Freitag, 22. Oktober 2010

SML - 03 - Breakfast at... whereever I am

3 - Breakfast at... wherever I am

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein nervtötendes Piepen geweckt. Ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren. Seufzend nahm ich zur Kenntnis, dass ich mich immer noch in meinem neuen „Zimmer“ befand...

Hätte das alles nicht einfach nur ein dämlicher Traum sein können?

Das Piepen musste aus dem Raum kommen, in dem mich mein Wachhund gestern behandelt hatte. Plötzlich eilte sie an der Gittertür vorbei. Nur mit einem Männerhemd bekleidet. Sie trug keine Strumpfmaske , aber es ging so schnell, dass ich nichts von ihrem Gesicht hatte erkennen können.

Es schien mir, als würde sie leise vor sich hin fluchen. Dann klang es so, als würde sie an ihrem Laptop ein paar Tasten drücken.

Guten Morgen, Prinzessin hörte ich plötzlich eine Männerstimme.

„Morgen!“, murmelte sie verschlafen. Anscheinend war das Piepsen wirklich von ihrem Laptop gekommen und sie telefonierte jetzt mit irgendwem via Skype, oder so was. Das organisierte Verbrechen war also auch technisch im 21.Jahrhundert gelandet.

Habe ich dich geweckt? Du siehst ja noch ganz zerzaust aus! Man konnte deutlich den Spott in der Stimme hören.

„Mhmmmm.“ knurrte sie. Hörte sich ganz so an, als wäre sie ein Morgenmuffel.

Aber Prinzesschen! Es ist bereits acht Uhr!

„War eine lange Nacht gestern.“, antwortete sie gähnend. „Oder besser gesagt heute!“

Gab es Probleme mit unserem neuen Gast?

„Nein.“, erwiderte mein Wachhund, und ich konnte das Grinsen in ihrer Stimme hören.

Der Anrufer seufzte. Wie oft?

„Wie oft was?“, erwiderte sie unschuldig.

Wie oft hast du ihm die Waffe vor sein Gesicht gehalten?

„Nur einmal!“, erwiderte sie ohne Zögern. Sie behielt tatsächlich die Aktion mit dem lassen-wir-den-Depp-mal-nach-der-Pistole-greifen für sich. „Er wollte sich nicht ausziehen.“

Prinzesschen! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich besser beherrschen sollst!

„Ich weiß was ich tue!“, gab sie etwas aufgebracht zurück. „Ich würde ihn nie ernsthaft verletzten! Im Gegensatz zu unseren Spezialisten!“

Wie schlimm ist er verletzt?

„Er hat fast am ganzen Körper Hämatome, ein paar Prellungen und Quetschungen. Er sieht aus, als hätte ihn ein LKW angefahren. Und am Kopf hat er eine Platzwunde, die ich nähen musste!“ Sie klang richtig aufgebracht.

Also nichts schlimmes?

„Nichts schlimmes?“, sie schnaubte. „Es wird jedesmal schlimmer! Ich war schon froh, dass die Blödmänner ihn mir in einem Stück abgeliefert haben!“

Ihr Gesprächspartner kicherte leise.

Er hat sich aber auch mächtig gewehrt!

Das machte mich irgendwie stolz. Wenigstens war ich nicht kampflos untergegangen.

„Dann hoffe ich, dass die anderen wenigsten auch was abbekommen haben!“, knurrte sie leise.

Es klang fast so als würde sie sich darüber freuen.

Er hat Felix die Nase gebrochen.

YES! Ich stieß die Faust in die Luft. Hatte sich das jahrelange Training also doch gelohnt.

„Shhhh, nicht so laut, er kann dich bestimmt hören!“, sie kicherte und begann zu flüstern. „Felix, echt? Das geschieht ihm recht!“ Ich musste mich jetzt wirklich anstrengen sie zu verstehen.

Meine Brust schwoll an vor Stolz . Es gefiel ihr, dass ich eines der Arschlöcher verletzt hatte.

Die Polizei weiß, das wir ihn haben.

„Was?“, rief sie erschrocken. „Woher? Scheiße! Felix hat Blut am Tatort hinterlassen, oder? Der Vollpfosten! So wie ich ihn kenne, hat er versucht es aufzuwischen und hat dann das Papier draußen in die Mülltonnen geworfen!“ Es hörte sich so an, als würde sie irgendwo mit der Hand draufschlagen. „Wozu gebe ich ihnen eigentlich das Wasserstoffperoxid mit?“

Beruhige dich, Liebes!

