Montag, 28. Februar 2011

SML - Outtake - Interlude 3

Interlude 3


Jake-POV

Zarte Hände strichen über meinen Oberkörper, während Zähne leicht an meinem Ohrläppchen knabberten.

Mhmm... so würde ich gerne jeden Morgen geweckt werden...

Langsam ließ ich meine Hände über ihre weiche Haut gleiten. Fasste dann an ihre Hüfte und hob sie auf mich drauf.

„Bonjour“, hauchte sie, bevor sie ihre Lippen auf meine presste und dann meinen Mund mit ihrer Zunge förmlich plünderte.

Fordernd legte ich meine Hände auf ihren Hintern und drückte sie an mich, was ihr ein Stöhnen entlockte.

Genau in diesem Moment klingelte mein Handy.

„Shit“, entfuhr es mir. Ich beendete hastig den Kuss und streckte meine Hand in Richtung des Nachttisches.

„Lass es doch klingeln“, schnurrte Sally und leckte mir vielversprechend über den Hals.

„Geht... geht nicht“, brachte ich heiser heraus, während ich mich weiter streckte. „Ist Bella.“

Eye of the tiger war schon über das Bämm Bämm Bämm hinaus und ich hoffte inständig, dass sie nicht auflegen würde.

Der Radiowecker zeigte 5:37 h an und ich wusste, dass sie nicht ohne triftigen Grund um diese Uhrzeit anrufen würde. Zeitverschiebung hin oder her.

Irgendwas war definitiv nicht in Ordnung.

„Hantaywee? Ist alles okay?“, ging ich endlich atemlos ans Telefon, während Sally auf mir sitzen blieb – nackt wohlgemerkt – und mich abwartend ansah. Ich hoffte bloß, sie wäre deswegen nicht sauer, oder so. Sally hatte ziemlich viel Temperament und wenn sie wütend war, ging auch schon mal Geschirr zu Bruch. Dafür waren die Versöhnungen dann danach auch nicht ohne...

„Nichts ist okay“, Bellas Stimme hörte sich verheerend an. „Ich... ich habe James getötet.“

James? Das war doch der Bastard von Caius. Warum machte sie das dann so fertig? Gut, er war der uneheliche Sohn von Caius, aber offiziell wusste sie das ja nicht. Und wenn bei uns hier einer Scheiße baute, kam es schon mal vor, dass er dafür mit seinem Leben bezahlte. Wir waren ja nun mal nicht auf nem Erholungsurlaub oder so.

„Warum?“, fragte ich etwas verwirrt. „Was hat er verbockt? Hat er Edward was angetan?“ Einen anderen Grund konnte es eigentlich nicht wirklich geben. Wenn es um ihren Typen ging, verstand Bella eben null Spaß. Mir selber hatte sie auch mal einen ordentlichen Bodycheck verpasst, als ich einen Scherz über ihn gemacht hatte. Und von dem Zwischenfall mit Felix ganz zu schweigen.

Wenn Edward damals nicht direkt daneben gelegen und in ziemlich übler Verfassung gewesen wäre, hätte sie Felix definitiv sofort erschossen. Ohne zu zögern. Aber vermutlich wollte sie ihn nicht noch weiter verschrecken und er war ja auch verletzt.

„Nein“, Bella schniefte und wechselte abrupt vom Englischen zu Quileute. „Er hat meine Eltern ermordet.“

„WAS?“, brüllte ich ins Telefon und richtete mich abrupt auf. Sally, die immer noch auf mir saß, sah mich erschrocken an. „Er hat WAS?“

Beruhigend strich ich ihr über die Wange und versuchte, mich nicht allzu sehr von ihrem nackten Oberkörper ablenken zu lassen. Was mir eher schlecht als recht gelang. Schließlich war ich ihr restlos verfallen.

„James war der Mörder meiner Eltern. Ich hatte schon die ganze letzte Zeit so ein eigenartiges Gefühl wegen ihm, aber als er heute die Sonnenbrille abgenommen hat und ich seine Augen sehen konnte, gab es keinen Zweifel mehr. Diese Augen vergesse ich nie.“ Sie schluchzte auf. „Ich verstehe nur nicht warum? Er hat irgendwas von einem Auftrag gemurmelt. Scheiße, er kann doch höchstens achtzehn oder neunzehn gewesen sein. Haben sie ihn deshalb so lange versteckt? Ich weiß jetzt überhaupt nicht mehr, was ich denken soll.“ Ich hörte Seth leise im Hintergrund jaulen und Bella schniefte erneut.

