Freitag, 24. Juni 2011

SML - 45 - let the party start

45 let the party start


„Die Montalban?“, fragte ich entsetzt. „Sind das nicht genau die, die versucht haben dich in Texas zu töten?“

„Yepp“, antwortete sie grinsend, wobei ich nicht verstehen konnte, was sie daran so lustig fand.

„Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“, sprudelte ich los. „Mit so jemandem kann man sich doch nicht verbünden. Die werden dich töten, sobald sie die Gelegenheit dazu haben. Das hast du selber gesagt. Hast du schon vergessen, was in Texas abgelaufen ist? Das... das geht einfach nicht...“, meine Stimme zitterte fast. Ich hatte Mühe und Not nicht in Panik zu verfallen. Wie kam sie nur dazu solch ein Risiko einzugehen? Die würden doch nicht zögern sie zu töten, selbst wenn sie erst einmal freundlich taten. Allein der Gedanke daran, sie vielleicht wieder zu verlieren, machte mich wahnsinnig.

„Shh“, beruhigte sie mich. „Alles in Ordnung, Edward. Natürlich habe ich das alles nicht vergessen. Für wie dumm hältst du mich?! Und die Montalban haben auch nicht einfach vergessen, was ich ihnen damals angetan habe. Aber bei uns allen gilt eine Regel und die lautet: Die Feinde meiner Feinde, sind meine Freunde! Verstehst du? Und nach anfänglichen Schwierigkeiten, haben wir uns richtig gut verstanden. Ein paar Zugeständnisse unsererseits und alles lief wie am Schnürchen.“

„Nach anfänglichen Schwierigkeiten…? Und Zugeständnissen…?“, erwiderte ich verwirrt.

„Naja“, druckste sie nun herum. „Sie waren erst mal natürlich nicht begeistert, als Jake und ich einfach ohne Anmeldung bei ihnen aufgekreuzt sind...“

„Ihr seid einfach so da rein spaziert?“, unterbrach ich sie. „Seid ihr wahnsinnig oder habt einen Todeswunsch? Die hätten euch töten können!“ Ich wusste ehrlich nicht, was ich dazu sagen sollte. Wollte mir gar nicht ausmalen, was hätte passieren können. Nur zu gut hatte ich noch in Erinnerung, wie ernst das in Texas gewesen war. Immerhin hatte ich einen fiesen Streifschuss abbekommen. Und das, trotz Bellas Schutz. Es wollte jetzt einfach nicht in meinen Kopf, dass sie sich mit so jemandem verbündete. Denen konnte man doch nicht trauen...niemals.

„Haben sie aber nicht“, entgegnete Bella schmunzelnd und unterbrach damit meinen Gedankengang. „Erstens, war ich ja sowieso in der Nähe...sagen wir mal, untergebracht, also bot es sich ja förmlich an, da persönlich vorbei zu schauen. Und Zweitens, hätten die wohl kaum mit uns gesprochen, wenn wir uns vorher höflich angemeldet oder es telefonisch versucht hätten. Also sind wir einfach reingestürmt. Schließlich ist der Angriff ist immer noch die beste Verteidigung. Ein paar Wachposten mussten natürlich dran glauben, der Boss sitzt ja nicht gleich hinter der Eingangstür und empfängt uns. Und klar, haben sie auch auf uns geschossen. Aber nachdem ich bei ihrem Boss auf der Brust gehockt und ihm meine Waffe an die Stirn gehalten habe, war eigentlich alles sofort sehr entspannt. Auf einmal haben sie uns endlich richtig zugehört und aufgehört, herum zu schreien. Komisch, oder?!“ Sie zwinkerte mir zu.

Ich war ehrlich schockiert. Versuchte verzweifelt, mir die ganze Situation nicht wirklich vorzustellen, aber da ich sie in letzter Zeit beim Training ja ständig in Action gesehen hatte, gelang es mir nicht wirklich. Wobei ich ehrlich ein Problem mit dem Punkt hatte, dass sie bei einem andern Mann auf der Brust gehockte hatte.

„Er lag mit dem Rücken auf dem Tisch“, beantwortete sie meine unausgesprochene Frage.

„Auf dem Tisch? Wie ist er denn da hingekommen?“, bohrte ich weiter.

„Jake“, antwortete sie achselzuckend. „Was denkst du, wozu er mit da war. Ich hab uns den Weg frei geschossen und er hat dafür gesorgt, dass ich an den Boss rankam. Ehrlich, war ganz easy. Wir haben dann mit denen kurzerhand einen Vertrag geschlossen...“

„Einen Vertrag geschlossen? So richtig schriftlich und so?“, fragte ich verwirrt.

