Freitag, 22. Oktober 2010

SML - 08 - The serious side of life

8 the serious side of life

„Angenehme Träume“, sagte Felix immer noch breit grinsend, löschte das Licht und verschwand.

Scheiße!

Warum musste unbedingt der Kerl, dem ich die Nase gebrochen habe, auf mich aufpassen? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Bella das gut gefunden hätte.

Verdammte Scheiße!

Dadurch, dass Bella mich den ganzen Tag 'beschäftigt' hatte, war es mir gar nicht mehr so bewusst gewesen, dass ich ein Gefangener war. Ich hatte es einfach in den Hintergrund gedrängt. Mit ihr zusammen war das hier mehr wie Urlaub oder so. Zwar Urlaub nur im Inneren eines Gebäudes, aber naja....

In dem Moment wurde mir erst einmal bewusst, dass Bella während der Zeit, die ich hier verbrachte – wieviel Tage waren das jetzt? Fünf? - nicht einmal draußen gewesen war. Irgendwo war sie dann doch auch eine Gefangene...

Der Einzige, der hier mal raus kam, war ihr Hund.

Und jetzt? Jetzt wurde mir schlagartig wieder bewusst, dass ich im Moment am Ende der Nahrungskette stand. Solange Bella dagewesen war, hatte sich keiner um mich gekümmert. Aber nun war sie weg.

Verdammt!

Ich hatte ja nicht einmal einen Anhaltspunkt, wie lange sie unterwegs sein würde. Wobei sie mit einem Helikopter wahrscheinlich nicht allzu weit fliegen würde, für längere Strecken hatten die bestimmt eigene Flugzeuge.

Ehrlich gesagt hatte ich einen verdammten Schiss. Dieser Felix sah wirklich furchterregend aus. Und ich befürchtete, dass er sich für seine gebrochene Nase rächen wollte. Wobei das der Schönheit von diesem Kerl wirklich keinen Abbruch getan hatte. Denn diese war faktisch nicht vorhanden. Der Kerl sah einfach nur furchteinflößend aus.

Ich konnte ewig nicht einschlafen, weil ich mir Gedanken machte, was der Kerl so mit mir anstellen könnte. Die ganze Zeit wälzte ich mich hin und her. Dann begann ich den gleichmäßigen Atemzügen von Seth zu lauschen, der vor meiner Tür schlief.

Irgendwie musste ich dann doch eingeschlafen sein. Am nächsten Morgen wurde ich von einem Schwall kalten Wassers geweckt. Ich schreckte hoch, denn ich hatte gerade tief und fest geschlafen. Vor mir stand Felix, mit einem Eimer in der Hand.

„Einen wunderschönen guten Morgen!“ Sein Gesicht war zu einer hässlichen Fratze verzehrt. „Dein Frühstück ist fertig.“ Er deutete auf eine Flasche Wasser und ein trockenes Brötchen, die auf einem Tablett neben meinem Bett standen. Dann verschwand er durch die Tür und schloss hinter sich ab. Von Seth war nichts zu sehen, aber vermutlich hatte ihn der Typ, der immer kam, zum Gassigehen geholt.

Ich würgte das trockene Brötchen runter und trank eine halbe Flasche Wasser.

In dem Moment vermisste ich Bella tierisch. Gegen das hier war es bei ihr ja wie in einer Luxussuite gewesen. Ich hoffte wirklich, sie würde bald zurück kommen, denn das hier würde ich ganz bestimmt keine zehn Monate überstehen.

Plötzlich stand Felix wieder vor der Tür, riss sie auf und grinste mich blöde an. „Aufstehen“, forderte er mich auf. Folgsam erhob ich mich, schließlich hatte ich ja versprochen, brav zu sein.

„Ich kann es immer noch nicht fassen, wie viel Ärger du mir bereitest“, knurrte er wütend. „Weil du Arschloch mir die Nase gebrochen hast, habe ich nur Ärger am Hals. Die Missy ist wütend, weil ich Blut am Tatort hinterlassen habe, und unser Boss fand es auch nicht gerade prickelnd. Du musst doch zugeben, dass du dafür eine Abreibung verdient hast, oder?“

Was?!

Ich starrte ihn erschrocken an.

Scheiße!

Der Typ war eineinhalbmal so breit und fast zwei Köpfe größer als ich. Unwillkürlich musste ich schlucken.

„Angst?“, fragte er spöttisch. „Die solltest du auch haben!“

Im nächsten Moment hatte er mich ergriffen, den Arm schmerzhaft auf den Rücken verdreht und bugsierte so mich nach draußen. In dem vorderen Raum stand ein schmaler Kerl, den ich bisher noch nicht gesehen hatte.