Fuck. Sie war garantiert ein totales Wrack nach dieser Konfrontation. Aber von hier aus konnte ich nichts für sie tun.

„Hantywee, Liebes, ist Edward in der Nähe? Kannst du ihn mir bitte mal geben?“ Er wusste bestimmt nicht genau, warum sie jetzt so aufgewühlt war, aber ich wusste, er würde sie bestimmt beruhigen können.

Hoffte ich jedenfalls. Wenn nicht er, wer dann?

„Er...er ist nicht hier“, antwortete sie leise.

Verdammt! Wo war er? Er war doch hoffentlich nicht tot, oder?

„Wo ist er?“, hakte ich mit ruhiger Stimme nach und flehte nebenbei sämtliche meiner Ahnen an, das er noch am Leben war.

„Ich habe ihn mit Jazz entkommen lassen. Damit er in Sicherheit ist.“

Scheiße! Frustriert schloss ich die Augen. Mir war klar gewesen, dass sie ihn irgendwann gehen lassen würde. Sie liebte ihn viel zu sehr, um ihn dauerhaft an sich zu binden. Wie oft hatte sie mir erzählt, dass sie seine Liebe gar nicht wert war. Aber warum gerade jetzt?

Halt… mit Jasper? Wieso denn das?

„Jazz war ein Cop…undercover“, beantwortete sie meine unausgesprochene Frage. So, wie es klang, war sie davon nicht wirklich überrascht gewesen. Aber ich jetzt schon.

„Du hast es gewusst, oder?“, entgegnete ich mit einem leichten Lächeln. Natürlich hatte sie es gewusst, so was würde ihr doch nicht entgehen. Der Letzte, den sie uns unterschieben wollten, hatte es nicht mal bis in die Organisation geschafft.

Ein leises „Mhmm“ kam als Antwort.

Aber wieso hatte sie ihn dann nicht erledigt? Gut, ich wusste, dass sie ihn sehr mochte, aber sie hätte ihn doch trotzdem loswerden müssen. Aber das war jetzt eigentlich auch egal, denn es gab jetzt dringendere Probleme zu lösen.

„Wo bist du jetzt?“ Ich musste so schnell wie möglich zu ihr.

„Detroit“, murmelte sie abwesend. Dann kam ein würgendes Geräusch und Seth fiepte.

„Scheiße, Hantaywee, alles in Ordnung?“ Konnte man sich wegen einem Schock übergeben? Die einzige Person, die ich das hätte fragen können, hatte gerade ganz andere Probleme.

„Yeah“, hauchte sie schwach. „Es gibt da was, was du vielleicht wissen solltest.“ Sie machte eine kleine bedeutungsvolle Pause. „Ich bin schwanger.“

„WAS?“, entfuhr es mir wieder etwas lauter und Sally zog fragend eine Augenbraue hoch. Schwanger?

„Nicht von dir, keine Sorge, Edward ist der Vater“, beruhigte sie mich.

„Aber... aber wie?“

„Ich glaube, diese Details muss ich dir jetzt nicht wirklich erläutern, oder?“ Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Gut, ihren Sinn für Humor hatte sie anscheinend noch nicht ganz verloren. „Irgendwas stimmt da nicht. Aber das bekomme ich auch noch heraus.“

„Okay, aber bleib ganz ruhig, hörst du? Unternimm nichts, bis ich nicht wieder da bin. Ich komme so schnell wie möglich zurück, in Ordnung?“

„Geht klar, mach dir keinen Kopf. Ich liebe dich, Ohanzee.“

„Ich dich auch, bis bald.“ Dann war die Verbindung tot.

„Ist was passiert?“, fragte mich Sally. „War das Bella?“

Ich nickte abwesend. „Ich... ich muss zu ihr, so schnell wie möglich.“ Scheiße, dazu musste ich Aro Bescheid geben.

Hektisch wählte ich seine Nummer, obwohl ich noch nicht einmal so genau wusste, was ich ihm eigentlich sagen sollte. Hallo Aro, Bella hat James gekillt und mit der Geisel gevögelt, sie ist schwanger und braucht mich jetzt, kann ich zu ihr?

Hoffentlich war er überhaupt noch wach.

„Ja“, meldete er sich schon nach dem ersten Klingeln. Er schien relativ entspannt zu sein. Vermutlich hatte er sich vor kurzem eine Straße reingezogen. Dann hörte ich ihn leise „Mach einfach weiter, lass dich nicht stören“ flüstern.

„Ich bin es“, erwiderte ich und versuchte meine Stimme ruhig zu halten.

