihr folgte und ihren Rücken sicherte. Sie waren halt ein eingespieltes Team.

„Dimitri“, säuselte Bella gespielt fröhlich. „Du hattest ganz vergessen, uns zu deinem großen Tag einzuladen. Also dachte ich, wir schauen einfach mal so rein.“

Der Angesprochene sah sie mittlerweile hasserfüllt an und knurrte „Du wirst diesen Saal hier nicht lebend verlassen, das verspreche ich dir! Und wenn es das Letzte ist, was ich tue… “

„Oh, Dimitri. Sei doch nicht so ein Spielverderber. Ich dachte, du freust dich, mich zu sehen“, erwiderte Bella unbeeindruckt und tätschelte ihm die Wange, während ihre Waffe auf seine Frau gerichtet war, die mit großen Augen in den Lauf blickte.

Bella sah kurz in ihre Richtung und deutete mit einer Kopfbewegung an, dass sie sich langsam weg von ihrem Mann und in unsere Richtung bewegen sollte. Was sie sich natürlich nicht zweimal sagen ließ. Mit hastigen Schritten kam sie auf uns zu.

Jasper ließ sofort seine Waffe sinken und trat auf sie zu. „Miss“, er räusperte sich. „Bleiben sie bitte hier stehen und es wird ihnen nichts geschehen. Keine Sorge. Und übrigens, Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit“, mit einem Lächeln schüttelte er der verdutzten Braut die Hand und diese stellte sich dann auch wirklich brav neben ihn.

Ungläubig schüttelte ich den Kopf und sah dann wieder zu Bella, die ihre Waffe jetzt auf diesen Typen gerichtet hatte. Er schäumte mittlerweile fast vor Wut.

Ein paar Sekunden lang herrschte gespenstische Stille, ehe alles plötzlich ganz schnell ging.

Bella griff plötzlich diesen Dimitri am Arm und wirbelte ihn herum, so dass sie hinter ihm in Deckung war. Allerdings stand sie jetzt Rücken an Rücken mit ihm. Zeitgleich wurden mehrere Schüsse abgegeben und sie rief laut „Deckung“.

Ich war wie erstarrt, unfähig meine Augen von meiner Frau zu nehmen, aber Jasper stellte sich einfach mit der Braut im Schlepptau vor mich. ER hatte ja auch gut reden. SEINE Frau war zuhause und in Sicherheit.

Jake hechtete mit einem riesen Satz hinter die doppelstöckige Torte, die auf einem kleinen Tisch neben ihm stand. Sofort flogen Sahne und Zuckerdekoration in hohen Bogen durch die Luft, als sie prompt von mehreren Schüssen durchsiebt wurde. Das Marzipan-Brautpaar, welches oben drauf gestanden hatte, wurde ebenfalls erledigt. Ob das wohl ein böses Omen für diese Verbindung war?

Ich spähte über Jaspers Schulter und sah gerade noch, wie sich der Bräutigam urplötzlich auf den Boden warf und Bella ungeschützt dastand. Sie wirbelte zwar sofort herum und schoss direkt, aber zuckte dabei auch etwas zusammen. Mit Grauen sah ich, wie sich die Jacke an ihrer linken Schulter schnell rot verfärbte. Doch sie ließ sich dadurch nicht beeindrucken, sondern gab noch weitere Schüsse ab, während sie langsam rückwärtsging und sich neben Jake in Deckung begab. Dieser gab ihr zeitgleich Feuerschutz.

„Isch 'ab was gegen ungebetene Gäste“, rief plötzlich eine Frau mit starkem, französischen Akzent durch den Raum. Ich hatte sie erst gar nicht bemerkt, denn sie stand etwas abseits, so dass ich erst einen langen Hals machen musste, um sie genauer zu sehen.

Es war eine gut aussehende Frau mit langem, dunklem Haar, die mit gezogener Waffe, breitbeinig, auf einem der Tische stand. Ihre Augen fixierten Bella und Jake. Das enge Kleid, was sie trug, hatte an mehreren Stellen Risse, an denen sich der cremefarbene Stoff langsam rot verfärbte.

„Und wir was gegen Froschfresser…“, brüllte unbeeindruckt Jake zurück.

Oh mein Gott, war DAS etwa unser französischer Maulwurf?

Ich betrachtete die Dame nun mit großem Interesse genauer. Sie sah wirklich wütend aus, also nicht nur gespielt wütend. Und die Schusswunden an ihren Armen und Beinen waren definitiv auch echt. Es schienen zwar bloß kleine Streifschüsse zu sein, aber die taten sicherlich auch schweinemäßig weh.

Würde Bella denn ihre Freundin wirklich so verletzten? Und würde Jake das zu lassen? Wie weit würden die drei gehen, um hier den Schein zu wahren? Wenn ich an die Dringlichkeit der Sache dachte, wurde mir klar, dass sie jeden Preis zahlen würden.

