2 I think I am in trouble
EPOV
Geschockt von ihrer Aussage, starrte ich sie mit offenem Mund an.
Die nächsten zehn, zwölf Monate? Wie soll ich das überstehen? Hier? Mit...ihr?
Sie legte einen Finger unter mein Kinn und drückte meinen Unterkiefer nach oben.
„Wir werden uns schon vertragen!“, murmelte sie fröhlich. „Und jetzt zieh dich aus, damit ich dich weiter versorgen kann!“ Auffordernd blickte sie mich an.
Ausziehen? Vor ihr? Das konnte nicht ihr Ernst sein!
Als ich keinerlei Anstalten machte mich auszuziehen, verengte sie die Augen. Sie knurrte leise, zog die Waffe aus dem Holster und richtete sie auf meinen Kopf.
„Ausziehen!“, kommandierte sie, „Die Unterhose kannst du anlassen!“
Sie würde doch nicht etwa...Nein...sie brauchen mich doch als Druckmittel....tot bin ich wertlos.
Ich entschied es darauf ankommen zu lassen. Ich war mir sicher, dass sie mich nicht umbringen würde.
Sie knurrte erneut und schüttelte den Kopf. „Hör zu, Baby, ich kann dir das gesamte Magazin in den Körper pumpen ohne dich zu töten. Und ich werde dir mit Freuden die Kugeln dann wieder entfernen, ohne Narkose versteht sich.“
Scheiße, daran hatte ich nicht gedacht...
„Oder du bist jetzt lieb und ziehst dich endlich aus, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit!“, ihre Stimme klang genervt.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Ja?“, knurrte sie und warf mir einen bösen Blick zu, bevor sie sich zur Tür wandte.
„Ich soll dir Seth vorbei bringen!“, tönte eine männliche Stimme durch die Tür. Ihre Augen bekamen einen ganz eigenartigen Glanz und sie huschte zur Tür.
Sie öffnete diese ein Stück weit. Alles was ich erkennen konnte, war ein Stück Fell. Ein großes, zotteliges Stück Fell. Möglicherweise ein Braunbär oder so etwas.
Mein Wachhund schloss die Tür wieder und kniete sich hin. Der Bärenverschnitt versuchte ihr das Gesicht abzulecken, fiepte aber, als er die störende Maske bemerkte.
„Ich mag das Ding auch nicht, Süßer! Wir schmusen später, okay? Nun komm!“ Ihre Stimme klang ganz anders, als sie mit dem Wischmopp auf vier Pfoten sprach. So weich und sanft.
„Nun zurück zu dir, Baby!“, schlagartig hatte ihre Tonart wieder die alte Härte angenommen. „Ziehst du dich jetzt endlich aus, oder soll ich dir helfen?“ Dabei wedelte sie mit ihrer Pistole hin und her. Ich glaubte Spott in ihren Augen zu sehen.
Seufzend ließ ich mich vom Tisch rutschen und begann mein Hemd aufzuknöpfen. Marie – ich war mir zwar sicher, dass das nicht ihr richtiger Name war, aber ich musste sie ja irgendwie nennen – lehnte am Schreibtisch. Die Pistole hatte sie zurück in das Holster geschoben. Das Fellbündel hatte ich inzwischen als Hund identifiziert. Altdeutscher Schäferhund, wenn mich nicht alles täuschte. Er saß direkt neben ihr und ließ sich den Kopf kraulen.
Als ich das Hemd komplett geöffnete hatte, klebte für eine Sekunde ihr Blick an meiner Brust. Unwillkürlich musste ich etwas grinsen. Dank Fitnessstudio war ich durchtrainiert. Was sollte ich denn sonst den ganzen Tag über tun. Um mein Jurastudium kümmerte ich so gut wie nie, höchstens mal nachsehen, was so für Parties angesagt waren. Im Fitnessstudio seinen Tag zu verbringen war viel angenehmer als trockenen Vorlesungen zu lauschen. Und schließlich standen die Frauen darauf. Nicht mal mein Wachhund konnte sich anscheinend meiner Wirkung entziehen.
Ich legte das Hemd auf den Tisch und zog mir die Schuhe aus. Dann entfernte ich auch noch Hose und Socken.
„Zufrieden?“, brummte ich und setzte mich wieder auf den Tisch.