„Ach Jakob, gut, dass du anrufst, ich wollte sowieso mit dir sprechen. Caius hat gerade angerufen – tiefer, nimm ihn tiefer, ja, so ist es gut – in Chicago muss der Teufel los sein. Wir hatten wohl einen Maulwurf, der den Sohn von Caius getötet hat und anschließend mit der Geisel geflüchtet ist. Isabella ist auch angeschossen. Muss ein Söldner oder so was gewesen sein. Sobald sie wieder auf dem Damm ist, kann Isabella den Typen außer Gefecht setzen.“ Er stöhnte leise. „Sogar das Hauptquartier haben sie gestürmt, aber wir waren rechtszeitig raus. Aber Isabella soll ganz komisch drauf sein. Sich übergeben und so was. Sie hat zwar zu Caius gesagt, es wäre alles in Ordnung, aber ich mache mir schon Sorgen. Nicht, dass sie ernsthaft krank wird.“ Ein erneutes Stöhnen war zu hören und ich versuchte, das Bild, welches sich in meinem Kopf bildete zu verdrängen.

„Ja, ich weiß darüber Bescheid, sie hat mich gerade angerufen.“

„Und, hat sie was gesagt? Wie geht es ihr?“

Verdammt! Was erzählte ich ihm jetzt? Anscheinend lautete die offizielle Version anders, als das, was mir Bella erzählt hatte. Was verständlich war, da sie im Moment bestimmt nicht wusste, wem sie vertrauen konnte. Wenn Caius davon Wind bekäme, dass sie James getötet hat, wäre sie vermutlich ganz oben auf seiner Abschussliste. Da wäre es ihm auch egal, dass sie eigentlich der Boss ist. Und im Moment sah es nicht so als, als könnte sie auf sich alleine aufpassen.

Also sagte ich das, was mir als Erstes einfiel und was sie sowieso nicht ewig verbergen konnte.

„Sie ist schwanger, Aro.“

„Was?“, rief er aufgeregt ins Telefon. „Schwanger? Das ist ja wundervoll. Gratuliere dir, mein Sohn. Das hast du toll hingekriegt. Ach, hoffentlich wird es ein Junge. Und wenn nicht, ihr seid ja noch so jung.“

Wie war das gerade? Er dachte, dass Kind wäre von mir und freute sich darüber?

„Du musst sofort zu ihr“, fuhr er hektisch fort. „Ich rufe Solonge an, sie soll dich auf jeden Fall begleiten. Ich will, dass sie ab sofort auf Isabella aufpasst. Und ihr beisteht. Du weißt schon, bei den Vorbereitungen auf die Geburt und so. Ist Frauenkram…“

„Ich kümmere mich darum“, antwortete ich schnell und sah lächelnd zu Sally, die mich erneut fragend ansah.

„Gut, gut Jakob. Mach’ dich sofort auf den Weg zu ihr und beschütze sie mit deinem Leben. Ich werde diese Neuigkeit erst einmal gebührend feiern.“

Mit einem Seufzen klappte ich das Handy zu.

„Was ist los? Was passiert jetzt?“, fragte mich Sally mit weit aufgerissenen Augen.

„Wir fliegen zusammen zu Bella“, grinste ich sie an und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Du als Hebamme und ich als Bodyguard.“


Fünf Stunden später war ich endlich wieder bei Bella.

Aro hatte es tatsächlich geschafft, seine Privatmaschine in weniger als einer Stunde abflugbereit zu bekommen.

Sally und ich hatten, nach einem wirklich schnellen Quickie, nur schnell ein paar Sachen zusammen gepackt und waren losgefahren.

Auf dem Flug hatte ich sie dann über die ganze Situation in Kenntnis gesetzt. Immer sorgsam darauf bedacht, dass uns keiner belauschen konnte.

Sie war – gelinde gesagt – geschockt, denn ihr war nicht bekannt gewesen, dass Bellas Eltern ermordet wurden.

Bella...

Ich konnte mir gut vorstellen, wie sie das verwirrt haben musste, in Caius Sohn den Mörder ihrer Eltern zu erkennen. Aber sie hatte trotzdem so reagiert, wie ich es auch getan hätte. Ihr ganzes Training war an sich auf diesen einen Tag ausgerichtet gewesen. Schon als Jugendliche war sie von dem Gedanken an Rache regelrecht besessen gewesen.

Anscheinend hatte sie es dann auch noch so gedreht, dass niemand sie verdächtigte. Wenigstens etwas. Sonst wäre sie jetzt auch noch auf der Flucht. Das hätte es unnötig verkompliziert.

