Sonntag, 12. Februar 2012

SML Epilog

Epilog


Schwitzend lehnte ich mich gegen den Felsvorsprung in meinem Rücken und überprüfte kurz, ob meine Waffe auch voll geladen war. Trotz des Seitenstechens, versuchte ich langsam und vor allem, leise zu atmen.

„Sie müssten direkt hinter uns sein“, flüsterte mir Jasper zu, der seine Waffe ebenfalls fest umklammert hielt.

Ich nickte kurz. Wir hatten keine andere Wahl. Wir mussten direkt angreifen, ansonsten hätten wir keine Chance.

„Auf drei?“, zischte ich ihm zu.

„Auf drei“, kam es leise zurück.

„Eins“

„Zwei“

„Drei“

Zeitgleich sprangen wir beide auf und stürmten aus unserer Deckung. Doch durch die hochstehende Sonne wurde ich stark geblendet und erkannte zu spät den dunklen Schatten, der nur ein paar Meter vor mir stand. Instinktiv riss ich die Waffe hoch, aber es war bereits zu spät. Ich hatte einen direkten Treffer kassiert.

Wie in Zeitlupe sah ich auf mein dunkel durchtränktes Shirt herunter, ehe ich mich kraftlos auf die Wiese fallen lies.

Verdammt, wir hatten verloren....

Aus den Augenwinkeln sah ich, dass auch Jasper einen direkten Treffer kassiert hatte und ebenfalls zu Boden ging.

Unsere Gegner kamen bereits unter großem Jubelgeschrei auf uns zu gerannt.

„Papa…“, Jenny warf ihre Wasserpistole ins Gras und ließ sich freudestrahlend auf mich fallen. „Tante Alice und ich haben euch echt fertig gemacht“, sie kicherte und dabei tanzten ihre Locken hin und her. „Du bist ja ganz nass... wäääh“, bemerkte sie plötzlich und versuchte, wieder von mir abzurücken. Allerdings hielt ich sie fest und drückte ihren kleinen Körper gegen mein vollkommen durchnässtes Oberteil, was sie in lautes Protestgeschrei verfallen ließ.

„Paaapaaa…du bist so gemein“, jammerte sie und versuchte, mich zu kitzeln, „mein ganzes Kleid wird nass!“

„Hattest du etwa gedacht, du entkommst einer Wasserschlacht ohne dabei auch nass zu werden?“, lachte ich und setzte mich auf, um sie dann loszulassen.

Augenblicklich ergriff sie wieder ihre Wasserpistole, pumpte kurz und schoss den Rest ihres Tanks auf mich.

„Du freche, kleine...“ schimpfte ich gespielt streng los, während ich mich schnell erhob, um ihr ein für alle Mal die Wasserpistole zu entwenden. Kichernd rannte Jenny vor mir weg und ich setzte zu einer wilden Verfolgungsjagd an, die damit endete, dass wir beide letztendlich voll bekleidet in ihrem Kinderpool landeten.

Triefend vor Nässe und immer noch kichernd, liefen wir zehn Minuten später zurück ins Haus, tropften dabei den ganzen Flur und das halbe Wohnzimmer voll und holten uns dafür unseren Anschiss bei ihrer Mutter ab.

Wie in einer ganz normalen Familie....

Seufzend sah ich mich um. Meine Frau saß mit Jake, Sally und Lucie auf der Couch im großzügigen Wohnbereich und sah sich irgendeine Sendung im Fernsehen an.

Mein Bruder Emmett und Rosalie spielten draußen im Garten mit ihrem kleinen Jungen und Sallys Tochter. Alice und Jasper waren ebenfalls draußen. Der einzige von uns, der gerade fehlte, war Ahab. Aber der war sicher wieder im Keller, seine Waffen putzen oder so was.

Eigentlich konnte man da wirklich fast denken, wir wären eine ganz normale Großfamilie mit Häuschen im Grünen. Wäre da nicht die Tatsache, dass dieses Häuschen sich irgendwo in den Tiefen Südamerikas befand und von einer zwei Meter hohen Mauer mit Stacheldraht obendrauf umgeben war. Auch die Kameras und Hochsicherheitstechnik, die überall versteckt war und jeden Winkel des Grundstückes überwachte, machten deutlich, dass alles hier ganz und gar nicht normal war.

Auch wenn dieses unser erstes, richtiges Zuhause seit gut zwei Jahren war und wir uns in den sieben Monaten, die wir jetzt hier wohnten, richtig gut eingelebt hatten, so war Bella immer noch auf der Hut. Unsere monatelange Flucht kreuz und quer über den Kontinent hatte schließlich hier geendet, wobei ich noch nicht mal genau wusste, wo ganz genau hier war. Aber es war mir auch eigentlich egal. Hauptsache, die ganze Familie war wieder zusammen, denn zu lange waren wir getrennt gewesen.

