INTERLUDE 6
Ahab POV
„Verdammt nochmal!“, fluchend zog ich sie am Arm hinter mir her, direkt in die nächste Nische. Dass sie dabei mehr hinter mir her stolperte, als sie lief, war mir im Moment auch herzlich egal. Hauptsache, wir waren erst einmal in Deckung. Das war immer oberste Priorität.
Für eine Sekunde schloss ich entnervt die Augen und versuchte, die Wut in mir ein wenig zu dämpfen.
Wir hatten uns mühevoll einen kleinen Vorsprung erarbeitet, der aber sicher bald wieder schrumpfen würde. Denn sie würden ebenfalls bald hier sein. Das war leider unvermeidlich. Denn das Dumme an der Sache war, dass wir mitten in einer Sackgasse steckten. Quasi mit dem Rücken an der Wand. Diese äußerst unpraktische Tatsache, hatte ich leider erst bemerkt, als es zu spät war. Beziehungsweise, hatte es mir erst dann eingestanden, denn sie hatte schon die ganze Zeit so etwas in der Richtung behauptet. Aber nur durch ihr ununterbrochenes Geschnatter, war mir das überhaupt passiert…MIR…Ich schüttelte ungläubig den Kopf…
Dabei würde ich es sicherlich locker alleine über die Mauer am Ende der kleinen Gasse schaffen. Aber meine Begleitung eben nicht. Sie würde daran gnadenlos scheitern. Kein Wunder bei der Größe…. Ich müsste sie schon drüber werfen und da wäre das Risiko, dass sie sich dabei verletzt, einfach zu groß. Also Plan B.
Aufgrund der ansonsten aussichtslosen Situation, blieb mir schlicht und ergreifend nur eines übrig: Angriff ohne Rücksicht auf Verluste. Okay, nicht, dass ich damit ein Problem hatte, aber ich war ja hier eben nicht auf mich allein gestellt. Unsere Verfolger zu erledigen und gleichzeitig darauf aufzupassen, was hinter mir ablief, und dass sie in der Zwischenzeit mal keinen Mist baute, würde verdammt schwierig werden. Denn leider war das bei meiner Begleitung irgendwie öfter der Fall. Ich hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass, wenn man sie um etwas bat, man davon ausgehen konnte, dass sie immer genau das Gegenteil tat. Ich seufzte tief.
Nicht zum ersten, und heute vermutlich auch nicht zum letzten Mal, bereute ich es, überhaupt zugestimmt zu haben, sie zu begleiten. Nötig war es schon gewesen, das sah ich ja auch ein. Aber einen Sack Flöhe zu hüten, wäre sicherlich einfacher gewesen. Meist endeten solche Aktionen mit ihr einfach in einem Desaster. Sie war halt ein Zivilist und obendrein noch, ein äußerst emotionaler. Was hatte Isabella sich dabei nur gedacht? Ich blickte kritisch zu ihr rüber und versuchte abzuschätzen, was in ihrem blonden Köpfchen mal wieder so vor sich ging. Vorsicht war schließlich die Mutter der Porzellankiste.
„Es... tut...mir...leid“, japste Lucie atemlos und stütze ihre Hände auf den Knien ab. Kurzzeitig hatte ich ein wenig Mitleid mit ihr, da es bei ihrer „Größe“ sicher nicht leicht gewesen war, mit mir mitzuhalten, aber dieser Anflug änderte sich sofort wieder, sobald sie den nächsten Satz sagte. „Aber ich konnte nicht anders, der Arsch hat es einfach nicht anders verdient.“
„Du hast mir versprochen, dich zusammen zu reißen, wenn wir den Job zusammen übernehmen. Und das war gerade wieder NICHT der Fall…“, zischte ich ihr wütend zu und scannte dabei weiter aufmerksam die Gegend. Bis auf ein paar streunende Katzen und vereinzelte Ratten war nichts zu sehen. Noch nicht. Wir waren wohl doch schneller gewesen, als ich angenommen hatte. Oder aber, sie ließen sich absichtlich Zeit, da ja eh alle genau wussten, dass wir in der Falle saßen. FUCK…
Wie ich es hasste, durch die Fehler anderer in Gefahr zu geraten. Und es dann alleine wieder ausbügeln zu müssen. Und genau deshalb war ich, seit ich denken konnte, lieber ohne Anhang unterwegs. Da war man nur für sich selber verantwortlich. Und alles, was passierte, hatte man sich selber zuzuschreiben. Aber es war müßig, weiter darüber nachzudenken, denn dieses Mal war es einfach nicht anders möglich gewesen und obendrein hatte mich Isabella persönlich darum gebeten. Und wer konnte ihr einen Wunsch abschlagen. ICH sicher nicht.