„Mich beruhigen? Mich an meine Maske erinnern und selbst ihre DNA am Tatort hinterlassen! Super! Echt super! Die Medien werden bestimmt bald eine Hetzjagd auf uns starten!“

Das denke ich nicht. Offiziell ist Mr. Cullen an einer seltenen Viruskrankheit erkrankt. Es gibt nur eine Handvoll Leute, die wissen, dass wir ihn haben. Und sein Vater hat unsere Forderungen auch nicht durchsickern lassen. Sie warten noch auf eine Lösegeldforderung. Alles läuft nach Plan.

Scheiße! Das hörte sich ganz so an, als hätten sie Informanten bei der Polizei. Und mein Vater schien sich tatsächlich an ihre Forderungen zu halten. Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte.

„Aber meine Maske kann ich jetzt weglassen, oder? Wenn sie wissen, dass wir involviert sind, wissen die Bullen auch, dass ich mit dabei bin.“

Es ist an sich ja auch schade, dein Gesicht zu verstecken, Prinzesschen.

„Ha, ha! Verklapsen kann ich mich alleine! Was anderes. Wir sollten vielleicht eine Lösegeldforderung faken. Von einer anderen Gruppierung. Nur um die Bullen etwas zu verwirren. Vielleicht auch noch ein oder zwei Bekennerschreiben. Ich könnte etwas DNA einstreuen. Das würde sie eine Weile beschäftigen.“

Keine schlechte Idee. Ich werde darüber nachdenken. Übrigens werde ich Anfang nächster Woche in der Stadt sein, gehen wir zusammen essen?

„Gerne!“

Sehr schön! Jetzt geh dir was anziehen und kümmere dich um unseren Gast! Wir wollen doch nicht, dass er sich hinterher beschwert. Wir sehen uns dann!

„Yeah, wir sehen uns. Bis dann!“

Eine paar Sekunden war Ruhe. Dann hörte ich, wie sie sich mit nackten Füßen näherte. Ich setzte mich aufrecht hin. Es hatte sowieso keinen Sinn, sich schlafend zu stellen.

Ich war ziemlich angespannt. Würde ich jetzt ihr Gesicht sehen? Was ist, wenn sie total hässlich ist? Obwohl...alles was ich bis jetzt von ihr gesehen hatte, war weitab von hässlich...

Gespannt sah ich zur Tür. Sie war anscheinend daneben stehengeblieben. Dann seufzte sie leise.

Langsam schob sich ihr Kopf in mein Blickfeld. Und ich erblickte ihr wunderschönes Gesicht. Gott, sie sah so...süß...rein und.... unschuldig aus. Das sollte mein Wachhund von gestern sein? Die mir zweimal die Pistole an den Kopf gehalten hatte? Die mich mit so geschickten Fingern massiert hatte?

Ich starrte sie ein paar Sekunden einfach nur an.

Sie stand, halb verdeckt vom Türrahmen, und blickte einfach nur zu mir. Das Hemd reichte ihr bis zur Mitte ihrer Oberschenkel und gab den Blick frei auf ein paar wohlgeformte Beine. Die Haare fielen in langen Wellen über ihren Rücken.

„Guten Morgen!“, nuschelte sie und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Irgendwie passte ihr Gesicht überhaupt nicht zu dem Wachhund, den ich gestern Abend kennengelernt hatte. Mein Wachhund war skrupellos, hatte eine ziemlich lockere Hand was ihre Waffe betraf und war verdammt sexy. Okay, verdammt sexy war sie immer noch. Aber ihre ganze Erscheinung erinnerte eher an ein schüchternes, junges Mädchen und nicht an eine Kriminelle.

Es wollte einfach nicht in meinem Kopf, dass mein Gegenüber zum organisierten Verbrechen gehörte. Was hatte sie nur dazu bewogen?

„Morgen!“, gab ich zurück.

Sie lächelte kurz. Ihr Blick fiel auf meine nackte Brust und sie biss sich auf die Unterlippe. Ihre Hände fingerten am Schloss herum und die Tür öffnete sich. „Komm, du willst sicher duschen!“, sagte sie mit rauer Stimme und grinste mich an. Ihre ganze Körperhaltung änderte sich, als sie durch die Tür trat. Ihre Schultern schienen sich zu straffen und ihr Kinn ruckte ein Stück weit nach oben.

Verschwunden war das kleine schüchterne Mädchen, mein Wachhund war wieder da.