Nach Aros Tod waren wir direkt zu unserem Versteck zurückgekehrt, nur um dort eine böse Überraschung zu erleben. Irgendwie war es dem Mistkerl Aro wohl doch im Vorfeld gelungen, einen Maulwurf bei uns einzuschleusen. Und ausgerechnet war er einer von denen, die Bella im Haus zurückgelassen hatte, um auf die Anderen aufzupassen. Allerdings hatte er keinen großen Schaden anrichten können, denn als er versucht hatte, Aros Leute zu informieren, wurde er überraschender Weise von unserer Köchin erledigt. Wie mir Bella danach erzählt hatte, arbeitete Cookie nebenberuflich oft als Auftragskillerin, deren Spezialgebiet es war, ihre Opfer nach Erledigung in handliche Stücke zu zerlegen, um sie den Angehörigen als Warnung per Post zuzuschicken.

Nach diesem Zwischenfall traten wir deshalb so schnell wie möglich die Flucht an. Da wir aber so viele waren und das immer Aufsehen erregen würde, entschied Bella, dass es besser wäre, sich in kleine Gruppen aufzuteilen. Fast anderthalb Jahre lang hetzten wir deshalb, getrennt voneinander kreuz und quer durch Südamerika, verwischten unsere Spuren, blieben nie länger als vier Wochen an einem Ort, ehe wir uns alle gemeinsam wieder hier trafen. Die Zeit war nicht einfach gewesen, denn zwischenzeitlich hatte ja erst Rose und danach auch Sally entbunden. Glücklicherweise hatte es bei beiden keinerlei Komplikationen gegeben, denn eine Notoperation mitten im Urwald wäre auch für Bella mit unzureichender medizinischer Ausrüstung problematisch gewesen.

Laut Bella waren wir hier zwar immer noch nicht hundertprozentig sicher, aber sehr weit ab vom Geschehen in den USA, so dass nur noch eine kleine Restgefahr blieb. Und genau deswegen hatte sie ja die ganze Sicherheitseinrichtung installieren lassen. Ich wusste gar nicht so genau, wer uns alles überhaupt noch verfolgte. Auf alle Fälle die amerikanischen Bundesbehörden und bestimmt auch noch einige treue Gefolgsleute von Aro, die seinen Tod rächen wollten. Dazu kamen leider noch andere, die es speziell auf Bella und Jake abgesehen hatten, da die beiden nach Aros unglücklichem Ableben, jetzt ja offiziell die Führung der Volturis übernommen hatten. Sie zogen die Fäden zwar nur aus dem Hintergrund, aber logischer Weise wurden sie auch nicht von allen einfach so kampflos akzeptiert. In der Zeit, wo wir anderen auf der Flucht waren, erledigte wohl Ahab, wenn ich nach dem ging, was ich so mitbekam, einige dieser Leute für Bella, die sich partout nicht unterordnen wollten.

Einerseits wusste ich natürlich, dass das alles für unsere Sicherheit notwendig war. Andererseits zerplatzte aber auch mein Traum, dass jetzt alles anders werden würde, wie eine Seifenblase. Bella hatte leider Recht behalten. Sie konnte nicht einfach so aus ihrem alten Leben raus, sie würde sogar eher ein Leben lang immer tief drin stecken. Und ich mit ihr.

Eine Sache hatte sich allerdings geändert. Bella trat jetzt nicht mehr selbst in Erscheinung, sondern hatte ihre Leute, die die Drecksarbeit für sie erledigten und uns damit ein sorgenfreies Leben ermöglichten. Ich hätte es vorher nicht geglaubt, aber es gelang mir tatsächlich, die Tatsache die meiste Zeit auszublenden, woher das Geld kam, von dem wir lebten. Nur die täglichen Trainingseinheiten von Bella, Jake, Sally und Ahab erinnerten mich daran, welche Art „Beruf“ sie alle ausübten.

Aber im Moment war wenigstens Bella vom Training ausgeschlossen.

Mit einem Lächeln über das ganze Gesicht setzte ich mich neben meine geliebte Frau auf die Couch und strich ihr über den dicken Baby-Bauch. Dann legte ich mein Ohr darauf und hörte auf die Gluckergeräusche, die aus dem Inneren kamen.

Wenn ich den beruhigenden Geräuschen lauschte und die Tritte unserer Zwillinge spürte, dann wusste ich, dass alles gut gehen würde, gut gehen musste. Bella würde schon dafür sorgen das die Zwei, so wie auch die anderen Kinder unserer großen Familie, in Frieden, weit ab von der Gewalt die sie umgab, groß werden würden.

Solange wir zusammen halten würden, konnte uns nichts passieren.


Love is forever - and when we'll die, we'll die together


ENDE

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