Und Sally war eben durch ihre Schwangerschaft raus aus dem Job. Jedenfalls übergangsweise. Sie hätte es noch riskiert, aber Jake wäre mindestens Amok gelaufen. Und ich legte wirklich keinen Wert auf eine völlig durchdrehende Rothaut, weil seine schwangere Frau einen Waffenschieberjob persönlich erledigen wollte. Ich schnaubte. Gott sei Dank war Isabella nicht auf die Idee gekommen ihn auch noch mitzuschicken.
„Musstest du ihn denn auch unbedingt als Arschloch bezeichnen? Er war doch eh schon nicht so gut auf uns zu sprechen“, fügte ich noch leise hinzu. Ehrlich, ich verstand einfach nicht, wie jemand, der augenscheinlich so gebildet zu sein schien, eine dermaßen große Klappe haben konnte. Lucie wusste nie, wann es Zeit war, mal einfach den Mund zu halten. Das, gepaart mit ihrem regen Verschleiß an allen gängigen Schimpfworten, brachte sie – und damit diesmal auch mich – regelmäßig in Schwierigkeiten. Und dieses Mal sogar in große Schwierigkeiten, wie ich die Situation einschätze. Ob ihr das überhaupt klar war?
„Aber er war ein DRECKIGES Arschloch“, kam es leise zurück und sie hob den Kopf. Selbst in der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie ihre Augen dabei wütend funkelten. „Und er hatte es verdient. PUNKT“
„Bei dir hat es irgendwie jeder verdient. Nie kannst du einfach deine Klappe halten. Immer musst du jedem in deiner Umgebung, aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen, eine Beleidigung an den Kopf werfen. Und dann eskaliert alles. Das ist so was von unprofessionell. Wie alt bist du? SECHS…?“
Es war so frustrierend für mich. Jedes Mal tat sie irgendwas Dummes, um unser Gegenüber dermaßen zu verärgern, dass auf uns geschossen wurde. Oder besser gesagt, dass auf MICH geschossen wurde. Denn im „in Deckung gehen“ war sie unschlagbar. Und das am liebsten direkt hinter mir. Vielen Dank auch. War ich Superman, oder was…?
Vielleicht sollte ich ihr dann demnächst mal, eine meiner Waffen in die Hand drücken und mich mit einem „Viel Spaß allerseits“ einfach vom Acker machen. Wäre sicher lustig, ihr dummes Gesicht zu sehen. Allerdings würde mein Spaß daran nicht lange dauern, denn Sally würde mich dann sicher höchstpersönlich vierteilen, sollte ihrer Schwester deshalb auch nur ein Haar gekrümmt werden. Verdammt. Dabei war die Idee wirklich gut gewesen.
Seufzend warf ich wieder einen kurzen Blick um die Ecke. Immer noch war nichts zu sehen oder hören. Zum Glück für uns. Dann sah ich zu ihr herunter.
„Und? Was war es diesmal? Was hat Dir der böse Kerl getan?“, fragte ich betont gelangweilt. Vermutlich irgendetwas völlig belangloses. Einen Witz über dritte Welt Länder. Oder ihre Größe. Oder über Blondinen …das konnte sie gar nicht leiden. Vor allem, wenn dann noch nachgefragt wurde, ob sie echt blond oder gefärbt war.
„Is’ Dir doch eh egal“, beleidigt wich sie meinen Blick aus. Ok, das war neu. So was hatte sie bisher noch nie getan, denn eigentlich war sie immer sehr direkt. Gewöhnungsbedürftig direkt.