„Nee…“, sie rollte mit den Augen. „In unserer Branche besiegelt man so etwas NATÜRLICH mit Blut.“

Entsetzt riss ich die Augen auf und scannte ihren Körper nach frischen Schnittwunden.

„Das. War. Ein. Scherz, Baby. Bei bestimmten Dingen gilt einfach ein Handschlag. Wie überall woanders auch. Vertrag ist Vertrag.“, erläuterte sie.

„Und jetzt macht ihr, t’schuldigung, WIR, mit den Typen so einfach gemeinsame Sache?“

„Bis Aro gestürzt ist auf jeden Fall, danach werden die Karten neu gemischt. Aber da wir, wie zugesagt, einen Teil unseres Gebietes an die Montalban abtreten, dürfte es eigentlich keine Probleme geben. Ihr Boss war übrigens auch recht beeindruckt darüber, plötzlich eine Todgeglaubte vor sich zu haben. Vielleicht hat uns das auch ein bisschen geholfen“, sie grinste belustigt.

„Welche Gebiete tretet ihr den an sie ab?“, fragte ich neugierig. Ob die einen Teil des Gebietes bekamen, indem wir damals waren?

„Sämtliche Südstaaten, also Texas, New Mexico, Arizona, Kalifornien und ganz Mexico. Praktisch alles, was Marcus bisher unter seiner Fittiche hatte. Er wird dann dafür den Norden übernehmen.“

Einen Moment lang sah ich sie nachdenklich an. Sie strukturierte also Aros Imperium um, wenn er aus dem Weg geräumt war. Hieß das etwa...

„Du hast nicht wirklich gedacht, dass ich, nachdem Aro irgendwann tot ist, alles hinwerfe und eine brave Hausfrau werde, oder?“, sie legte den Kopf leicht schief und sah mich fragend an.

„Naja“, begann ich. So ein wenig hatte ich ja beim Thema „Auswandern nach Südamerika“ an Palmen, Strand und Relaxen gedacht. Und das den ganzen Tag. Ab und zu vielleicht ein wenig Baden, oder andere Aktivitäten im Sand. War wohl ein Irrtum gewesen. Bella dachte gar nicht daran.

„Edward“, sie strich mir sanft über die Wange. „Ich kann aus diesem Leben nicht einfach aussteigen. Ich bin leider eine sehr bekannte und geachtete Größe in diesem Business und es wird mich auf ewig verfolgen. Es ist nicht wie ein Job, den man einfach kündigen kann. Stell es Dir so vor, wie bei einem Adelstitel. Den kann man auch nicht einfach zurückgeben. Es ist wie ein Geburtsrecht, oder eher gesagt eine Pflicht. Ich kann nicht einfach so aus meinem Leben. Außerdem haben fünfzehn Jahre Training ihre Spuren hinterlassen. Ich werde nie normal sein...nicht mal für dich. Und glaub nicht, dass ich es nicht schon versucht hätte….Für dich würde ich alles tun, aber in diesem Punkt sind mir die Hände gebunden.“

„Aber du kannst jetzt immerhin schon ohne Waffe in der Hand schlafen“, warf ich ein. Denn seit wir hier waren, hatte sie das kein einziges Mal getan.

„Das aber auch nur, weil ich über ein Jahr lang, keine mehr in der Hand gehabt habe. Glaube mir, zwei Wochen lang habe ich am Anfang fast gar nicht mehr geschlafen deswegen. Es hat mir einfach was gefehlt, verstehst du? Ich brauchte immer diese Art von... Sicherheit und Selbstständigkeit. Das Gefühl, immer auf alles vorbereitet zu sein und die Situation im Griff zu haben. Ich konnte einfach nicht einschlafen, weil mein Körper ständig in einem Alarmmodus war. Die haben mich dann einfach abends zu gedröhnt, so dass ich schlafen musste und irgendwann ging es dann auch ohne. War wie eine Art Entzug“, sie lachte leise.

Unwillkürlich musste ich schlucken. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. In ihrem Gefängnis konnte sie ja all die Monate, nicht ihre vorherigen Angewohnheiten einfach weiter führen. Aber dass sie sich so sehr an das Gefühl einer Waffe in der Hand gewöhnt hatte, dass sie ohne nicht schlafen konnte, war wirklich erstaunlich. Ob Jake das auch so handhabte? Ich musste ihn bei Gelegenheit mal danach fragen. Vielleicht war das ja in ihren Kreisen gar nicht so abwegig und jeder tat es.

