Samstag, 8. Januar 2011

DEJAVU - 63 - What has to happen, happens

63 What has to happen, happens


APOV


„Scheiße“, fluchte ich laut und wenig damenhaft, was Jasper veranlasste den Kopf in die Küche zustecken.

„Alles okay?“, fragte er vorsichtig.

„Nein“, brummelte ich. „Alles Mist! Edward hat Bella getroffen.“

Verwundert sah er mich an. „Sollte das nicht erst morgen passieren?“

„An sich schon“, seufzte ich und fuhr mir mit der Hand über das Gesicht.

Verdammt, wir hatten es doch so gut geplant! Es war schon schwierig genug gewesen, Bella davon zu überzeugen, dass sie ihn wiedersehen musste. Und jetzt das!

Vor allem wusste ich ja nicht einmal, WAS überhaupt passiert war. Bella war doch darüber informiert gewesen, in welchem Hotel er untergebracht war, sie würde doch nicht absichtlich dort herumlaufen.

Aber wo sollte sie ihn denn sonst getroffen haben?

Vor allem mit den Kindern, denn so wie es klang, hatte er die ja auch gesehen. Ich überlegte fieberhaft, wie es zu dieser ungeplanten Begegnung gekommen war. Bella ging zwar nachmittags gerne mit den Kleinen in den Central Park, aber der war ja riesig. Sie war doch nicht etwa so dumm gewesen und hatte sich direkt an den Grünflächen vor dem Hotel aufgehalten? Oder? Sie hatte schließlich das Zimmer ausgesucht, also musste sie ja auch den Ausblick kennen.

„Was ist passiert?“, fragte mich Jasper und strich mir beruhigend über die Oberarme.

„Ich weiß es nicht genau“, erwiderte ich und schmiegte mich an ihn. „Edward hat nur gesagt, dass er Bella gesehen hat. Und die Kinder. Das Üble an der Sache ist, dass er sofort gemerkt hat, dass es mich nicht wirklich überrascht hat.“.

„Wie hat er reagiert?“

„Er war wütend.“

„Hattest du mit einer anderen Reaktion gerechnet?“ Er seufzte leise hinter mir und strich mir beruhigend über die Oberarme. „Ich habe euch von Anfang an gesagt, dass es sehr schwierig werden wird. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, du hättest ihm von Beginn an reinen Wein eingeschenkt. Dass du es ihm verheimlicht hast, wird er dir nicht so schnell verzeihen. Und mir auch nicht.“

„Die Diskussion haben wir doch schon durch. Bella wollte es nicht und das musste ich doch akzeptieren. Oder etwa nicht? Es hat sich eben alles nur um ein paar Wochen verzögert. Ich finde, dass es schon ein Erfolg ist, dass sie sich überhaupt zu einem Treffen bereiterklärt hat. An sich wollte sie ihn nie wieder sehen, um es ihm nicht noch schwerer zu machen. Du weißt, es ist für sie auch nicht einfach. Aro braucht sie.“

Jasper schnaubte verächltich. „Er nutzt sie aus. Mehr nicht.“

„Jazz...ihm geht es nicht gut“, warf ich ein.

Ich spürte, wie er sich hinter mir versteifte. „Klar, geht es ihm nicht gut. Das würde es niemandem in seiner Situation gehen. Trotzdem hat er sie ausgenutzt, und tut es bis heute. Auch wenn er es natürlich abstreitet und auf seine Art versucht zu kompensieren. Aber er schafft es immer noch ihr ständig ein schlechtes Gewissen einzureden. Seine kleinen, feinen Psychotricks sorgen dafür, dass sie sich ihm immer verpflichtet fühlt. Dabei hat sie ihm das Einzige gegeben, was sie besaß. Und das wertvollste. Das kann er auch mit allem Geld nicht wieder gut machen. Aber Fakt ist, wenn er nicht gewesen wäre... Bella wäre zurückgekehrt. Nicht gleich, aber nach ein paar Monaten bestimmt. Sie liebt Edward immer noch, auch wenn sie versucht sich was anderes einzureden.“

Er redete sich richtig in Rage. Ich wusste, wie nahe ihm das alles ging. Gerade er als Psychologe, wusste natürlich, wie leicht Menschen zu manipulieren waren. Und Bella war von Aro manipuliert worden, definitiv. Schon des Öfteren hatte er versucht vernünftig mit Bella zu reden, aber sie war in dieser Hinsicht ziemlich stur. Sie sah in Aro immer nur den Wohltäter. Aber wenigstens hatte Jasper sie davon überzeugen können, dass Edward die Kinder sehen sollte. Das er ein Recht darauf hätte.