Und wenn man Bella mal in Aktion erlebt hatte, wusste man mit Sicherheit, dass ein Streifschuss eigentlich nicht ihre Art war. Wenn sie treffen wollte, dann traf sie auch. Folglich musste sie mit Absicht so schlecht getroffen haben. Ich hoffte bloß, dass es kein anderer bemerken würde.

Trotzdem war die ganze Situation jetzt irgendwie festgefahren. Jake und Bella auf der einen Seite, Sally als exzellente Scharfschützin auf der anderen. Wie bitte, wollten die beiden da raus kommen, ohne abgeknallt zu werden? Unsere Jungs standen zwar mit gezogenen Waffen bereit, um ihnen Beistand zu leisten, aber Bella würde es sicherlich nicht zulassen, dass einer von ihnen schoss. Denn damit riskierte sie ja, dass Sally ernsthaft verletzt werden konnte. Und das sollte ja unter allen Umständen vermieden werden.

Dies war also eine klassische Patt-Situation.

„Solonge“, rief Bella deshalb laut, während sie ihre Waffe nachlud. „Vermisst du denn eigentlich gar nicht dein Heimatland? Oder gefällt es dir an Aros Seite so gut, dass du nicht wieder nach Hause willst? Der alte Knacker hatte doch schon immer eine Schwäche für dich, oder?!“

„Isabella“, Sally legte den Kopf beim Sprechen schief. „Nachdem DU ihn so enttäu’scht 'ast, brau’chte er ja jemanden Neu’en an seiner Seite, dem er vertrau’en konnte. Und jemand’en der auf I’hn auf’passt und mit ei’ner Waffe umgeh’en kann. Es war ja abzuseh’en, dass du so dumm bist, dich räch’en zu wollen“, sie lachte abschätzig. Mein Gott, ihre Tonlage war eiskalt. Hätte ich es nicht besser gewusst, wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass sie eigentlich auf unserer Seite stand. Das tat sie doch immer noch, oder?

„Ja sicher, wie schön für dich…und vor allem sucht er immer jemanden Neuen, der ihm sein Bett wärmt. Ihr Französinnen seid doch berüchtigt für euer Bettgeflüster…“, Bella spähte vorsichtig um die Ecke und Sally schnalzte abschätzig mit der Zunge.

Auf einmal lächelte Bella, zog ihren Kopf zurück und flüsterte Jake was ins Ohr, woraufhin er mit der flachen Hand ein paar Mal lockend auf den Boden klopfte.

Ich hatte keine Ahnung, was das jetzt sollte, bemerkte aber mit Entsetzen, dass einen Augenblick später, die bodenlange Tischdecke neben Jake verdächtig wackelte. Ich wollte ihn gerade warnen, als Sally laut „Merde“ und anschließend zuckersüß „Madame Fiboo“ durch den Raum rief. Wie? War etwa noch eine Französin hier? Ich hatte immer angenommen, dass diese Sally, oder Solonge, wie sie wohl richtig hieß, alleine arbeitete.

Verwirrt sah ich zu Bella, die sich gerade über Jake rüber beugte und die Tischdecke vorsichtig anhob. Etwas dunkles, haariges schob sich darunter hervor und leckte ihr fiepsend das Gesicht ab.

Seth... erleichtert atmete ich auf. Den Burschen hatte ich jetzt nicht hier vermutet. Aber er war ja bei Sally, das hatte Bella zumindest immer gesagt. Und da sie hier war, konnte er wohl auch nicht weit sein. Ich hatte schon irgendeinen bewaffneten Typen da unter dem Tisch hervorkriechen sehen.

Bella und Jake umarmten Seth beide liebevoll. Sie hatten ihn wohl sehr vermisst. Allerdings waren sie stets darauf bedacht, ihn hinter der Deckung zu halten. Dieser Fehler würde ihnen nicht nochmal passieren.

Währenddessen wackelte die Tischdecke erneut und hervor kam... eine Katze, die mit erhobenem Schwanz auf Jake zulief und sich an sein Bein schmiegte. An Seth schien sie sich nicht zu stören, im Gegenteil, sie schnurrte auch ihn freundlich an. Die beiden kannten sich wohl gut.

„Madame Fiboo…“, rief Sally erneut. Dieses Mal mit ehrlicher Verzweiflung in der Stimme. Dabei sah sie sich hektisch suchend um. Wo war denn diese Madame nun? Auch ich ließ meine Augen durch die Menge schweifen, aber niemand reagierte auf Sallys Rufen.

Jake nahm währenddessen die graue Katze auf den Arm und schmuste erst mal ausgiebig mit ihr.

Seit wann hatte er eine Katze? Oder … oder war DAS etwa Madame Fiboo?