„Du kannst dir das Glücksgefühl gar nicht vorstellen, welches mich durchströmte, als ich meine Sig Sauer ENDLICH wieder in der Hand hielt. Endorphine pur. Am liebsten hätte ich sie geküsst vor Freude, aber dazu fehlte mir einfach die Zeit. Aber es war, als wäre ein Teil meines Körpers wieder zu mir zurückgekehrt, als wäre ich wieder … ich.“

Nach dieser Ansage sah Bella mich eindringlich an und legte mir beide Hände an meine Schläfen.

„Das ist ja auch genau das, was ich dir die ganze Zeit versuche zu erklären. Oder besser gesagt, zu zeigen versucht habe. Mit mir wirst du niemals ein normales Leben führen können, denn es wird immer ein gewisses Gewaltpotenzial in meinem Leben geben.“ Für einen Moment sah sie mir schweigend in die Augen. „Wobei das schon ziemlich untertrieben ist. Ich kann nicht raus aus meiner Haut. In all den Jahren hab ich das alles so verinnerlicht, dass es ist zu einem Teil meiner Persönlichkeit geworden ist...“

Ich wollte protestieren, aber sie legte mir einen Daumen auf die Lippen.

„Du willst mir jetzt sicherlich erklären, dass ich aber ein gutes Herz besitze und so weiter. Das will ich ja auch gar nicht mehr abstreiten und damit hast du sicher zu einem gewissen Grad Recht, aber trotzdem werde ich nie das Leben eines Vorzeigefrauchens führen. So mit Kaffeekränzchen und Kuchen backen. Wenn wir in Südamerika sind, werde ich von dort aus das - nennen wir es mal „Unternehmen“- weiterführen. Ich werde zwar nicht mehr so stark involviert sein wie früher, aber das Geld für unser tägliches Leben wird immer noch aus den üblichen Kanälen kommen. Oder hattest du etwa vor, normal jeden Tag arbeiten zu gehen?“, grinsend nahm sie den Daumen weg und ich wiegte meinen Kopf abwägend leicht hin und her.

„Meinst du diese Art von arbeiten, die, mit um halb sechs Uhr in der Frühe aufstehen und bis abends außer Haus sein, verbunden ist?“

Bella nickte, immer noch breit grinsend.

„Klingt irgendwie gar nicht so übel! Was hast du denn alternativ, Verlockendes anzubieten?“

„Mhmm“, nachdenklich verdrehte sie die Augen. „Lass‘ mich mal überlegen: Bis um acht oder neun schlafen, gemeinsames Frühstück mit der Familie, danach spielen, relaxen, kuscheln, was immer du willst...“, sie ließ meinen Kopf los und strich mit ihrer Hand über meine Brust.

Ich presste die Lippen aufeinander, so als müsste ich erst darüber nachdenken. „Gemeinsames Frühstück, sagst du? Klingt verlockend, aber gegen so einen stressigen acht Stunden Job...“

Kichernd schlug die mir gegen die Brust und erwischte natürlich zielsicher den Solar Plexus, so dass ich für eine Sekunde glattweg vergaß, zu atmen. „Du alter Schauspieler. Immer vom Thema ablenken. Aber jetzt geht es ab ins Bettchen, wir haben morgen schließlich was vor.“

„Was machen wir denn morgen Wichtiges?“, fragte ich mit großen Augen.

„Morgen…, sie machte eine bedeutungsschwere Pause, „Morgen, gehen wir auf eine Hochzeit.“

„Eine Hochzeit?“, fragte ich verwirrt.

„Yepp“, gluckste Bella.

„Wer hat uns denn eingeladen? Ich dachte, wir sind auf der Flucht?“

„Keiner, das ist doch gerade der Spaß an der Sache. Wir werden Hochzeits-Crasher…“



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Am nächsten Tag, machten wir uns wider erwarten wirklich auf den Weg zu einer Hochzeit. Ich hatte ja eigentlich gedacht, dass es bloß ein Scherz gewesen war, aber ich hätte wissen müssen, dass Bella niemals scherzte. Jedenfalls nicht in dieser Hinsicht. Ich hoffte jetzt bloß, wir würden nicht die Trauung stürmen oder so, sonst könnte das mit Jazz peinlich werden. Vorsichtshalber packte ich ein paar Taschentücher mit ein.