„Ich... vielleicht sollte ich Bella anrufen.“

„Warte lieber, bis sie sich bei dir meldet. Du kennst sie, sie ist nicht mehr so wie früher. Sie hat gelernt, sich alleine – naja, fast alleine – durchs Leben zu schlagen. Wenn sie dich braucht, wird sie sich melden.“

Zustimmend nickte ich.

Bella hatte sich definitiv geändert. Als ich ihr das erste Mal gegenüberstand, hätte ich sie fast nicht wiedererkannt.

*** vier Monate zuvor ***

„Miss Cullen, Ihre Bewerbung klingt wirklich vielversprechend“, lächelte mich mein vielleicht neuer Arbeitgeber über den Rand seiner Lesebrille hinweg an. „Ich bin mir sicher, dass Sie in unserem Unternehmengute Arbeit leisten könnten.“

Nervös lächelte ich zurück. Dass ich bei einer der größten Firmen der USA einen Gesprächstermin bekommen hatte, wunderte mich immer noch. Die A.M.C. Company war der Vorreiter in Sachen Musik und Mode. Erst vor eine paar Jahren war bekannt geworden, dass sie hinter den jeweils drei größten Mode-, sowie Musiklabels steckten. Überhaupt war die Firma ziemlich geheimnisumwittert. Die drei Geschäftsführer waren sehr medienscheu. Wenn überhaupt, gab es nur unscharfe Aufnahmen, da sie sich kaum in der Öffentlichkeit bewegten. Noch schlimmer war es mit der Miss Marie, die ebenfalls einen hochrangigen Posten im Unternehmen belegte. Zu sehen bekommen hatte sie außerhalb des Unternehmens noch niemand. Angeblich wurden den Mitarbeitern Verträge vorgelegt, die sie zum Schweigen verpflichteten.

Dementsprechend groß war mein Respekt. Hier zu arbeiten, war ein echter Wunschtraum und so wie es gerade aussah, ging der gerade in Erfüllung. Jasper würde so stolz auf mich sein und meine Eltern erst.

Direkt vom College bei einer solchen Firma einzusteigen, war echt eine unglaubliche Chance, die ich mir nicht entgehen lassen konnte. Wochenlang hatte ich mich auf diesen Termin vorbereitet. Hunderte von Entwürfen angefertigt. Das Kostüm, welches ich trug, war selbstverständlich auch eine Eigenkreation. Und so wie es schien, hatte sich der Aufwand gelohnt.

Ich schwelgte schon in Traumvorstellungen, als ich hinter mir ein leises Räuspern vernahm. Mein Gegenüber blickte erstaunt auf, und ich befand mich in einer Zwickmühle.

War es unhöflich, sich nicht herumzudrehen?

Oder wirkte es neugierig, wenn ich mich umsah?

Ich entschied mich, einfach sitzen zu bleiben und abzuwarten.

„Miss Marie!“, kam es von meinem Gegenüber. „Welche Freude, Sie hier zu sehen!“

Oh mein Gott! Es war tatsächlich Miss Marie, die im Raum stand!

„Luigi“, eine weibliche Stimme, die mir seltsam vertraut war, kam von einer Stelle kurz hinter mir. „Dieses Gespräch hier ist beendet.“

„Aber selbstverständlich, Miss Marie“, er sah mich an, und sein Gesicht zeigte nichts mehr von der Freundlichkeit, die er bis jetzt an den Tag gelegt hatte. „Sie haben es gehört, Miss Cullen. Ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen, aber leider passen Sie nicht in unser Unternehmen. Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Erfolg auf Ihrem weiteren Lebensweg.“ Sein Lächeln war so falsch wie seine Zähne.

Stumm nickte ich und begann, mit den Tranen kämpfend, meine Sachen zusammen zu räumen.