In diesem Moment schob sich ihr Hund an ihren Beinen vorbei und kam in mein Zimmer. Er setzte sich direkt vor mich und sah mich erwartungsvoll an.

Ich traute mich nicht, mich zu bewegen. Ich hatte zwar keine Angst vor Hunden, aber man konnte ja nie wissen.

„Kannst ihn ruhig streicheln!“, meinte 'Marie'. „Er wird dich nicht beißen!“

Zögerlich streckte ich die Hand aus, ließ ihn daran schnuppern und strich ihm dann über den Kopf. Er legte den Kopf schief und ließ sich von mir die Seite kraulen.

„Siehst du!“, meinte sie lächelnd. „Brauchst keine Angst haben!“

„Ich hab keine Angst!“, murmelte ich, während ich weiter dem Wollknäuel den Kopf kraulte. „Ich dachte nur, er wäre ein Wachhund und die stehen ja nicht so auf Streicheleinheiten.“

Sie kam näher, hockte sich neben ihn und legte einen Arm um ihn. Das Hemd war nicht ganz zugeknöpft, so dass ich den Ansatz ihrer Brüste sehen konnte. Der Gedanke, dass sie unter dem Hemd vermutlich nackt war, machte mich ganz verrückt.

„Er ist ein Wachhund!“, sie blickte mir in die Augen und grinste spöttisch, als sie bemerkte, dass ich Schwierigkeiten hatte meinen Blick von ihrem Ausschnitt zu nehmen. „Er ist zweimaliger FCI Worldchampion im Mondioring. Solange du lieb bist, ist er auch brav. Solltest du aber nur eine falsche Bewegung in meine Richtung machen, wird er zubeißen.“

Ich nahm meine Hand von seinem Kopf. Dann wollte ich meine Hand doch lieber nicht in seiner Nähe haben.

„Aber jetzt lass uns duschen gehen, ich habe Hunger! Und du ja sicherlich auch, oder?“

Hatte sie jetzt gerade das Wort UNS und DUSCHEN in einem Satz gesagt?

Mit einer geschmeidigen Bewegung war sie aufgestanden und aus der Tür gelaufen, dicht gefolgt vom Wischmopp. Meine Augen klebten förmlich an ihrer Gestalt. Obwohl das Hemd, das sie trug ihr viel zu groß war, und deshalb eigentlich fast gar nichts von ihren Rundungen preisgab, war es verdammt sexy.

Hastig sprang ich aus dem Bett und folgte ihr.

Sie war nach links verschwunden. Ich trat durch eine weitere Tür und stand in einem kleinen Flur. Geradezu schien eine Küche zu sein. Rechts war eine Glastür. Die Tür links war nur angelehnt und ich konnte Licht durch den Spalt sehen.

Zögerlich öffnete ich die Tür und trat in das kleine Bad. Es gab eine Wanne, eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken. Kein Fenster. Mein Wachhund stand mit dem Rücken zu mir und legte irgendetwas auf den Toilettendeckel. Ihr Hund war nicht zu sehen.

Kurzzeitig spielte ich mit dem Gedanken sie zu packen. Aber selbst wenn ich sie in meiner Gewalt hatte, löste das die anderen Probleme nicht. Der Wischmopp. Die verschlossene Tür. Was weiß ich wie viele Idioten, die dahinter warteten. Und es bestand ja auch die Möglichkeit, dass sie irgendwo darunter ihre Waffe trug...

„Ich hab dir frische Klamotten hingelegt. Handtücher sind hinter der Tür.“, riss sie mich aus meinen Gedanken. Sie stand direkt vor mir und grinste, als ich sie irritiert anblickte.

„Du bleibst nicht hier?“, rutschte es mir ohne nachzudenken raus.

Marie lächelte belustigt. „Willst du, dass ich dir beim Duschen zugucke?“ Sie legte eine Hand auf meine Brust und biss sich auf die Unterlippe. „Oder wolltest du mit mir zusammen duschen?“

Super Cullen! Erst nachdenken, dann reden, wäre mal ganz gut zur Abwechslung...

Plötzlich war ihre Hand an meinem Kinn, sie zog mich zu sich herunter und drückte kurz ihr Lippen auf meine. „Heute nicht, Baby!“

Mein ganzer Körper stand sofort unter Spannung...meine Lippen kribbelten...

„Ich geh’ Frühstück machen!“, rief sie und lief an mir vorbei. Die Tür hinter sich ließ sie offen.

Ich starrte eine geschlagene Minute einfach nur vor mich hin.

Was zur Hölle war das? Warum...warum hatte sie mich geküsst?