Von unterwegs rief ich Sam an, der mir mit einem gewissen Maß an Genugtuung in der Stimme erzählte, dass es von James nur noch einen verkokelten Überrest gab. Und das er mehrere Schüsse gehört hatte. Teilweise sehr schnell hintereinander. Und die Schreie von James, der wohl geklungen hatte, wie ein abgestochenes Schwein.

Wenn er wirklich richtig gezählt hatte, war in James Körper eine ganze Magazinfüllung gelandet. Vorsichtshalber hatte er die Videoaufzeichnungen von dem Raum an sich genommen, denn er glaubte nicht daran, dass Jasper ihn gekillt hatte. Aber es störte ihn nicht weiter. Seiner Meinung nach, hatte der Typ eh nichts anderes verdient und Bella würde schon ihre Gründe gehabt haben.

Mit einem Lachen erzählte er mir, dass Caius wohl sehr wütend auf Bella war, da sie es zugelassen hatte, dass so ein stinkender Bulle seinen Sohn getötet hatte. Obendrein kotze ihm Bella auch noch in einem Schwung auf die Schuhe und dann hatte ihn Aro wohl ziemlich zur Schnecke gemacht. Nicht, dass er mir dafür leid tat. Er war ein Arschloch.

Als wir den Unterschlupf erreichten, sprang ich schon aus dem Wagen, bevor er richtig angehalten hatte. Flink rannte ich ins Gebäude in Richtung der Räume, in denen ich sie vermutete.

„Hantaywee“, hauchte ich, als ich das Zimmer betrat. Sie stand am Fenster und sah nachdenklich hinaus.

Mit einem müden Lächeln drehte sie sich zu mir und erwiderte ebenso leise „Ohanzee“.

Erschrocken sah ich sie an, denn ehrlich gesagt, sah sie einfach nur Scheiße aus. Und ich dachte immer, Schwangere strahlten von innen. Tja, diese wohl nicht. Bella machte eben alles anders.

Ihre Haut war extrem blass, tiefe Augenringe lagen wie Schatten auf ihren Wangen. Ihr Haar war stumpf und ziemlich chaotisch.

Nach 15 Jahren Rache für ihre ermordeten Eltern zu nehmen und am selben Tag den Mann wegzuschicken, den sie über alles liebte, war wohl selbst für sie ein wenig viel. Schwangerschaftshormone hin oder her.

Unsicher trat ich auf sie zu und zog sie in meine Arme. Dabei aber immer darauf bedacht, sie nicht zu fest an mich zu drücken. Nicht, das da was kaputt ging.

Tränen begannen bei ihr zu kullern und ich war total hilflos. Ich hatte sie zwar schon ein paar Mal weinen sehen und dann auch getröstet, aber das hier übertraf alles Vorherige. Sie zitterte am ganzen Körper und fühlte sich eiskalt an. Vermutlich hatte sie einen Schock und ich wusste nicht, was ich tun sollte, um ihr zu helfen.

„Lass mich sie ne’men“, flüsterte mir Sally ins Ohr. Sie war sehr leise von hinten an uns herangetreten.

Etwas widerwillig löste ich Bella aus meinen Armen und übergab sie an Sally. Die begann sofort, ihr irgendwelche französischen Kosenamen ins Ohr zu flüstern und ihr beruhigend übers Haar zu streichen. Bella antwortete flüsternd, ebenfalls auf Französisch.

Mist, so langsam bereute ich es wirklich, die Sprache nicht gelernt zu haben. Aber ich hatte mich immer an den Spruch ‚Ich kann Französisch, aber mit der Sprache hapert es noch’ gehalten.

Seufzend betrachtete ich die Beiden.

Sally hatte sich auf einen Sessel gesetzt und Bella auf ihren Schoß gezogen, die dort wie eine Kugel zusammengerollt lag und hemmungslos weinte. Sally strich ihr weiter sanft über den Kopf.

Noch nie hatte ich mich so unsicher gefühlt, wie in diesem Moment. Ich war ein ausgebildeter Kämpfer und mit allen Wassern gewaschen, aber so viel weibliche Tränen, vor allem von Bella, überforderten mich.

Und mir wurden drei Dinge schlagartig klar.

1. Ich liebte Bella. Wie eine Schwester. Mehr als mein eigenes Leben. Und ich würde nie aufhören es zu tun.

2. Ich war auf dem besten Wege, mich Hals über Kopf in Sally zu verlieben. Und das nicht geschwisterlich. Oh nein…ganz gewiss nicht.

3. Ich würde es nicht zulassen, das irgendjemand den Beiden was antat. Und wenn es das Letzte wäre, was ich tun würde.

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