„Luigi“, kam es wieder von hinter mir. „Ich befürchte, Sie haben mich missverstanden“, die Frau hinter mir klang jetzt etwas ungehalten.

Seine Augen weiteten sich entsetzt und er sah an mir vorbei. „Aber was...“

„Miss Cullen ist mit sofortiger Wirkung angestellt.“

Ich traute meinen Ohren nicht. Wie war das nochmal?

„Den Arbeitsvertrag habe ich bereits unterschrieben, er muss nur noch von ihr gegengezeichnet werden. Sie wird Stefan unterstellt sein, aber ihr direkter Vorgesetzter bin ich. Weisen Sie ihr einen geeigneten Raum – mit Fenster – zu, und schicken Sie danach zu mir.“

Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr.

Ich war angestellt?

Von Miss Marie?

Aber sie kannte mich ja gar nicht!

Zu gern hätte ich ihr Gesicht gesehen, aber ich traute mich immer nicht, mich herumzudrehen.

„Selbstverständlich Miss Marie, wird sofort erledigt“, er drückte auf einen Knopf. „Bring den Arbeitsvertrag für Miss Cullen herein.“ Dann wandte er sich wieder mir zu. „Sieht so aus, als hätten Sie den Job!“

Ich flüsterte leise „Danke“ und versuchte mich an einem Lächeln. Irgendwie war mir das gerade alles zu hoch.

„Gut, dann wäre ja alles geklärt. Luigi.“ Die Frau machte eine kleine Pause. „Alice.“ Ich hörte (ich), wie eine Tür geschlossen wurde und sie war weg.

Die Erwähnung meines Namens jagte mir einen Schauer über den Rücken. Mir kam die Art, wie er ausgesprochen wurde, so eigenartig vertraut vor, aber das konnte nicht sein. Ihre Identität war eines der bestgehütesten Geheimnisse der Stadt. Und doch schrie mein Unterbewusstsein, dass ich sie irgendwo her kannte.

Mittlerweile bereute ich es wirklich, mich nicht umgedreht zu haben.

Eine halbe Stunde später hatte ich ein nettes kleines Büro, und meinen Vorgesetzten kennengelernt. Stefan war eindeutig russischer Abstammung, er nannte mich ständig 'Matroschka' und kniff mir in die Wangen, war aber alles in allem ein sehr netter Mensch. Selbst sein ständiges 'dawai, dawai' war irgendwie niedlich und ich hatte das Gefühl, dass ich mit ihm gut auskommen würde. Er brachte mich sogar bis zum Büro von Miss Marie.

Mit klopfendem Herzen stand ich vor ihrer Tür. Ihre Sekretärin hatte mich schon angemeldet, aber sie telefonierte gerade, und ich sollte mich noch einen kleinen Moment gedulden.

In meinem Kopf rumorte es.

Warum hatte sie mir geholfen? Ursprünglich hatte ich mich für das Team von diesem Luigi beworben, der aber nicht halb so nett zu sein schien, wie Stefan.

Warum kam mir ihre Stimme so bekannt vor?

Wir konnten uns doch eigentlich gar nicht kennen. Sie war die Tochter von Aro Volturi, einem der Geschäftsführer der A.M.C. Company. Woher sollte sie mich kennen? War sie vielleicht inkognito auf unserer Schule gewesen?

Als ich den Raum betreten durfte, stand Miss Marie mit dem Rücken zu mir und sah aus dem Fenster. Ich räusperte mich leise.

„Miss Marie, mein Name ist Alice Cullen, Sie haben mich zu sich gebeten?“

Mist, so wie ich das formulierte, klang es mehr nach einer Frage.

Sie atmete tief ein. „Das habe ich wohl, Alice.“ Dann drehte sie sich herum, und mir stockte der Atem.

„Bella?“, rief ich fassungslos aus. Ich konnte sie zuerst nur anstarren, bis ich alle Bedenken über Bord war und den Abstand zwischen uns überbrückte, um sie in die Arme zu nehmen.Tränen rannen über mein Gesicht. „Oh mein Gott! Was tust du hier? Was ist passiert? Warum bist du nie zurückgekehrt? Warst du wirklich schwanger? Wie geht es dir? Bist du verheiratet?“ Die Fragen sprudelten nur so aus mir heraus, als ich sie fest an mich drückte.