„Hey, Franzosenschlampe“, rief er dann und begann, sich langsam zu erheben. „Suchst du vielleicht deine kleine Miezekatze?“ Jetzt stand er deutlich sichtbar für sie da. Und auf dem linken Arm lag weiterhin die laut schnurrende Katze, der er aber mittlerweile seine Waffe ins Fell drückte.

„Tu...enfoiré“, fluchte sie laut, „la'ss meine Katze SOFORT los!“

„Ich glaube aber, ihr gefällt es ganz gut bei mir“, antwortete er grinsend, während Bella Seth, mit einem fast unsichtbaren Wink, wieder unter den Tisch schickte. Ein paar Sekunden später, tauchte er an unserem Ende der Tafel auf und stand dann, wild wedelnd, neben Jasper, der ihm kurz, aber liebevoll, den Kopf tätschelte. Dann setzte er sich brav neben mich und schubste mich sanft mit der Nase an, bis ich endlich begann, ihn mit meiner freien Hand zu kraulen.

Bella war inzwischen aufgestanden und stand nun direkt hinter Jake, der sich langsam rückwärts bewegte. Sie benutzen die Katze quasi als Schutzschild. Sally zielte zwar auf ihn, aber konnte nicht schießen, ohne das Leben ihrer Katze zu riskieren. Sie schimpfte wild, in einem nicht zu verstehenden Gossen-Französisch, vor sich hin und jeder im Raum, nahm ihr, ohne zu zögern, diese perfekte Show ab.

„Knall ihn ENDLICH ab, Sally“, mischte sich jetzt Dimitri ein, „es ist doch nur eine verdammte Katze!“

„'alt die Klapp'e“, zischte Sally ihn an, „es ist nischt nur irgenei'ne Katz'e, es ischt MEINE verdammte Katz'e! Ich schieß dir ja auch nischt die Ei'er weg, nur weil ich sie für völlig unnütz 'alte, oder?!“ Dann sah sie wieder bitterböse zu Jake, und wenn Blicke töten könnten, wäre er sicher tot umgefallen. Die beiden spielten das Ganze so gut, dass man direkt Angst bekommen konnte.

Während sie weiter vorsichtig rückwärts lief, gab Bella unseren Jungs irgendwelche Handzeichen, und auch sie zogen sich langsam in Richtung der Türen zurück. Dann legte sie ihre freie Hand auf den Rücken und machte eine eindeutige Bewegung.

„Okay, Edward“, sagte Jasper daraufhin leise, „Zeit sich zurückzuziehen.“ Er drehte sich um und lief, mich hinter sich her ziehend, in Richtung Tür. Seth folgte uns.

„Aber Bella und Jake sind doch noch da drin“, fing ich an zu protestieren, aber er zog mich unbarmherzig weiter. „Wir müssen doch…“

„Schaffst du die hundert Meter in unter zehn Sekunden?“, unterbrach er mich, während wir in den Flur traten. Ich schüttelte den Kopf. „Dann solltest du jetzt lieber rennen“, sagte er und setzte sich auch schon in Bewegung. Er lief den langen Flur hinab in Richtung Ausgang. Schweren Herzens folgte ich ihm, vor allem da ich sah, dass neben Seth, auch die anderen Jungs ihm bereits folgten.

Innerhalb von ein paar Sekunden erreichten wir die Tür und blieben dort stehen. Wir blickten zurück, zu der immer noch geschlossenen Saaltür. Einen Augenblick lang herrschte dort noch Ruhe, ehe aus dem Saal tumultartige Geräusche zu hören waren und Bella herausgeschossen kam. Sie rannte in einer unglaublichen Geschwindigkeit in unsere Richtung. Jasper konnte mich gerade noch zur Seite ziehen, ehe sie sich, ohne abzubremsen, aus vollem Lauf, rückwärts vor die Tür schmiss und sofort Jake, der jetzt aus der großen Saaltür kam, Feuerschutz gewährte. Dabei brüllte sie ihm auf Quieleute immer 'links' oder 'rechts' zu und er lief im Zickzack wie ein Hase, so dass sie exakt an ihm vorbei schießen konnte.

Sally und zwei andere, gegnerische Kerle standen hinter ihm im Flur und schossen wie wild und - Gott sei Dank - immer vorbei. Bella auch. Jedenfalls ein wenig. Also gab es keine Toten. Nur Verletzte. Dem Linken schoss sie die Waffe aus der Hand, dem Rechten ins Knie und Sally in die Schulter, so dass sie erschrocken aufschrie.

Jake warf Bella im Vorbeirennen einen bösen Blick dafür zu, aber Bella grinste nur und rief ihm ein „ist ein glatter Durchschuss, keine Panik“ hinterher, ehe sie uns, mit einem Kopfnicken, ebenfalls hinaus schickte und uns in die Dunkelheit folgte.



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