Langsam kam sie zu mir herüber und griff an mein Kinn. „So ist es brav!“, schnurrte sie leise und lies die Finger der anderen Hand über meine Brust streifen. Mein Körper reagierte sofort auf ihre sanften Berührungen.
Denk’ an was anderes...Denk' an was anderes...konzentrier' dich nicht auf ihren sanften Fingerspitzen...
Ich murmelte gedanklich mein Mantra vor mich hin, aber scheiterte kläglich. Auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Und jemand, den ich jetzt gar nicht gebrauchen konnte, erwachte zum Leben.
Emmetts stinkende Schuhe...Emmetts stinkende Schuhe...
Doch nicht mal die halfen.
Ich wurde hart. Und wie. Nur von der sanften Berührung ihrer Fingerspitzen. Mein gesamter Körper schrie nach mehr...schien sich förmlich nach ihren Berührungen zu verzehren. Als sie plötzlich von mir abließ, atmete ich erleichtert auf.
Sie trat einen Schritt zurück und ließ ihren Blick über meinen gesamten Körper wandern.
Plötzlich schnalzte sie mit der Zunge. „Dein wichtigstes Körperteil scheint keinen Schaden genommen zu haben!“, bemerkte sie mit einem Nicken in Richtung meiner Boxershorts. „Schade eigentlich.“, seufzte sie theatralisch. „Um ihn hätte ich mich ganz besonders gekümmert!“
Natürlich hatte sie die Beule in meiner Shorts bemerkt. Ich senkte den Blick, wollte nicht die Genugtuung in ihren Augen sehen.
Unerwartet schnell stand sie wieder vor mir und hob mein Kinn mit einem Finger an, so dass ich ihr in die Augen sehen musste.
„Kein Grund sich zu schämen, Baby!“, sagte sie kichernd. „Sei froh, den letzten'Gast’ hätten die zwei aus Versehen fast kastriert.
Ihre Hände strichen wieder über meinen Brust und wanderten über meinen Bauch hinab zu meinen Shorts. Ich sog zischend die Luft ein, als ihre Hand plötzlich zärtlich über meine Beule strich.
„Du wirst ihn zwar eine Weile nicht brauchen, denn unsere Frauenquote ist mehr als miserabel, aber es ist doch gut zu wissen, dass er im Falle eines Falles noch einsatzbereit wäre.“, ihre Stimme hatte plötzlich einen rauen Ton angenommen und sie massierte mich mit sanftem Druck.
Genießerisch schloss ich die Augen und zog meine Unterlippe zwischen die Zähne.
„Das gefällt dir, oder?“, flüsterte sie gefährlich nah an meinem Ohr, ohne mit der Massage aufzuhören.
Ich konnte nur stumm nicken. Obwohl sie mich nur durch die Hose streichelte, machte es mich halb wahnsinnig. Mir schossen tausende Bilder in den Kopf. Ich wollte sie. Nackt. Unter mir. Am besten gleich.
Doch so unerwartet wie es anfing, endete es auch wieder. Plötzlich waren ihre talentierten Hände verschwunden. Zögerlich öffnete ich wieder die Augen und traf auf ihren belustigten Blick.
„Ich fand es auch sehr interessant, Baby!“, kicherte sie und stupste mir mit dem Finger auf die Nase. „Hätte nicht damit gerechnet, dass du so intensiv reagierst. Dein letzter Sex ist doch erst ein paar Stunden her!“
Sie hatte sich meinen linken Arm geschnappt und begutachtete die Blutergüsse darauf.
Entsetzt starrte ich sie an.
Woher...
Von der Nummer wussten doch nur die kleinen Bedienung, die ich in die Besenkammer gezerrt hatte, und ich.
„Es ist aber wirklich nicht nett eine andere zu vögeln, während die eigene Verlobte am Tisch auf einen wartet!“, sagte sie gespielt ernst, konnte aber ein Grinsen nicht ganz unterdrücken.
Sie sah kurz auf, zwinkerte mir zu und wandte sich dann meinem anderen Arm zu.
„Woher...woher weißt du das?“, fragte ich irritiert.
Sie sah mich an, als würde ich etwas Offensichtliches verpassen.