„Demetri“, rief Felix hinter mir. „Geh den Trainingsraum aufmachen. Mr. Cullen hier möchte ein wenig üben!“

Der Angesprochene grinste dämlich – irgendwie war das anscheinend ansteckend – und öffnete uns die Tür.

Ein paar Minuten später war ich in dem Trainingsraum, in dem ich mit Bella gewesen war. Felix schob mich bis in die Mitte des Raumes und gab mir dann einen Schubs, so dass ich gegen die Wand flog. Natürlich bekam ich meinen Arm nicht schnell genug nach vorne und knallte unsanft mit dem Kopf voran dagegen.

Als ich mich umdrehte, sah ich wie Felix sich die Ärmel hoch krempelte, während der andere Typ in der offenen Tür lehnte.

„Showtime“, knurrte Felix und stürmte auf mich los. Eine ganze Batterie an Schlägen prasselte auf mich ein, ich hatte Mühe die alle abzuwehren. Der Typ war verflucht schnell. Und stark. Ein paar Mal durchschlug er einfach meine Abwehr und ich kassierte einige Treffer auf den Torso.

Er war zwar nicht ganz so flink wie Bella, machte das aber durch die Wucht seiner Schläge wieder wett.

Nach ein paar Minuten merkte ich wie ich langsam müde wurde. Ich hatte ja nicht gut geschlafen, und solche intensiven Kämpfe war ich nicht gewöhnt. Dagegen war das Sparring mit Emmett ein Kindergeburtstag gewesen.

Scheiße. Gegen diesen Typen hätte wahrscheinlich nicht mal Emmett eine Chance gehabt...

Plötzlich durchschlug ein Hieb meine Abwehr am Kopf und ich kassierte einen Treffer am linken Auge. Ich zuckte einen Moment zusammen und das nutzte Felix aus um zwei weitere Treffer zu landen. Einer landete in meinen unteren Rippen, was einen scharfen Schmerz und ein Knirschen erzeugte, den anderen bekam ich in die Magengrube. Mein Sixpack nutze in dem Moment auch nicht viel, es war ja nicht angespannt. Folglich krümmte ich mich augenblicklich vor Schmerzen zusammen.

Im nächsten Moment spürte ich einen weiteren Treffer an meinem rechten Auge und kurze Zeit später an meinem Kinn. Der letzte Treffer schickte mich zu Boden.

Felix lachte höhnisch. „Guck dir unser Bürschchen an, Demetri. Verwöhntes Muttersöhnchen!“

Im nächsten Moment holte er mit dem Fuß aus und trat gegen meinen Brustkorb. Zischend entwich die Luft aus meinen Lungen und ich keuchte auf.

Blinzelnd versuchte ich etwas zu erkennen. Allerdings fing mein linkes Auge an zuzuschwellen, während das rechte höllisch brannte. Wahrscheinlich hatte ich einen Cut über dem Auge und das Blut lief hinein.

Scheiße!

Als der nächste Fußtritt in meinen Rippen landete, hörte ich es knacken. Jetzt hatten definitiv ein paar Rippen dran glauben müssen. Der nächste Tritt landete in meinem Magen und ich hatte das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen.

„Was meinst du, soll ich ihm als nächstes die Nase brechen?“ Felix lachte und wedelte mit dem Fuß vor meinem Gesicht herum.

In dem Moment wäre ich dankbar für eine Ohnmacht gewesen. Oder sterben. Ich fühlte mich, als hätte er mir jeden einzelnen Knochen gebrochen. Felix ging ein paar Schritte zurück, wie um Anlauf zu holen, und dann ging alles sehr schnell.

Demetri, der eben noch in der Tür gestanden hatte, lag plötzlich am Boden, irgendwas Großes, Dunkles hatte ihn umgerissen und sich dann auf Felix gestürzt.

Der wiederum brüllte plötzlich wie am Spieß. Bei genauerem Hinsehen, was durch meine beschränkte Sicht nicht einfach war, entpuppte sich das große Ding als Seth, der sich in Felix Unterschenkel verbissen und ihn damit zu Fall gebracht hatte.

Felix versuchte Seth zu treten, was diesen aber anscheinend gar nicht störte. Als Felix dann versuchte, auf ihn einzuschlagen, ließ Seth sein Bein los und schnappte sich seinen Arm.

Demetri war inzwischen wieder auf den Beinen, traute sich aber anscheinend nicht an Seth heran.

Warum aber hatte Seth Felix angegriffen?

Plötzlich stürmte der Typ, der Seth immer ausführte herein und sah völlig fassungslos auf das Geschehen. Dann brüllte er einige Worte zu Seth, aber der reagierte gar nicht.

„Sam! So tu doch was! Mach, dass der Köter aufhört!“, schrie Demetri ihn an.