„Also war es wieder irgendeine Nichtigkeit?“, hakte ich weiter nach. „Hat er etwa was negatives über deinen Musikgeschmack gesagt?“, ich deutete auf das Shirt, dass sie heute trug, auf dem in Großbuchstaben der Name ihrer Lieblingsband zu lesen war. Ich wusste, dass sie bei dem Thema auch sehr empfindlich war. „Oder sonst irgendetwas Belangloses, bei dem du nicht einfach mal den Rand hättest halten können?“
Überraschend schnell stand sie direkt vor mir, packte mich fest am Revers und zog mich ruckartig zu sich nach unten, bis ihre Nasenspitze fast meine berührte. Aus ihren zu wütenden Schlitzen verengten Augen, funkelten sie mich an und ich konnte mir ein Lachen kaum verkneifen. Zwergenalarm…schon wieder….
„Der Drecksack hat mein Shirt als Einladung angesehen, sich ungefragt an mich ranzumachen und hat sogar versucht, mich zu küssen. Und er wollte sicher noch mehr als das. Also entschuldige bitte, wenn ich mich da ein wenig aufrege!“
„Ok, ok, das ist aber noch lange kein Grund, jetzt so einen Krach zu machen. Das könnten nämlich die drei Deppen hören, die uns deswegen verfolgen“, ich löste ihre Hand von mir und zog meinen Kopf wieder zurück. Sie war mir so nämlich definitiv zu nah.
„Oh“, ihre Augen weiteten sich kurz entsetzt, wurden aber gleich wieder wütend und schmal. „Mehr hast du also dazu nicht zu sagen?“, setzt sie schnippisch dazu.
„Wozu?“, entgegnete ich grinsend.
„Dazu, dass mich einer dieser schmierigen Typen gerade angrabschen wollte. Gegen. Meinen. Willen! Bist du nicht dazu hier, um mir in solchen Fällen beizustehen und das zu verhindern?“
„Nö, eigentlich nicht…“, erwiderte ich weiterhin breit grinsend und beobachte amüsiert, wie sie ihre Stirn in Falten legte. „Ich bin mit dir hier, um aufzupassen, dass dich keiner umbringt. Grapscher abhalten und der Schutz deiner, nicht vorhandenen, Tugendhaftigkeit, steht nicht in meinem Arbeitsvertrag. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“
„Das ist nicht dein Ernst, oder? Und wenn der mich nun in eine dunkle Ecke gezerrt hätte? Hättest du dann einfach dabei zugesehen?“, fragte sie mit sichtlichem Entsetzen.
„Natürlich nicht“, antwortete ich und ihre Mundwinkel hoben sich etwas. „Aber nur, weil der Typ das dreifache von dir wog. Und obendrein dein Opa hätte sein können. Möglicherweise hätte er dich im Affekt erdrückt, weil er einen Herzinfarkt dabei erlitten hätte. Wäre schwierig geworden, dich dann heil darunter hervor zu bekommen. Also bevor du das Zeitliche gesegnet hättest...“
Todernst sah ich sie dabei an und einen Moment lang passierte gar nichts, ehe sie mir einen Brustpuffer mit dem Handrücken gab. Wie immer zielte sie auf meinen Solar Plexus, verfehlte ihn aber, Gott sei Dank, knapp.
„Du bist so gemein“, brummelte sie vor sich hin.
„Nee, nur ehrlich“, gab ich zurück und horchte wieder, ob sich jemand näherte.
„Das ist dasselbe“, gab sie beleidigt zurück.
Ich verdrehte die Augen. Frauen waren manchmal so schwierig. „Soll ich dich etwa anlügen? Wäre dir das lieber?“
„Ja“, sie verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust und schob schmollend die Unterlippe vor. Es fehlte nur noch ihr obligatorisches 'mit dem Fuß aufstampfen'.
„Okay“, seufzte ich ergeben. Der Klügere gab bekanntlich ja nach. Und ihre Logik würde ich wohl nie verstehen. Denn wie man es auch machte und was man auch sagte, es war sowieso von vorne herein verkehrt. Sich zum Beispiel nur mit ihr zu unterhalten, war wie Topfschlagen in einem eng bestückten Mienenfeld. Jeder Schlag ein Treffer. Also erwiderte ich dies mal betont demütig: „Natürlich hätte ich nichts lieber getan, als die holde Maid vor dem bösen Unhold gerettet, wenn ich es denn mitbekommen hätte.“
Sie schnaubt ungläubig. „Jaja, das sagst du jetzt. Vorhin hattest du viel lieber und sehr geschäftig mit der Schokolade zu tun“, gab sie schnippisch zurück. „Du hättest es überhaupt nicht bemerkt, wenn ich nicht angefangen hätte, rumzuschreien wie am Spieß…
„Hey, das war nicht bloß einfache Schokolade! Die hatten echte, belgische Trüffel! Und ich hatte eben Hunger!“, verteidigte ich mich und verschränkte ebenfalls die Arme.