„Erstens, Baby, haben wir dich beobachtet. Und das gründlich. Sehr gründlich. Ich hab hier irgendwo eine Aufstellung von dem, was du die letzten drei Monate wann, wie, und vor allem mit wem getan hast. Oder besser gesagt getrieben hast. Zweiundzwanzig verschieden Bräute in zwölf Wochen ist echt nicht schlecht.“
Ich musste schlucken. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Wenn das an die Öffentlichkeit dringen würde, wäre ich geliefert. Mein Vater würde mich eigenhändig einen Kopf kürzer machen.
„Alleine neun in den letzten drei Wochen!“, fuhr sie fort. „Wobei die gute Hälfte davon von uns auf dich angesetzt wurde. Unter anderem auch die Bedienung heute!“
Sie trat hinter mich und widmete sich den Blutergüssen auf meinem Rücken.
„Warum habt ihr Frauen auf mich angesetzt?“, fragte ich beunruhigt.
„Ganz einfach, Baby. Drei Sachen!“, sie machte eine kurze Pause. „Erstens: Fotos!“
Scheiße!
„Zweitens: Videos.“
Noch mehr Scheiße!
„Drittens: hat dir dein Quickie heute eine Dosis Schlafmittel verpasst.“
Was zur Hölle?
„Wie das?“, fragte ich überrumpelt. Ich hatte doch nichts geschluckt oder getrunken. Und den Wein und das Wasser hatten Tanya und ich gemeinsam getrunken.
„Mhm.“, machte sie hinter mir. „Willst du es wirklich wissen?“
Ich nickte unsicher.
„Mir ist beim Ansehen deiner unfreiwilligen Sexvideos was aufgefallen...“
Sie hatte sich die Videos mit mir angesehen? Oh! Super! Sie hatte sich wahrscheinlich mit Popcorn vor den Fernseher gesetzt und das Schauspiel genossen.
„Du leckst den Mädels gerne über den Hals. Ist anscheinend so eine Marotte von dir.“
Worauf wollte sie hinaus? Was hatte das mit dem Schlafmittel zu tun?
„Und da hatte ich eine Idee.“ Sie fuhr mit dem Finger meinen Nacken entlang und ich erschauderte.
„Es war auf ihrer Haut, Baby!“, flüsterte sie mir uns Ohr und ließ ihren Finger meine Wirbelsäule hinab gleiten.
Ich versteifte mich unter ihrer Berührung. Einerseits genoss ich jede einzelne, anderseits machten mir die Reaktionen meines Körpers Angst. So intensiv hatte ich noch nie bei jemandem reagiert.
„Auf ihrer Haut?“, fragte ich mit zittriger Stimme. „Aber ich habe doch gar nichts geschmeckt!“ Ich ließ im Kopf die ganze Nummer mit...keine Ahnung wie sie eigentlich hieß...Revue passieren. Mir war nichts besonderes aufgefallen. Ich konnte mich nicht mal richtig daran erinnern, sie in irgendeiner Weise abgeleckt zu haben.
„Dann hätte ich meinen Job ja nicht gut gemacht!“, erwiderte sie, während sie meinen Rücken mit irgendeiner Salbe behandelte.
„Du hast sie...präpariert?“, fragte ich entsetzt. „Ich dachte du bist mein Wachhund!“
Sie hielt kurz beim Eincremen inne. „Ich bin anscheinend das Mädchen für alles!“, schnaubte sie mürrisch.
„Woher kannst du das alles eigentlich?“, fragte ich, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Ich hatte ja vorhin gesehen wie schnell sie bereit war, die Waffe einzusetzen und hatte keine Lust sie wütend zu erleben. Jedenfalls solange sich ihr Wut gegen mich richtete.
„Was alles?“, fragte sie ohne mit dem Cremen aufzuhören. Das Gefühl ihrer Hände auf meiner Haut war, trotz der Handschuhe die sie trug, einfach fantastisch. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte laut geschnurrt.
„Na das ganze Doktorzeugs. Du hast nicht zum ersten Mal eine Wunde genäht, oder?“ Nach der Pistole fragte ich sie lieber nicht. Auch nicht, wo man lernte jemanden mit einem Handgriff zu Boden zu befördern.
Sie kam um den Tisch herum gelaufen, setzte sich neben mich auf die Tischkante und widmete sich wieder meinen Armen. Es war fast schade, das meine Beine verschont geblieben waren.