„Habe ich ja versucht, er reagiert nicht!“, entgegnete dieser hilflos. Seth hatte sich mittlerweise in den anderen Arm von Felix verbissen, der wie ein Verrückter versuchte loszukommen. „Felix, halt mal ganz still!“

„Was? Spinnst du? Dir hat wohl noch nie so ein Köter am Arm gehangen?“, brüllte Felix.

„Vertrau mir!“, gab Sam zurück.

Felix hielt plötzlich ganz still und tatsächlich ließ Seth von ihm ab. Wandte sich dann in meine Richtung und sprang auf mich zu. Instinktiv hielt ich die Arme vor mein Gesicht um mich zu schützen.

Doch anstatt seiner Zähne spürte ich plötzlich, seine Zunge, die mir über das Kinn leckte. Langsam nahm ich die Hände runter und sah auf seine Nasenspitze, die nur etwa zehn Zentimeter von meiner entfernt war.

„Scheiße!“, brüllte Sam.

„Wieso Scheiße?“, entgegnete Felix, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufrappelte und dabei unbeabsichtigt einen Schritt in meine Richtung tat.

In der nächsten Sekunde hatte sich Seth um 180° gedreht und knurrte ihn mit gefletschten Zähnen an. Die Ohren waren angelegt, die Haare auf seinem Rücken vom Nacken bis zum Rutenansatz aufgestellt.

Was zur Hölle? Beschützte er mich etwa?

Mir kamen Bellas Worte in den Sinn… ich lasse dir Seth hier... Hatte sie ihm etwa aufgetragen auf mich aufzupassen?

„Deswegen!“ Sam deutete in meine Richtung. „So wie es aussieht, hat Isabella ihm aufgetragen unseren Gast zu beschützen, was glaubst du wird sie sagen, wenn sie erfährt, was du mit ihm getan hast?!“

Felix und Demetri starrten ihn bloß blöde an.

Sam fummelte in seiner Hose rum und zog dann ein Handy aus der Tasche.

„Was hast du vor?“, fragte ihn Demetri misstrauisch.

„Isabella anrufen, was sonst!“

„Was? Wieso denn das?“, entgegnete Felix entsetzt.

Ha, jetzt kriegste wohl Schiss, huh?

„Du brauchst einen Arzt“, erwiderte Sam, während er eine Nummer wählte und sich das Handy an sein Ohr hielt. „Und vor allem braucht er einen Arzt. Und sie ist die einzige, die jetzt an ihn herankommt.“

Einen Moment war Stille, dann ging sie anscheinend ran. Seth hatte sich währenddessen wieder beruhigt, er legte sich quer vor mich hin und schien die Typen zu beobachten.

„Hi Isabella.“ Sein Gesicht drückte Unbehagen aus. „Das ist gut... wir haben hier ein kleines … ähm... Problem.“ Sam hatte begonnen hin und her zu laufen, die anderen zwei standen stocksteif da. „Felix hat unseren Gast verprügelt.... Ja..... Ich war gerade mit Seth draußen, als ich zurückkam, hatten sie ihn in den Trainingsraum gebracht. Seth ist gleich reingestürmt, hat Demetri umgerissen und sich Felix geschnappt.“

Er warf den beiden einen bedeutsamen Blick zu. „Nein, er lässt keinen an ihn heran. Soweit ich sehe, hat er ihn ein paar Mal am Kopf getroffen. Über dem einen Auge hat er einen Cut. Seine Atmung geht ziemlich flach, vermutlich haben ein paar Rippen dran glauben müssen.“

Also im Grunde ging mein Atem so flach, weil es eigentlich nur SCHEISSE wehtat!

„Ja, er liegt bei ihm..... Mach ich... ja...... geht klar..... bis nachher!“ Er klappte das Handy zu und steckte es zurück in seine Hose.

„Ihr zwei“, er deutete auf Felix und Demetri, „ab in eure Räume, ich hole euch nachher, wenn Isabella wieder da ist. Felix, wasch deine Wunden erst einmal mit klarem Wasser aus.“ Die beiden ließen sich das nicht zweimal sagen und verschwanden durch die Tür.

Dann wandte sich der Typ mir zu. „Isabella ist schon auf dem Rückweg, in einer Stunde müsste sie wieder da sein, versuch durchzuhalten, ja? Sie wird so schon fuchsteufelswild sein, ich will nicht erleben, was passiert, wenn du hier wegen einer inneren Blutung verreckst.“ Nach diesen Worten drehte er sich herum und verschwand ebenfalls.

Und ich lag hier und suhlte mich in meinen Schmerzen. Meine Lunge fühlte sich an, als würde sie brennen. Mein Magen schien noch darüber nachzugrübeln, ob er kotzen wollte oder nicht. Mein Kopf fühlte sich an, als wären da mehrere Presslufthämmer am Werk.