*** Flashback Ende ***


Nach und nach hatte sie mir – teilweise unter Tränen – alles berichtet, was ihr widerfahren war. Die meiste Zeit hatte ich nur dagesessen und sie mit offenem Mund angestarrt.

Ich wusste damals nicht wirklich, was ich denken sollte. Irgendwie war das alles zu viel auf einmal. Aber ich hatte den Eindruck, sie brauchte zu diesem Zeitpunkt einfach jemandem, mit dem sie reden konnte. Der einfach zuhörte.

Sie zu einem Treffen mit Jasper zu überreden, hatte sich als wirklich schwierig erwiesen.

Eigentlich wollte sie niemanden aus unserer Familie in ihr jetziges Leben hineinziehen. Es war ihr anzumerken, dass selbst das Aufeinandertreffen mit mir sie nicht unbedingt glücklich gemacht hatte.

Aber sie hatte mir berichtet, dass sie wie üblich es vor sich hin geschoben hatte, mir direkt eine Absage zu erteilen, um nicht auf mich zu treffen. Aber das auch irgendwann der Wunsch in ihr wuchs mich zu sehen. Damit ich ihr nicht zufällig über den Weg lief, und ich ihre wahre Identität vor Zeugen preisgab, hatte sie sich in das Gespräch eingeklinkt.

Es war ihr allerdings deutlich anzusehen gewesen, dass sie noch nicht genau wusste, ob das nun gut oder schlecht war.

Seufzend drehte ich mich in Jaspers Armen und legte meinen Kopf an seine Brust. „Ich hoffe, es läuft alles so mit den Beiden, wie ich es mir erhoffe.“

„Und was erhoffst du dir? Das sie sich in die Arme fallen, ewige Liebe schwören und zusammen in den Sonnenuntergang reiten?“

„Mhmm“, nuschelte ich. „Irgend sowas in der Art schwebt mir schon vor.“

„So wird es aber nicht ablaufen.“

„Ich weiß“, seufzte ich. „Das Leben ist kein Ponyhof.“

„Genau!“, er drückte einen sanften Kuss auf meine Haare. „Ich kann Edward in der Beziehung schlecht einschätzen. Er liebt Bella immer noch, anders ist seine jahrelange Abstinenz ja nicht zu erklären, aber ob er ihr verzeihen wird, steht auf einem anderen Blatt. Sie hat ihm ja schließlich seine Kinder vorenthalten. Wissentlich.“

„Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass sie so etwas tut.“

„Was meinst du?“

„Naja, sie hat ihr komplettes altes Leben hinter sich gelassen. Ihre Freunde, ihre Familie, sie hat sich von allen abgenabelt. Nicht mal ihre eigenen Eltern haben ihre Enkelkinder zu Gesicht bekommen. Ich verstehe es einfach nicht.“

„Was Menschen tun, ist nicht immer logisch, oder gar nachvollziehbar“, er strich mir langsam über den Rücken. „Sie war damals gerade mal achtzehn, als sie Hals über Kopf vor Edward geflohen ist. Sie hat versucht sich einzureden, dass es besser so wäre, dass er es leichter hätte ohne sie. Und das sie schon irgendwie klarkommen würde. Und in genau dieser Situation trifft sie auf Aro, der ihr Sicherheit bietet, für eine - in ihren Augen - kleine Gegenleistung.“ Er seufzte. „Ich habe schon so oft mit Jake darüber diskutiert, aber er ist genauso ein Sturkopf wie Bella. Trotzdem bin ich froh, dass sie ihn und die anderen hat. Vor allem Seth, er ist zwar eine alte Nervensäge, aber ohne ihn, wäre Bella..“

„Shhh“, unterbrach ich ihn. Ich wollte das nicht hören, alleine die Vorstellung ließ mich durchdrehen. „Ich weiß, was du meinst.“ Fest legte ich meine Arme um ihn. „Vermutlich ist es das Beste, wir lassen es einfach auf uns zu kommen. Jetzt können wir eh nichts mehr ändern.“



Das Lied zum Chap... mal was deutsches... Silbermond „Symphonie“ http://www.youtube.com/watch?v=ckLnlHE0bFE

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