„Ich habe in Bristol studiert.“, sagte sie leise und ohne aufzusehen. Es sah fast so aus, als wäre ihr das peinlich.
„Bristol?“, hakte ich nach. „Du hast in England studiert?“
Sie nickte kurz.
„Aber du hast keinen britischen Akzent. Du bist hier geboren.“
Erneutes Nicken.
Ich war wirklich erstaunt, dass sie so viel von sich preisgab.
„War bestimmt teuer.“
„Stipendium.“, murmelte sie. „Obwohl Geld keine Rolle gespielt hätte.“
„Stipendium? Dann warst du … gut?“ Ich versuchte so viel wie möglich über sie heraus zu bekommen. Vielleicht würde es mir irgendwann nützen. Und ehrlich gesagt wollte ich einfach mehr über sie erfahren. Was sie hier tat. Warum sie das tat. Wie ihr richtiger Name war. Wie sie unter der Maske aussah. Wie sie unter den gottverdammten Klamotten aussah.
Sie zögerte einen Moment, ehe sie antwortete. So als würde sie abwägen, ob es gefährlich für sie wäre. Mit einem kleinen Seufzen blickte sie auf. „Jahrgangsbeste.“
JAHRGANGSBESTE? Und sie war hier? Und arbeitete für das organisierte Verbrechen?
Langsam stand sie auf und streifte die Handschuhe ab. „Bis auf ein paar Prellungen und Quetschungen bist du relativ unbeschadet davon gekommen. Die Wunde auf deiner Stirn wird anfangs eine kleinen Narbe hinterlassen, die aber mit der Zeit verblassen wird.“
„Warum bist du dann...hier?“, fragte ich unverblümt. Ich musste einfach wissen, was sie dazu getrieben hatte. Um sie hatten sich mit Sicherheit die Krankenhäuser gerissen.
Langsam ließ sie ihren Blick durch das Zimmer streifen, bis sie an meinen Augen hängen blieb. Ihr Blick wirkte traurig. Als hätte ich irgendeine schmerzlicher Erinnerung hervorgerufen.
„Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht weg von hier.“, ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Du ahnst nicht, wie fest ich gebunden bin.“
Ihr Hund, der die ganze Zeit neben dem Schreibtisch gelegen hatte, lief zu ihr und stupste sie mit der Nase an. Er schien ihre schlechte Stimmung zu spüren. Schlagartig hellte sich ihr Gesicht wieder etwas auf und sie begann ihm abwesend den Kopf zu kraulen.
Wenn Hals ablecken eine Marotte von mir war, ihre war definitiv dem Wischmopp den Kopf zu streicheln.
„Wir sollten jetzt schlafen gehen.“, sagte sie unvermittelt und ging an mir vorbei. „Komm ich zeig dir dein Zimmer.“
Ich ließ mich vom Tisch gleiten und folgte ihr barfuß. In der Ecke, die bis jetzt vor meinem Blick verborgen gewesen war, befand sich ein Durchgang. Sie ging hinein und öffnete linker Hand eine Tür.
Summend schaltete sich die Neonbeleuchtung ein. Der Raum dahinter war etwa zwei mal vier Meter groß. In ihm standen ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl und es gab eine Toilette. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein Oberlicht, durch das ich aber nur Dunkelheit erkennen konnte.
Auf dem Bett lagen ein Shirt und eine Hose. Davor standen Turnschuhe.
Mein Wachhund war mitten im Zimmer stehen geblieben.
„Hier wirst du schlafen. Das Fenster ist vergittert. Die Tür schließe ich ab. Nach Fluchtmöglichkeiten brauchst du gar nicht erst zu suchen. Falls etwas ist, ruf einfach laut. Ich schlafe nicht weit weg. Seth hört dich ganz bestimmt.“
Sie drängelte sich an mir vorbei und schloss die Gittertür. Beim Reinkommen hatte ich sie noch für eine normale Tür gehalten.
„Schlaf gut, Baby!“, rief sie und warf mir eine Kusshand zu, bevor sie das Licht löschte.
Ich ließ mich auf das Bett fallen.
Oh Mann, was sollte das nur werden!
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Muse „Dark Shines“
EPOV
Geschockt von ihrer Aussage, starrte ich sie mit offenem Mund an.
Die nächsten zehn, zwölf Monate? Wie soll ich das überstehen? Hier? Mit...ihr?