„Du hast IMMER Hunger. Und du isst ständig. Ich frag mich bloß, wo du das alles hin tust? Ich brauch Kuchen nur anzusehen, dann nehme ich sofort drei Kilo zu. Und du? Aber mir gibt ja Cookie eh nie was ab. Manchmal habe ich sowieso den Eindruck, sie mag mich nicht besonders. Keine Ahnung, wieso. Letztens wollte ich nur einen einfachen Keks haben und da hat sie mich direkt aus der Küche gejagt. Also ehrlich, ich wäre gerade beinahe draufgegangen, nur weil du deine Schokoholiker-Sucht befriedigen musstest...“
Kopfschüttelnd ließ ich sie vor sich hin schimpfen. Das hatte jetzt eh keinen Zweck, sie dabei zu unterbrechen. Solche Monologe halten, konnte sie minutenlang, ohne dabei auch nur ein einziges Mal Luft zu holen. Dabei hielt sie es unter Wasser keine halbe Minute aus, aber wenn es ums Reden ging...
http://www.youtube.com/watch?v=DbUkjarhrwA
Plötzlich hörte ich ein eindeutiges Geräusch. Fast instinktiv hielt ich ihr mit einer Hand den Mund zu und sah sie dabei beschwörend an. Und auch wenn ich es kaum für möglich gehalten hätte, hielt sie tatsächlich, ohne Widerrede den Mund. Ich legte den Finger an meinen Mund, um ihr so zu signalisieren, dass sie ab jetzt mucksmäuschenstill sein sollte und nahm vorsichtig die Hand weg. Lucie sah mich mit großen Augen an und flüsterte dann „Kommen sie jetzt?“
„DU sollst still sein“, zischte ich leise zurück und sie zuckte ein wenig zusammen und murmelte ebenso leise ein „Sorry“.
Vorsichtig spähte ich in die dunkle Gasse und sah, dass sich die drei Typen von vorhin näherten. Natürlich mit gezogenen Waffen. Und sie liefen so, wie man es manchmal in billigen Actionfilmen sah. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln. Solche Aufschneider.
Kurz wandte ich den Blick wieder zu Lucie. „Bleib einfach hier stehen, okay! Tu einfach NICHTS, ich erledige das.“ Sie nickte und ich drehte mich wieder um. Also gut. Jetzt kam es auf mich an. Aber das würde sicher ein Spaziergang werden.
Mit entsicherter Waffe in der Hand, passte ich einen günstigen Augenblick ab, um aus unserem Versteck zu kommen. Ich musste sie ja nicht direkt mit der Nase drauf stoßen, wo sich Lucie in der Zwischenzeit befand. Im Dunkeln der Gasse, war sie bisher nicht auszumachen gewesen und so sollte es bleiben. Wenn es nach mir ging.
Um die Typen abzulenken, warf ich einen Stein auf eine Mülltonne, die kurz vor ihnen, an der Wand stand. Wie erwartet, stürzten sie sich wie die Geier darauf und schossen wie wild auf die Tonne ein. Ich nutze den Moment und rannte ungesehen aus der Nische hinter ein Auto, das ein paar Meter entfernt geparkt war. Die drei Vollpfosten waren derweil viel zu sehr mit der armen Mülltonne beschäftigt, als dass sie mich, geschweige denn einen rosa Elefanten bemerkt hätten, der die Gasse durchquert hätte.
Ich wartete dort unbeweglich zusammen gekauert, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Ein derbes Fluchen und leise scheppernde Geräusche verrieten mir, dass die Idioten ihre kompletten Magazine bei der Aktion geleert hatten. Was für Anfänger! Aber für anständiges Personal, wollte heute anscheinend niemand mehr viel Geld ausgeben. Die nahmen wirklich den letzten Abschaum, direkt von der Straße. Hauptsache, die konnten ne Knarre richtig rum halten. Allerdings eigneten sich solche Typen leider in der Praxis, nur als billiges Kanonenfutter und Handlanger.