Ich beschloss erstmal zu duschen und nicht weiter darüber nachzudenken. Vielleicht wollte sie mich einfach bloß reizen... So wie mit dem Massieren gestern.

Aber zur Hölle, es hatte sich so gut angefühlt! Ich spürte noch immer ihre sanfte Berührung, schmeckte noch immer ihre süßen Lippen. Beim Gedanken daran wurde ich sofort hart.

Scheiße, was stellt(e) die Kleine bloß mit mir an? Wie soll ich nur mehrere Monate mit ihr überstehen?-

Ich stellte die Dusche auf ganz kalt und versuchte mir mit dem Wasser alle Gedanken an ihren Körper aus dem Kopf zu spülen.

Nach dem Duschen trocknete ich mich ab und zog mich an. Sie hatte mir eine Jeans und ein langärmliges V-Neck-Shirt hingelegt. Dazu Chucks. Die Sachen passten perfekt und ich versuchte mir nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen, wie sie an meine Größe gekommen war.

Ich trat hinaus in den Flur und dann in den Raum, wo ich die Küche vermutete. Es war ein länglicher Raum, links stand die Küchenzeile, rechts stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Auf der Stirnseite war ein Oberlicht.

Auf dem Tisch war für zwei Personen gedeckt. Der Geruch von frischen Brötchen und Kaffee stieg mir in die Nase. Mein Wachhund stand dahinter und schien gerade den Wischmopp zu füttern. Sie trug eine Jeans und ein Shirt. Schade, an das Hemd hätte ich mich gewöhnen können. Auf ihrem Rücken liefen die Riemen ihres Holsters.

„Setz' dich!“, sie drehte sich um, lächelte mir zu und zog sich den hinteren Stuhl zurück, um darauf Platz zu nehmen.

Zögerlich setzte ich mich auf den anderen Stuhl. Irgendwie war diese ganze Situation grotesk. Ich saß hier, mit sexy-Wachhund-Marie, die mir gestern zweimal ihre Waffe an den Kopf gehalten hatte, und wollte frühstücken. Als wären wir ein altes Ehepaar und nicht Geisel und Geiselnehmer.

Was soll’s Cullen, du hättest es wirklich schlechter treffen können...ein süßes Mädchen... Frühstück... Kaffee ...was braucht Mann mehr?

Schlagartig wurde mir klar, dass ich noch nie im Leben mit einem Mädchen, abgesehen von meiner Schwester vielleicht, zusammen gefrühstückt hatte. Unwillkürlich musste ich grinsen.

„Was ist so komisch?“, fragte sie, zog eine Augenbraue hoch und griff nach der Kaffeekanne.

„Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch nie mit einem Mädchen zusammen gefrühstückt habe.“

„Noch nie?“, fragte sie, sichtlich überrascht. „Nicht einmal mit deiner Verlobten?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nicht einmal mit ihr.“

„Mhmmm.“, machte sie und zog die Unterlippe zwischen die Zähne. „Vermutlich hast du auch noch nie mit jemanden gefrühstückt, der auf der Most-wanted-Liste vom FBI steht, oder?“

„Nein, das auch nicht.“ Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Vorsichtig griff ich nach der Tasse mit dem heißen Kaffee. Sie hatte zwei Stück Zucker und Milch reingemacht, aber ich versuchte mir keine Gedanken darüber zu machen, warum sie wusste, wie ich meinen Kaffee mag.

„Ich habe noch nie mit jemandem gefrühstückt, dem ich am Abend zuvor meine Sig Sauer an den Kopf gehalten habe.“, warf sie auf einmal ein.

Fast hätte ich mich an meinem Kaffee verschluckt. „Wollten die dann nicht mehr?“, fragte ich hustend.

„Nö!“, sagte sie und biss von ihrem Brötchen ab. „Die waren eigentlich nicht mehr dazu in der Lage.“

Ich schluckte.

War das jetzt ein gutes Zeichen? Oder eher ein schlechtes?

„Verrätst...verrätst du mir deinen richtigen Namen?“, fragte ich nach einer Weile.

„Sicher.“, murmelte sie kauend. „Isabella, Marie ist mein zweiter Vorname.“ Ihr Blick bohrte sich in meinen.

Isabella.....Bella...die Schöne...






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Muse „Feeling good“



Mondioring

1 Kommentar:

  1. wow :) jetzt kennt Edward Bellas richtigen Namen :) :) und sie Frühstücken zusammen!!! Wow ich glaube mal das das ein gutes Zeichen ist :)

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