Sie legte einen Finger unter mein Kinn und drückte meinen Unterkiefer nach oben.
„Wir werden uns schon vertragen!“, murmelte sie fröhlich. „Und jetzt zieh dich aus, damit ich dich weiter versorgen kann!“ Auffordernd blickte sie mich an.
Ausziehen? Vor ihr? Das konnte nicht ihr Ernst sein!
Als ich keinerlei Anstalten machte mich auszuziehen, verengte sie die Augen. Sie knurrte leise, zog die Waffe aus dem Holster und richtete sie auf meinen Kopf.
„Ausziehen!“, kommandierte sie, „Die Unterhose kannst du anlassen!“
Sie würde doch nicht etwa...Nein...sie brauchen mich doch als Druckmittel....tot bin ich wertlos.
Ich entschied es darauf ankommen zu lassen. Ich war mir sicher, dass sie mich nicht umbringen würde.
Sie knurrte erneut und schüttelte den Kopf. „Hör zu, Baby, ich kann dir das gesamte Magazin in den Körper pumpen ohne dich zu töten. Und ich werde dir mit Freuden die Kugeln dann wieder entfernen, ohne Narkose versteht sich.“
Scheiße, daran hatte ich nicht gedacht...
„Oder du bist jetzt lieb und ziehst dich endlich aus, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit!“, ihre Stimme klang genervt.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Ja?“, knurrte sie und warf mir einen bösen Blick zu, bevor sie sich zur Tür wandte.
„Ich soll dir Seth vorbei bringen!“, tönte eine männliche Stimme durch die Tür. Ihre Augen bekamen einen ganz eigenartigen Glanz und sie huschte zur Tür.
Sie öffnete diese ein Stück weit. Alles was ich erkennen konnte, war ein Stück Fell. Ein großes, zotteliges Stück Fell. Möglicherweise ein Braunbär oder so etwas.
Mein Wachhund schloss die Tür wieder und kniete sich hin. Der Bärenverschnitt versuchte ihr das Gesicht abzulecken, fiepte aber, als er die störende Maske bemerkte.
„Ich mag das Ding auch nicht, Süßer! Wir schmusen später, okay? Nun komm!“ Ihre Stimme klang ganz anders, als sie mit dem Wischmopp auf vier Pfoten sprach. So weich und sanft.
„Nun zurück zu dir, Baby!“, schlagartig hatte ihre Tonart wieder die alte Härte angenommen. „Ziehst du dich jetzt endlich aus, oder soll ich dir helfen?“ Dabei wedelte sie mit ihrer Pistole hin und her. Ich glaubte Spott in ihren Augen zu sehen.
Seufzend ließ ich mich vom Tisch rutschen und begann mein Hemd aufzuknöpfen. Marie – ich war mir zwar sicher, dass das nicht ihr richtiger Name war, aber ich musste sie ja irgendwie nennen – lehnte am Schreibtisch. Die Pistole hatte sie zurück in das Holster geschoben. Das Fellbündel hatte ich inzwischen als Hund identifiziert. Altdeutscher Schäferhund, wenn mich nicht alles täuschte. Er saß direkt neben ihr und ließ sich den Kopf kraulen.
Als ich das Hemd komplett geöffnete hatte, klebte für eine Sekunde ihr Blick an meiner Brust. Unwillkürlich musste ich etwas grinsen. Dank Fitnessstudio war ich durchtrainiert. Was sollte ich denn sonst den ganzen Tag über tun. Um mein Jurastudium kümmerte ich so gut wie nie, höchstens mal nachsehen, was so für Parties angesagt waren. Im Fitnessstudio seinen Tag zu verbringen war viel angenehmer als trockenen Vorlesungen zu lauschen. Und schließlich standen die Frauen darauf. Nicht mal mein Wachhund konnte sich anscheinend meiner Wirkung entziehen.
Ich legte das Hemd auf den Tisch und zog mir die Schuhe aus. Dann entfernte ich auch noch Hose und Socken.
„Zufrieden?“, brummte ich und setzte mich wieder auf den Tisch.
Langsam kam sie zu mir herüber und griff an mein Kinn. „So ist es brav!“, schnurrte sie leise und lies die Finger der anderen Hand über meine Brust streifen. Mein Körper reagierte sofort auf ihre sanften Berührungen.