Und da ich nicht auf dem Kopf gefallen war, nutzte ich diese Gelegenheit natürlich voll aus. Ich erhob mich rasch, sprang auf die Motorhaube des Wagens und rannte den direkten Weg, geradewegs über das Dach, auf sie zu. Noch bevor ich auf der anderen Seite des Wagendachs angelangt war, hatte ich den vordersten der drei, bereits mit zwei gut gezielten Schüssen erledigt.
Als ich wieder auf den Boden landete, hatten die zwei verbliebenen Deppen, allerdings bereits neu geladen und begannen, laut grölend, auf mich zu feuern. Ich verpasste dem zweiten Typ noch schnell einen Schuss in die Schulter, bevor ich mich mit einem Satz hinter einer weiteren Mülltonne in Sicherheit brachte.
Ohne lange zu überlegen, schob ich die Mülltonne etwas weiter in die Mitte der Gasse. Dann gab ihr einen kräftigen Schubs, direkt in die Richtung der beiden.
Ich nutze dabei geschickt die Deckung, der vor mir her rollenden Tonne und drehte mich, so dass ich sie im Rücken hatte, um sie so weiter auf meine Gegner zuzuschieben. Die schossen zwischenzeitlich sinnloserweise weiter auf die Tonne, also zog ich vorsichtshalber den Kopf etwas ein.
Als ich sie so erreicht hatte, konnten sie auch nichts anderes tun, als der schweren Metalltonne auszuweichen. Und das reichte mir. Sobald ich sie im Visier hatte, erledigte ich sie ebenfalls mit einigen Schüssen, die unnatürlich laut in der schmalen Gasse widerhallten.
Sie fielen zu Boden wie nasse Säcke und ich blieb seufzend vor ihnen stehen, während die Tonne hinter mir scheppernd gegen eine andere knallte. Das war eigentlich zu einfach gewesen. Sollte ich mir jetzt Sorgen machen? Langsam ließ ich das leere Magazin herausrutschen und lud sofort nach. Man wusste ja nie so genau. Dann zog ich mir einen Lolli aus der Tasche und wickelte ihn aus. Ich wollte ihn gerade in den Mund stecken und überlegte nebenbei, ob ich Lucie zur Belohnung auch einen geben sollte, als plötzlich ein markerschütternder Schrei durch die Gasse hallte. Ich wusste es doch, das war nicht alles gewesen…
Innerhalb von Sekunden war ich bei Lucie, die fluchend auf einem Bein durch die Gasse hüpfte.
„Ähm…was zur Hölle, machst du da? Ich dachte gerade, du wirst angegriffen…“, fragte ich verwirrt und blieb neben ihr stehen, um mir das Schauspiel anzugucken.
„Da hast du ganz Recht. Das wurde ich auch. Und zwar von einer riesigen Ratte“, gab sie leicht hysterisch zurück und hüpfte atemlos vor mir auf und ab. „Und ich hasse Ratten. Da bekomme ich die Krätze von. Selbst, wenn ich sie nur sehe…und glaub mir, DIE war RIESIG…so was hast du noch nicht gesehen…“
„Oookay, und wo bitte, ist dein zweiter Schuh?“, grinste ich und steckte meine Waffe weg. Die brauchte ich hier wohl erst mal nicht mehr.
„Den hat die Ratte erbeutet“, grummelte Lucie und hielt sich nun an mir fest, um nicht umzufallen. „Ich hab ihn nach ihr geworfen, als sie mich angegriffen hat und sie ist tatsächlich damit abgehauen.“
„Gut. Dann hast du wenigstens getroffen. Allerdings wirst du jetzt dann wohl zum Auto hüpfen müssen. Lolli?“, ich hielt ihr einen ausgewickelten Lutscher entgegen, doch sie sah mich nur weiterhin ganz eigenartig an. „Was jetzt? Hast du etwa gedacht, ich trage dich dorthin? ICH hab doch den Schuh nicht geworfen. Also, jetzt hopp hopp.“
Lucie öffnete schon erbost den Mund, um was zu erwidern, aber ich steckte ihr einfach den Lolli hinein.
„Keine Zeit für Diskussionen, kleine Dame. Und jetzt Abmarsch.“
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