Ich bettete meinen Kopf auf Seth's Rücken. Sie würde schon nicht böse sein, falls ich ihn mit Blut beschmierte. Seth ließ sich daraufhin ebenfalls zu Seite fallen und ich legte einen Arm über ihn.

Irgendwie muss ich dann wohl doch das Bewusstsein verloren haben, denn plötzlich spürte ich, wie Seth sich unter mir etwas bewegte und im nächsten Moment strichen Finger sanft über meinen Kopf.

„Oh Baby“, sie schluchzte leise. „Hab' ich's doch geahnt. Hätte ich dich bloß mitgenommen.“

Benommen hob ich den Kopf und öffnete die Augen. Selbst das bereitete mir Schmerzen. Ich sah in ihr Gesicht, sie sah – gelinde gesagt – furchtbar aus. Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen, so als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen und auch als hätte sie geweint.

Sie drückte mich sanft nach hinten und stütze dabei mit ihrer Hand meinen Kopf, bis ich auf dem Rücken lag.

Ich sah in ihr wunderschönes Gesicht und in diesem Moment wurde mir eines klar – ich war auf dem besten Wege, mich Hals über Kopf zu verlieben.

Scheiße...

„Ich geb' dir erstmal was gegen die Schmerzen“, sagte sie leise und gab mir eine Spritze. Dann begann sie, mich vorsichtig abzutasten. Ein paarmal zuckte ich vor Schmerzen zusammen, obwohl sie wirklich sehr sanft war. Trotz der Schmerzen hatten ihre Berührungen was Beruhigendes.

Die ganze Zeit fluchte sie leise vor sich hin und stieß wüste Beschimpfungen aus.

„Jake“, rief sie plötzlich.

„Bin da“, kam es von der Tür. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass dort noch jemand stand.

Sie sagte einige Worte zu Seth, dann drehte sie sich in seine Richtung. „Kannst du ihn bitte zu mir bringen? Ich glaube kaum, dass er laufen kann.“

Protestierend wollte ich mich aufrichten, aber ich kam wirklich nicht hoch.

Einen Moment später wurde ich von zwei kräftigen Armen umfasst und hochgehoben. Vor Schmerz biss ich mir auf die Unterlippe.

„Sei vorsichtig, er hat ein paar gebrochene Rippen, ich hoffe bloß, dass die Milz und die Lunge okay sind.“ Aus ihrer Stimme war Besorgnis herauszuhören.

„Geht klar“, brummte Jake und trug mich in Richtung ihrer Räume. Ich bekämpfte das unbändige Verlangen, meinen Kopf irgendwo abzustützen, war ja schon peinlich genug, dass ich von einem Kerl getragen wurde.

Gott sei Dank war es nicht weit, so dass uns schon nicht so viele über den Weg laufen würden.

Als wir in dem Zimmer ankamen, stand mitten im Raum ein grinsender Felix. „Na Jake, hast du dir eine neue Braut aufgerissen?“

Bevor Jake irgendetwas erwidern konnte, war Bella an ihm vorbei gestürmt, hatte sich vor Felix gestellt und ihn gegen den Brustkorb geschlagen. Er japste nach Luft und ich sah ungläubig zu wie er wie ein Taschenmesser zusammenklappte .

Jake hatte anscheinend meinen Blick bemerkt. „Solarplexus“, murmelte er, während er mich absetzte. „Bella hat da so eine Technik drauf, sie winkelt einen Finger an und haut dir punktgenau drauf. Das haut jeden um.“

Vorsichtig legte er meinen Oberkörper nach hinten, er schob mir sogar irgendwas unter den Kopf, damit ich nicht auf dem harten Stahl liegen musste.

Im Raum war es totenstill, nur das abgehackte Atmen von Felix war zu hören. Plötzlich durchbrach ein leises Klicken die Stille. Bella hatte ihre Waffe gezogen und hielt sie ihm an den Kopf.

„Bella“, presste Jake hervor, doch sie warf ihm nur einen Blick zu und er nickte leicht.

„Du kannst nur froh sein, dass hier so viele Leute im Raum sind und ich verdammt nochmal keinen Bock habe, dein Spatzengehirn nachher zusammenzusuchen. Ich habe wirklich Lust, dir eine verfickte Kugel in den Kopf zu jagen, aber heute wirst du noch einmal davon kommen. Solltest du aber jemals wieder nur einen schiefen Blick in seine Richtung abgeben, kannst du schon mal anfangen, dein Grab zu schaufeln. Und dann werde ich nicht so gnädig sein, dich schnell zu töten!“







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