Denk’ an was anderes...Denk' an was anderes...konzentrier' dich nicht auf ihren sanften Fingerspitzen...
Ich murmelte gedanklich mein Mantra vor mich hin, aber scheiterte kläglich. Auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Und jemand, den ich jetzt gar nicht gebrauchen konnte, erwachte zum Leben.
Emmetts stinkende Schuhe...Emmetts stinkende Schuhe...
Doch nicht mal die halfen.
Ich wurde hart. Und wie. Nur von der sanften Berührung ihrer Fingerspitzen. Mein gesamter Körper schrie nach mehr...schien sich förmlich nach ihren Berührungen zu verzehren. Als sie plötzlich von mir abließ, atmete ich erleichtert auf.
Sie trat einen Schritt zurück und ließ ihren Blick über meinen gesamten Körper wandern.
Plötzlich schnalzte sie mit der Zunge. „Dein wichtigstes Körperteil scheint keinen Schaden genommen zu haben!“, bemerkte sie mit einem Nicken in Richtung meiner Boxershorts. „Schade eigentlich.“, seufzte sie theatralisch. „Um ihn hätte ich mich ganz besonders gekümmert!“
Natürlich hatte sie die Beule in meiner Shorts bemerkt. Ich senkte den Blick, wollte nicht die Genugtuung in ihren Augen sehen.
Unerwartet schnell stand sie wieder vor mir und hob mein Kinn mit einem Finger an, so dass ich ihr in die Augen sehen musste.
„Kein Grund sich zu schämen, Baby!“, sagte sie kichernd. „Sei froh, den letzten'Gast’ hätten die zwei aus Versehen fast kastriert.
Ihre Hände strichen wieder über meinen Brust und wanderten über meinen Bauch hinab zu meinen Shorts. Ich sog zischend die Luft ein, als ihre Hand plötzlich zärtlich über meine Beule strich.
„Du wirst ihn zwar eine Weile nicht brauchen, denn unsere Frauenquote ist mehr als miserabel, aber es ist doch gut zu wissen, dass er im Falle eines Falles noch einsatzbereit wäre.“, ihre Stimme hatte plötzlich einen rauen Ton angenommen und sie massierte mich mit sanftem Druck.
Genießerisch schloss ich die Augen und zog meine Unterlippe zwischen die Zähne.
„Das gefällt dir, oder?“, flüsterte sie gefährlich nah an meinem Ohr, ohne mit der Massage aufzuhören.
Ich konnte nur stumm nicken. Obwohl sie mich nur durch die Hose streichelte, machte es mich halb wahnsinnig. Mir schossen tausende Bilder in den Kopf. Ich wollte sie. Nackt. Unter mir. Am besten gleich.
Doch so unerwartet wie es anfing, endete es auch wieder. Plötzlich waren ihre talentierten Hände verschwunden. Zögerlich öffnete ich wieder die Augen und traf auf ihren belustigten Blick.
„Ich fand es auch sehr interessant, Baby!“, kicherte sie und stupste mir mit dem Finger auf die Nase. „Hätte nicht damit gerechnet, dass du so intensiv reagierst. Dein letzter Sex ist doch erst ein paar Stunden her!“
Sie hatte sich meinen linken Arm geschnappt und begutachtete die Blutergüsse darauf.
Entsetzt starrte ich sie an.
Woher...
Von der Nummer wussten doch nur die kleinen Bedienung, die ich in die Besenkammer gezerrt hatte, und ich.
„Es ist aber wirklich nicht nett eine andere zu vögeln, während die eigene Verlobte am Tisch auf einen wartet!“, sagte sie gespielt ernst, konnte aber ein Grinsen nicht ganz unterdrücken.
Sie sah kurz auf, zwinkerte mir zu und wandte sich dann meinem anderen Arm zu.
„Woher...woher weißt du das?“, fragte ich irritiert.
Sie sah mich an, als würde ich etwas Offensichtliches verpassen.
„Erstens, Baby, haben wir dich beobachtet. Und das gründlich. Sehr gründlich. Ich hab hier irgendwo eine Aufstellung von dem, was du die letzten drei Monate wann, wie, und vor allem mit wem getan hast. Oder besser gesagt getrieben hast. Zweiundzwanzig verschieden Bräute in zwölf Wochen ist echt nicht schlecht.“
Ich musste schlucken. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Wenn das an die Öffentlichkeit dringen würde, wäre ich geliefert. Mein Vater würde mich eigenhändig einen Kopf kürzer machen.