Und dementsprechend festlich angezogen waren wir dann auch. Jeder von uns, inklusive Bella, trug einen maßgeschneiderten Anzug in schwarz mit Nadelstreifen, auf dessen Rücken in weiß ein Tiger- und ein Drachenkopf gestickt waren, die sich anblickten. Ich fragte mich wirklich, wann Bella die organisiert hatte. Aber eigentlich war es mir auch egal. Hauptsache, der Anzug saß.

Das Einzige, was man vielleicht als ein wenig störend empfinden konnte, waren die Waffen, die wir unter den Sakkos trugen. Jeder von uns hatte eine vollgeladene Sig Sauer in einem Holster und noch zusätzliche Munition in den Taschen. Daran musste ich mich wirklich noch gewöhnen, aber Jake macht mir Mut und meinte, dass ich es nach ein paar Mal schon nicht mehr als störend und nach ein paar Monaten als unabdingbar sehen würde. Sein Wort in Gottes Gehörgang. Wer weiß, vielleicht schlief ich ja demnächst auch mit der Waffe in der Hand…obwohl ich das als wenig verlockend empfand, denn ich braucht meine beiden freien Hände, um sie um meine Frau zu legen. DAS hatte bei mir immer oberste Priorität!

So war ich also dann auf dem Weg, zu meinem ersten „Einsatz“. Ein wenig mulmig war mir da ja doch schon. Immerhin waren wir nicht dorthin unterwegs, um freundlich „Hallo“ zu sagen. Bella hatte mir zwar eingeschärft, mich im Hintergrund zu halten und die Waffe nur im äußersten Notfall zu benutzen, aber trotzdem war in meinem Magen ein riesiger Knoten.

Wir fuhren mit den beiden Hummern dorthin, insgesamt waren wir fast ein Dutzend Leute. Emmett hatte auch gerne mitkommen wollen, aber Bella hatte es ihm erfolgreich ausgeredet. Auch Rose zuliebe. Besser gesagt, sie hatte mit ihm ein, mir nur allzu bekanntes, Spiel gespielt.

Er sollte Bella die Waffe abnehmen, bevor sie ihn dreimal zu Boden befördert hatte. Emmett lachte und fühlte sich sehr siegessicher, da er ja mindestens drei Köpfe größer war als sie. Und er schlug sich wirklich nicht schlecht, denn durch seine Größe und Masse, und weil Bella ihm ja nicht wirklich wehtun wollte, hatte er einen gewissen Vorteil. Aber letztendlich unterlag er doch und gab dann grummelnd nach. Ein Deal war halt ein Deal.

Anders sah die Sache bei Jasper und mir aus. Wir durften und sollten sogar mit. Als Reality-Trainingseinheit. Bella meinte, es würde uns ein paar reale Erfahrungen bringen, ohne uns wirklich zu gefährden. Alles würde ganz easy verlaufen und wir konnten mal unsere neu erworbenen Fähigkeiten erproben. Das macht uns ganz zuversichtlich. Denn Jake und Bella würden uns niemals wissentlich gefährden. Das dachte wohl auch Alice und ließ Jasper kommentarlos ziehen, sie wünschte ihm sogar viel Glück. Sie würde sich in der Zwischenzeit, mit dem schmollenden Emmett und Rose, einen schönen Tag machen.

Es dauerte ein paar Stunden, bis wir an dem geplanten Zielort ankamen. Es war eine kleine Gaststätte am Rand eines hübschen Sees. Wirklich nett gelegen, um eine Hochzeit zu feiern. Aber wer hier genau feierte, war mir noch nicht mitgeteilt worden und so spekulierten Jazz und ich wild herum. Jake grinste nur wissend und fuhr langsam an den parkenden Autos der anwesenden Gäste vorbei. Das tat er sicher, um abzuschätzen, wie viele Personen sich dort drinnen überhaupt aufhielten. Eine der Grundregeln, die er uns die ganze Zeit eingetrichtert hatte, war, immer zu wissen, mit wem man es zu tun bekam. Und so checkten er und Bella erst mal die Lage, bevor sie uns aussteigen lassen würden. Plötzlich stoppte Jake abrupt und fluchte leise. Bella sah ihn zuerst fragend an und folgte dann seiner Blickrichtung.

„Verdammt“, zischte nun auch sie.

„Was ist los?“, fragte ich mit einem unguten Gefühl im Bauch und beugte mich nach vorne, um auch einen Blick auf die parkenden Autos zu werfen. Für mich sah das alles ganz unauffällig aus. War es etwa eine Falle?

Bella seufzte und drehte sich zu mir um. „Sally ist hier...“







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