„Alleine neun in den letzten drei Wochen!“, fuhr sie fort. „Wobei die gute Hälfte davon von uns auf dich angesetzt wurde. Unter anderem auch die Bedienung heute!“
Sie trat hinter mich und widmete sich den Blutergüssen auf meinem Rücken.
„Warum habt ihr Frauen auf mich angesetzt?“, fragte ich beunruhigt.
„Ganz einfach, Baby. Drei Sachen!“, sie machte eine kurze Pause. „Erstens: Fotos!“
Scheiße!
„Zweitens: Videos.“
Noch mehr Scheiße!
„Drittens: hat dir dein Quickie heute eine Dosis Schlafmittel verpasst.“
Was zur Hölle?
„Wie das?“, fragte ich überrumpelt. Ich hatte doch nichts geschluckt oder getrunken. Und den Wein und das Wasser hatten Tanya und ich gemeinsam getrunken.
„Mhm.“, machte sie hinter mir. „Willst du es wirklich wissen?“
Ich nickte unsicher.
„Mir ist beim Ansehen deiner unfreiwilligen Sexvideos was aufgefallen...“
Sie hatte sich die Videos mit mir angesehen? Oh! Super! Sie hatte sich wahrscheinlich mit Popcorn vor den Fernseher gesetzt und das Schauspiel genossen.
„Du leckst den Mädels gerne über den Hals. Ist anscheinend so eine Marotte von dir.“
Worauf wollte sie hinaus? Was hatte das mit dem Schlafmittel zu tun?
„Und da hatte ich eine Idee.“ Sie fuhr mit dem Finger meinen Nacken entlang und ich erschauderte.
„Es war auf ihrer Haut, Baby!“, flüsterte sie mir uns Ohr und ließ ihren Finger meine Wirbelsäule hinab gleiten.
Ich versteifte mich unter ihrer Berührung. Einerseits genoss ich jede einzelne, anderseits machten mir die Reaktionen meines Körpers Angst. So intensiv hatte ich noch nie bei jemandem reagiert.
„Auf ihrer Haut?“, fragte ich mit zittriger Stimme. „Aber ich habe doch gar nichts geschmeckt!“ Ich ließ im Kopf die ganze Nummer mit...keine Ahnung wie sie eigentlich hieß...Revue passieren. Mir war nichts besonderes aufgefallen. Ich konnte mich nicht mal richtig daran erinnern, sie in irgendeiner Weise abgeleckt zu haben.
„Dann hätte ich meinen Job ja nicht gut gemacht!“, erwiderte sie, während sie meinen Rücken mit irgendeiner Salbe behandelte.
„Du hast sie...präpariert?“, fragte ich entsetzt. „Ich dachte du bist mein Wachhund!“
Sie hielt kurz beim Eincremen inne. „Ich bin anscheinend das Mädchen für alles!“, schnaubte sie mürrisch.
„Woher kannst du das alles eigentlich?“, fragte ich, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Ich hatte ja vorhin gesehen wie schnell sie bereit war, die Waffe einzusetzen und hatte keine Lust sie wütend zu erleben. Jedenfalls solange sich ihr Wut gegen mich richtete.
„Was alles?“, fragte sie ohne mit dem Cremen aufzuhören. Das Gefühl ihrer Hände auf meiner Haut war, trotz der Handschuhe die sie trug, einfach fantastisch. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte laut geschnurrt.
„Na das ganze Doktorzeugs. Du hast nicht zum ersten Mal eine Wunde genäht, oder?“ Nach der Pistole fragte ich sie lieber nicht. Auch nicht, wo man lernte jemanden mit einem Handgriff zu Boden zu befördern.
Sie kam um den Tisch herum gelaufen, setzte sich neben mich auf die Tischkante und widmete sich wieder meinen Armen. Es war fast schade, das meine Beine verschont geblieben waren.
„Ich habe in Bristol studiert.“, sagte sie leise und ohne aufzusehen. Es sah fast so aus, als wäre ihr das peinlich.
„Bristol?“, hakte ich nach. „Du hast in England studiert?“
Sie nickte kurz.
„Aber du hast keinen britischen Akzent. Du bist hier geboren.“
Erneutes Nicken.
Ich war wirklich erstaunt, dass sie so viel von sich preisgab.
„War bestimmt teuer.“
„Stipendium.“, murmelte sie. „Obwohl Geld keine Rolle gespielt hätte.“
„Stipendium? Dann warst du … gut?“ Ich versuchte so viel wie möglich über sie heraus zu bekommen. Vielleicht würde es mir irgendwann nützen. Und ehrlich gesagt wollte ich einfach mehr über sie erfahren. Was sie hier tat. Warum sie das tat. Wie ihr richtiger Name war. Wie sie unter der Maske aussah. Wie sie unter den gottverdammten Klamotten aussah.
Sie zögerte einen Moment, ehe sie antwortete. So als würde sie abwägen, ob es gefährlich für sie wäre. Mit einem kleinen Seufzen blickte sie auf. „Jahrgangsbeste.“
JAHRGANGSBESTE? Und sie war hier? Und arbeitete für das organisierte Verbrechen?
Langsam stand sie auf und streifte die Handschuhe ab. „Bis auf ein paar Prellungen und Quetschungen bist du relativ unbeschadet davon gekommen. Die Wunde auf deiner Stirn wird anfangs eine kleinen Narbe hinterlassen, die aber mit der Zeit verblassen wird.“
„Warum bist du dann...hier?“, fragte ich unverblümt. Ich musste einfach wissen, was sie dazu getrieben hatte. Um sie hatten sich mit Sicherheit die Krankenhäuser gerissen.
Langsam ließ sie ihren Blick durch das Zimmer streifen, bis sie an meinen Augen hängen blieb. Ihr Blick wirkte traurig. Als hätte ich irgendeine schmerzlicher Erinnerung hervorgerufen.
„Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht weg von hier.“, ihre Stimme war nur ein Flüstern. „Du ahnst nicht, wie fest ich gebunden bin.“
Ihr Hund, der die ganze Zeit neben dem Schreibtisch gelegen hatte, lief zu ihr und stupste sie mit der Nase an. Er schien ihre schlechte Stimmung zu spüren. Schlagartig hellte sich ihr Gesicht wieder etwas auf und sie begann ihm abwesend den Kopf zu kraulen.
Wenn Hals ablecken eine Marotte von mir war, ihre war definitiv dem Wischmopp den Kopf zu streicheln.
„Wir sollten jetzt schlafen gehen.“, sagte sie unvermittelt und ging an mir vorbei. „Komm ich zeig dir dein Zimmer.“
Ich ließ mich vom Tisch gleiten und folgte ihr barfuß. In der Ecke, die bis jetzt vor meinem Blick verborgen gewesen war, befand sich ein Durchgang. Sie ging hinein und öffnete linker Hand eine Tür.
Summend schaltete sich die Neonbeleuchtung ein. Der Raum dahinter war etwa zwei mal vier Meter groß. In ihm standen ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl und es gab eine Toilette. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein Oberlicht, durch das ich aber nur Dunkelheit erkennen konnte.
Auf dem Bett lagen ein Shirt und eine Hose. Davor standen Turnschuhe.
Mein Wachhund war mitten im Zimmer stehen geblieben.
„Hier wirst du schlafen. Das Fenster ist vergittert. Die Tür schließe ich ab. Nach Fluchtmöglichkeiten brauchst du gar nicht erst zu suchen. Falls etwas ist, ruf einfach laut. Ich schlafe nicht weit weg. Seth hört dich ganz bestimmt.“
Sie drängelte sich an mir vorbei und schloss die Gittertür. Beim Reinkommen hatte ich sie noch für eine normale Tür gehalten.
„Schlaf gut, Baby!“, rief sie und warf mir eine Kusshand zu, bevor sie das Licht löschte.
Ich ließ mich auf das Bett fallen.
Oh Mann, was sollte das nur werden!
---
Muse „Dark Shines“
oh wie süß!
AntwortenLöschenhey!!!
AntwortenLöschenmuss ja sagen, dass ich schon jetzt kaum erwarten, kann wie es weitergeht und was du dir ausgedacht hast :) Bella aka Marie im Organisierten Verbrechen! Wow auf sowas muss man erstmal kommen :)
so jetzt lese ich weiter!!
Lg Bethi